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Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 474 heutige Gärtnerstand unter solchen ausserordentlich schwierigen Verhältnissen seine Ausbildung genossen; den jetzigen Gehilfen fehlte mit wenigen Ausnahmen das Standesbewusstsein. Des weiteren äusserten sich hierzu die Herren Gross und Kuchel- ka-Düren, S c h r ö t e r - Aachen, Esch und Röhlen. Es kam zum Ausdruck, dass für vermehrte Ausbildung von Lehr lingen zu sorgen wäre, dass diese aber auch wirklich „aus- gebildet“ werden müssten und zwar nicht nur in praktischer Arbeit, sondern auch durch den Besuch der Fortbildungs- und Fachschulen. Des weiteren müsste dahin gestrebt werden, dass die gärtnerischen Erzeugnisse so bezahlt würden, dass den Ge hilfen ein Lohn gezahlt werden könnte, dass diese nicht mehr wegen der Lohnfrage in Versuchung kämen, die Gärtnerei an den Nagel zu hängen, -wenn auch für jüngere, sich weiter aus bildende Leute nicht das zu zahlen sei, wie für selbständig arbeitende Gehilfen. Des weiteren möchten die Prinzipale in den Gehilfen ihre späteren Kollegen sehen und sie demgemäss behandeln. Der Gehilfenstand müsse auf einen höheren fachtechnischen und sitt lich moralischen Stand gebracht werden. Es wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die heutige Versammlung der Gruppe Niederrhein erhofft eine Besserung der Gehilfenfrage dadurch, dass eine bessere und vermehrte Ausbildung von Lehr lingen stattfindet, dass eine bessere Bezahlung der Gehilfen er möglicht wird und diese auch vielfach eine bessere Behandlung finden. Ueber Punkt IV, Blumenschmuck der Wohnhäuser, re ferierte Unterzeichneter. Es sei dies so recht ein Gegenstand, geeignet, die Kollegen am Platze zur gemeinsamen Förderung ihrer Interessen zusammen zu bringen und das Absatzgebiet der Topfpflanzengärtnereien zu erweitern, so dass jeder Einwohner zum Abnehmer des Gärtners werde. Er schildert, wie in seiner Heimatstadt der dortige Gartenbauverein die Sache arangiert und mit Hilfe der Lokalpresse mit schönem Erfolg durchgeführt, wie die Stadt dadurch ein freundliches, schmuckes Aussehen bekommen, so dass dies allen Fremden aufgefailen und die Stadtväter sich veranlasst gesehen hätten, aus der Stadtkasse einen entsprechenden Betrag für die Prämiierung zu bewilligen. Zur Nachahmung dringend zu empfehlen. An der Diskussion beteiligten sich die Herren Pfennigs, Pfeiler und Radde. In Düren wird man im nächsten Jahre den Versuch machen. Bei Punkt V kritisiert Herr Pfennigs die Aachener Friedhofs ausstellung. Die Herren Radde und Schröter stellen fest, dass die Aachener Gärtner nichts damit zu tun gehabt. Zu demselben Punkt regt Herr Schröter an, gegen die immer wieder verbotenen Kranzspenden Front zu machen. Es wird beschlossen, entspre chende Artikel in die politischen Zeitungen zu lanzieren. Herr Kleemann dankt namens der Dürener Kollegen dem Vorstande für die Veranstaltung der Versammlung. Herr Esch dankte für das zahlreiche Erscheinen und die rege Diskussion, sowie für die freundliche Fünrung und die entgegenkommende Gestattung der Besichtigungen. Im übrigen möge man den Dank an den Vor stand durch rege Agitation für den Verband betätigen. Fünf Herren meldeten ihren Beitritt an. Schluss der Sitzung 61/2 Uhr. Aloys Röhlen. Gruppe Cüstrin und Umgegend. Protokoll der Sitzung vom 20. Oktober d. J. im Schützenhause zu Cüstrin (eingegangen am 26. Oktober). Nach einem Rundgange durch die Gärtnerei des Herrn Lo es eben eröffnete der Vorsitzende, Herr L oe- schen, um 4 Uhr die Versammlung. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und genehmigt war, verlas der Vor sitzende ein Schreiben des Provinzialvorstandes, betreffend Abwehr gegen das Verbot, gärtnerische Arbeiten auf den Friedhöfen durch Handelsgärtner auszuführen. Es folgte ein reger Meinungsaus tausch und wurde beschlossen, sich zunächst die Friedhofsordnungen der verschiedenen Orte und Städte zu beschaffen und an den Herrn Vorsitzenden, zur Weiterbeförderung an den Provinzial- Vorstand, einzusenden. Ferner wurde beschlossen, eine gemein same Anzeige der Mitglieder der Ortsgruppe Cüstrin und Um gegend im Handelsblatt zu veröffentlichen, worin jedes Mitglied das anbietet, was es gerade an verkaufsfertiger Ware abzugeben hat. Nachdem die nächste Versammlung auf den 8. Dezember d. J. festgesetzt war, schloss der Vorsitzende die Versammlung. I. V.: Ph. Strübel. Gruppe Westfalen=West. Bericht über die am 18. Oktober stattgefundene Versammlung und Pflanzenbörse in Dortmund (.eingegangen am 28. Oktober). Der Gruppenvorstand hatte ver suchsweise die diesjährige .Herbstbörse auf einen Wochentag ge legt und hatte damit entschieden einen guten Griff gemacht. Nicht nur Verkäufer, sondern auch Käufer, waren in so grosser Zahl erschienen, wie selten zu einer Börse; waren doch in der sich daran anschliessenden Versammlung noch über 80 Personen anwesend, obwohl sich schon viele Kollegen entfernt batten. Die Börse war besonders reich an Topfpflanzen beschickt und teil weise in so vorzüglichen Exemplaren, dass diese jeder Ausstellung zur Zierde gereicht hätten; aber auch Baumschulartikel, Garten geräte und sonstige gärtnerische Bedarfsartikel waren in Menge vertreten. Hoffentlich wird der Verlauf der Börse auch in finanzieller Hinsicht ein guter gewesen sein. Die Gruppen versammlung wurde 1/,6 Uhr vom Obmann, Herrn Stoffregen, eröffnet. Dieser berichtete zunächst über den Mannheimer Gärtner tag, schilderte den Verlauf der Versammlung und verweist des Näheren auf den Bericht im Handelsblatt. — Der 2. Punkt der Tagesordnung betrifft die Gehilfenfrage. Herr Bersch nimmt hierzu das Wort und bemerkt einleitend, dass, als er im Sommer seinem ersten Gehilfen gekündigt habe, auch seine anderen Ge hilfen die Arbeit ohne Grund niedergelegt hätten. Dieses Ge bühren zeige deutlich, was den Prinzipalen im nächsten Frühjahr bevorstehe. Um einem streiklustigen Vorstoss der Gehilfenschaft zu begegnen, sei es vor allen Dingen von grösster Wichtigkeit, dass sich die Kollegen immer mehr zusammenschliessen; er empfehle deshalb in jedem grösseren Orte lokale Vereinigungen zu bilden. Ferner empfehle er. den Gehilfen einen auskömmlichen Lohn, geregelte Arbeitszeit zu gewähren, um einer sich bemerkbar machenden Unzufriedenheit die Spitze abzubrechen und dadurch einen Streik zu verhindern zu suchen, welcher für beide Teile Nachteile mit sich bringe. Alle unberechtigten Forderungen seien aber zurückzuweisen und ein Verhandeln mit der Organisation des Allgem. d. G.-Vereins gänzlich ausgeschlossen. Die Ver sammlung stimmte den Ausführungen des Redners in allen Punkten zu, und folgte über dieses Thema noch eine lange Debatte, an welcher sich die Herren Hilke, Nevels, Opitz, Eicke, Wilshaus s e n., Veldhoen und andere beteiligten. Ein bestimmter Beschluss wurde nicht gefasst, wohl aber manche gute Vorschläge gemacht, die nötigenfalls in einer späteren Ver sammlung zum Beschluss zu erheben seien. Da die Zeit vor geschritten war, und die Mehrzahl der Anwesenden noch die vom Allgem. d. G.-Verein einberufene öffentliche Gärtnerver sammlung, in welcher Herr Al b r e c h t-Berlin als Referent auf treten sollte, besuchen wollte, wurde die Versammlung 8 Uhr geschlossen. Dem Verbände meldeten sich 7 neue Mitglieder an. Wilh. Stoffregen, Hugo Köhler, Obmann. Schriftführer. Gruppe Mittelrhein. Versammlung Sonntag 20. Oktober Nachmittags 31/2 Uhr in Euskirchen (eingegangen 29. Oktober). In Vertretung des zum Ausstellungsschlusse nach Mannheim gereisten Obmanns Herrn Böhm eröffnet der stellvertretende Obmann Herr Meckel- Brühl, die gut besuchte Versammlung unter herz licher Begrüssung der Erschienenen. Zu 1 teilt der Schriftführer mit, dass der Gruppe das Jahrbuch der Handelskammer zu Bonn für das Jahr 1906 zugeschickt worden sei und stellte es den Gruppenmitgliedern zur Verfügung. Postsekretär Bachem- Euskirchen offerirt der Gruppe den Restbestand von einigen tausend Obstbäumen der vormaligen F r e y’sehen Baumschule in Euskirchen unter dem Bemerken, dass die Gruppe durch „Ge- samtkauf“ ein „Schleudern“ verhüten könne! Daran an schliessend wird mitgeteilt, dass in dem benachbarten Wachendorf jeder Bauer Obstbäume ziehe, die durchweg zu 30 Pf. pro Stück an den Mann gebracht würden. Ebenso wird Klage geführt, dass ein Lehrer in Loevenich bei Zülpich, der wenigstens die Preise nicht verderbe, einen so schwunghaften Handel mit Obst bäumen betreibe, dass er dazu Pferd und Wagen benötige. Um gegen derartige Konkurrenz vorgehen zu können, werden die Euskirchener Kollegen ersucht, Material zu sammeln und wird be schlossen, dem Bunde der Obstbaumpächter, den die Sache wohl am meisten schädige und interessiere, Mitteilung zu machen. Es mehren sich die Klagen über Kontraktbruch der Gehilfen, die Stellung annehmen, aber dann nicht antreten, wodurch der Arbeitgeber stets 4 Wochen ohne Hülfskraft bleibt und ge schäftlich ganz empfindlich geschädigt wird. Man schlägt vor, sich dieserhalb einmal mit Herrn Beltz, dem Verleger der rhein. Gärtnerbörse, behufs Veröffentlichung in Verbindung zu setzen. Zu 2 berichten die Herren Beyes, Roeder und der Schriftführer in ausführlicher Weise über die gemeinsame Gruppenfahrt zur Mannheimer Ausstellung und zum Handelsgärtner tage. Obschon die Teilnahme der Mitglieder eine zufrieden stellende gewesen sei, so würdige man doch nicht genügend den Wert solcher Gesellschaftsfahrten, die stets zu ausführlicher Aus sprache über das Gesehene und zu reicher Belehrung Anlass böten. Ua solche Fahrten stets in zweckmässigster Weise vorbereitet würden, so seien dieselben auch wenig kostspielig. Zu 3 lässt sich über das Herbstgeschäft noch wenig berichten; in Topf pflanzen und Schnittblumen ist durch das anhaltend schöne und warme Herbstwetter, wo in den Gärten ein derartig reicher Blumenflor vorherrscht, wie ihn der Sommer nicht geboten, ab solut keine Nachfrage, und steht durch den riesigen Flor der Edeldahlien für die Chrysanthemum ein ganz miserables Geschäft in Aussicht. Ebenso wird das Friedhofsgeschäft zu Allerheiligen sehr darunter zu leiden haben. Auch das Baumschulengeschäft ist durch das schöne Wetter, bei welchem der Landwirt im Felde schafft und keine Zeit zum Pflanzen hat, vorläufig noch sehr flau. Zu 4 entspinnt sich eine sehr lebhafte Debatte über die Erhöhung und Festsetzung einheitlicher Preise für die gärtnerischen Produkte, die sich ganz besonders in Euskirchen mit seinen vielen Spezial- kulturen fühlbar macht. Vor allem drücke die Ueberproduktion