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Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. No. 3 Die Gärtner darüber ungehalten, sollten durch Lieferung des Pflanzenmaterials entschädigt werden. Sie kamen alle darin überein, ganz gleiche Preise einzureichen und bei etwaiger Lieferung den Verdienst untereinander zu gleichen Teilen zu verteilen. Das war lobens- und nach ahmenswert. Die Heckenanlage war vorläufig noch nicht zur Ausschreibung gelangt. Die Gärtner besprachen sich selbstverständlich auch über diese und versicherten hoch und heilig, dass, falls ihnen die Lieferung des Pflanzen materials nicht zufiele, sie dann auch für die wenig be liebte, und nur geringen Gewinn abwerfende Arbeit des Heckenaufschlagens nicht zu haben seien. Die Ver gebung des Pflanzmaterials erfolgte an den die Anlage ausführenden Architekten bezw. an eine von diesem zur Preisabgabe veranlasste holländische Firma, deren Preise so billigwaren, dass die einheimischen Gärtner nicht im entferntesten konkurrieren konnten. Wer mochte nun wohl die Hecken auf schlagen? — Als die Zeit dazu da war, liefen sich dieselben Gärtner, welche vorher erklärt, nein, sich verschworen hatten, die Hecken nicht aufzuschlagen, falls sie die Lieferung des Pflanzenmaterials nicht bekämen, die Hacken wund, um nur die verpönte Heckenarbeit zu bekommen. Preiseinigkeit war bei dieser Gelegenheit Illusion, In welchem Lichte muss der Behörde der Gärtner er scheinen, der so inkonsequent handelt? — Achtung beanspruchend sicher nicht! Darum Rückgrat Kollegen in ähnlichen Fällen! Lasst euer Ansehen nicht mit Füssen treten. Zum Verständnis der Fragebeantwortungen. Von O. Janorschke in Oberglogau. an sollte annehmen dürfen, dass der Zweck der Fragen und Antworten, welche im Handelsblatt mit Recht einen breiten Raum einnehmen, klar ersichtlich ist und nicht missverstanden werden könnte, sollte man annehmen dürfen. Unsere Mitglieder, welche Fragen an die Schriftleitung ein senden, tun dies nicht zum Vergnügen; sie wollen auf bestimmte berufliche Fragen möglichst zahlreiche Ant worten, um eine erschöpfende Auskunft zu erlangen und können sich durch die Nebeneinanderstellung verschieden artiger Ansichten weit eher ein Urteil bilden, als nach Ansicht eines Einzelnen. Dass der Fragekasten des Handelsblattes vielseitig ist, erweckt den Neid der Zeit schriften, die keinen Nebenbuhler haben möchten, und die in ihrer Unlust darüber, vielleicht auch zur Abwechslung sonst monotonen Inhalts, Kritiken bringen, welche nur zu deutlich die scharfe Spitze gegen den Nachbar wenden. So gefiel es einem Herrn Rast ler, in der „Süddeutschen Gärtner-Zeitung“ Nr. 47, 1908, eine Kritik an der Be antwortung der Frage 1070 des Handelsblattes nach dem Ertrag aus der Anzucht von Beerenhochstämmen (vgl Handelsblatt 1908 Nr. 43, Seite 528) zu üben, welche in den spöttischen Schlussbemerkungen deutlich seine Absicht verrät. Dass der Herausgeber der „Gartenwelt“ dies Elaborat schnell nachdruckte, ist nicht verwunderlich, es kann doch ein Mensch nicht „alles“ verstehen und nicht alles selbst wissen. Der Kritiker in der „Süddeutschen Gärtner-Zeitung“ versucht meine Ertragsberechnung in die Praxis zu übertragen und kommt in seinem ange führten Beispiel zu dem Schluss, dass die Kultur hoch stämmiger Beerensträucher heut nicht allein nichts ein bringt, sondern vielleicht noch einen erheblichen Zuschuss erfordert! Aber warum hat sich denn der Witzbold gerade eine solche schlechte „Musterbaumschule“ ausge sucht, wo man beste Wildlinge zur Aufschulung zu fast doppelten Preisen bezahlt, wo so unsichere Veredler hantieren, dass die bedeutenden Ausfälle als normal bezeichnet werden müssen, und wo sobequeme"Arbeiter tätig sind, dass wohl mehr als eine Person zur Bereinigung und Besorgung von einem Morgen Baumschule nötig wird? Leider fehlen die Angaben, wieviel hundert Mark pro Morgen an Düngemitteln bezahlt sind, denn nur dadurch wäre es zu erklären, dass er eine so geringe Verkaufsware erzieht, die nicht allein zu den denkbar niedrigsten Preisen der zweiten und dritten Qualität angeboten werden muss, sondern dass auch Kataloge, Inserate, Flugblätter usw. kaum imstande sind, den Schund an den Mann zu bringen. In einem solchen stümper haften Betriebe wäre allerdings die Rentabilität des Baum schulenbetriebes nicht nur auf ein Minimum herabgesunken, sondern die Besitzer müssten nach und nach zu Grunde gehen. Glücklicherweise gibt es noch praktischere Fach genossen, die nicht allein um ein Viertel höhere Preise als der pessimistische Herr R a s 11 e r erzielen — wie die Inserate beweisen — sondern auch so vorteilhaft pro duzieren, dass sie noch einen annehmbaren Gewinn haben. Wenn ein Baumzüchter an einzelnen Artikeln nicht etwas mehr Nutzen hätte, wodurch die Kosten für seine übrigen, zum Teil vielleicht weniger gangbaren oder gar aus der Mode gekommenen Pflanzensorten gedeckt werden würden, wozu noch die Geschäftsunkosten, der Lebensunterhalt kommen, dann wäre es besser, er be triebe Landwirtschaft, deren Produkte auf den Markt gebracht, ohne Reklame Absatz finden. Aber schade wäre es um sein Lehrgeld. Fragekasten Die geehrten Mitglieder werden ebenso höflich wie dringend gebeten, sich im Interesse der Fragesteller an der Beantwortung der Fragen beteiligen zu wollen. Frage 1107. Welches ist die beste Treibkohlrabi sorte für kalte Kästen zum Massenanbau? Ich habe voriges Jahr die englischen Treibkohlrabi genommen und habe von 35 Schock nur 2 Schock Knollen geerntet. Alles ändere ist aufgeschossen. Frost ist ausgeschlossen, da sie in Gurkenkasten gepflanzt waren. Besten Dank im voraus für Beantwortung dieser Frage. A. St. Antwort. In Kästen habe ich sehr gute Erfolge gehabt mit Kohlrabi, früher Wiener, erster Qualität. Ich kann nicht sagen, dass ich auf 100 Pflanzen 16 Stück Ausfall hatte. Vor allem ist frischer, schwerer, gut gedüngter Boden erforderlich, da in diesem die Pflanzen sich schneller zur Knollenbildung anschicken und die Wurzeln gesund bleiben. Lengenfeld i. V. H. Billhardt. Frage 110 9. Wie wird Epiphyllum auf einfache erfolgreiche Weise kultiviert und welche Sorte ist für den Schnitt die beste? Ist die Vermehrung durch Steck linge oder durch Veredeln lohnender? W. B. Antwort. Die Epiphyllum veredelt man deshalb in der Regel auf Peireskia aculeata, weil der herabhängende Wuchs die Epiphyllum auf dieses Hilfsmittel geradezu hinweist, wenn man will, dass die Pflanze als Topfpflanze zur Geltung kommt. Die Veredlung geschieht durch Spaltpfropfen. Das Blattgliedstück wird mittels einer Nadel resp. einem Dorn der Peireskia befestigt. Aus Steck lingen gezogene Epiphyllum faulen leicht ab; solche Pflanzen gedeihen besser nach Art der Orchideen in Körbchen, die aufgehängt werden. Da die Sprossen ohnehin herabhängen, sind diese Ampeln von guter Wirkung. Die Blütenbildung wird durch eine Trockenperiode be günstigt, die einige Wochen dauert, wobei aber ein gänzliches Erschlaffen verhütet werden muss. Die Temperatur kann während dieser Zeit niedriger sein (etwa 12°) und erst nach Ansatz der Knospen wird mit dem vorsichtig vermehrten Giessen die Temperatur einige Grade erhöht. Auf diese Weise kann man sogar zu Weih nachten blühende Epiphyllen erzielen, wenn die Trockenzeit in den Oktober-November verlegt wird. § Frage 1111. Wie berechnet man am besten die Kosten für Neuanlagen bei Akkordübernahme und zwar: