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a) Das Anfeuchten des Saatgutes mit Wasser, Be stäuben desselben mit Mennige unter eifrigem Schütteln, so dass sich ein gleichmässiger, roter Ueberzug bildet. b) Anfeuchten des Samens mit Petroleum oder Ter pentinöl; etwa ein Fingerhut voll auf 1/2 Liter Samen genügt. Durch wiederholtes Umschütten bewirkt man eine gleichmässige Verteilung der infizierenden Flüssigkeit. c) Auffüllen der Samenrillen mit einem Gemisch von Erde und Asche, durch welch letztere der den keimenden Leguminosensamen eigene Geruch unterdrückt, und dessen Witterung durch Mäuse ausgeschlossen wird. Schwere und daher kalte Böden, auch schwere Böden in sonnengeneigter Lage, eignen sich nicht für eine Massenanzucht, sofern man das Land nicht durch Beimengen lockernder Stoffe leichter und wärmer machen kann. Auch Gebirgsgegenden mit ihren kurzen Sommern werden auf grosse Erfolge verzichten müssen, wenn die Sämlinge nicht unter Glas vorkultiviert werden. Die Dauer der Anzucht, von der Keimung bis zum Eintritt der Blüte ist selten unter 15 Wochen, eher mehr, bis zu 20 Wochen. Dies ist in Erwähnung zu ziehen, wenn man Blumen in Fülle zu einem ge wissen Zeitpunkte benötigt; man er innere sich auch dessen, wenn meter hohes üppiges Kraut. noch keine Blumen aufweist. EineVer- frühung der Blüte zeit erzielt man, wie schon erwähnt, durch Vorkultur unter Glas, im Hause oder Früh beet. Grosse Steck lingstöpfe werden im F ebruar mit 5—6 Samenkörnern be säet, und dicht unter Glas und kühl ge stellt ; auch die fernere Behandlung findet im Kalthause oder im kalten Kasten bis zur voll ständigen Abhär tung vor der Ueber- führung ins Freie statt. Auch Herbstaussaat und Ueberwinterung der Säm lingstöpfe im kalten Hause oder kalten Boden wird von einigen SweetPea-Spezialisten bevorzugt. Bei einer Höhe von 15cm ist den Pflänzchen ein Halt durch fusshohes Reisig zu geben. März oder April eignen sich zum Auspflanzen gut abgehärteter Wickensämlinge mit Topfballen, bei wenigstens 20 cm Abstand in der Reihe und 50—60 cm Reihenweite. Diese Vorkultur hat neben einem Verfrühen noch den Vorteil, dass man den Vernichtungen durch schwarze Erdschnecken und Tauben erfolgreich ent gegentritt, die beide einen Leckerbissen an den im Lande aufkomm enden Keimlingen, bezw. deren Samenhälften finden. Die Pflanzen werden angehäufelt wie bei der Erbse. Das Stützen der Ranken erfolgt nun durch äusserst kräftiges Reisig von Weissbuchen, Haselnuss oder Birken, nicht unter 1,50 m über der Erde, und in je 2 Reihen dachförmig zu einandergeneigt und verbunden. Die Gewalt des Windes, wenn er sich in eine gut be wachsene Hecke legt, ist eine selten vor dem Schaden stark genug bemessene. Die Dauer der Blütezeit ist bei regelmässigem Abschnitt der erblüten Blumen, ergiebigem Boden und Nachhilfe durch Dunggüsse eine nur durch starke Fröste begrenzte. Reif und leichtere Fröste werden von Lathyrus besser überwunden als von Dahlien, Rosen und anderen Herbstblühern. Das Kürzerwerden der Blütenstiele im Herbst ist weniger Folge der kühlen Witterung als eines eintretenden Nahrungsmangels. Welche Anforderungen stellt man an marktfähige Lathyrusblumen? Blütenstiele von 25—30 cm Länge mit mindestens 3 Blumen sollten die Regel sein, dabei hart und gerade gewachsen. Eine Beschränkung nach oben, sei es in der Länge des Stieles, oder in der An zahl der Blüten gibt es nicht. Ich habe bis 45 cm lange Blütenstiele mit fünf Blumen gehabt, doch das Höchste, von dem ich in England hörte, waren wohl neun Blüten an einem Stengel. Blühwilligkeit, sowie Vielblütigkeit sind natürlich auch durch die Sorte bedingte Eigen schaften. Es bedarf schon einigermassen Kenntnis der vielen, in Katalogen angepriesenen Sorten, um aus dem Wüste von über 200 Sorten ein Mustersortiment heraus zuschälen, das in Bezug auf Farbe, Blüthwilligkeit, Viel blütigkeit, edle Form der Blüte allen An forderungen ent spricht. Etwa zehn Sorten dürften dem Bindekünstler genügen, meist zarte Töne in rosa, blau, gelb, orange und natürlich reinweiss. Aber auch Prunk farben stehen beim lebensfrohen, farbendurstigen Publikum in hoher Gunst, so dass sich aus 60, in meiner Gärtnerei zu er probenden Sorten doch einige 20 nötig machen, um allen Ansprüchen zu ge nügen. Der Preis schwankt zwischen 5 und 10 Mark pro 1000 Stiele, die Produktion des Landes etwa 2—500 Stiele pro Quadrat meter, von denen jedoch nicht alle „salonfähig“ sind. Stärkste Kaufkraft besteht natürlich vor und nach den Sommerferien, und in Badeorten während der ganzen Saison. Die Haltbarkeit der Blumen im Wasser ist eine sehr lange, bis zu 8 Tagen, wenngleich der Geruch schon am dritten Tage wesentlich geringer ist. Künstliches Licht erhöht die Farbenreize der Edel wicken. Ihre Verwendung als Kletter- und Heckenpflanzen ist eine schon anerkannt vorteilhafte, besonders zum Bekleiden von leichtem Holz- und Drahtgitterwerk, als Festons an Fäden, oder für Zierhecken zum Aufteilen von regelmässigen Gärten oder Abschliessung besonderer Gartenteile. Ich bin überzeugt, dass dem Chrysanthemum und der Edeldahlie folgend, die Edelwicke als Modeblume auch in Deutschland in den nächsten Jahren von sich reden machen wird. Edelwicken-Hecke in der Baumschule von F. G. Gensel jun. in Grimma i. S. Original-Aufnahme für das Handelsblatt.