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Frage 1149. Vor (5 Jahren gepflanzte Reine clauden sind sehr stark ins Holz gewachsen, bringen aber keine Früchte. Was ist zu tun, um sie tragbar zu machen? Ist es ratsam, die Wurzeln abzustechen, um eine Wachstumsstockung herbeizuführen? Im voraus besten Dank für Beantwortung. A. G. Antwort. Vor sechs Jahren gepflanzten Reineclauden würde ich auf keinen Fall die Wurzeln abstechen, um sie im Wachstum zu stören. Lassen Sie die Jugend austoben, damit Sie nach weiteren sechs Jahren prächtige Kronen haben, die dann auch das doppelte Quantum Früchte tragen, als armselige schwache Kronen. Zu solch gewaltsamen Eingriffen wäre dann auch noch Zeit. Aber wer weiss, ob es dann noch nötig ist. Stockelsdorf-Lübeck. Ernst Bierbach. Antwort. Der vorliegende Fall wird im allgemeinen zu den Ausnahmen zählen. Wenn es sich hier um die sogenannte „Grosse grüne Reineclaude“ handelt (was aus der Frage nicht zu ersehen ist), so liegt die bisherige Unfruchtbarkeit höchstens da ran, dass der Boden reich an Stickstoff ist und somit ein über mässiges Holzwachstum bislang stattgefunden hat. Ich empfehle dem Fragesteller, sofern er Holzasche hat, die Asche stets an die Bäume zu bringen, sie um die Baumscheibe und darüber hinaus auszustreuen und unterzugraben. Des weiteren könnte eine Düngung mit Kali und Phosphor säure als Ergänzung ausgeführt werden. Hierzu empfehle ich 40—50 Gramm 40 °oiges Kalisalz, 40 — 50 Gramm 18 °/oiges Superphosphat auf einen Quadratmeter zu berechnen, die sich ergebende Menge auszustreuen und in den Herbst- oder frühesten Frühjahrsmonaten unterzugraben. Wo keine Holzasche verwendet wird, ist eine sehr reichliche Kalkdüngung notwendig. In einem schweren Boden würde ich zu Aetzkalk raten und hierbei jährlich im Herbst beim Umgraben düngen. Die Quantität braucht nicht ängstlich abgewogen zu werden, da sämtliche Steinobstbäume ausserordentlich dankbar für Kalkzufuhr sind. Im übrigen ist die Baumscheibe und das Land um die Bäume herum über Winter in rauher Scholle liegen zu lassen. Tolkewitz bei Dresden. Paul Hauber. Antwort. Ueber das schlechte Tragen der Reineclauden (Grosse grüne Reineclaude, Aug.-Sept.) wird schon immer geklagt; Abstechen der Wurzeln hat keinen Zweck. Das Einzige ist, gut kalken und warten, bis die Bäume alt genug sind. Der beste Ersatz dafür ist Reineclaude von Oullins. Diese Sorte trägt sehr gut und wird in Leipzig z. B. als grosse französische Reineclaude verkauft. Die Sorte ist früh reif, gelblichgrün, löst etwas schlecht vom Stein, wonach aber Mitte August nicht gefragt wird. Als Busch auch zu empfehlen. Halle a. S. P a u 1 H u b e r. Antwort. Unfruchtbarkeit bei Reineclauden trotz gesunden Wuchses ist eine Klage, die mir täglich zu Ohren kommt. Wir haben nur eine einzige Reineclauden-Sorte, die annehmbar trägt, das ist die Grosse grüne Reineclaude. Diese stellt aber so hohe Wärmeansprüche, dass sie in Nord- und Mitteldeutschland nur in seltenen Fällen befriedigt, selbst in Süddeutschland nur in besonders warmen Lagen regelmässig und gut trägt. Für deutsche Durch schnittsverhältnisse ist die Reineclaude keine Obstart, die zum Anbau empfohlen werden kann. Ich glaube nicht, dass das Ab stechen der Wurzeln Abhilfe bringen wird, sofern sie nicht besonders günstige Anbauverhältnisse hat. Die Unfruchtbarkeit bei Reine clauden ist bei 99 von 100 Fällen die Folge ungünstiger klimatischer Umstände und da hilft das Abstechen nicht oder nur vorübergehend. Versagt das Mittel, dann würde ich mit der Metzer Mirabelle um veredeln. Obstbauinspektor A. Janson. Antwort. Von einem Abstechen der Wurzeln ist abzuraten, da sich an den verletzten Wurzeln eine Unmenge Ausläufer bilden würden, deren Beseitigung sehr mühsam und zeitraubend sein würde. Wahrscheinlich fehlt in Ihrem Boden Kalk. Mein Boden hat ungefähr 20/0 Kalk, in den tieferen Schichten wohl noch mehr, und meine Reineclauden tragen stets sehr reichlich, wenn nicht Frost die Blüte zerstörte, während ich anderwärts auch beobachten konnte, dass die Bäume wohl kräftig wachsen, aber nicht tragen wollten. Magdeburg. L. Knönagel. Antwort. Meistens wird bei den Reineclauden in der ein seitigen Stickstoffdüngung die Ursache des schlechten Fruchtansatzes zu suchen sein. Ich würde Ihnen raten, den Bäumen einmal eine gute Phosphorsäuredüngung, verbunden mit Kali, zuzuführen. Hierzu eignen sich Thomasmehl und Kainit oder 40°/, Kali für die Düngung im Winter. Wichtig ist es, dass die Bäume auch in den Sommermonaten, wenn sich die Blütenknospen bilden, gedüngt werden. In den Monaten Juni und Juli gebe man deshalb eine Phosphorsäuredüngung und verwende hierzu am zweckmässigsten das leichtlösliche Superphosphat, welches man aber, wenn möglich, aufgelöst, also als Dungguss gibt. Wo nicht genügend Kalk vor handen ist, ist eine Kalkgabe nur zu empfehlen. Breyell. L. Müllers. Antwort. Reineclauden versagen auf ungünstigem Standort leicht in der Fruchtbarkeit und wäre nur ein Umveredeln anzuraten. Das Abstechen der Wurzeln würde vielleicht auch schon zu dem ersehnten Ziele führen. Süderbrarup. Heinrich Pleus. Antwort. Durch das überaus starke Holzwachstum Ihrer Reineclaudenbäume müssen Sie erkennen, dass dieselben in einem sehr stickstoffreichen Boden stehen, dem die nötigen Stoffe zur Bildung von Fruchtholz fehlen, also Kali und Phosphorsäure. Führen Sie dem Boden diese Stoffe zu, so werden Sie auf Erfolg rechnen dürfen, auch ohne Abstechen der Wurzeln, was den Bäumen nur zum Nachteile gereichen möchte. Goldberg i. Schl. C. Scholz. Antwort. Ich empfehle, die Reineclauden zur Beeinflussung ihrer Tragbarkeit mit Thomasmehl zu düngen und zwar im Winter, da dieses langsam in Wirkung tritt. Der Dung wird obenauf gestreut und im Frühjahr recht gut untergegraben. Moys. Hugo Schors. Antwort. Ohne Angabe der Sorte ist es nicht möglich, ein sicheres Mittel zur Abhilfe anzugeben. Es gibt bekanntlich Sorten, welche erst in späteren Jahren eine regelmässige Fruchtbar keit entwickeln. Ich habe mit einer starken Düngung, bestehend aus Thomasmehl und 40 % Kali hinsichtlich der Fruchtbarkeit überraschende Erfolge herbeigeführt. Rittergut Schloss Blankenhain. H. S e i 1 k o p f. Frage 115 1. Was ist gegen die Raupen des Weidenbohrers zu tun, welche einen Ulmenbestand zu vernichten drohen? P. J. Antwort. Spritzen Sie in jedes Bohrloch einige Tropfen (10 — 12) Schwefelkohlenstoff. Das Loch muss sofort mit etwas Lehm oder Kitt geschlossen werden. Besonders die oben am Stamm befindlichen Bohrlöcher müssen eine starke Dosis bekommen. Aeusserste Vorsicht ist geboten, weil Schwefelkohlenstoff ungemein leicht explodiert, Nähe von Licht und Feuer ist zu vermeiden. Bei der Arbeit darf man nicht rauchen! Obstbauinspektor A. Janson. Antwort. Zur Bekämpfung des Weidenbohrers sollte man eifrig die Verfolgung und Tötung der Schmetterlinge betreiben. Stämme, die noch nicht stark befallen sind, können gerettet werden, indem man mit einem spitzen Draht in die Bohrlöcher hineinsticht und auf diese Art die Raupen zu töten sucht. Auch das Zukleben der Löcher mit Baumwachs oder Lehm kann Erfolg haben, ebenso das Einspritzen von Schwefelkohlenstoff in die Gänge, die dann aber auch zugeklebt werden müssen. Ist ein Baum arg befallen, so ist es ratsam, ihn zu fällen und die Borke abzulösen, um die Raupen aufzulesen und zu töten. Breyell. - L. M ü 11 e r s. Antwort. In die Bohrlöcher der Raupen ist mittelst einer kleinen Oelkanne, wie man sie zum Oelen der Nähmaschinen usw. braucht, Schwefelkohlenstoff zu tropfen; die Löcher sind dann mit Lehm oder Wachs zu verschliessen. Die sich entwickelnden giftigen Dämpfe töten die Raupen sehr bald ab. Bei Verwendung des Schwefelkohlenstoffes ist grosse Vorsicht anzuraten, da derselbe feuergefährlich ist und giftig wirkt. Man darf also die Arbeit nicht mit brennender Zigarre vornehmen, ebensowenig bei Licht. Dr. R. Thiele. Antwort. Stark befallene Bäume sind zu fällen und das Holz baldigst zu verbrennen, denn die Raupe des Weidenbohrers wird 3 Jahre alt und 10 cm lang und nährt sich ausschliesslich vom Holz des Baumes, worin sie lange Gänge bohrt. Tritt dieser Schäd ling nur vereinzelt auf, so empfiehlt es sich, in Pausen von 8 bis 14 Tagen öfter mit einem spitzen Draht in die Bohrlöcher zu stossen, man hat dann manchmal das Glück, die Raupe zu treffen, die dann zu Grunde geht. Aetzende Flüssigkeiten in die Bohrlöcher zu giessen, ist nicht ratsam, weil dadurch die Bäume häufig erst recht zu Grunde gerichtet werden. Zu Sommersanfang sollte man den Schmetter lingen, einem Nachtfalter, eifrig nachstellen, denn mit einem Paar eingefangenen Faltern sind mehrere Hundert junger Raupen vet- nichtet. Der Falter hat eine graubraune, der Baumrinde angepasste Farbe. Bremen. FranzWagenföhr. Antwort. Die Raupen des Weidenbohrers, Cossus ligni- perda, Fahr., werden am besten vertilgt, wenn man mit einem starken Draht in die Bohrlöcher fährt und damit die Raupen tötet. Es ist wohl sehr beschwerlich und erfordert viel Zeit, jedoch noch das rationellste Mittel. Wenn die Erhaltung der Bäume geboten ist, darf man sich diese Mühe nicht verdriessen lassen. Bei eifrigem und stetem Suchen wird auch ein Erfolg nicht ausbleiben. Vorteil haft ist es ferner, den Baum, insbesondere die befressenen Stellen