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No. 35 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 537 Sterne erster Grösse unter den winterhart ausdauernden Herbst stauden. (Mit besonderer Berücksichtigung der auch für trockene Böden geeigneten Arten und Sorten.) Von K. Foerster, Kulturen moderner Blütenstauden, Westend bei Berlin. urch die Herbstwehmut hindurch gelangt die sommergesättigte Seele bald zum Herbstbehagen; sie gibt sich der neuen Jahreszeit in der Freude an deren charakteristischen Blumen am tiefsten hin. ... Staudenflor mit seiner gewaltigen zeitlichen Spann weite von Ende Februar bis Anfang November ist in besonderer Weise eine Uhr der Jahreszeiten, fasst sie in sammelnde Symbole, an denen sich oft ein dem Nichtkenner jener Blumen unbekanntes Gefühl der Jahreszeit und Natur entzündet, weitet die Wochen und Monate, das Jahresgefühl, belebt die grossen Spindeln des Erinnerungswebens. Mehr und mehr tritt zu aller Garten- und Blumen freude auch ein modernes Element hinzu: die er wartungsvolle Freude an immer neuen Steigerungen und Variationen der Pflanzen, vom ersten Crocus bis zur letzten Staudenaster. Die Staudenwelt befindet sich in rapider Entwicklung. Wer der Neuheiten- und Sorten frage passiv oder ablehnend gegenübersteht, hat einen spiessbürgerlichen Begriff von der Rolle des Menschen in der Natur, ahnt nicht ihre ungeheure Bildsamkeit, funda mentale Verschiedenartigkeit und Verbesserungsfähigkeit. Plantes, Aconitum Napellus (weit übertroffen durch pyramidale), Aconitum variegatum, einer wertlosen Ver- ballhornisierung des herrlichen bicolor, Helenium cupreum, Tritoma Maikönigin, von den Ei- und Rotwein- Iris, Iberis flore pleno und corifolia (da nicht völlig winterfest im Gegensatz zu der absolut harten semper- virens und s. „Schneeflocke“), Lilium candidum, schmal blättrig, Dianthus Roter Vorbote, Monarda hybrida (sieht aus wie ein kranker Truthahn), Anemone Prinz Heinrich und vielen anderen Verbannten. Auswahl von erprobten Herbststauden mit besonderer Berücksichtigung trockener Böden. Aconitum (Napellus) bicolor ist der auffallendste und schönste Eisenhut mit Blüten in weiss und blau. Aconitum Napellus pyramidalis übertrifft die Stamm art durch fast doppelte Grösse. Die Eisenhut-Stauden setzen das so seltene Blau nach den Rittersporn fort, sie vertragen aber weniger Beschattung als diese. Die späten Herbst-Aconitum habe ich noch nicht genügend beobachtet, um ein Urteil fällen zu können. A. Fischeri wächst sehr gut. Actaea (japonica) acerifolia, September-Silberkerze, ist die kraftvollste und anspruchsloseste ihrer Art; sie liebt leichte Beschattung. Actaea japonica, Oktober-Silberkerze, Abbildung Seite 535, ist gleichfalls von grosser Schönheit. Von den Anemonen sind A. japonica „Honorine Jobert“ (weisse Herbstanemone), A. Wirbelwind (Whirl- wind), Abbildung Seite 539, Königin Charlotte, fleisch farbig rosa, rosea superba, Turban und Weisser Riese wohl die sechs besten Sorten. Anemone Prinz Heinrich hat schlechte Farbe. Von uns Gärtnern kann allerdings verlangt werden, dass wir keinerlei „Sortenballast“ führen, sondern unsere Aufmerksamkeit mit grösster Energie nur auf das Wesentlichste gerichtet halten. Ist doch das „Halbgute“ überall das Dickicht, welches das Beste umwuchert, dis kreditiert und erstickt. Wenn Anemonen im Herbst gepflanzt werden, muss man sie gut mit Laub bedecken; sonst genügt eine Decke von etwa 15 cm Höhe. In schweren Wintern leiden wohl auch einmal die Köpfe, aber die Pflanze ersetzt den Verlust genügend aus dem Wurzelstock. Es ist entsetzlich, wie viel zweifellos übertroffene und überwundene Pflanzen sorten jahraus jahrein noch kühn weiter vermehrt werden. Ich gebe im folgenden eine Aufstellung von 56 Stauden, welche ich auf Grund von Erprobungen im hiesigen trockenen Sand boden (der natürlich gehörig gedüngt ward) zurzeit für die bedeutsamsten halte. Es ist keine darunter, welche mir irgend langweilig und entbehrlich scheint und vielseitige schärfste An sprüche nicht zu erfüllen vermöchte; aber so manche ward weggelassen, weil sie das „Examen rigorosum“ nicht bestand. Sie wanderte nicht grade mit Segens wünschen beladen, über den Gartenzaun, wo sie jubelnd empfangen wurde von Astei White Queen, Flossy, Peters, ericoides - Stammform, Tom Savyer, Finchley White, Edna Mercia, von den Wucherern unter den Goldrauten, von Chrysanthemum Jardins des Jister ericoides superbus in den Staudenkulturen von K. Förster in Westend bei Berlin. Original-Aufnahme für das Handelsblatt.