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ist wohl noch nicht allgemein bekannt. Soviel steht aber einstweilen noch fest, dass man häufig scheinbar recht feststehende Bäume sehen kann, die sich trotzdem vor dem Sturme, freilich in abgewendeter Richtung, so sehr neigen, dass sie bei ihrer Verneigung, wenn das sie mit dem Pfahle verbindende Band noch fest genug ist, diesen mit sich ziehen, was man in gewissen Lagen auch sogar ohne den Druck der Stürme beobachten kann, wo nämlich der Baum Veranlassung hat sich nach dem Lichte zu ziehen. Aber die Zeiten ändern sich und „man weiss nicht was noch werden mag.“ G Zum Thema Treibflieder. Von H. Weidner in Braunschweig. liegt die Zeit noch nicht soweit zurück, dass die deutschen Handelsgärtner den Be darf an Treibflieder fast ausschliesslich in Holland deckten. Die Ver hältnisse haben sich erst geändert, seitdem man eingesehen hat, dass hier kultivierte Ware der holländischen in bezug auf das Hervorbringen stärkerer und auch inten siver gefärbter Blumen sträusse weit überlegen ist. Als vor etlichen Jahren ein Lieferant aus Holland u. a. nach meinem Auftrag auf Flieder frug, erwiderte ich, dass ich genügend eigene Ware hätte, konnte es aber nicht unterlassen, meine Verwunderung darüber auszudrücken, dass noch soviel Treibflieder aus dem Ausland käme, da doch 'der im Inland ge zogene weit besser ist. Nun, der Herr war offen und ehrlich, und erwiderte mir, dass man sich in Holland über diese Tat sache wundere, da doch Deutschland über besser geeigneten Boden verfüge als Holland, freilich setzte er hinzu: „darf ich als Geschäftsmann nicht so sprechen.“ Heber die eigent liche Fliederkultur ist im Handelsblatt des öfteren ausführlich be richtet worden; ich möchte nur auf die etwas ab weichende Weiterkultur der abgetriebenen Pflanzen hinweisen, welche bei richtiger Be handlung lohnende Erträge liefern. Die abgeblühten Sträucher werden bei mir im zeitigen Frühjahr auf geschult, ohne dass etwas daran geschnitten wird. Das Land wird vorher tüchtig gedüngt. Den darauf folgenden Winter, etwa im Februar, schneide ich die Pflanzen bis tief in das alte Holz zurück. Ein wieder holter flüssiger Dungguss bewirkt, dass die Triebe sich kräftig entwickeln und nach Beendigung des Triebs, Ende Juni, werden die Pflanzen eingetopft, wie bekannt behandelt und sind bald vollständig durch wurzelt. Im folgenden Winter' 1 werden die Triebe auf 1/3—1/, ihrer Länge gekürzt, je nach den Sorten. Von Beginn der Vegetation an und während des ganzen Sommers wird wöchentlich mehreremale gedüngt, da die Flieder grosse „Fresser“ sind. Vor Weihnachten ätherisiere ich und habe bisher die besten Erfolge erzielt z, B. mit Andenken an Ludwig Späth in prachtvoll entwickelten Pflanzen mit schönem Laub. Haltbare Blumen erhält man, wenn die Pflanzen kurz vor dem Aufblühen in eine niedrigere Temperatur von 8—10° C. (6—8° R.) kommen. Die Farbe wird auch besser. Herbstastern*). Von Heinrich Junge, Hameln. III. rosafarbene und rote Herbst- n haben uns die letzten Jahre ge- it. Die älteren Sorten haben noch die reinen Farbentöne, die wir jetzt gt haben, aber doch befinden sich schöne Sorten darunter, die uns unentbehrlich sind. *) I. siehe Nr. 9, Seite 136, II. Nr. 12, Seite 196. Sollten die Pflanzen selbst nicht verkauft werden, und nur zum Schnitt dienen, so kann 'man die Kultur noch oft wieder Flieder ,,Marie Legraye“ wiederholt getriebene Pflanze aus den Kulturen von H. Weidner inBi aunschweig. Original-Aufnahme für das Handelsblatt. holen. Diese alten Bur schen liefern mir noch immer die besten Resul tate, wenn man es an der nötigen Kräftigung nachher nicht fehlen lässt. Die beigegebene Abbil dung eines vollblühenden Marie Legraye -Flieders bestätigt am besten das Gesagte. Interessant wäre es für die Leser des Handels blattes, zu erfahren, wie die Treib-Einrich tungen für im freiem Grunde stehenden Flie der sind, wovon so kräftig entwickelte Blütenstiele auf der letzten Haupt versammlung gezeigt wurden. Manche Bindekünst ler bevorzugen neuer dings wieder den Marly- Flieder, da dieser sich zum Schnitt und Tafel schmuck besser eignet, als die schweren Sorten. Der Marly - Flieder ist lockerer und' haltbarer. Eine Berliner Firma treibt S. marliensis in grösserem Umfange, trotz des ihm anhaftenden Fehlers, erst als ältere Pflanze reichlich Knospen anzusetzen.