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Trotz der enormen Grösse der dicht gefüllten Blumen in Form der älteren Kaktusdahlien-Hybriden erscheinen diese nicht plump und wirken ausserdem durch die tiefe, gesättigte Färbung. Zur gleichen Rasse gehören Helene Charvet, weiss, riesenblumig, mit etwas geschlitzten Petalen und Mile. Jeanne Charmet, purpurrosa. Die holländischen Riesendahlien, deren Züchter Horn s- v e 1 d in Baarn die Weiterverbreitung der Firma V a n Waveren&Kruyff in Sassenheim übertragen hat, bildeten entschieden einen Hauptanziehungspunkt der Aus stellung. Einzelne Blumen der neuesten Sorten messen 20 cm im Durchmesser. Obwohl diese Blumen durch ent sprechende Kultur für die-Ausstellung vorbereitet waren, und Blüten in dieser Grösse sich jedenfalls nur durch Aus kneifen und reichliche Düngergaben, etwa wie bei den Chrysanthemum, erzielen lassen, so muss man doch zugeben, dass diese Sorten das Resultat einer zielbewussten Züchtungs arbeit darstellen. Es war besonders zu bewundern, dass diese Riesenblumen, die doch eine längere Reise durchge- macht hatten, noch am dritten Ausstellungstage ihre Frische und Haltung einigermassen bewahrt batten. Hervorragende Sorten dieser Rasse sind : Geisha, kupfrig, mit gelber Mitte, Bertha von Suttner, lachsrosa mit bronze Schimmer, Andrew Carnegie, kupfrig lachsrosa, mit breiten Petalen, P. W. Janssen, orange, Schneewittchen, weiss, La Biante, zartrosa, und von den älteren Sorten Ruhm von Baarn, zartrosa und König Leopold, rahmgelb. Allerdings sind die drei erstgenannten Sorten bis auf weiteres noch zu hoch im Preise, um eine allgemeine Verbreitung zuzulassen. Ausser dem erscheint es. wünschenswert, dass das Ziel bei der Züchtung- dieser Rasse nicht so sehr auf die Erzielung von Riesenblumen, wie auf die Vervollkommnung der Form gerichtet sein sollte, die Blumen müssen „sauberer“ werden, wie in der Versammlung der Dahliengesellschaft sehr richtig bemerkt wurde. Zu den Edeldahlien übergehend,; möchte ich eine Neu heit vorweg nennen, die Handelsgärtner Fritz Hirt- Königslutter in einer Anzahl Blumen unter den Namen Kaiser Lothar ausstellte. Die Sorte entstammt einer Kreuzung von Starfish mit Holienzollern und ist durch grosse, breitpetalige Blumen und die leuchtende, bräunlich schimmernde Scharlachfarbe bemerkenswert. Es ist bei den Dahlien noch weit schwerer als bei den Chrysanthemum, auf einer Ausstellung die Sorten auf ihren wahren Wert zu prüfen. Wuchs und Haltung der Sorten lassen sich garnicht, die Beschaffenheit des Stieles nur un vollkommen beurteilen. Ich werde daher nur einzelne in Form und Farbe ganz hervorragende Sorten aus den letzten Jahrgängen namhaft machen, dabei aber auch auf ältere Sorten zurückgreifen, die mir als gute Schnittsorten bekannt sind. Der besseren Uebersicht wegen werde ich die frag lichen Sorten nach Farbengruppen geordnet besprechen. In Weiss wird Schwan (1906) einen guten Ersatz für Greens White bilden ; die Sorte neigt allerdings zur Knopfbildung. Stadtob'ergärtner Weiss zeigt ebenfalls eine grünlichgelbe Mitte, die Petalen sind aber geleckt und der Bau der Blüte weicht wesentlich von den zwei oben genannten Sorten ab. Der Stiel dieser Sorte ist besonders fest. Die englische. Neuheit White Lady bleibt noch näher zu prüfen. Bis auf weiteres werden Florence Stredwich, Eva und Ambassador die hervorragendsten weissen Schnittsorten sein, während als Massenblüher für' geringere Ansprüche neben der älteren Perle de la tete d’ör und Mrs. Webster die neueren Perle de Lyon und Flora zu nennen sind. Welche dieser Sorten zu wählen ist,' kommt ganz darauf an, ob mehr Wert auf Feinheit der Form oder auf reiches Blühen und Anspruchslosigkeit gelegt wird. In Gelb scheint die englische Mrs. George Stevenson (1907) eine entschiedene Verbesserung der älteren, kräftig gelb gefärbten Sorten zu sein. Wuchs und Haltung der Blüten sind, wie ich mich überzeugen konnte, bei dieser Sorte recht gut. Die Farbe ist kräftig gelb. Zarter in der Tönung ist Daisy Easton, mit grosser, feinstrahliger Blume im Genre der Mrs. J. J. Crowe. Noch reichblühender, aber etwas kleinblumiger ist Stern (1906). Die ältere Volker hat einen schlechten Stiel, die zierliche Gotelinde entwickelt dagegen aufrecht stehende Blumen in Form und Grösse der Geiseiher in reicher Fülle. Im Genre der älteren Sonnen strahlen besitzen wir jetzt verschiedene Sorten von edlerem Blumenbau und besserer Füllung, so z. B. Solfatare und Gräfin Potocka. Von rosenroten Sorten hat Kriemhild eine grosse Verbreitung gefunden; Sweet Nell, Bornemanns Liebling und vor allem Pink Pearl besitzen manche Vorzüge vor dieser Sorte, und unter den Neuheiten von 1907 und 1908 befinden sich wieder zahlreiche Vertreter dieser Färbung. Von den drei deutschen Sorten Antoinette von Trotha, Hedwig Severin und Königin Luise fällt die letztere ganz besonders durch edlen Blütenbau und zarte Färbung auf; die Blume ist tiefer gebaut als bei Kriemhild, mit nach aussen ausstrahlenden Blütenblättern, und die Mitte ist nicht gelblich, sondern rahmweiss. Ella Kraemer und die niedrig bleibende Feronia gehören ebenfalls in diese Farben- klasse, ebenso Juillet mit auffallend gelockten Petalen und von den neuesten Countess of Malmesbury, die das vollendetste in Form und Farbentönung darstellt. In verwandten lila und violetten Tönungen stehen die letztjährigen Neuheiten Obergärtner Elmer, von W. Knopf-Genthin ausgestellt, und Reverend Dr. Baker (1908), kräftig violettrosa, etwas der alten, noh immer geschätzten Beatrice nahe,, während Vestalin (1905) als Konkurrentin der Island Queen zu betrachten ist. Die Zahl der nach lachsrosa und chamois neigenden Mischfarben erfährt auch alljährlich neuen Zuwachs; hier zeigen Dainty, zitronengelb mit rosa schattiert, und die neue Duchess of Hamilton (1907) eine vorzügliche Bindefarbe. Fast rahm weiss, mit rosa durchsetzt, sind Wunderkind und Gracie (1908), beides Miniaturdahlien. Der Sport von Britannia, Kielia, den Nonne&Hoepke r-Ahrensburg einführten, ist wie die Stammsorte eine Schnittdahlie ersten Ranges. In Z i m m t f ar b e n ist die durch die dunkle Mitte leicht kenntliche Effektive eine Sorte, die c o recht geeignet ist, den Wert der Dahlien als Schnittblun an einem Bei spiele zu bekräftigen. Star und Mrs. . i. L. Brousson sind zwei äusserst reichblühende, feinst:;.' tige Sorten, schon wieder einen Ton dunkler und mehr nach orange und bronze neigend. Die deutsche Zücht ng Aurora (1906) zeigt auch ein Farbengemisch von rosa, gelb und bronze und lässt sich kaum in eine bestimmte Farbenklasse einreihen. In Orangerot kenne ich noch keine bessere als Thuringia, die leider nicht überall gedeiht, während in ausgesprochenem Scharlachrot die .kleinblumige Coro nation und die grossblumige Alt-Heidelberg jede in ihrer Art noch unübertroffen sind. Elsass (1906) zeigt ein bräunlich getöntes Scharlach oder Blutrot und ist zweifellos eine der besten neuen Sorten. In Karminrot und Rubinrot sind Geiseiher und Ruby allgemein bekannt und verbreitet. In dieser Tönung bot die Ausstellung wenig neues, selbst die neuere fein- strahlige J. W. Wilkinson sah man nur selten. Berlichingen (1905) gehört zwar in diese Farbengruppe, ist aber heller schattiert als die genannten drei Sorten. Die Sorte fällt im übrigen durch die aparte Färbung angenehm auf. Im schwarzroten Farbgebiete ist dagegen die Auswahl reicher. J. H. Jackson kann man wohl in Bezug auf Form und Grösse als eine der besten bezeichnen, die Blume hängt aber etwas; die violett schattierte Aunt Cloe ist ebenfalls nicht übel. Aus dem Jahrgange 1906 ist Alexander in dieser Nüance hervorzuheben, während unter den allerneuesten die kastanienbraune Kathleen Bryant einen ersten Platz einnimmt, leider aber im Stiel auch nicht befriedigt.