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619 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw« No. 40 dreijährigen Krone, die sowohl von Marquardt- Rathenow wie von der gräflich Sto 11berg'sehen Baum schule, Gross-Cammin, gelöst worden war. Marquardt hatte ferner hochstämmige Rosen in ' gutgezogener Ware ausgestellt, und von Gilew ski- Cüstrin- Kietz imponierten die in Töpfen gezeigten Treib flieder, die anscheinend durch zusagende Düngung eine riesige Laubentwickelung hatten, unbeschadet des Um standes, dass die einjährigen Langtriebe bekanntlich stets grosses Laub haben. Gewächshausbauten hatten die Firmen Adam- Cüstrin, Höntsch & Co. - Niedersedlitz und Gustav Röder-Langenhagen vor Hannover errichtet. Von der Firma Adam war ein Weinhaus und ein Sattelhaus für Topfpflanzenkultur in Pitch-Pine aufgeführt. Das Sattel haus, von zwei Reihen Tragrohren gestützt, die zugleich als Träger der verstellbaren Treppenstellage dienten, hatte Stehfenster und Sattellüftung in Holzkonstruktion. Die Ansichten über die Vorteile der Sattellüftung in Holz sind geteilt. Ein Verziehen ist aber selbst bei gutem Material zu befürchten. Auch die Firma Höntsch zeigte ein einfaches Sattelhaus in Pitch-Pine für Handels gärtner, ausserdem Kessel und Geräte. Die Firma Gustav Röder hatte ein stattliches, viel bewundertes Sattelhaus in freitragender Eisenkonstruktion und Sattel lüftung in Glas und Eisen, Wintergarten mit Rohglas bedachung und den Lollarkessel, den ebenbürtigen Rivalen des Strebeikessels, ausgestellt und für ihre Dar bietungen die Staatsmedaille und andere Preise davon getragen. Das Röder sehe Haus erschien in seiner schmucken Ausführung in lackiertem Pitch-Pine luxuriös, während es doch nur Zweckmässigkeit mit solider Aus führung verband und verhältnismässig nicht teurer als andere Häuser war. In diesem Hause hatte Otto Platz, Tubbenthals Nachfolger, Charlottenburg Cyclamen der bekannten Rasse in gut blühenden Pflanzen in kleinen Töpfen und Remontantnelken Meta, Wenzel- Cüstrin-N. ebenfalls Cyclamen Tubbenthalscher Rasse, aber tief gepflanzt, daher noch zurück in der Blüte, ausgestellt. Cyclamen zeigten ferner Klembt, Lo eschen, Harnisch und Schultze-Landsberg a. W., Schultze und Loeschen auch in Schaupflanzen. Gedacht sei noch der hübschen Gloxinien, von Kempe-Cüstrin aus Jankschem Saatgut gezogen, darunter die brillantrote Frida Jank, wohl als schönste. Schultze-Landsberg zeigte Kaisergloxinien von Aprilsaat, die bekanntlich Sinningiablut haben. Die Pflanzen machten einen günstigen Eindruck; vielleicht hören wir einmal, wie sie sich als Handelspflanzen bewähren. Auch von Wenzel- Cüstrin waren Gloxinien ausgestellt. Von grosser Liebe zu seinen Pfleglingen zeugte die Kakteensammlung eines Liebhabers; Herr Sie dl er-Cüstrin-Kietz hat aus kleinen Anfängen eine hübsche Auslese, namentlich in Echino- cactus, Mamillaria und Cereus, zusammengetragen. Nicht vergessen sei eine Sammlung von Rex-Bego- nien in bester Kultur, zum Schnitt gezogen, die Loe schen- Cüstrin im Hause von Röder zeigte. Wenden wir uns nun in den grossen Saal, wo die zarteren Pflanzen und die Bindereien untergebracht waren, so treffen wir auch hier eine Fülle des Schönen. Chrysanthemum (Mme Draps-Dom u. a.) waren von Klembt-Cüstrin, Otto PI atz - Charlottenburg (Monaco] und Friedrich - Drossen ausgestellt; letzerer zeigte Schaupflanzen von Rayonnant in grossartiger Entwicke lung, gut im Laube und eine Blume wie die andere schön; wer die Mucken der Sorte kennt, wusste die Leistung zu würdigen. Friedrich hatte ausserdem noch Adiantum, Asparagus und Maiblumen ausgestellt, während Klembt Palmen, Adiantum, Farne {Nephro- lepis Piersoni, Whitmani) und Asparagus zeigte. Von den Adiantum wären auch die von H. Schultze - Lands berg und Dittmann - Eberswalde als vortreffliche Kulturleistungen zu bezeichnen. Dass auch die Dahlien vertreten waren, verdankte die Ausstellung dem bekannten Dahlienzüchter H. S e v e - rin- Kremmen, der ein schönes Sortiment in Gläsern zeigte, darunter einige aparte Neuheiten wie Mondfee, weiss, rosa getönt, Selma Langer, eine verbesserte mehr fleischfarbige Beauty, Kielia, verbesserte Britannia, Curt Engelhardt, feurigkarminrot, langstielig, sehr schön, die Riesendahlien Ballon, terracotta, Elly Gumpert, rosa u. a.m. Auch drei Tafeln waren ausgestellt von Wenzel, Klembt und Loeschen. Ersterer hatte Dahlien Britannia, Progenitor und Montbretien in Verbindung mit Gladiolus Princeps verwendet und kleine Hand sträusse zu jedem Cuvert gegeben. Loeschens Tafel war in Gladiolen und Nelken rosa gehalten und wirkte recht vornehm und K 1 e m b t s Tafel in Kaiserin Rosen vereinigte Schlichtheit mit Schönheit in bester Weise. Auch in den Bindereien kam ein guter Ge schmack zum Ausdruck, Hier wetteiferten die Firmen Harnisch, Mohaupt - Frankfurt a. O., Klembt, Loeschen, Wenzel - Cüstrin und P o h 1-Neudamm. Es wäre schwer zu sagen, von wem die besten Leistun gen waren, denn jeder hatte in seiner Weise sein Bestes geboten. Wenn wir uns nun kurz dem Gemüse und Obst zuwenden, so möge der stattlichen Sammlungen von B. Ruthe-Vietz, vom Obergärtner Balke-Kloxin, von Mohaupt-Frankfurt a. O., und des Gartenbauvereins Guben besonders lobend gedacht sein. Originell war die Idee von Mohaupt, der die Aufgabe, die reich haltigste Sammlung gut kultivierter Gemüse, in der Weise löste, dass er eine Trage, schwer beladen mit allen Erzeugnissen einer Gemüsegärtnerei ausgestellt hatte. Zimmermann - Gorgast hatte eine hübsche Sammlung von Tomaten in mehreren Sorten wie Up to date, die identisch zu sein scheint mit der dänischen Exporttomate, ferner Ficarazzi, stark gerippt, und König Humbert und Verb. Komet. Gurkensortimente waren von Linke-Königsberg-Neumark, Scho enicke - Oder berg und Mohaupt-Frankfurt a. O. ausgestellt. Ein Melonensortiment zeigte Rich. Schultz- Britz bei Eberswalde, darunter die Berliner Netzmelone und eine ihr ähnliche, als Kleinfrüchtige Netzmelone be zeichnete Sorte. Sehr hübsch und vollständig war das Sortiment der Küchen- und Gewürzkräuter, das W. Balke- Kloxin ausgestellt hatte. Den Gewürz- und Heilpflanzen wird eigentlich seitens der Gärtner zu wenig Beachtung ge schenkt. Balke zeigte ferner das stattlichste Sorti ment in frühen und späten Kartoffeln, die durch ihre feinen Schalen auffallend waren. Was die Obstausstellung anlangt, so war sie dem Zeitpunkt nach zu früh, da die meisten Apfel sorten noch grün waren; auch die Sortenbezeichnung war nicht einwandfrei: aber es sind verschiedene Kor rekturen erfolgt, und das ist ja mit der Zweck der Sache, die Aussteller zu belehren, soweit sie sich be züglich der Identität im unklaren befinden. Hübsch war das Pflaumensortiment von Mohaupt - Frank furt a. 0., der die grossen blauen Italiener Zwetschen, Anna Späth und die Mirabelle von Nancy und die Rote Mirabelle zeigte, auch noch die letzten Schattenmoreilen. Sehr umfangreich war die Beteiligung von Klembt- Cüstrin. Auch in Kisten und Wellpappkartons ver packtes Obst wurde gezeigt; die Verpackung mit bunten Papierspänen wirkte nicht schön; nicht Papier soll uns entgegenlachen, sondern die Früchte in ihrer prächtigen Färbung. Die bekannte Firma C. Hildebrandt - Lankwitz bei Berlin war mit den Gärtnergiesskannen und Zer-