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würde, beschäftigt. Es wird hier u. a. ausgeführt, dass gerade die Rücksicht auf die ästhetische Form der Be stattung sich bei den Freunden der Feuerbestattung immer energischer gegen die Anlage von geschlossenen Urnenhallen geltend gemacht habe, weil in ihnen die Aufstellung von Pflanzen wegen des Mangels an Licht von vornherein ausgeschlossen sei. Man hat ja nun zwar die löbliche Absicht, auch hier nach Möglichkeit Wandel zu schaffen und die Urnenhallen so einzurichten, dass der Schmuck lebender Blumen und Pflanzen nicht entbehrt zu werden braucht. Ein Beispiel hierfür bietet die Urnenhalle des Berliner Vereins im Parke von Treptow. Dass es aber selbst bei sorgfältigster Pflege nicht möglich ist, lebende Pflanzen in einer geschlossenen Halle dauernd bei freudigem Wachstum zu erhalten, das wissen die Fachkreise am besten, und so würde es fortwährender Erneuerungen bedürfen, die auf die Dauer zu kostspielig sein würden. Dr. Weigt tritt ebenfalls warm für die Anlage von Urnenhainen ein, in denen für die Kunst des Gärtners genau so viel Raum gelassen sei, wie bei Erdgräbern. Eine ganze Reihe von Krematorien und Urnenhainen sei bereits in garten künstlerisch vollendeter Weise ausgestattet worden; so der Urnenhain des Hamburger Vereins, welcher durch Bodenbewegung, Anpflanzung, geschweifte Linienführung der Wege und vor allen Dingen dadurch, dass der gärtnerischen Ausschmückung mehr Raum zugewiesen wurde, geradezu als mustergültiges Idyll für die Ruhe stätte der Toten bezeichnet werden könne. Ich kann dem nur hinzufügen, dass auch der auf dem Haupt friedhofe in Stettin angelegte Urnenhain in dieser Beziehung als ein nachahmenswertes Beispiel gelten kann. Die Bestattung der Aschenreste in Erdgräbern, wie sie in Nr. 21 des „Handelsblattes“ empfohlen wird, ist übrigens allgemein üblich. Ich möchte mich dabei wieder auf die Verhältnisse in Stettin beziehen, die mir am besten bekannt sind. Hier geschieht sie ohne besondere behördliche Genehmigung sowohl oberirdisch wie unter irdisch, wobei wohl aus ästhetischen Gründen der unter irdischen der Vorzug gegeben werden müsste. Der Vorschlag, die Aschenreste in eigens dazu angefertigten, mit Platten ausgelegten Gruben in Erdgräbern beizu setzen und sie so zu sich forterbenden Familiengräbern zu machen, dürfte erwägenswert sein, weil auch in ihm eines der wichtigsten Argumente für die Feuerbestattung, nämlich der durch die Raumersparnis zu erzielende wirtschaftliche Vorteil, voll zum Ausdruck kommt. Damit kann sich auch die Gärtnerei einverstanden erklären, denn auf die grosse Ausdehnung des Friedhofes allein kommt es nicht an. Man beobachte einmal die ein und zwei Jahre alten Reihenquartiere und man wird erstaunt sein, ein wie grosser Prozentsatz ungepflegter Gräber sich da vorfindet. Diese bieten in ihrer Verwahrlosung mit ihren eingesunkenen und von Unkraut überwucherten Hügeln wahrlich keinen erhebenden Anblick. Da die Verwaltungen vor Ablauf der gesetzlichen Liegezeit nicht anderweitig darüber verfügen dürfen, so können sie nichts weiter tun, als diese Grabstätten einzuebnen und mit Rasen zu besäen. Aber für die Gärtnerei selbst haben sie keinen Wert. Für diese sind kleine Friedhöfe mit wohlgepflegten Grabstellen vorteilhafter. Es wird niemand Schaden bringen, wenn diejenigen, die für ihre Angehörigen nach deren Tode doch kein Interesse mehr haben, die Aschenreste in Urnenhallen unterbringen. Denen aber, die ihren Toten ihre Liebe auch über das Grab hinaus erweisen wollen, werden die Urnenhaine eine freundliche Stätte bieten. Den Gärtnern möchte ich darum wiederholt die Mahnung zurufen, den Feuerbestattungsvereinen beizu treten, sich durch tätige Mitarbeit Einfluss in ihnen zu verschaffen und die ihren Interessen entsprechenden Ideen zur Geltung zu bringen, die darauf gerichtet sein müssen, von dem Bau von Urnenhallen ab- und auf die Anlage von Urnenhainen hinzudrängen, oder wenig stens beides mit einander zu vereinen. Neigung hierzu ist in den führenden Kreisen ohnehin genügend vor handen. Die Landwirtschaftliche Landes und Gartenbau-Ausstellung zu Braunschweig. Von C. B. Pfeiffer in Braunschweig. 1s vor etwa Jahresfrist an die Mitglieder der Gruppe Braunschweig des Verbandes der Handelsgärtner und des Gartenbau- Vereins für das Herzogtum Braunschweig die Frage herantrat, ob und in welcher Weise sie sich an der der „Landwirtschaft lichen Landes-Ausstellung 1909“ angegliederten Garten bau-Ausstellung zu beteiligen geneigt wären, stand man im allgemeinen diesem Unternehmen skep tisch gegenüber. Einmal war zu kurze Zeit verflossen seit der letzten speziellen Gartenbau-Ausstellung, die an manche Aussteller bedeutende finanzielle An forderungen gestellt und beim hiesigen Publikum leider bei weitem nicht die Beachtung gefunden hatte, die diese Ausstellung infolge ihrer hervorragenden Dar bietungen verdiente. Dann aber auch glaubte man an nehmen zu dürfen, dass der geschäftliche Vor teil bei der diesmaligen Ausstellung — und das ist doch schliesslich der Endzweck eines jeden derartigen Unternehmens — nur unbedeutend sein würde, da das Hauptkontingent der Ausstellungsbesucher, die Land wirte, den gärtnerischen Darbietungen nur ein be schränktes Interesse entgegen bringen würden. Einige hiesige gärtnerische Firmen, die nicht gerade abgeneigt waren auszustellen, legten sich so lange Re serve auf, bis die Frage geklärt war, was für Preise für die verschiedenen Konkurrenzen ausgeworfen würden, denn wenn schon die geschäftlichen Vorteile wenig verlockend waren, so sollte doch zum minde sten durch angemessene Preise bei der Prämiierung ein Gleichgewicht für die gewiss nicht geringen Aufwen dungen und Mühen geschaffen werden. Diese Frage nach den Preisen war der brennende Punkt der ganzen Vorverhandlungen. Alle Schritte, die von der Kommission in dieser Richtung hin unter nommen wurden, stiessen bei der Ausstellungsleitung auf ein ungeduldiges Achselzucken. Als nun endlich kurz vor der Ausstellung, es waren inzwischen einige Anmeldungen eingegangen, der Antrag gestellt wurde, die Summe von 2000 Mark für die Prämiierung zu be willigen, rief einer der leitenden landwirtschaftlichen Grössen entrüstet aus: „Aber, meine Herren, das geht auf keinen Fall; wir haben ja für unsere Schafe nur 1000 Mark!“ — Dieser Ausspruch ist charakteristisch für das Wohlwollen, das gewisse landwirtschaftliche Kreise ihrem Stiefkinde, dem Gartenbau, entgegen bringen. Wenn sich trotz dieser und noch manch anderer misslicher Verhältnisse, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen, doch eine kleine Anzahl von Aus stellern zusammenfand, die sich das Ziel steckte, den hiesigen Gartenbau in möglichst vollkommener Weise vorzuführen, so darf man diesen Firmen die höchste Anerkennung für dieses Bestreben nicht versagen. Die wenigsten Beschauer der gärtnerischen Erzeug nisse werden geahnt haben, wieviel Mühe es diesmal