Volltext Seite (XML)
Zierspargelarten. Von Reinh. Koenemann in Remscheid. hne Asparagusgrün ist unsere heutige Blumen- binderei nicht denkbar. Wie haben sich die Verhältnisse geändert! Die Zeiten liegen noch nicht allzufern, und ich weiss mich ihrer noch sehr gut zu erinnern, wo 9 an Zierspargel noch kein Gedanke war. Damals zog man manche Neuholländerarten, die jetzt kaum noch in den Gärtnereien anzutreffen sind, z. B. im Verein mit der bewegten Frühlingsluft, besorgten da die Befruchtung sicher, und die kleine Arbeit brachte mir in dem Jahre gegen 10 000 Asparagus-Samen. Eine Samenernte lohnt jetzt freilich nicht mehr. Wer aber im Winter den hübschen Anblick der mit roten Früchten behangenen frischgrünen Wedel geniessen will, dem empfehle ich einen Versuch, der allerdings nur dann glücken kann, wenn eine genügende Anzahl vorjähriger Zweige den Pflanzen belassen wurde. Aus den selbst geernteten Samen erhielt ich manche bunte Spielart, meist mit weissbunten Wedeln, die jedoch nicht beständig mit Vorliebe die zierliche Diosma alba, zum Gebrauch bei den Bindearbeiten. Jedes Spitzchen wurde ange geblieben sind. Nur eine mit goldigen Wedeln aus treibende Pflanze habe ich während 10 Jahren erhalten, drahtet, um den steifen Tellerbuketts mit ihren ange- auch auf einige 100 Exemplare vermehrt. Während bei spiessten Blumen ein leichteres, gefälligeres Aussehen zu geben. So wie jetzt Häuser voll Zierspargel kultiviert werden, zog man damals diese Neuholländer in eben den weissbunten Abarten der Chlorophyllmangel nach längerer oder kürzerer Zeit deren Absterben zur Folge hatte, besitzt dieser gelbe Sämling die Eigentümlichkeit, solchen Mengen. Infolge des ständigen Rupfens blieben sie zwergenhaft klein, und nie hatte man des zierenden feinen Grüns genug. Das ist nun heute noch fast ebenso. Im Frühjahr ist auch jetzt fast immer Mangel an gutem Schnitt grün. Zierspargelarten, welche wohl heute in jeder Gärtnerei anzu treffen sind, sind Aspa ragus Sprengeri und As paragus plumosus nanus. Der erstere hat seit seiner Einführung in den neun ziger Jahren einen Sie geslauf durch die gärt nerischen Betriebe voll endet, wie kaum eine andere Pflanze vor oder nach dieser Zeit. Keine Pflanze liefert aber auch bei solcher Anspruchs losigkeit in so kurzer Zeit den frischgrünen, zur Blumenbinderei un entbehrlichen Werkstoff wie Asparagus Sprengeri. Seine leichte Kultur, seine schnelle sichere Vermehrung aus Samen haben ihn allerdings in unglaublich kurzer Zeit so im Preise herunter gebracht, dass eine Kultur für den Geschäftsmann kaum noch gewinnbrin gend ist. Samen, Pflanzen und Grün stehen im Preise gegen alle andern Asparagusarten am tiefsten. Mit Neid gedenke ich der letzten Jahre des vorigen Jahrhunderts, in denen einjährige Asparagus Sprengeri noch mit Mk. 1,50 ge handelt wurden. Heute erhält man für diesen Preis bereits Schaupflanzen, von denen man Säcke voll Grün schneiden kann. Tempi passati. — Die Kultur von Asparagus Sprengeri ist so allgemein bekannt, dass darüber kaum noch etwas zu sagen ist. Nur möchte ich noch anführen, dass er leichter Samen ansetzt, wenn man die Pflanzen zur Zeit der Blüte in einem luftigen Hause aufstellt. Ich habe grosse, mit tausenden von weissen Blüten bedeckte Pflanzen täglich ins Freie bringen lassen. Kleine Fliegen und Wespen, dass seine gelben Wedel sich mit der Zeit wie der grünfärben. Diesem Umstande verdankt er seine Lebensfähigkeit u, sein der grünen Art gleichkommendes flottes Wachstum. Ganz eigen tümlich ist es, dass aus den alten grünen We deln immer wieder gold gelbe Nebentriebe her vorgehen, wie auch sämt liche aus dem Wurzel stock treibende Schosse goldgelbe Färbung be sitzen. Das Urteil über diese gelbe Abart ist sehr geteilt. Der eine findet sie schön, der andere nicht. Ich habe sie vermehrt und beibe halten, weil die Farbe der Wedel in Blumenzu sammenstellungen ganz prächtig wirkt. Neben Asparagus Sprengeri, diesem fast gleichstehend, nenne ich Asparagus scandens de- flexus. Es scheint mir, dass dieser vorzügliche Zierspargel sehr vielen Gärtnern und Blumen bindern noch wenig be kannt ist. Sein Wuchs ist ebenfalls hängend. Sein ganzer Habitus ist jedoch zierlicher und feiner als der des Aspa ¬ ragus Sprengeri. Diese Art kann wie die erstge nannte ebenso vorteilhaft warm als auch kalt kultiviert werden. Als Ampelpflanze gezogen bildet Asparagus scandens deflexus prächtige Schmuckstücke der Gewächs häuser. Seine graziös herabhängenden Zweige, wenn auch nicht von dem frischen Grün des Asparagus Sprengeri, sind besonders für Tafeldekorationen mit Erfolg zu verwenden. Sie halten den Mittelweg zwischen Asparagus plumosus nanus und der ebenfalls mit Vor liebe verwendeten feinblättrigen Medeola myrtifolia. Ein besonders grosser Vorzug vor Asp. Sprengeri besteht in der weit grösseren Haltbarkeit in Wohn- und Laden räumen. Während man da über A. Sprengeri stets die Klage hört, dass die Pflanzen nach kurzer Zeit die Asparagus Duchesnei, ein neuer Zierspargel. Original-Aufnahme für das Handelsblatt.