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No. 38 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 402 adle, wenn sie nur gut bezahlt werde; jetzt, da doch Ge hilfen und Arbeiter auf derselben Stufe ständen, wäre der rückschrittliche Standpunkt eigentlich garnicht diskutabel. — Warum verliessen dann aber im Frühjahr 1906 eine Anzahl Gehilfen ihre guten Stellen, nur weil sie mal eine Jauchekute leeren sollten ? Ferner verwundert sich der Herr Redakteur darüber, dass er so gelehrt schreibe, er will sich bessern und verständlicher werden. Ueber die internationale Organisation der Gärtner spricht Janson- Berlin. Man sei zwar in dieser Beziehung noch nicht recht vorwärts gekommen, müsse aber, um die Möglichkeit des Heranziehens von Streik brechern aus dem Auslande zu verhindern, die internationalen Verbindungen pflegen und die Organisationen im Auslande fördern. Der neue Stand unserer Rechtsfrage ist das Thema, welches sich A 1 b r e c h t - Berlin zum Vor trage gewählt hatte. Nach der debattelos angenommenen Resolution soll der volle Einfluss der Organisation dahin geltend gemacht werden, dass das Personal der Gärtnereien aller Art der Gewerbeordnung unterstellt werde ; die Be strebungen, die auf Abschaffung der Ausnahmegesetze gegen das Gesinde und die ländlichen Arbeiter abzielen, sollen unterstüzt werden, zudem wird der Landarbeiterschaft die Solidarität der Gärtner und Gartenarbeiter ausgesprochen. Ueberhaupt will man sich der Landarbeiterfrage mit ganz besonderem Interesse zuwenden, vorerst aber noch sein Heil in Quedlinburg und Erfurt versuchen. Bezüglich der Maifeier wurde folgende Resolution an genommen : „Die Generalversammlung beschliesst, den Mit gliedern nur dort eine allgemeine Arbeitsruhe zu empfehlen, wo dies ohne Schädigung der Beteiligten und der Organi sation möglich ist. Die Organisation kann nach Lage der Verhältnisse Unterstützungen an die wegen Beteiligung an der Maifeier ausgesperrten Mitglieder nicht gewähren.“ Die Besetzung des Hauptvorstandes änderte sich dahin, dass der Geschäftsführer G. Schmidt als besoldeter erster Vorsitzender gewählt wurde, der bisherige Vorsitzende Löcher wurde zweiter, der Geschäftsführerposten ist als unzeitgemäss erloschen. Die nächste Generalversammlung soll in 3 Jahren in Düsseldorf stattfinden. o lieber empfehlenswerte Zierstauden, ui. Wie schon zum Schluss des vorigen Teils gesagt, wollen wir in diesem diejenigen schönen Stauden behandeln, die der Familie der Kompositen oder Korbblütler, einer der grössten Familien unter den Phanerogamen, angehören. Fast jede Pflanzenart dieser Familie stellt uns irgend einen Angehörigen, als zu den schönen Zierpflanzen gehörend, zur Verfügung; manche, z. B. die Staudenastern und Rudbeckien, sind aus ausnahmslos als solche zu bezeichnen. Bevor wir nun auf die einzelnen Arten zu sprechen kommen, wollen wir das, was wir schon bei Besprechung der Liliaceen andeuteten, hier nochmals hervorheben. Wollten wir alle Arten und Spielarten eingehend würdigen, so müsste diese Abhandlung die Ausdehnung eines dickleibigen Bandes erhalten, spezielle Besprechungen müssen wir den Spezialisten überlassen. Würde durch diesen Artikel dieser oder jener angeregt, mal über diese oder jene Staude für unser Handelsblatt zu schreiben, wäre ein Hauptzweck unserer Arbeit mit erfüllt! Wir wollen hier nur auf die auffallenden, für grössere Gartenanlagen passenden Vertreter obengenannter Familie eingehen. Von ihnen sind wohl am meisten die Staudenastern in allen Gartenanlagen zu finden, besonders sind es die unzählig vielen Abkömmlinge der Urtypen A. Amellus, alpinus, Novae- Angliae, Novi Belgii, cordifolius und ericoides, die wegen ihres schönen, dankbaren Blühens als Lieblinge der Garten freunde angesehen werden müssen. Die Aster alpinus-Arten blühen im Frühjahr, Amellus im Sommer, die anderen hauptsächlich im Herbst. In allen Farbentönen vom klarsten Weiss und" hellstem Rosa bis zum dunkelstem Blau kann man seine Auswahl treffen, niedrige und hohe Stauden, breit- und fein- bis Erikablättrige, stark- und schwachwüchsige Spielarten gibt uns diese umfangreiche Gattung. Sie nehmen meist mit jedem Boden vorlieb, ihre Wertschätzung ist daher seit einigen Jahren auch eine allgemeine geworden, gibt es doch kaum noch eine andere Staude, die soviel vorzügliche Eigen schaften in sich vereinigt, als die Aster. Nahe Verwandte sind die Erigeron, die weisse Coulteri, die orangerote aurantiacus, die lilafarbene grandiflorus, die purpurrosa gefärbte purpureus, die hellblau-gelbe gldbellus und viele andere. Sie sind zwar auch schön, blühen jedoch nur ver hältnismässig kurze Zeit und sind daher auch nicht' so ge schätzt wie die Staudenastern. Eine überaus prachtvolle Komposite ist die Rudbeckia, so genannt nach dem alten Klaus Rudbeck, dem Lehrer und Beschützer Linnes. Rudbeckia laciniata fl. pl. wurde vor einigen Jahren mit vielem Tamtam besonders von Holland her angeboten, eine solche Wertschätzung, wie nach den Anpreisungen erwartet werden musste, hat sie jedoch bei den Gärtnern nicht gefunden, wiewohl sie sich in grossen Anlagen zu Trupps und in Verbindung mit Gehölzgruppen sehr gut eignet. Dafür hat sie sich aber die Gunst der Laubenkolonisten und Schrebergartenbesitzer in hohem Grade errungen ; wo früher nur die hohe Riesen sonnenblume dominierte, hat sich jetzt überall daneben auch die Rudbeckia festgesetzt. Wenn man jetzt ein solches Laubenfeld sieht, liegt es wie ein goldiger Schein über dem selben, zumal auch die prächtigen Solidago-Arten mit ihrem Goldschnee auf den Rispen dort eine Heimstätte gefunden haben. Vornehmer in der Wirkung wie Rudbeckia laciniata sind die reingelbe nitida, die rosapurpurne R. purpurea und die braungelbe R. Newmanni und deren vielen Spiel arten. Aehnlich wie die Rudbeckien, finden auch die Stauden-Sonnenblumen Verwendung als einzelne odertruppen weise stehende Spätsommerblüher. Helianthus rigidus sowie multiflorus ligulosus und ihre schönen Spielarten sind herr liche Zierstauden. Sehr dekorative gelbe Stauden sind auch die schon erwähnten Solidago, wegen ihrer gefälligen Gestalt überall beliebt; am bekanntesten sind 8. canadensis und Virga- aurea mit ihren vielen Formen. Sehr fein sind 8. aspera und 8. odora. Eine matt goldgelb blühende Staude, die uns im Botanischen Garten auffiel, ist Achillea fdipendulina ; in der Tracht, der doldigen Form der Blütenstände und in der Farbe ähnelt sie täuschend unserm gewönlichen Rain farn ; mässig bei grösseren Anlagen verwandt, müsste sie einen sehr guten Eindruck machen. Zur ähnlichen Ver wendung eignen sich auch die Boltonien und die mehrere Meter hohe Silphium laciniatum, die bekannte Kompasspflanze. Von den Senecioarten möchten wir besonders 8. clivorum, eine neue asiatische Einführung, empfehlen; sie erinnert in Wuchs und Farbe an unsere heimische Arnica montana, nur ist sie bedeutend kräftiger, und die grossen in lockerer Dolde stehenden Blüten sind von einem schwer bestimm baren Gelb, das nur selten in der Natur vorkommt, auch haben die Blätter eine sehr gefällige Form, sie gleichen einem glatten Cinerarienblatte. Die Staude ist sehr schön. Senecio tanguticum wirkt hauptsächlich durch den orna mentalen Wuchs, die Blüten sind nur klein und unschein bar und stehen in unzähliger Menge in riesigen Rispen beieinander. Die weissfilzigen Arten, besonders Senecio Cineraria, syn. Cineraria maritima vom Mittelmeer und 8. incanus aus den Alpen sind allgemein bekannt, ebenso ihre Verwendung zu Steingruppen und zu Beeteinfassungen. Schöne Stauden finden wir auch unter den Centaureen: Centaurea montana, blau, C. calophylla, dunkelpurpurn, und G. pulcherima, hellpurpurn, und ihre vielen Formen sind