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Hut zu bringen, sie zu einheitlichem Vorgehen zu bewegen. Unter dieser Voraussetzung könnte auch folgende, vom Detaillisten-Verein in Köln in Vorschlag gebrachte Ein richtung guten Erfolg verheissen. Seine Mitglieder sollen sich verpflichten, von jetzt ab allmonatlich Rechnung zur Begleichung zuzuschicken. Den Rechnungsformularen sollen kleine Zettel — (wäre nicht ein in die Augen fallender Vordruck noch einfacher?) — mit dem Hinweis auf diesen Beschluss beigefügt werden, damit es-kein Kunde als per sönliche Kränkung oder besonderes Misstrauen empfindet, wenn er früher als bisher üblich, an Begleichung seiner Schuld erinnert wird. ■ Würden die Kleingewerbetreibenden einer Stadt oder eines grösseren Bezirkes möglichst einmütig in dieser Weise vorgehen, so müsste sich diese neue Massregel sehr leicht und erfolgreich durchfuhren lassen und bald eine erziehe rische Wirkung auf die Konsumenten zu deren eigenem Vor teil ausüben. Borgen macht Sorgen! Das ist ein für alle Beteiligten zutreffendes Mahnwort. Durch die jetzt leider eingerissene langfristige Stundung der klein gewerblichen Forderungen werden nur zu häufig Leute zu Ausgaben ver leitet, welche nicht gerade notwendig sind und die zur Ver fügung stehenden Mittel überschreiten. Sie verlieren den Ueberblick über ihre Zahlungsverpflichtungen und geraten schliesslich in die grösste Verlegenheit, wenn am Jahres schlüsse etwa Rechnungen in nicht geahnter Höhe von allen Seiten einlaufen. Sehr zahlreiche Familien würden es weit besser lernen, sich nach der Decke zu strecken, wenn sie alle ihre Einkäufe überall gleich bar bezahlen müssten •— (das bleibt das Beste) — oder wenn sie wenigstens in kürzeren Zwischenräumen ernst an ihre Zahlungsverbindlich keit erinnert würden. Selbst solche Leute, deren Einnahmen in allen Monaten gleichmässig fliessen, würden durch klaren Ueberblick über Soll und Haben besser fahren, wenn sie sich die zur regelmässigen Bezahlung ihrer Bedürfnisse nötigen Beträge durch Anschluss an eine Kredit-Genossen schaft sicherten, als wenn sie ihre Schulden bei Kleinge werbetreibenden längere Zeit auflaufen lassen, um sie erst später von in Aussicht stehenden grösseren Einnahmen zu berichtigen. I Beitrag zur Lösung der Yriedhofsfrage. Von IV. Schlag in Erkelenz. In verschiedenen Versammlungen sowie in gärtnerischen Zeitschriften finden sich wiederholt Verhandlungen über die Frage der Beteiligung der Gärtner an der Instandhaltung der Gräber auf den Friedhöfen. Das Schlusswort heisst ständig „Vereint marschieren und das Ziel zu erreichen suchen“. Man legt aber die Axt nicht an den Baum und schlägt falsche Wege ein. Ein Beispiel, das sich hier am Platze ereignete, dürfte manchen Kollegen einen Fingerzeig geben, wie die Sache an zufangen und zum sicheren Ziele zu führen ist. Der Stadt rat hatte zur Zeit beschlossen, nur die Friedhofsverwaltung darf gärtnerische Arbeit ausführen. Gegen diesen Beschluss ging auf meine Veranlassung hin ein angesehener Bürger vor. Seine Beschwerde beim Kreisausschuss hatte den Erfolg, dass nicht nur die Instandhaltung der Grabstätte mir ohne weiteres für die Folgezeit gestattet wurde, sondern auch die Kasse wurde angewiesen, den gezahlten Betrag ohne Abzug zurück zu erstatten, damit tritt klar zutage, dass die Stadt kein Recht hatte, die Verfügung zu erlassen und die Gelder einzuziehen. Es steht vielmehr jedem Bürger zu, auf dem Grabe, das er von der Stadt für seine Familie auf längere Zeit ge kauft hat, Arbeiten ausführen zu lassen, von wem er will, wenn dadurch weder eine Beschädigung noch Belästigung für andere herbeigeführt wird. Anders würde natürlich der Fall liegen, wenn sich die Stadtverwaltung beim Verkauf einer Grabstätte das Recht der Instandsetzung bezw. Instandhaltung vorbehält, was doch wohl in den meisten Fällen nicht zutrifft. 8. Generalversammlung des Rllgemeinen Deutschen Gärtnervereins, Vom 1.—4. September fand der Verbandstag unserer grössten Gehilfenorganisation, des freigewerkschaftlichen Allgem. D. G.-Vereins in Dresden statt. Es wurde viel beraten und geredet, viel genörgelt und aufgemuckt; schliess- sich aber alles in Wohlgefallen aufgelöst. Man liest da von einem Zeitungskonflikt mit dem „Vorwärts“, einem Tadels- Votum für den Hauptvorstand, das aber zurückgezogen wird, einem Tadelsvotum für die Ortsverwaltung Leipzig, weil sie nicht Ordre parierte, eine Bemängelung der hohen Auf wendungen für Agitation ohne genügende Erfolge usw. Ein Redner meint, man solle doch die nutzlose und kostspielige Agitation unter den Blumengeschäftsangestellten einstellen, dafür sich lieber die ungelernten Arbeiter vor nehmen. — Sehr richtig ! Die Intelligenzen lassen sich in immer geringerem Masse zur Sozialdemokratie heranziehen, sie sind nicht mehr mit den wohlfeilen Phrasen, die auf den ungebildeten jungen Arbeiter immer noch Eindruck machen, zu ködern. Also jedenfalls nächstens Aenderung der Taktik, zumal ja auch von den wenigen wirklichen Gärtnergehilfen, die die Organisation besitzt, vielleicht auch noch manche Landschaftsgärtner abfallen werden; meint doch Genosse Schmidt, der Geschäftsführer, dass der übertriebene Radikalismus der Berliner Landschaftsgärtner daran Schuld sei, dass so wenig erreicht worden sei. Ebenfalls sehr richtig ' Man scheint vernünftig zu werden, aber was werden die Landschaftsgärtner dazu sagen ? Ferner gesteht der Geschäftsbericht zu, dass die Lohnbewegungen vor allem deshalb so forciert wurden, um die Kollegen erst einmal aufzurütteln, mit anderen Worten, man machte frivole Streiks, Putsche, wie man sie sehr richtig nennt, nur um Mitglieder zu fangen. An die Not der Arbeitgeber dachte man dabei nicht! Die sozialdemokratische Schlangenklugheit ersieht man so recht aus dem Rat Jansons, man solle doch nicht immer von der Sozialdemokratie reden und schreiben; bei Metall-, Holz- und anderen Arbeiterorganisationen sei es vielleicht angebracht, sich mit einer ausgesprochenen Partei richtung zu beschäftigen, nicht aber bei den Gärtnern! Warum aber denn nicht ? Eine erschöpfende Antwort wäre uns wirklich angenehm, kommt uns doch ein solcher Aus spruch aus solchem Munde schier unverständlich vor. Sollte sich der Eigendünkel, den man so oft den Gärtnergehilfen vorgeworfen hat, vielleicht sogar in den Köpfen der Führer festgesetzt haben, sollte man wohl gar die Bezeichnung Sozialdemokrat nicht mehr als Ehrentitel empfinden ? Oder glaubt man, der Gärtnergehilfe sei noch zu rückständig, um würdig zu sein, ihn führen zu dürfen? Aus dem Geschäftsbericht ersehen wir noch, dass der Verein jetzt über 5000 Listenmitglieder zählt, wovon im vergangenen Jahre die Hälfte ausständig war. An Beiträgen wurden im Jahre 1906 pro Kopf ca. 17 M. erhoben, viele Mitglieder zahlten aber 20,80 M.! Im ganzen wurden vom 1. Juli 1905 bis 30. Juni 1907, also in 2 Jahren, 106 756,77 M. vereinnahmt und 103 157,40 M. verausgabt. Beim Bericht über die Presse bedauert der Redakteur, dass es nicht mög lich gewesen wäre, noch mehr prinzipielle Artikel über die Arbeiterbewegung zu bringen, es wäre dies deshalb zu be dauern, weil es den Gärtnergehilfen, besonders den Herr schaftsgärtnern, fast unmöglich sei, regelmässig die politische Parteipresse zu lesen, da dies aber eine unumgängliche Notwendigkeit sei, müsse sein Fachblatt ihm diese Nahrung bieten. Bezüglich der Annoncen mit den „un würdigen Stellenangeboten“ meint der Redakteur, jede Arbeit