Volltext Seite (XML)
409 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw.No. 38 general agricole" zu Paris abgehaltenen Wettbewerb für Ver packungsmaterial zum Versand von Blumen, Obst, Gemüsen, Eiern usw. in Paris beziehen. Die Drucksachen liegen während der nächsten zwei Wochen im Reichsamt des Innern, Berlin, Wilhelmstrasse 74, Zimmer 174, zur Einsichtnahme aus und können nach Ablauf der Auslegefrist Interessenten auf kurze Zeit zur Ansicht übersandt werden. III. internationale Gartenbauausstellung zu Dresden. Die III. internationale Gartenbau-Ausstellung, die im Mai dieses Jahres im städtischen Ausstellungspark und -Palast stattfand, hat mit keinem Ueberschusse abgeschlossen, sondern die Königliche Gartenbaugesellschaft Flora, die Veranstalterin der Ausstellung, wird voraussichtlich noch den in ihrem Besitze befindlichen Ausstellungsfonds in Höhe von 30 000 Mk. angreifen müssen, um die hohen Kosten, welche die diesjährige Gartenbau- Ausstellung verursacht hat, vollständig zu decken. Trotz des enormen Besuches und des sehr günstigen Wetters, das mit dem Beginn der Ausstellung eintrat und diese in seltener Weise be günstigte, ist es nicht möglich gewesen, die Ausgaben aus den Einnahmen zu decken. Besonders • fielen die hohen Kosten für die drei grossen Panoramen ins Gewicht, die allerdings einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung bildeten. Namentlich der Kaukasusfelsen mit seiner komplizierten Eisen- und Holzkonstruk tion war sehr teuer und kostete nahezu soviel, als die anderen Panoramen zusammen. vwwwwwwwwwwwwuwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwa S S Kleine mittellungen. SE : Handelskammerberichte über Gärtnerei 1906. Handelskammer zu Bonn a. Rh. Das Jahr 1906 hat für die Kunst- und Handelsgärtnerei manche berechtigten Wünsche unerfüllt gelassen und ist daher das geschäftliche Er gebnis nicht befriedigend gewesen. Die mehr und mehr sich steigernde, in Schleuderei ausartende Konkurrenz von Nichtfach leuten, die unausgesetzt höher werdenden Lohnforderungen der Arbeiter und Gehülfenschaft, steigende Preise für alle Rohmate rialien, Bedarfsartikel und Lebensmittel, hohe Steuern und Ab gaben aller Art mussten die allgemeine Lage der Handelsgärtnerei nachteilig beeinflussen. Während zahlreiche andere Gewerbe die Preise für ihre Arbeit den Produktionskosten entsprechend fest zusetzen wussten, sind die Preise für die Erzeugnisse der Gärtnerei vielfach noch weiter gesunken; eine Besserung in diesen unge sunden und schädigenden Verhältnissen ist nach Ansicht der betreffenden Berufskreise leider nicht abzusehen. Nach blühenden Topfpflanzen, ausgenommen etwa die billigen, getriebenen holländischen Blumenzwiebeln (Hyazinthen, Tulpen und Narzissen) war die Nachfrage in den Monaten Januar bis April nur gering; anscheinend zog das Publikum die billigen, langstieligen, lose oder zu Sträussen verarbeiteten italienischen Blumen in vielen Fällen den blühenden Topfpflanzen, Körbchen und Jardinieren vor. Erst gegen Mitte März, als der Import ausländischer Blumen nachzulassen begann, wurde die Nachfrage etwas reger und etwas bessere Preise liessen sich alsdann er zielen; der Vorrat an Gruppenpflanzen für den Sommer wurde, mit Ausnahme der Pflanzen für den Balkonschmuck, bei billigsten Preisen bei weitem nicht geräumt; nach den in früheren Jahren so beliebten Teppichbeetpflanzen war überhaupt keine Nachfrage. Erst in den Herbstmonaten, wo blühende Pflanzen stets nur knapp am Markte sind, wurde alles glatt und zu guten Preisen abgesetzt. Die Schnittblumen-Kulturen werfen seit Jahren einen Ge winn kaum noch ab. Infolge der Masseneinfuhr aus Italien und Südfrankreich blieben von Januar bis Mitte März die Preise für hiesige getriebene Schnittblumen sehr gedrückt ; zeitweilig waren sie überhaupt kaum abzusetzen. Beispielsweise erzielten im Februar 50 Stiele abgeschnittener Hyazinthen bester Qualität nur 5 Mark, ein Preis, der nicht einmal zur Hälfte den Einkaufs preis der Zwiebeln deckte. Erst Mitte März, als der südliche Import nachliess, wurde die Nachfrage reger und die Preise stellten sich besser, bis dann im April aus Holland wieder grosse Mengen abgeschnittener Zwiebelblumen eingeführt wurden, wo durch das Geschäft erlahmte. Von Anfang Mai bis Mitte Juli zogen die Preise wieder etwas an, dann aber brachten die Ge müse-Kleinbauern des Vorgebirges, sowie Privatgärtner Schnitt blumen an den Markt und verkauften sie zu billigsten Preisen. Von getriebenen Rosen wurden im Frühjahre besonders dunkle Sorten viel gefragt und gut bezahlt; später erzielten auch schöne langstielige Rosen aus dem Freien entsprechende Preise und blieben bei dem schönen warmen Herbstwetter sehr ergiebig. Empfindliche Verluste bereitete die kalte Frostnacht vom 24. Sep tember ; die Preise schnellten, wenn auch nur auf kurze Zeit, bedeutend in die Höhe. Frische Chrysanthemen waren knapp, bis dann gegen Ende Oktober der Versand aus dem Süden wieder begann und selbst beste Qualitäten nur zu niedrigen Preisen abgesetzt werden konnten. Günstige Witterungsverhältnisse bis Mitte Dezember an der Riviera brachten eine derartige Unmenge italienischer Blumen tagtäglich zur Einfuhr, dass in Köln, wo das Angebot die Nachfrage bei weitem überstieg, täglich bis zu 100 Körbe Blumen aller Art zu Spottpreisen öffentlich zur Versteigerung gelangten. Auch im Baumschulfache machte sich in fast allen Artikeln Ueberproduktion mehr oder weniger bemerkbar, die schädigend auf die Preisbildung einwirkte und die Rentabilität beeinträchtigte. Kleinere Baumschulbetriebe, nicht nur von Fachleuten, sondern auch von Privaten, entstehen fortgesetzt, und wenn sie auch, wenigstens zum Teil, nur minderwertige halbfertige Ware erzeugen, so drücken sie doch damit auf die Preise und schädigen so den gesamten Obstbau und das Baumschulengeschäft. Hierzu kommen noch die vor Inkrafttreten der Einfuhrzölle in grossen Mengen eingeführten holländischen Baumschul-Erzeugnisse, die, nun ein mal beschafft und vorhanden, ein Anziehen der Preise nicht gestatteten. Die ungünstige Witterung im Herbst und im Früh jahr veranlasste, dass viele projektierte Anpflanzungen unterblieben. Dazu kam, dass die wenig ergiebige Obsternte und die Teuerung aller Bedarfsartikel und Lebensmittel die Landbewohner von der Pflanzung von Obstbäumen abhielt, sodass der Verkauf in Obst- bäumen sehr flau blieb. Nur hochstämmige Mirabellen, Reine clauden, Aprikosen, Pfirsiche und Sauerkirschen hatten flotteren Absatz, ebenso Spaliere, Pyramiden und Buschformen einzelner Obstarten. In Allee- und Zierbäumen wurden die auch von Stadtverwaltungen zu Strassenbepflanzungen viel verlangten Robinia Bessoniana, Rotdorn und Kugelulmen fast überall geräumt. In Rosen, hoch und niedrig, ist das Geschäft immer noch als ungünstig zu bezeichnen, das die Produktionskosten nicht mehr abwirft. Viel verlangt und gut bezahlt wurden Coniferen und immer grüne Laubhölzer, welche sich infolge ihrer Formen für die zur zeit in der • Landschaftsgärtnerei vorherrschende symmetrische Geschmacksrichtung eignen. Durch die neuen Einfuhrzölle ist übrigens an einen Bezug aus dem Auslande, namentlich bei Coniferen, Alleebäumen und Sträuchern, kaum mich zu denken. Umgekehrt ist der Export nach dem Auslande durch die neuen Zoilverträge kaum gestört worden. Für den Obstbau war das verflossene Jahr teilweise recht ungünstig. Der Austrieb und die Blüte sämtlicher Obstgattungen verlief bei mildem Wetter sehr gut und nur ganz vereinzelt wurden Frostbeschädigungen wahrgenommen. Grosse Hoffnungen durfte man deshalb auf die Obsterträge hegen; aber schon bald nach der Blüte setzten starke und kalte Niederschläge ein, die sehr nachteilig auf die jungen Früchte einwirkten, und ausserdem gestaltete sich das Berichtsjahr als ein Pilz- und Schädlingsjahr schlimmster Art. Apfelbäume, die noch zufriedenstellenden Fruchtansatz be halten hatten, wurden später von der Raupe der Apfelgespinnst- motte sehr heimgesucht, auch Blutläuse traten sehr stark auf, die meisten Früchte verkrüppelten, die wenigen guten Früchte aber wurden vielfach fleckig; die Ernte blieb gering. Bei den Birnen fielen die meisten der jungen Früchte der Birntrauermücke zum Opfer, so dass die Ernte mittel bis gering blieb. Pfirsiche brachten eine vorzügliche Ernte ; der anfangs hohe Preis fiel aber bei den späteren Sorten unter den Normalpreis. Aprikosen, Mira bellen und Reineclauden gaben nur wenig und wurden gut bezahlt. Frühe Pflaumen und Zwetschen hatten guten Preis ; Hauszwetschen brachten stellenweise hohe Erträge und die Preise blieben daher sehr gedrückt. Kirschen gaben eine Mittelernte und waren gut und leicht zu verkaufen. Johannis- und Stachelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren ergaben gute Ernten und gingen flott ab. Frühgemüse waren zu Anfang des Jahres knapp und teuer und fanden guten Absatz, während im August und September über mangelhafte Kauflust und schlechten Preis sehr geklagt wurde. Die Witterung war für den Gemüsebau sehr günstig, sodass man bei verschiedenen Gemüsearten Ueberproduktion wahrnehmen konnte. Kopfsalat aus den Frühbeeten war trotz ausländischer Konkurrenz stets leicht und zu gutem Preise abzu setzen ; auch der ausgepflanzte Kopfsalat im freien Lande ent wickelte sich sehr schön und wurde gut bezahlt, dann aber drückte die holländische Konkurrenz stark die Preise. Im Herbst stiegen dieselben wieder auf eine angemessene Höhe. Die Gurkentreiberei unter Glas, früher eine der lohnendsten Kulturen, schwand unter der starken Einfuhr mehr und mehr, da der Preis in den letzten 10 Jahren wesentlich gesunken ist. Gurken des Freilandes ge diehen sehr gut, hielten einigermassen Preis und besonders waren gelbe Gurken sehr gesucht. Bohnen gab es wiederum in grossen Mengen ; durch das Auftreten von Blattmilben nahm die Bohnen ernte aber, wenigstens stellenweise, ein vorzeitiges Ende. Winter gemüse setzte Ende Juni auf dem Markte ein, wurde flott gekauft und hielt guten Preis. Alle Kohlarten hatten bei lebhafter Nach frage entsprechende Preise und trat hier schon die Wirkung des neuen Einfuhrzolles in die Erscheinung. Spinate waren schön und blieben durch den Versand in entferntere Industrieorte lohnend. Breitlauch, Sellerie, Karotten, Möhren und Schwarz wurzeln waren schön und gut, die Preise blieben jedoch nur mässig. Die Landschaftsgärtnerei bewegte sich auch im verflossenen Jahre in den altgewohnten engen Grenzen.