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Ursachen, wenn sie von Kühen gefressen werden, Schmerzen in den Gedärmen und erzeugen eine blutige, ekelhafte Milch. Die Vertilgung dieser Giftpflanze muss .daher mit allen Kräften angestrebt werden. Auch wir Gärtner, besonders solche, die nebenher Ackerbau und Vieh zucht treiben, sollten uns bemühen, dieses Unkraut, überall wo es in den Wiesen vorkommt, auszurotten. Ein praktischer Landwirt empfiehlt folgende Mittel zur Vertilgung. Als ganz geeignete Zeit wird das Früh jahr empfohlen, wenn die Zwiebel die ersten Blätter hervorbringt. Mittelst eines Stockes, welcher mit einer starken Spitze versehen ist, durchsticht man die Pflanze, indem man schräg in die unter der Erde befindliche Zwiebel stösst, um auf diese Art ein Absterben zu verursachen. In lockerem Boden kann man die Zwiebeln auch mit der Hand ausreissen. Allerdings muss hierbei Vorsicht geübt werden. Die mit der Ausrottung dieses lästigen und gefährlichen Unkrautes betrauten Leute müssen, wenn die Arbeit vollbracht, eine tüchtige Waschung der Hände vornehmen, sich aber besonders hüten, Speisen anzurühren, bevor sie die Hände ge waschen haben. Hautentzündungen, Augenleiden, sogar Krämpfe können eintreten, wenn diese Vorsicht nicht beobachtet wird. Ohne Frage gewährt eine Wiese, auf welcher Colchicum in Mengen blühen, einen reizenden Anblick, besonders der Laie, welchem die Gefährlichkeit dieser Giftpflanze nicht bekannt ist, wird entzückt sein, wenn er eine solche Wiese mit abertausenden der Herbst zeitlose sieht. Trotzdem „Tod“ dem Colchicum, Nachschrift der Redaktion, Wenn hier der wildwachsenden Herbstzeitlose aus wirtschaftlichen Gründen der Untergang geschworen wird, so ist damit ein Aufgeben der gärtnerischen Kultur nicht zu ver stehen, denn im Ziergarten kann dieses hübsche Knollen gewächs sehr wohl einen Platz finden, zumal es, wie wir im Artikel von Carl Foerster in Nr. 35, Seite 538 gelesen haben, jezt auch eine weisse gefüllte Varietät, Colchicum autumnale fl. albo pleno, giebt, deren Blüten, weil sehr haltbar, für den Schnitt geeignet sein sollen. Zur Frage des Erwerbsobstbaues. Von O. Janorschke in Oberglogau. ange machen gilt hier nicht, denn eines schickt' sich nicht für alle, muss man sagen, wenn man den Artikel in No. 41 auf S. 631 liest. Wohl mögen die Ver hältnisse in der Köstritzer Gegend für Obsterträge nicht so rosige sein, soll man aber deshalb den warnenden Finger erheben, um Andere nachdenklich zu machen ? Es gibt heute noch viele tausende von Hektaren, die man mit Obstbäumen be pflanzen könnte und die keine 4000 M. Erwerbspreis kosten. Und selbst bei noch höheren Bodenpreisen rentiert der Obstbau, gleichgültig ob Hoch-, Halb- oder Niederstamm. Vernünftige Zwischenpflanzung von Beerenobst, oder Grasbau, Futterbau, deckt fast die Zinsen des Bodenwertes. Die winzigen Angaben über Bruttoerträge können nur von ungepflegten oder „über pflegten“ Bäumen stammen, denn nach den schlesischen Verhältnissen zu urteilen, sind diese keineswegs mass gebend. Ein 20jähriger Apfel- oder Birnbaum bringt alle 2 Jahre ca. 2 Zentner Früchte, einzelne Sorten tragen fast jährlich. Aber der Preis dieser Ernten hängt von der Güte und dem Aussehen der Sorte ab, und meines Erachtens liegt hier der Fehler, der wie ein schleichendes Gift sich immer weiter verbreitet, ohne dass Jemand ernstlich an Abhilfe denkt: Anbau minder wertiger oder für den Markt ungenügender Sorten I Sehen wir uns eine Reihe schlesischer oder speziell oberschlesischer Obstmärkte an. Was finden wir? Unscheinbare, fade schmeckende Früchte, mindestens vier Wochen vor der Reife gepflückt, wochenlang auf der Bahn und dem Transportwagen herumgeschüttelt, kommen zu tausenden von Zentnern täglich aus Galizien und Ungarn auf unsere Märkte und finden zu beachtenswerten Preisen reissenden Absatz. Hunderte von Wagen, mit russischen Steppenpferden bespannt, sieht man in Reih und Glied aufgepflanzt auf den Wochenmärkten, gefüllt mit Obstkörben, deren Mengen in keiner Einfuhrstatistik erscheinen. Gern zahlt man 10 Pfg. für einen schönen grossen Apfel deutscher Her kunft, aber wer liefert diesen? Die hier gebauten Mengen verschwinden wie der Tropfen im See, und der Delikatessenhändler ist jahraus, jahrein auf Tiroler Obst angewiesen, wenn das amerikanische oder australische nicht billiger kommt. Seit vielen Jahrzehnten gab es nicht so viel Birnen wie dieses Jahr hier, aber die soge nannte prima Tafelware reicht nicht aus, trotzdem der Händler gern 10—20 Mk. p. Zentner zahlt. Und in Aepfeln herrscht hier gänzliche Missernte. Was vor handen ist, ist pilzfleckig. Dafür gab es im Vorjahre eine gesegnete Ernte. Es ist wohl zweifelhaft, ob deutsche Aepfel schönen Ansehens in einer Anzahl Waggons zu haben sein würden, nehmen wir an, tadel lose Landsberger Reinette, Schöner von Boskoop, von Pontoise, Winter-Goldparmäne, Gravensteiner, Prinzen apfel u. a.; später z. B. Bismarckapfel oder ähnlich ge färbte Früchte, Daher soll man nicht vor dem Anbau von Obst warnen, sondern diesen fördern, aber derartig, dass man alle Sorten mit kleinen, unansehnlichen Früchten aus der Anbauliste ausschaltet und besonderen Wert auf haltbares Obst legt, welches dem Konsumenten von Oktober bis in den Winter zu nicht ganz unerschwinglichen Preisen zugänglich gemacht wird. Erst dann verdrängen wir die fremde Einfuhr ganz minderwertiger Ware zu Gunsten des deutschen An bauers. Die Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien sucht den Obsthandel in geregeltere Bahnen zu lenken, so dass anzunehmen ist, in dem nächsten Jahrzehnt bessere Obstverhältnisse in Oberschlesien zu haben. Um noch ein Beispiel „guter“ Pflege zu geben, will ich nicht unterlassen zu bemerken, dass ich einmal Zeuge war, wie man von „sachverständiger“ Seite eine Buschobstpflanzung ausführte, wo jedem Baumloch 25 Pfd., teils mehr, Thomasschlacke und der nötige Kainit zugeteilt wurden. Viel hilft viel, heisst es wohl, aber meine Voraussage traf leider ein, denn man setzte nach zwei Jahren schon neue Bäume. So soll man es nicht machen, wenn auch vom grünen Tische aus eine solche Kraftdüngung gerechtfertigt erscheint, denn Praxis geht über Theorie. Zum Schluss sei bemerkt, dass der Erwerbsobstbau überall rentabel sein wird, wo, selbst bei nicht ganz billigem Bodenerwerb, die Anlagekosten niedrig sind, die dauernde Unterhaltung der Anlage nicht zu nachlässig, aber auch nicht zu kostspielig gehandhabt wird, ein einigermassen nutzbringender Unterbau in den ersten 20 Jahren stattfindet und der Besitzer es versteht, sein Obst in guter Beschaffenheit zu erziehen. Die Absatz gebiete für Obst wird er wohl finden und sicher mit dem Erlös zufrieden sein.