Volltext Seite (XML)
Am Gedenke« an Hindenburg legten am Todestage zahlreiche Verbände am Berliner Ehren mal Unter den Linden Kränze nieder. — Unser Bild zeigt den Reichskriegsopfsrsühker Oberlindober, General Kuhlwein von Rathenow und den Vertreter des Kyffhäuserbundes. , (Weltbild, M.) Die erste Negerfliegerschwadron der Welt, die sich dem Kaiser von Abessinien für den Kampf des letzten schwarzen Kaiser reichs im Fall eines Krieges angeboten hat, exerziert täglich bei Neuyork. Im Bilde ist die Schwadron vor ihrem Führer, Walter Crumbleh, angetreten. Links das weibliche Mitglied der Schwadron, Miß Lola Jackson, die ursprünglich Kinder gärtnerin war. Mide World, MH Für die Herstellung einer neuen Landkarte des amerikanischen Bundesstaates Kalifornien ist «ine neue Luftbildkamera nach dem sogenannten Zehn-Linsen-System gebaut worden. Mit ihr kann ein Gebiet von 2000 Quadratkilometern ausge nommen werden. Unser Bild zeigt die Kamera während des Gebrauchs. Die Arbeit in den stratosphärennahen Höhen kann von dem Photographen nur unter Benutzung künstlicher Atmung ausgeführt werden. (Scherl, M.) Ein Bild aus Genf. Die Beauftragten Abessiniens (von links) Prof. Jeze und Teele-Havariate, der Führer der abessinischen Völkerbunds- delegation, im Gespräch mit Laval. Mide World, M.) Deutschlands Sportgeschlecht. (Schirner, M.) Daseinskampf im wilden Forst. Wie die Gletscher den -eulschen Wal- formten. Don Forstassessor Dr. Srih voelsch - Dresden. Jede Lebensgemeinschaft macht im Auf und Nieder ihre Entwicklungen durch. Ein Volk entsteht, blüht auf, wird von Nachbarvölkern bekämpft, unterdrückt, rafft sich wieder auf, erstarkt innerlich... ewiger Wechsel, ein Spiel der Kräfte, Proben für die innere Gesundheit der Gemeinschaft. Der Wald ist eine Lebensgemeinschaft wie das Volk. Nur der Lebensrhythmus ist langsamer. Sonst aber sind viele Lebensgesetze die gleichen. Die Kultur eines Volkes erwächst bodenständig aus seiner Heimat. Die nordische Kultur wurzelt daher tief und fest in der waldreichen deutschen Landschaft. Hier berühren sich die beiden Lebens gemeinschaften „Wald" und „Volk". Die Entwicklungs geschichte deutscher Kultur ist ohne die deS deutschen Waldes nicht in ihrer vollen Tiefe zu verstehen. In dem Tertiär — also vor den Eiszeiten — war der Wald Mitteleuropas ein buntes Gemisch vieler hundert Holzarten. Die Versteinerungsfunde beweisen, dah der damalige deutsche Wald Verwandtschaft mit dem heutigen nordamerikanischen Wald gleicher geographischer Breite zeigt. So hat man z. B. Palmen, Mammutbäume, Tulpenbäume und viele amerikanische Eichen- und Ahornarten gefunden. Das Klima war viel wärmer als heute. Die deutsche Wald flora ähnelte damals derjenigen, die heute im Mittelmeer- gebiet unter Lorbeer, und Edelkastanien wächst. Dann kamen die verschiedenen Vereisungen deS Dilu- viums. Von Norden her drangen die Eismassen über Europa und drängten die üppige Waldvegetation südwärts. Hier schoben sich als breite Querriegel die mitteleuropäischen Gebirge vor (Pyrenäen, Alpen, Erzgebirge, Sudeten, Kar- pathen), von denen die Hochgebirge ebenfalls wieder Gletschcrmassen nordwärts entsendeten. In den eisfreien Zonen Mitteldeutschlands, z. B. im Spessartgebiet, sah eS damals aus wie in den arktischen Tundren: krüppliges Krummholz, kriechende Polarweide, Zwergbirke u. a. waren an die Stelle des üppigen TertiärwaldeS getreten. ES herrschte eine Tundrenflora mit der Leitpflanze Silberwurz. In den ZwischeneiSzeiten wurde eS wärmer, die ver triebenen Auswanderer (Laub- und Nadelhölzer) kehrten zurück. Ader nach jeder Kälteperiode nahm die Zahl der Arten ab, da die Querlage der Gebirge den wärmeliebenden Bäumen den Rückzug gesperrt hatte und dadurch viele Arten auSstarben. In Nordamerika, daS dieselben Eiszeiten durch- machte, streichen die Gebirge von Norden nach Süden (Rocky Mountain», AlleghameS). Sie ermöglichten damit den der Kälte ausweichenden Wäldern nach Süden hin den Rückzug und damit auch daS Wiederkommen. - So erklärt cs sich, datz der heutige deutsche Wald nur rund ein Dutzend häufigere sowie ein reichliches Dutzend seltenere Hauptholzarten aufweist und damit seine so tiefe, eindrucksvolle Einfachheit, Geradheit und Wuchtigkeit erhielt. Und wie ist die Seele des Volkes geworden, das in diesem Walde emporwuchs? Nicht ebenso schlicht, so gerade und offen, und doch auch so grüblerisch-faustisch? Ist es nicht eine begnadete Fügung, daß in Deutschland nicht der üppige amerikanische, sondern der schlichte deutsche Wald steht? Wohl nie» hätte die deutsche Kunst jeder Art ihre typische eigene Entwicklung genommen ohne unsere lichten knorrigen Eichen wälder, ohne die düsteren Tannen- und Fichtenwälder, ohne die hohen, ehrwürdigen Buchendome. Nach der letzten Eiszeit besiedelte sich der deutsche Raum zunächst mit den leichtsamigen, anspruchslosen Pionierholz, arten, der Birke, Aspe und Weide. Bald folgte die Kiefer. Die mit Flugorganen versehenen Samen dieser Bäume werden vom Wind Hunderte von Kilometern fortgetragen. Allmählich wanderte unter diesem „Vorwald" die bereits mehr die Warme liebende Hasel ein. Aus dieser, Hunderttausende von Jahren zurückliegenden Zeit sind die Moore unsere Doku» mente. Man zählt die in den einzelnen Moorschichten (ent- sprechend den Zeitaltern) enthaltenen Pollen (männlicher Blütenstaub) der einzelnen Holzarten und stellt auf Grund der gefundenen Zahlen Pollendiagramme auf, die Rückschlüsse auf die Holzartenverteilung gestatten. Langsam drangen nun, viele Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung, die Eiche und ihre Trabanten, die Linde und Ulme, in die Wälder ein. Ihr Einwandern ist nur auf Ber- schleppung der Eicheln durch Bögel angewiesen. Die Eich« war den anderen Holzarten biologisch überlegen (Lang- lebigkeit, gutes Ausschlags- und Ausheilungsvermögen). Sre brach die Herrschaft der übrigen Laubhölzer und der Kiefer und verdrängte sie in den Unter, und Nebenbestand. Der Kiefer blieben die nordostdeutschen Gebiete, der aus dem Norden (Finnland) eingewanderten Fichte und der Tanne die Gebirge. Im übrigen herrschte in dex vorchristlichen Zeit im deutschen Walde die wuchtig«, alles überdauernde Eiche. Sie war unseren Altvordern heiliges Sinnbild der Treue. Unter ihren ehrwürdigen Stämmen wurden die Things ge- halten und die Götter verehrt. Noch heute pflanzt man in Deutschland Eichen zum Andenken an große Männer. Einige Jahrhunderte vor Christi Geburt drang die Buche, der Eichenfeind, in die deutschen Wälder ein. Die Buche mit ihrem hohen Schattenerträgnis und ihrem dichten Laubdach im Alter ließ keine.^lichtbcdurftigeu Jüngelchen mehr unter ihr großwerden. Wäre in dieser Entwicklung?, zeit nicht der Mensch eingreifend auf den Plan getreten, so hätte Deutschland seine heute noch vorhandenen schönen süd- westdeutschen Eichenwaldreste an die Buche abtreten müssen! Während den Germanen zur Zeit Christi der Wald heilig war und sie sich nur das aus ihm an Wild, Honig, Früchten und Holz holten, was sie brauchten, setzte im zeitigen Mittelalter eine starke Waldrodung ein. Das Volk dehnte sich aus und brauchte Ackerboden. Auch der Aufbau des Urwaldes änderte sich durch den Menschen. So wurden z. B. die harten Buchen zu Kohlholz herausgehauen. Die Mischurwälder der Mittelgebirge (Buche, Tanne, Fichte), in ihrer biologischen Lebensgemeinschaft gestört, verwandelten sich unter dem Einfluß des Raubbaues allmählich in reine Fichtenwälder. Nach einigen Jahrhunderten der „hölzernen Kultur", wie man diese Zeitspanne auch nennt, setzte die Furcht vor Holznot ein, denn um die Wiederverjüngung der Wälder hatte man sich bisher wenig gekümmert. So entstand im 18. Jahrhundert die Forstwirtschaft, die zunächst bestrebt sein mußte, den Holzbedarf rasch zu decken, was nur durch Anbau raschwüchsiger Holzarten (Fichte und Kiefer) geschehen konnte. Diese Aufgabe, das Problem der „Nachhaltigkeit der Holzerzeugung", ist in den einundeinhalb Jahrhunderten deutscher Forstwirtschaft so vollkommen wie in keinem anderen Lande gelöst worden. Aus leergeplünderten Wäldern sind gepflegte Forsten entstanden. Heute ist man — unter Wahrung der Nachhaltigkeit — bestrebt, den vielfach vorhandenen Reinbestandswalv (aus einer einzigen Holzart z. B. Fichte oder Kiefer bestehend) all- mählich in naturgemäßen Mischwald, überzuführen. Man hat erkannt, datz ein Wald, der sich aus Laub, und Nadelhölzern mischt, im allgemeinen die gesündeste und gegen Krankheiten widerstandsfähigste Waldform ist. Die Lebensgemeinschaft Volk hat die Lebensgemeinschaft Wald in ihren Dienst gestellt. Der Wald soll dem Volke ideell und materiell nützen, und das kann er nur, wenn er keine kranke, schwächliche, sondern eine gesunde, kraftstrotzende Lebensgemeinschaft ist. So werden im deutschen Walde Urwaldreste, die unS z. B. im Bayerischen Wald noch au- uralter Zeit erhalten geblieben sind, als Naturdenkmäler und Lehrbeispiele erhalten und gepflegt. Und auch der Wirtschafts. Wald w,rd dort, wo eS möglich ist, hinsichtlich Holzarten mischung und Waldaufbau nach den Lebensgesetzen deS alten deutschen MischurwaldeS aufgezogen werden. Daseinskampf war die Losung der Lebensgemeinschaft „Wald" im Wandel der Zeiten. Wir deutschen Forstleute sind bestrebt, unser herrliches Nationaleigentum, unseren Wald, in diesem Kampf Verständnisvoll zu unterstützen und ihn nach naturgemäßen Gesetzen zu pflegen, damit er unser Volk und auch besonders die Volksseele noch weiterhin so Überreich beschenken kann!