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36 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. No. 4 Bekanntmachung, Hauptversammlung 1909 betreffend. Die diesjährige 25. ordentliche Hauptversammlung und die mit dieser verbundene Ausschusssitzung finden in den Tagen vom 25. bis 27. Februar in Berlin im Etablissement K ö n i g s h o f,'Bülowstr. 37, am Dennewitzplatz, statt. Anträge zu dieser Hauptversammlung müssen nach § 40 des Statuts mindestens 4 Wochen vor der Ver sammlung, also bis zum 27. Januar 1909, dem Vorsitzenden des Verbandes eingereicht werden. Allen Anträgen ist eine Begründung beizufügen. Anträge, welche ohne Begründung gestellt werden, sind von der Veröffentlichung ausgeschlossen. Der Vorstand des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Max Ziegenbalg, Vorsitzender. Die Treibgurken und ihre Kultur. Von E. Blau in Ritschenhausen. iehen wir einen Vergleich mit der Gurken treiberei von heute und der vor 15 Jahren, so müssen wir wohl unumwunden ein gestehen, dass die Treiberei der Gurken im allgemeinen, besonders aber die Treib kultur in Häusern, einen bedeutenden Aufschwung genommen hat. Ursachen des Preisrückganges. Wie aber bei jedem Handelsartikel, der in grossem Massstabe erzeugt wird, grössere Preisschwankungen eintreten, die nur selten zum Nutzen des Produzenten ausfallen, so auch im Gurkenhandel. Ein erheblicher Preisrückgang ist nicht ausgeblieben und die Folge davon ist, dass die Züchter immer intensiver arbeiten, nach immer besseren Sorten trachtenmüssen, um so durch erhöhte Leistungen die Ein nahmen auf derselben Höhe zu erhalten. Aber auch in der ver mehrten Einfuhr von Treib gurken aus England und Holland ist eine Ursache des Preisrückgangs zu suchen. Erzielte man z. B. noch vor 6—7 Jahren im März und April für schöne Hausgurken 60—80 Pfg. per Stück, so kann man jetzt solche Preise im Engroshandel bezw. mit Wiederverkäufern nicht er zielen, da diese die Gurken schon für 25 Mark per 100 Stück franko erhalten, also zu einem Preis, wofür in Deutschland zu dieser Zeit ohne Verlust des Züchters keine Gurken geliefert werden können. Diese Ein fuhr halte ich für die Quelle des Vorurteils, welches die breiten Massen des Publi kums den Hausgurken ent gegenbringen, sind doch nur mit Ausnahme weniger Sor ten unsere Hausgurken eng lischen Ursprungs. Für diese Mutmassung will ich ein Beispiel anfüh ren: Ein sonst guter Kunde von mir, welcher für die Frucht 40, 50, 60 Pfg. be zahlt, erhält von einer Ham burger Firma Offerte in eng lischen Treibgurken; der Versand erfolgt in Originalkisten (enthaltend 30—40 Stück) franko Empfangsstation für 7 Mk. 50 Pfg.! Durch dieses Angebot verlockt, macht der be treffende Kunde einen Versuch, sagt er sich doch, dass er die Gurken 15—20 Pfg. per Stück billiger als am Ort erhält und also das Doppelte daran verdienen kann. Aber die Gurken haben nicht das schöne frische Aussehen wie die am Ort gezogenen und deshalb auch nicht den ge wünschten Absatz. Die Importgurken sind vielleicht schon vor acht Tagen geschnitten, haben den Transport mitgemacht, liegen bei dem Besteller bereits wieder acht Tage und da entschliesst sich der gute Mann und rückt ein Inserat ein, worin er per Stück mit 25—30 Pfg. offeriert. Ob dieses billigen Angebos entschliessen sich auch weniger Bemittelte zum Kauf, welche sonst nur gewöhnt sind, ihren ersten Gurkensalat im Juni—Juli zu essen; diese Leute finden dann aber auch her aus, dass diese Gurken bei weitem nicht so sind wie dieKasten-oder Landgurken und verzichten darauf,jemals wieder solche Gurken zu kaufen. Schaden der Einfuhr. Hieraus müssen wir schliessen, dass uns die ein geführten Gurken in doppel ter Hinsicht schädigen kön nen, erstens durch Preis- drückung, zweitens durch die darauf folgende Vorein genommenheit des Publi kums gegen Gewächshaus gurken, welche den eng lischen Gurken ähnlich sind. Wenn auch die Einfuhr der englischen Gurken, welche bis Mitte April an dauert, in erster Linie auf die grossen Betriebe ein wirkt, so werden doch auch die kleineren, als die bei weitem grössere Zahl der Be triebe, durch das Vorurteil der breiten Massen be troffen. Aufgaben der Sorten zucht. Jeder rechnende Gärt ner sucht sich seine Häuser dauernd nutzbar zu machen, weshalb Gurken angepflanzt werden, um auch in der ruhigen Zeit eine Einnahme quelle zu haben. Gerade diesen Gärtnern wird es schwer fallen, ihre Gurken zu Treib^urken-Neuheit für 1910. Züchtung von E. Blau in Ritschenhausen. Originalaufnahme für das Handelsblatt.