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No. 40 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 425 empfehlen ? Welche Sorten sind zu empfehlen und wie hoch würden sich die Kosten der Pflanzung belaufen ? R. H. Antwort. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass für eine Weidenpflanzung saurer Boden, stagnierende Nässe zum Gedeihen noch genüge. Allerdings sind die meisten Weiden überaus anspruchslos und geben Ertrag, aber da selbst gut ange legte Weidenpflanzungen nur etwa 80 M. Reingewinn pro Morgen ergeben, kommt bei Pflanzungen, welche ungünstige Verhältnisse haben, fast kein Gewinn mehr heraus. Ausserdem ist die Rentabilität einer Pflanzung ganz von sicherer Abnehmerschaft abhängig. Am lohnendsten ist der Verkauf des Herbstes am Stock. Die Eigenernte und gar etwa das Schälen der Weide, welches den Reingewinn bedeutend erhöht, ist im eigenen Betrieb nicht Tätlich, weil der Abtrieb in eine Zeit fällt, wo Gärtner und Landwirt gerade genug zu tun haben. Ich würde Ihnen also von der Anlage einer Weidenpflanzung abraten, um so mehr, weil die Korbflechter, welche ungern ihren Bedarf aus grösserer Ferne beziehen, meistens auf Jahre mit bestimmten Weiden züchtern abgeschlossen haben. Ein grösserer Gewinn kann nur herauskommen, wenn das Grundstück drainiert wird, und auch dann wird man keine Weidenkultur anlegen, weil der drainierte Boden Gelegenheit zu lohnenderen Kulturen gibt. Ich würde an ihrer Stelle die Ausgaben, welche für die Weidenpflanzung in Aussicht genommen sind, erhöhen und sie zur Entwässerung des Grundstücks verwenden. Sie haben dann allerdings zu Anfang etwas grössere Auslagen, die sich aber bald bezahlt gemacht haben. Für den Fall, dass die Nässe nicht übermässig gross ist, muss noch erwähnt werden, dass bei Weidenkulturen erfahrungs gemäss der Wasserüberfluss mit der Zeit zurückgeht. Bei dem engen Stande der Pflanzen, welcher zur Erzielung langer, ge schmeidiger Triebe notwendig ist, und bei dem verhältnismässig hohen Wasserverbrauch der Weiden wird dem Boden, wenn nicht starker Zufluss besteht, durch die alte Pflanzung soviel Wasser entzogen, dass der Boden leidlich trocken liegt. Eisenach. A. Janson. Frage 92 4. Eine Konservenfabrik hat zur Anlage einer Plantage grossen Stils sich selbst, aus den aus ihrem Betriebe abfallenden Kernen und Steinen, Wildlinge heran gezogen, und diese mir zum Veredeln in Akkord angeboten, welches in der zweiten Hälfte des Juli von einem sicheren Veredler ausgeführt wurde. Unter den Wildlingen sind einige tausend Süss- und Sauerkirschen, welche sämtlich nicht angewachsen sind, die Augen waren 2—3 Wochen grün und sind dann, ohne zusammenzuschrumpfen, wie dies meistens der Fall ist, schwarz geworden, bei näherem Unter suchen stellte sich heraus, dass ca. 25—30 °/o der Augen angewachsen waren, jedoch etwa 4 Wochen nach dem Ver edeln auch schwarz wurden. Unter jedem Auge, besonders unter denen, die angewachsen waren, ist eine gelblichbraune harzige, flüssige Masse zu erkennen. Die Wildlinge sehen gesund aus und haben gut gelöst. Dieselbe Erscheinung ist genannter Fabrik mit einem anderen Veredler vergangenes Jahr passiert, die Augen sind nicht angewachsen und die Wildlinge sind nun dieses Jahr, nachdem diese ausgetrieben waren, ca. 60%, ganz eingegangen, der Best steht, kümmer lich verdorrt aussehend, da. Die Fabrik behauptet, die Ursache sei, dass der Veredler die Kirschen auch, wie er dies bei den anderen Obstarten getan hat (Birnen und Pfirsiche, die ca. 95 0 o gewachsen sind), mit Holz veredelt habe, und macht Miene, für die Kirschen nichts zu bezahlen, und den für Birnen und Pfirsiche verdienten Akkordlohn, gewissermassen als Schadenersatz, für sich zu behalten. Abgemacht war mündlich : Garantie 80 % des Anwachsens, 4 Wochen Garantiezeit, per % 12,00 M. Bast und Verbinder stellt die Fabrik. Bemerke noch, dass der Veredler ein sehr zuverlässiger Mann war. Ich bitte höflichst erfahrene Fachleute, sich zu dieser Frage äussern zu wollen, und sage im Voraus besten Dank. F. B. Antwort. Den Veredler trifft durchaus kein Vorwurf, im Gegenteil ist die fragliche Konservenfabrik selbst schuld, indem sie Wildlinge als Unterlagen gestellt hat, welche ungeeignet sind. Bei Spezialfachleuten des Kirschenbaues ist es längst bekannte Tatsache, dass der Sämling aus süssen Edelsorten die Veredlung schwer annimmt, und dass die Edelkrone, wenn sie sich trotzdem entwickeln sollte, ungesund ist, Gummifluss an oberirdischen Teilen und im höheren Alter auch an den alten Wurzeln zeigt, und dass auf Edelsäm lingen stehende Kronen häufig wohl früher tragbar werden, aber auch nie die Tragbarkeitsdauer, das Alter haben, als solche auf V ogelbeerunterlage. Erfolg der Veredlungen und Dauer haftigkeit der entstehenden Edelstämme ist nur auf Vogelkirsche zu erwarten, und zwar wiederum nur auf der weisst - Tüchtigen Vogelkirsche mit hellgrauer bis silbriger Rinde. Die dunkelfrüchtige Art gibt zwar schneller tragende Stämme, diese werden aber nur halb so alt, sind nie gesund, sondern stets gummiflüssig. Das Rentabilitätsverhältnis, gleich viel ob in Baumschule oder Plantagenanbau, stellt sich bei Süss kirschen-, rotfrüchtigen und weissfrüchtigen Vogelkirschensäm lingen etwa wie 5: 25 :150 '. Ein ähnlicher Fall wird bei den Sauerkirschen vorliegen! Die Sauerkirschensämlinge an sich sind nicht schlecht; aber sie bewähren sich nicht überall. Klagen über schlechtes An wachsen und Gedeihen der Edelkronen auf Sauerkiischensämlingen kommen insbesondere aus Nordwestdeutschland, ferner aus Gegen den mit sehr leichten, sandigen Böden. So lagen mir An fragen aus Schleswig-Holstein diesbezüglich vor. Vor 8 Tagen noch klagte ein Baumschulbesitzer aus dem Geestbezirk (Dünen land) Vegesack b, Bremen, brieflich bei mir anfragend darüber. In sehr fruchtbaren Böden pflegt Sauerkirschensämling sich nicht zu bewähren, da ist für saure Sorten meist die Stein weichsel (Prunus Mahaleb') besser; in Nordfrankreich habe ich Prunus seida (Koch, nicht G a e r t n.) als besser kennen gelernt, auch für leichte, aber genügend feuchte Böden! Wenn auch meinen Erfahrungen nach sehr frühe Veredlung (etwa Anfang Juli!) einen höheren Prozentsatz des Anwachsens gewährleistet, so liegt doch seitens des Veredlers keine derartige Verfehlung vor, dass ein solches Vorgehen des Verakkordierenden berechtigt wäre. Selbst bei Veredlung im August noch müsste der akkordierte Prozentsatz gelungener Veredlungen erreicht sein. Ich komme zu dem Schlüsse, dass die Unterlagen nicht zweckmässig waren. Braucht der Herr Fragesteller weitere Aus kunft, wolle er sich an mich wenden. Eisenach. A. Janson. Antwort. Es ist jedenfalls die Oculiermade schuld, welche in einigen Gegenden seit Jahren stark aufgetreten ist; bei mir ging es ebenso wie in der Frage beschrieben, ohne die Oculier- stelle mit Kuhfladen- und Lehmmischung zu bestreichen, kann ich garnichts mehr veredeln. Der Gang der Sache ist nach meiner Beobachtung folgender : Wo die Eier zu Maden abgesetzt werden und die Larven unter dem Auge anfangen zu arbeiten, entsteht die beschriebene Masse, das Auge stirbt ab, das Holz am Wildling der Veredelungsstelle wird schwarz und stirbt auch ab, bis über die Hälfte des Marks ebenfalls noch und so teilt sich der verdorbene Saft dem ge sunden Holze mit und ein Absterben der ganzen Pflanze, ob Stein- oder Kernobst, ist sicher. Hätte Einsender die Sache mit einem Vergrösserungsglase näher untersucht, als die Augen an fingen, schwarz zu werden, hätte er sicher die rotgelbe Made, welche mit blossem, vielleicht etwas schwachem Auge garnicht zu erkennen ist, gesehen. Ob mit oder ohne Holz veredelt, hat nach meinen Erfahrungen ganz wenig Einfluss auf das Wachsen. Der Veredler mag noch so sicher sein, wenn die Oculier made unter das Auge kommt, ist alles umsonst. Wo die Made bemerkt wird, ist ein Bestreichen mit Kuhfladen und Lehm, zu gleichen Teilen gemischt, erforderlich. Die Augen sind sofort nach dem Binden zu bestreichen, jedoch darf die Masse nicht zu dünn sein und nicht zuviel Wasser enthalten, damit dasselbe nicht zu sehr in die Oculation eintritt. St. Goarshausen. Wilh. Spitzlay. F r a g e 9 2 5. An was liegt es, dass meine Rosen- kohlpflanzen, Sorte Hercules, sehr viele grosse flattrige Köpfe, entwickeln? Ich habe den Rosenkohl auf abgeerntetes Kar toffelland gepflanzt, waren die Sämlinge also etwas hart ge worden, liegt es vielleicht daran ? Aber der Bosenkohl steht jetzt sehr gut, ist sehr üppig, aber mehr breit wie hoch geworden. Ich bezog Samen von einer gutempfohlenen Erfurter Firma. W. C. Antwort. Die Schuld liegt in erster Linie wohl am Saatgut, zum grossen Teil aber auch an der Witterung dieses Sommers. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass die Köpfe um so fester werden, je flotter das Wachstum, insbesondere zu .Anfang der Rosenbildung, ist. Der diesjährige Sommer war aber nicht dazu angetan, ein derartiges flottes, ununterbrochenes Wachstum zu gewährleisten. Eisenach. A. Janson. Antwort. Rosenkohl ist im September sehr oft flatterig, er wird erst fest, wenn es kalt wird. Mit Rosenkohlsamen wird viel gesündigt, wie mit den meisten Kohlarten. Man soll daher stets selbst Samen aufnehmen. Die Stauden werden ausgerodet und an geschützter Stelle ein geschlagen. Im April pflanzt man