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Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 4 No. 1 zu müssen. Will er seinen Betrieb dennoch ausdehnen, so muss er irgend eine Spezialkultur wählen und ver senden. Der Artikel in No. 49 v. Jg. des Hdlsbl. über die Dresdner Spezialkulturen zeigt deutlich, wie an einem Platze von vielen Geschäften dieselben Sachen in grossen Massen gezogen werden können, ohne dass sich die einzelnen Kultivateure fühlbare Konkurrenz machen. Mancher Gärtner hat auffallend Glück mit einer Kultur, die nicht jedem gut gelingt. Ist dieser Artikel zum Versand geeignet und an grösseren Plätzen Bedarf dafür, so wird es sich sicher lohnen damit Spezialkultur zu treiben. Deutlich zeigen uns auch die Rosenstädte wie Lübeck, Trier, Dresden, Steinfurth usw., dass an Plätzen, die der klimatischen und Boden verhältnisse wegen sich zu dieser Kultur besonders eignen, dass ohne kleinlichen Konkurrenzneid viele Gärtner nebeneinander dieselbe Kultur betreiben können. Es ist jedenfalls kein Hochgenuss, wenn man nicht achtende Urteile über unseren Beruf hören muss, namentlich über Berufskollegen, denen es sehr traurig geht und die mit ihrem Geschäft nur vegetieren. Darum müssen alle Handelsgärtner, gut und schlecht situierte, daran arbeiten, unsere Betriebe nicht nur einträglicher zu gestalten, sondern wir müssen auch auf die Hebung des Standes in den Augen unserer Mitmenschen bedacht sein. (Gs© Der Torfmull im gärtnerischen Betriebe, Von H. Eicke in Firma Walter Cossmann Nacht, in Rödelheim bei Frankfurt a. M. ■ in geschickter Kultivateur von heute, der die neuesten Errungenschaften der Technik und der Naturwissenschaften, namentlich der Agrikulturchemie bezüglich der Kunst düngung, mit klarem Auge verfolgt und prak tisch richtig verwertet, wird ohne Zweifel bessere Erfolge auf einfachere Weise in seinen Kulturen er ringen als ein Gärtner der alten Schule. Eines der wichtigsten Kultur - Hülfsmittel ist unstreitig der Torfmull und die Torfstreu. Nur wenige Gärtner wussten vor einem Jahrzehnt etwas davon, heute findet man, namentlich den Mull, schon in vielen Gärtnereien, aber noch nicht in allen, und doch sollte er selbst im kleinsten Geschäft nicht fehlen. Ich will nur einige überall und oft wieder kehrende Verwendungsgelegenheiten anführen, z. B.: Bei der Vermehrung, zum Lockern der Erde für die verschiedensten Kulturpflanzen, Aussaaten, Durchwintern von Knollen, Zwiebeln und Rhizomen, Abdecken der Freilandbeete gegen Austrocknen und Verunkrauten, zur Verbesserung humusarmer und fester kalter Boden arten usw. Wie der Torf entsteht, ist wohl den meisten Lesern bekannt, auch dass er hauptsächlich aus Pflanzen faser und verwesten Pflanzenteilen besteht. Nicht als Nährstoff, sondern wegen seiner physikalischen Eigen schaften ist die Torffaser für unsere Zwecke un entbehrlich. Schon vor 12 Jahren wurden mir die Vorzüge des Torfmulls in manchmal drastischer Weise von meinem damaligen Chef Herrn Aug. Frankenfeld in Lemsdorf bei Magdeburg geschildert, vor allem aber bewiesen mir dessen geradezu verblüffende Ver- mehrungs- und Kulturerfolge zur genüge die Stich haltigkeit des Gesagten. Von dieser Zeit an war es mir unmöglich, beim Mischen der Erde für irgend eine Kultur den Torfmull zu vergessen. Man versuche Torfmull einmal zur V ermehrung. Torfmull, nicht zu fein verrieben, wird mit etwas Fluss sand durchsetzt, vor dem Stecken der Stecklinge kräftig und durchdringend gegossen, leicht angedrückt und mit gutem scharfen Fiusssand überstreut; nun kann ge steckt werden. Von vielen Seiten wird angeraten, den Mull vorher gründlich zu kochen, um alle Fäulnis bakterien zu töten. Ich verwerfe dies als eine ganz unnütze, zeitraubende und auch kostspielige Sache. Verwendet ein nach jeder Richtung hin sauberes, gesundes und kräftig entwickeltes und ernährtes Stecklingsmaterial, gebt nach Art der Steck linge die richtige Wartung, so wird der beste Erfolg der Lohn der Mühe sein! Da wo Fäulnis auftritt, ist diese in den meisten Fällen schon mit den Stecklingen über tragen worden, denn eine jede Mutterpflanze muss im Verlauf des Winters des öfteren geputzt und stets sauber gehalten werden. Wird dies nicht gewissenhaft oder nur mangelhaft ausgeführt, so dass Pilzsporen ausreifen und sich verbreiten können, so bleiben diese an den Härchen der Blätter und Triebe haften, werden mit auf das Vermehrungsbeet übertragen und rufen so die Fäulnis hervor. Die Bewurzelung der Stecklinge auf derartig vorbereiteten Vermehrungsbeeten ist be deutend gleichmässiger und schneller, zumal, wenn man darunter Wasserbeete hat. Der grosse Vorteil beruht jedoch zur Hauptsache darin, dass die jungen, sich bildenden Wurzeln die sie umgebenden Mullfasern mittelst ihrer Wurzelhärchen festhalten und sich so einen Ballen aus dem Beet mitnehmen, der ihnen gestattet, nach dem Eintopfen oder Auspflanzen unge stört weiter zu wachsen. Eine noch praktischere Ver mehrungsweise ist die in ganz flachen Kistchen (etwa 6 cm tief), sie hat den Vorzug, dass nach erfolgter Be wurzelung die Stecklinge durch Ueberführen in niedere Temperaturen vor dem Eintopfen genügend abgehärtet werden können, vor allem kann man ohne Störung sofort das Beet wieder besetzen und nachher zum Eintopfen der be wurzelten und nunbereits abgehärteten Stecklinge schreiten. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil ist der, dass, wenn sich wirklich einmal der gefürchtete Ver mehrungspilz zeigen sollte, man es in der Hand hat, durch Herausnehmen des ganzen Kistchens und Um stecken der Stecklinge, den Störenfried im ersten Stadium zu unterdrücken. Nun jedoch wieder zum Thema. Bei Erdmischungen leistet der grobe Torf mull, ich sage ausdrücklich „grobe Torfmull“, denn der fein geriebene Torfmull ist wenig für diesen Zweck zu empfehlen, mir ausserordentlich gute Dienste. Er ver hindert vor allem ein allzu festes Einpflanzen und Ver pflanzen, durchlüftet den Ballen ergiebig, namentlich bei festen Töpfen, erhält die Wurzeln gesund und begünstigt in hohem Masse die Vermehrung des Wurzelsystems, er erhöht den Humusgehalt der Erde und erhöht vor allem den Zusammenhang des Erdballens, was namentlich beim Versand der Pflanzen mit Topfballen vorteilhaft ist. Bei der Verwendung des Mulls bei Aussaaten, namentlich feinkörniger Sämereien wie: Farnen, Begonien, Gloxinien, Lobelien, Cyperus usw. kann er durch ein geeigneteres Material nicht ersetzt werden; er ist fast völlig steril d. h. bakterienfrei, hält lange und gleich mässig die ihm gegebene Feuchtigkeit und bietet der jungen Pflanze die geeignetsten Unterlagen zur leichten und schnellen Entwicklung ihrer Wurzelanlage. Wenn Fäulnis auf derartigen Samenschalen entsteht, so entsteht sie nur dann, wenn schlechtes oder ich will sagen zu leichtes, nicht gleichmässiges vollkörniges Saatgut ver wendet wurde; denn die tauben Samen oder darunter gemengte alte nicht mehr keimfähige Saat geht in Fäulnis über, und diese zerstört nun auch selbst die kräftigsten Sämlinge. Also hier ähnlich wie bei der Vermehrung: sauberes und keimkräftiges Saatgut bedingt den vollen Erfolg. Beim Durchwintern von Zwiebeln, Knollen und Rhizomen begründen nachstehende Eigenschaften des