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No. 33 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 356 Die Bienenzucht sollte in jedem Garten und von jedem Gärtner betrieben werden, denn eine richtig gelernte und rationelle Bienenzucht rentiert besser wie alles andere, und der Wert des Honigs ist im Genuss für den Menschen gar- nicht hoch genug anzuschlagen. Einem Säugling, der einen Tag alt ist, bekommt der Honig sehr gut, ebenso dem alten Greise, natürlich mässig genossen. Die Gesundheit zu erhalten, trägt Honig gegen alle innerlichen Krankheiten sehr viel bei, reiner Blütenhonig, wenn derselbe reif aus dem Bienenstöcke genommen und beim Verzehren, mässig genossen, lange im Munde gehalten und gehörig verspeichelt wird, geht unverdaut direkt ins Blut; durch die Substanzen, welche die Bienen dem Honig zusetzen (Ameisensäure), wirkt der Honig gegen Halsleiden, Zahngeschwüre, Diphte- ritits, Mundfäule besser wie alle Arzeneien aus den Apo theken, ebenso bei Geschwüren, Quetschungen als Pflaster aufgelegt, tut Honig geradezu Wunder. Natürlich muss der Honig rein ohne jeden Zuckerzusatz und reif sein. Die Bienenzucht zu erlernen, die Behandlung, mit den Bienen umzugehen, ist garnicht so schwer, ja, aber die Bienenstiche und das Anschwellen durch die Stiche, wird mancher sagen, das ist aber alles nicht so schlimm, Bienen stiche sind gut gegen Rheumatismus und Zahnschmerzen, gegen Kopfrose und dergl. Dass man von Bienenstichen sterben kann, habe ich bis jetzt in meinem Leben noch nicht in einem Fall erlebt. Dass Bienenstiche in Mund oder Hals gefährlich werden können, ist klar, aber äusserlich kann ein Bienenstich auch der Gesundheit, wie oben ange geben, nützen ! Dass Bienen Obst oder sonst etwas annagen und sich dadurch schädlich erweisen, ist nicht der Fall, dieses tun die Wespen und Fliegen, wie in der Antwort zur Frage 909 klar bewiesen wird. Hier, wo viel Wein gebaut wird, sind auch einige Winzer gewesen, welche den Bienen bei den Trauben auch alles zur Last legten, dieselben sind aber vom Gegenteil überzeugt worden, indem wir bei reifen Trauben ohne Fehler die Beeren ganz mit Honig bestrichen, die Bienen holten den Honig weg und taten den Beeren keinen Schaden, dieselben wurden nicht angenagt. Daneben schnitten wir Beeren an, die angeschnittenen wurden von den Bienen leer gesogen und die geschlossenen blieben verschont. Diese Proben kann jeder anstellen. Jeder, der einen Garten oder eine Baumschule besitzt, sollte Bienen halten und dadurch helfen, den Nationalwohl stand zu heben. Es könnten nach Schätzung im deutschen Reiche jährlich 30 bis 40 Millionen Mark an Wert durch Bienen für Honig und Wachs erzielt werden, und die Milli onen, die für Bienenprodukte ins Ausland gehen, (man schätzt den Betrag auf 60 Millionen), könnten Deutschland erhalten bleiben, ganz abgesehen von dem sonstigen Nutzen, den die Bienen uns durch Befruchtung erbringen. Also alle, die diese Zeilen lesen, helft den National wohlstand heben, schafft Euch Bienenvölker an, werdet gute Bienenpfleger, dann werdet Ihr auch Freude und Nutzen an Euren Pfleglingen haben. Sollte jemand Aufschluss in der Bienenzucht wünschen, so bin ich gern bereit, gegen Vergütung des Portos die Fragen, soweit wie mir möglich, zu beantworten. 3 KES Fragekasfen. S s S 2 Die geehrten Mitglieder werden ebenso hgflich wie dringend gebeten, sich im Interesse der Fragesteller an der Beantwor tung der Fragen beteiligen zu wollen. Frage 909. Mein Nachbar hat sich im Frühjahr einige Bienenstöcke angeschafft und diese an der Grenze meines Obstgartens aufgestellt. Kann mir vielleicht einer der Herren Kollegen sagen, ob Bienen die Birnen, haupt sächlich Zuckerhut, anstechen. Ist der Nachbar für jeden Schaden verantwortlich? E. K. Antwort: Aus der Frage ist nicht ersichtlich, ob die Birnen schon in der Blüte angestochen wurden und daher jetzt wurmig sind, oder ob dieselben zurzeit der Reife angefressen und ausgesogen wurden. Ist ersteres der Fall, so kommt die Biene überhaupt nicht in Betracht, da sie bekanntlich nur die Blüten besucht, um den süssen Nektar und Blütenstaub aus ihnen zu holen und dabei als wichtigster Faktor bei der Befruchtung der Blüten anzusehen ist. Liegt letzterer Fall vor, so käme sie wohl mit in Betracht, jedoch nicht als Urheberin, da sie niemals die Früchte selbst anfrisst, sondern dieselben erst mitbesucht, nach dem sie von den Wespen angefressen wurden — dann locken be sonders süsse Früchte die Bienen an und werden von ihnen ihres süssen Saftes beraubt. Es wundert mich übrigens, in unserer aufgeklärten Zeit von der Biene als Schädling sprechen zu hören! Die Bienenzucht wird seit altersher staatlich gefördert, und jetzt noch erhalten binnenwirtschaftliche Vereine staatliche Beihilfen, da man längst einsah, welch grossen Wert die Bienenzucht zur Hebung unseres Nationalvermögens hat. Ich möchte dem Fragesteller raten, sich mehr über Bienenzucht zu orientieren und dann selbst Imker zu werden, er wird dann bald einsehen, was für nützliche und intelligente Tierchen er vor sich hat. Die Bienenzucht müsste noch viel mehr verallgemeinert werden. Vechelde. B. Basse, Handelsgärtner und Bienenzüchter. ■ Antwort: Sie können nicht behaupten, dass es Ihres Nachbars Bienen sind, die an ihren Birnen saugen, da Bienen 4 und mehr Kilometer weit fliegen, auch stechen Bienen Birnen nicht an, das haben zuvor Wespen, Sperlinge und Stare besorgt, denn wenn die Schale entfernt ist, saugen erst Bienen ; jedoch tragen Bienen zur Obstbefruchtung mit bei, sie sind demnach sehr nützlich. Cottbus. T h. Ernst. Antwort: Bienen beschädigen niemals Früchte, tragen vielmehr zur Befruchtung der Blüten im Frühjahr wesentlich bei, Sie können Ihrem Nachbar also für Aufstellung der Bienenkörbe nur dankbar sein. Weiche Birnen werden hingegen oft von Wespen benagt. Zuckerhut lässt man aber kaum solange am Baume hängen, bis die Früchte ganz weich sind, sondern erntet sie einige Tage früher. Magdeburg. L Knönagel. Antwort: Es ist bedauerlich, dass aus Unkenntnis über die Bienen heute noch von Gärtnern, die sich doch mehr über Insektenkunde informieren sollten, solche Fragen aufgeworfen werden. Eine Biene sticht nie eine Frucht an, sie hat dazu gar keine Werkzeuge, der Rüssel ist blos zum Saugen zu gebrauchen. Die Früchte, Trauben, Birnen usw., alles ist entweder von Wurm stichen oder vom Fallen beschädigt oder von Mücken, Fliegen usw. angestochen, dann kommen erst die Bienen und saugen den Saft aus. Für Schaden kann niemals ein Bienenzüchter oder Bienen halter haftbar gemacht werden, da niemand nachweisen kann, dass es die Bienen des Nachbars oder nächsten Standes gewesen sind, es ist hier nachgewiesen, dass Bienen über drei Stunden im Umkreise fliegen. Der Herr Fragesteller sollte sich selber mit Bienenzucht befassen, wenn er einen Obstgarten hat, damit die Bienen während der Blüte ihm einen unberechenbaren Nutzen bringen durch das Uebertragen von Blütenstaub zur Befruchtung. St. Goarshausen. Wilhelm Spitzlay, Gärtnereibesitzer und Wanderlehrer für Bienenzucht. Frage 914. Ich habe einen grösseren Posten Cyclamen, schöne starke, z. T. blühende Pflanzen. In letzter Zeit hat sich auf denselben ein Ungeziefer gebildet und zwar sind es ganz kleine, dunkle (Läuse?) ebenso noch kleinere weisse Tiere, letztere nehme ich an, dass -es die jüngeren sind. Die befallenen Blätter zeigen auf der Rück seite, wo auch das Ungeziefer sitzt, dunkle klebrige Punkte und welken die befallenen Blätter ab, ebenso verkrüppeln die Blumen. Weiss einer der Herren Kollegen ein Mittel dagegen oder die Ursache des Entstehens ? Im Voraus besten Dank. E. K. Frage 915. Zur Bereitung ätherischer Oele beab sichtige ich grössere Flächen mit Rosen, Veilchen, Nelken, Flieder, Jasmin, Pfeffermünze, Krausemünze, Lavendel usw. anzupflanzen, welche Sorten sind wohl am rentabelsten und