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Frage von den Ergebnissen der gärtnereistatistischen Zählung vom Mai 1906 abhängig gemacht, und diese Ergebnisse liegen leider immer noch nicht vor. # Meine Ideen über die Konstruktion von Gewächshäusern. Von Paul Görler in Pausitz bei Riesa. (Schluss) estatten Sie mir eine kleine Abschweifung nach denPinehurst-Teegärten bei Charleston in Süd-Karolina, Hier hat man nämlich den ersten Versuch gemacht, die Kultur des chinesischen Tees in den Vereinigten Staaten einzuführen, anscheinend mit gutem Erfolge. Negerkinder bilden die für die rentable Kultur unbedingt notwendigen billigen Arbeitskräfte; und wenn diese Teegärten auch nur einen be scheidenen Versuch darstellen, so ist doch die Möglich keit dafür vorhanden, dass Amerika einst den grössten Teil seines bedeutenden Bedarfs an Tee selbst erbaut. Das Bestreben der Amerikaner geht ja überhaupt dahin, die ausserordentlich reichen Hilfsquellen des Landes zur höchsten Entwicklung zu bringen, den eigenen Bedarf möglichst selbst herzustellen, fremde Ware durch hohe Zölle auszuschliessen und so Preise und auch Verdienst im eigenen Lande hochzuhalten, selbst aber möglichst viel Güter für den Export zu erzeugen und durch günstige Handelsverträge für deren Absatz zu sorgen. So dürfte es interessieren, dass man eifrig bemüht ist, geeignete Plätze für die Kultur der Azaleen und Eriken ausfindig zu machen, auch hofft man, sich vom Samen bau Europas unabhängig zu machen; damit dürfte es jedoch noch gute Weile haben. Geeignete Gegenden wird man zweifellos finden, aber Arbeitskräfte dazu kaum, denn dem amerikanischen Gärtner geht die pein liche Sorgfalt und das tiefe Interesse für seine Arbeit, was den besseren deutschen Arbeiter schätzenswert macht, ab, und ohne diese ist der Samenbau wohl kaum denkbar. Wird doch zum Beispiel das Veredeln von Rosen aus schliesslich von deutschen Gärtnern besorgt. DieDeutschen in Amerika haben wahrhaftig keine Ursache, sich zu ducken und von ihrer Heimat geringschätzig zu reden, wie es leider so manche Landsleute tun. Denn viele bedeutende Leistungen sind dort von Deutschen oder deren direkten Nachkommen vollbracht worden. So z. B. sind die Inhaber der riesigen Gärtnerei von Ge brüder Rheinberg in Chicago, einer kleinen Stadt von Gewächshäusern, deutscher Abstammung. Die ge waltige Brooklyn-Bridge, ein wahres Wunder der Brücken baukunst, wurde von R ö b 1 i n g , einem deutschen In genieur, gebaut. Und wenn man nach dem Schöpfer irgend eines grossen Bau- oder Kunstwerkes fragt, erfährt man sehr häufig, dass er war „Made in Germany“. Noch drängt sich uns die Frage auf: sollen die Häuser z u s amm enhängend oder jedes für sich gebaut werden? Ueber diese Frage hat man in Amerika auch noch nicht schlüssig werden können. Jeder baut anders. Zweifellos bieten freistehende Häuser in der Kultur manche Vorteile, zusammenhängende stellen sich wieder billiger im Bau und im Betriebe. Die Belichtung ist ziemlich gut, allerdings ist sie in getrennt gebauten Häusern etwas besser. Im Januar-Februar mag das einzeln stehende Haus vollkommenere Ware liefern, später ist der Unterschied nur gering. Ich habe selbst bei Ward in New-York drei solcher Häuser zu ver sorgen gehabt, und ich darf wohl sagen, dass meine Nelken auch nicht schlechter waren als die aus anderen Häusern. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die getrennt gebauten Häuser auch gewisse technische Vorteile bieten. Sollte bei Sturm ein Haus beschädigt werden und bei starker Kälte einfrieren, so sind die anderen deswegen noch nicht gefährdet. Ein Rösenhaus mit 11 Beeten bei Basset & Washburn - Hinsdale bei Chicago ist ein wahres Ungeheuer. In der Anlage zwar billig, hat sich dieses Haus in der Praxis jedoch nicht bewährt,, da es infolge des flachen Daches viel Niederschlag hat, wo durch die Rosen leiden. Auch dass ein Mann ein solches Haus allein nicht beaufsichtigen und bearbeiten kann, führt leicht zu Unzuträglichkeiten. Diese grossen Häuser erfordern natürlich besonders kräftige Heizungen, ge wöhnlich werden Hochdruckkessel verwendet. Man bedient sich hie und da eines Apparats zur mechanischen Beschickung des Feuers mit Kohle; ein Trichter wird mit Kohle gefüllt und diese mittels eines durch den Dampf be tätigten Kolbens von unten her auf den Rost ge schoben. Ein Gebläse führt durch weite Röhren die nötige Luft zu. Hier möchte ich gleich noch erwähnen, dass man in der Regel für Dungwasser eine besondere Leitung legt, die entweder von einem hochgelegenen grossen Tank, oder durch eine Dampfdruckpumpe ge speist wird. Bei Gebrüder Rheinberg wurde diese Leitung auch zum Kalken der Bretter nutzbar gemacht, und so die Arbeit des Anstreichens schnell erledigt. Eine andere arbeitsparende Vorrichtung ist der automatische Lüfter. Ein Messingzylinder ent hält einen Kolben, durch dessen Kolbenstange die Welle, an der die Hebel der Lüftungsfenster befestigt sind, bewegt wird. Der Kolben wird durch Druckwasser ge hoben; beim Abfliessen desselben wird er durch die sich vermöge der eigenen Schwere schliessenden Fenster wieder herabgedrückt. Ein sehr sinnreich konstruierter Hahn regelt Zu- und Abfluss und wird seinerseits wieder durch einen Thermostaten betätigt. Dies ist ein aus mehreren Plattenpaaren verschiedener zusammen genieteter Metalle bestehender Apparat, der bei Er wärmung nach der einen Seite, bei Abkühlung nach der anderen Seite ausbiegt, und so, den Hahn öffnet oder schliesst. Eine weitere Vorrichtung bewirkt, dass das Oeffnen und Schliessen der Fenster nur allmählich ge schieht, sodass sie nicht etwa bei eintretender Erwärmung mit einem Male aufgerissen werden. Die Stellagen werden in Chicago häufig mit Drainröhren abgedeckt, die dort billig sind, da in der Gegend viel drainiert wird. Ein Haus für Topfpflanzen in der Gärtnerei von Robert Craig in Philadelphia hat eine 2,50 m breite Mittelstellage, die Seitenstellagen sind 1,20 m breit, d. h. soweit ein Mann mit ausgestrecktem Arm langen kann. Hier hat man für 4,90 m Stellagenfläche nur 1,30 bis 1,40 m Weg nötig. Der Weg muss etwas breiter sein, als in einem Hause für Schnittkulturen, wo auf 4,50 m Beetfläche 2,20 m Weg genügen. Dieses günstigere Ver hältnis ist aber nur bei Topfkulturen anzuraten, weil man eine Topfpflanze jederzeit zu sich herannehmen kann, um die nötigen Arbeiten daran vorzunehmen. Der breitere Weg ist deshalb wünschenswert, dass man mit Trage oder Karre ins Haus hinein kann. Da gerade von Philadelphia die Rede ist, so seien der grossen Gärtnerei von Henry A. Dreer in Riverton, die den bedeutendsten Versand des Kontinents hat, einige Worte gewidmet. Der Begründer der Firma ist meines Wissens deutscher Abkunft. Der erste Geschäftsführer, Herr Eisele, welchem die Gärtnerei nicht zum wenigsten ihre grossartige Entwicklung verdankt, ebenfalls. Schon der Name klingt schwäbisch, wie ein echter Schwabe war er in seiner Arbeit unermüdlich, freundlich und doch mit den Leuten streng. Auch der zweite Geschäfts führer, Herr Stroehlein, ist deutscher Abkunft und