Volltext Seite (XML)
wertvolle Schnittrose zu werden verspricht; die Form der Blume erinnert an Maman Cochet, die Farbe ist hellrosa, der Wuchs ist kräftig. Von ganz besonderer Schönheit aber war die im Herbst in den Handel kom mende Neuheit Jonkheer J. L. Mock, welche die Firma Gebr. Leenders’ Rosenschulen, Tegelen (Holland) und Kaldenkirchen (Rhld.) in einer grösseren Gruppe aus gestellt hatte. Jonkheer J. L. Mock hat bereits das Wertzeugnis des Verbandes, das sie mit vollem Rechte verdient, insbesondere dann, wenn sie ihre vorzüglichen Eigenschaften, wie edel gebaute Blume, prächtig rosae Färbung und kräftigen Wuchs, verbunden mit Reich- blütigkeit bei ihrer Ueberführung nach Deutschland bei behält. Jonkheer J. L. Mock stammt von einem aus Testout und Chatenay gewonnenen Sämling gekreuzt mit Farbenkönigin. Soweit über die Ausstellung im besonderen. An genehm berührte es mich, als ich nach Uetersen kam, dass die Stadt reich geflaggt hatte, ein Zeichen dafür, dass die Bürgerschaft an dem Feste ihrer Mitbürger regen Anteil nahm und noch angenehmer berührte es mich, als ich in die Ausstellung kam und sich mir dort Herr Bürgermeister M u u s als Ehrenvorsitzender des Vereins vorstellte (ich war in meiner Eigenschaft als zweiter Vorsitzender des Vereins Deutscher Rosen freunde anwesend), zu einer Zeit, in welcher man sonst Ehrenvorsitzende zu sehen nicht gewohnt ist. Diese kommen in der Regel erst, wenn alles fertig ist, Herr Bürgermeister M u u s aber war auch vordem anwesend, er kümmerte sich eingehend um alles und leitete mit unserm Kollegen Meyn die Geschäfte. Vor allen war er bemüht, dafür zu sorgen, dass die Ausstellung recht zeitig fertig war. „Spätestens halb 10 Uhr muss alles „tip top" sein“, rief er den Ausstellern zu und die Aus stellung war auch wirklich „tip top“. „Tip top“ war auch sonst das ganze Arrangement, wie Festtafel und dergl, zu welcher von der Ausstellung aus, die Herr Bürger meister M u u s mit einer herzlichen Ansprache, welche mit einem Hoch auf unser Kaiserpaar ausklang, er öffnete, mit Musik gezogen wurde. Möge den Ueter sener Kollegen dieser Wohlklang recht lange nach klingen. Von der Dahlienschau in Leipzig, Von C. B. Pfeiffer in Braunschweig. 1s wir uns auf der Fahrt nach Leipzig befanden, liessen wir im Geiste noch einmal die verschiedenen Dahlien-Aus stellungen der letzten Jahre vorbei passieren mit ihren Erscheinungen von Neuheiten, die — meteorgleich auftauchten und oftmals nach kurzer Lebensdauer wieder spurlos verschwanden, um wieder anderen Sorten Platz zu schaffen. Und das ist natürlich. Bei der ausserordent lichen Wandlungsfähigkeit dieser Pflanzengattung in Form, Farbe, Grösse und Blühwilligkeit ist es unmög lich, all' diese Neuerscheinungen dauernd beizubehalten, und wir verstehen den Stosssäufzer eines Dahlienzüchters auf der diesjährigen Versammlung: „Wohin soll dies führen, wenn es so weiter geht!“ Wir erinnern uns noch der ersten Dahlien-Aus- Stellungen, wo dem Besucher eine Uebersicht über alle Dahliensorten vorgeführt wurde. Auf einen kleinen bescheidenen Raum zusammengedrängt standen die „Neuheiten“, die dementsprechend gewürdigt wurden. Auf den letzten Ausstellungen sah man nur Neuheiten, weil für ältere Sachen — alt heisst hier 3 oder 4 Jahre zurück — kein Raum mehr vorhanden war. Man hätte drei-, viermal soviel Platz nötig gehabt, um eine all gemeine Uebersicht zu schaffen. Nun wird ja der Dahlienkenner eine starke Siebung vornehmen. Aus den hundert Neuheiten wird er sich vielleicht zehn der charakteristischsten aussortieren. Aber selbst das wird beinahe zuviel, wenn sich dieses alljährlich wiederholt. Wer aber nun einmal im Banne der Dahlienlieb haberei sich befindet, und diese Liebhaberei ist es wert, dass man sich ihr widmet — dem wird jede neue Dahlienschau auch wieder neue Anregungen, neue Eindrücke hinterlassen und zu neuen Anschaffungen reizen, denn unter den vielen Neuzüchtungen befinden sich doch immer Sterne erster Ordnung, die man nicht umgehen kann, will man auf dem Gebiete der Dahlien liebhaberei nicht im Rückstand bleiben. In Leipzig war die Dahlienschau, welche vom 11. bis 14. September stattfand, wieder sehr reichhaltig be schickt, Der grosse Saal des Buchhändlerhauses mit seinen Nebenräumen bot ein äusserst farbenprächtiges Bild. Das Gesamtarrangement war ein so vorzügliches, dass diese Ausstellung in obiger Beziehung als die schönste gelten darf, die die Dahlien-Gesellschaft bisher veranstaltet hat. Dem Leiter dieses Unternehmens, Herrn Curt Engelhardt - Leipzig, wurde allgemeine Anerkennung für seine Mühen gezollt. Hoffentlich ist das finanzielle Ergebnis ebenfalls zufriedenstellend. Am Eröffnungstage hätte der Besuch besser sein können, am Sonntag war der Verkehr jedoch recht lebhaft. Be sondere Anziehungskraft erhielt diese Schau noch durch die angegliederte Binderei-Abteilung. Eine Anzahl dor tiger Blumengeschäfts-Inhaber hatte es sich angelegen sein lassen, eine grössere Anzahl Bindereien vorzuführen, zu welchen vorzugsweise die Dahlienblume verwendet worden war. Diese Leistungen sind um so höher an zuerkennen, da keinerlei Prämiierungen vorgesehen waren. Es wurde im Durchschnitt vorzügliches geboten sowohl in Tischdekorationen, Vasenfüllungen, Phantasie arrangements als auch in Trauersachen. Besonders wiesen einige Kränze recht aparte Garnierungen auf. Beteiligt hatten sich die Firmen M. Gelbricht, R i c h a r d L i n d a c h e r , F e 1 i x R i c h t e r , Otto Blumhof, Clara Langrack, H. Lohmann, Hermann Anders und Hugo Anders, sämtlich aus Leipzig. Wenn wir uns nun wieder den ausgestellten Dahlien zuwenden, so hatte man sich vorher bereits die Frage vorgelegt: Welche Verbesserungen wird man diesmal vorfinden, bezw. wann wird die Grenze der Ver besserungsmöglichkeit erreicht sein? Der Augen schein lehrte, dass es immer wieder neue Formen und Farbenkombinationen gibt, die man vorher kaum für möglich gehalten hätte. Die markantesten der diesjährigen vorgeführten Neu heiten bewegen sich in einer neuen Richtung, die sich im Durchschnitt durch etwas breitere Petalen und enorm grosse Blumen auszeichnen. Sie bilden den Anfang einer neuen Klasse, die man als Riesen- Edeldahlien bezeichnen möchte. Man staunte, als vor 3 Jahren die französische „Sonnendahlie“ Souvenir de Gustave Doazon auf der Bildfläche erschien. Die diesjährigen Riesen übertreffen obige Sorte aber bei weitem an Grösse der Blumen und zeichnen sich ausserdem durch lockeren Bau aus. Ein Anfänger dieser Klasse, den wir bereits im vorigen Jahre vorfanden, ist Wolfgang von Goethe. Durch Grösse der Blumen bedeutend übertroffen wird obige durch Nerthus, Wodan, Vater Rhein, die gleiche Richtung zeigte sich auch unter den Päoniendahlien, deren Neuzüchtungen ebenfalls Riesenblumen aufweisen. An der Spitze der Aussteller stand die Firma Otto Mann - Eutritzsch - Leipzig, die ja bekanntlich schon seit Jahren als tonangebend auf dem Gebiete der