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No. 24 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 265 gehalten werden kann, Die besten sind L. purpurata, weiss mit purpurner Lippe und L. anceps, rosa, erstere als Sommer-, letztere als Winterblüher. Eine altbekannte Warmhausorchidee, die jeder Handels- gärtner mit leichter Mühe in seinen Häusern ziehen kann, ist Coelogyne. cristata, man pflanzt sie in der bei den Catt- leyen angegebenen und bei fast allen epiphytischen Orchideen gebräuchlichen Weise in Töpfe, Körbe oder Kästen und lässt ihnen auch dieselbe Pflege zukommen: während der Vegetation viel Feuchtigkeit, während der Ruhe dagegen möglichstes Trockenhalten. Mit zierlicher, reichlich erscheinender Blüte eignet sich C. cristata sowohl zum Schnitt als auch als Ampelorchidee zur vornehmen dekorativen Verwendung. Auch Oymbidium Lozuianum lässt sich gleich der Coelogine leicht in niedrigen, gewöhnlichen Warmhäusern in einer beiLycaste angegebenen Erdmischung ziehen. Die aufrecht stehenden Rispen sind mit zahlreichen, oft 20 und mehr schönen grossen gelblichgrünen, wohlriechenden Blumen besetzt. Coelogine wie auch Oymbidium sind beide Winterblüher. Die bekannteste Gattung der Kalthaus-Orchideen ist das Odontoglossum. Es wird besonders zur Schnittblumen gewinnung viel, wohl am meisten von allen Arten, kultiviert. In den höheren Regionen der Tropen auf Bäumen wachsend liebt es feuchte Luft und möglichst rege Lüftung, besonders in der Vegetationszeit gebraucht es viel Wasser. Die beste Verpflanzzeit ist der Herbst. Empfehlenswerte Arten sind für den Herbst, Winter und Frühling 0. crispum und deren viele Abarten, für den Frühling die zierliche weissbraune 0. Rossii majus und für den Herbst noch das braunfleckige 0. grande. Für 5 Mark bekommt man schon prächtige Pflanzen. Die V u y 1 s t e k e’schen Hybriden, die jetzt auf allen Ausstellungen gezeigt werden, tragen mit ihrer fabel haft hohen Preisauszeichnung allerdings nicht dazu bei, die Orchideen beim Publikum populär zu machen, durch solche unsinnigen Preisangaben wird der Glaube, dass Orchideen nur Blumen für die oberen Zehntausend seien, immer wieder befestigt. Dem Handelsgärtner bringen solche Ausstellungen keinen Nutzen. Dem Odontoglossum sehr ähnlich ist das Oncidium, es verlangt auch die gleiche Behandlung. Wegen seines Blumen reichtums ist es besonders geschätzt, wir nennen hier aus der grossen Zahl der Arten nur 0. tigrinum und den Weih nachtsblüher 0. varicosum Rogersii, gelb mit braunen Flecken. Eine der interessantesten Örchideenarten ist die der Dendro- bien, in Japan, Indien, Australien und auf den Malayischen Inseln beheimatet, so verschieden in der Heimat, so verschieden sind sie auch in der Form, manche blühen an den Knoten der Scheinbulben, andere treiben an der Spitze der Bulben eine hängende Rispe und wieder andere blühen in langen Trauben mit unzähligen Blüten, einige haben winzige Bulben, andere wieder meterlange. Auch die Kulturbedingungen sind ganz verschiedenartige, während die indischen Arten wie die anderen Orchideen während der Ruheperiode kühl und trocken gehalten sein wollen, lieben die übrigen Arten ziemlich gleichmässige Wärme und Feuchtigkeit während des ganzen Jahres. Die Dendrobien pflanze man nur in kleine Töpfe oder Schalen und hänge sie unter dem Glasdache der Gewächshäuser auf. Im Winter resp. Früh jahr blühen D. thyrsiHorum, gelb mit weiss, besonders interessant durch die traubenförmig herabhängende Blüte, D. nobile, weiss mit rosa-lila, D. crassinode, weiss, rosa und gelbgefleckt und die äusserst prächtige Wardianum gig. Loioii, weiss-lila-gelb. Für den Herbst kommt äusser der weissen D. formosum noch die in Rispen blühende, cattleyen- farbige D. Phalaenopsis Schroederianum in Betracht und speziell für den Winter noch die purpurgefleckte cremegelbe D. Dalhousianum, die allerdings ja im Preise noch etwas höher sein wird, als die vorgenannten. Nennen wir noch Epipendrum vitellinum majus, Stan- hopea tigrina und auch Vanda coerulea, tricolor und die sehr wohlriechende suavis, so haben wir wohl alle diejenigen Orchideen berücksichtigt, die man mit gutem Gewissen als widerstandsfähig und leicht kultivierbar zur Anschaffung empfehlen kann, auch den Laien-Liebhabern, besonders, wenn dieselben sich zweckentsprechende Räume — Miniatur-Ge wächshäuser, tiefe Doppelfenster etc. — schaffen. Die Orchideen haben unbedingt die Zukunft für sich, an uns Handelsgärtner muss es nun sein, dem Zuge der Zeit zu folgen und dem Publikum zu bieten, was es sehen und kaufen will. Orchideen lassen sich im Topfpflanzenhandel ohne Zweifel sehr gut verwerten, und ihre unbedingte Halt barkeit und die Möglichkeit, sie immer wieder zur Blüte zu bringen — und zwar verhältnismässig leichter wie Camellien, Azaleen, Boronien u. a. — lassen die Anschaffung eines angemessenen Postens blühfähiger Orchideen nur em pfehlenswert erscheinen. O 5 ~ II E Kleine Chronik • II _ _ ■ _ — — - 1k) Die Rosen „Otto von Bismarck" und „Friedrichsruh". Kürzlich war ich, einer Einladung des Herrn Kiese folgend, in Erfurt, um mir die Otto von Bismarck unter Glas anzusehen. Ich komme immer mehr zu der Ueber- zeugung, dass wir nichts besseres tun konnten, wenn wir dieser Rose den 3000 Mark-Preis zuerkannten; denn auch getrieben macht sie einen entzückenden Eindruck. Das reine Rosa mit dem hellglänzenden Ueberzug sowie die nach aussen gewellten Blätter hat sie von La France, und den straffen Stiel, wie überhaupt den kräftigen Wuchs, hat sie von Testout. Der zarte gewürzte Duft erinnert wieder an den Geruch der Mme. Jules Grolez. Auch unter Glas kann man von Otto von Bismarck mit Recht behaupten, dass sie eine verbesserte La France und gleichzeitig auch Testout ist. Geradezu überrascht aber war ich von der willigen Treibfähigkeit der nächsten Herbst in den Handel kommenden Friedrichsruh. Es ist das nunmehr der Name der Türke- schen Züchtung, die einer Kreuzung zwischen Princesse de Bearn und Francis Dubreuil entsprang. Der Wuchs und das Laub erinnert an letztere, nur noch kräftiger ist derselbe. Die Form der Blume gleicht der Bearn und die Farbe der Louis van Houtte. Es ist ein ausserordentlich reicher Blüher, dabei aber recht hübsch langstielig. Einige Blumen, die mir Herr Kiese mitgab, stehen vor mir noch in prächtigstem Kolorit, trotzdem ich dieselben im Papier den ganzen Nachmittag herumgeschleppt habe. Sie wird demnach nicht blau. Friedrichsruh ist bis jetzt die beste dunkle Theehybride. Unter den übrigen Neuheiten fiel besonders eine gelbe Theehybride auf, welche äusser ledergelben Blumen noch rosafarbige und reinweisse brachte. Hätte sie noch dunkel rote Blumen gebracht, dann brauchte man in Zukunft über haupt nur noch diese Sorte zum Schnitt. Denn eine vor zügliche Schnittsorte wird diese Sorte auf alle Fälle. Sie ist noch namenlos. Vermutlich wird sie den Namen Alt märker erhalten. Bad Sulza. Ernst Kaiser. Bewerbung um das Wertzeugnis des Uerbandes der Bandeisgärtner Deutschlands. Hiermit bewerbe ich mich um das Wertzeugnis des Verbandes für eine von mir gezüchtete neue Zonal-Pelargonie. Dieselbe ist durch eine Kreuzung von Philemon mit Gustav Emich entstanden, hat einen niedrigen kompakten Wuchs wie Philemon, eine sehr schöne Belaubung und grossgefüllte Blumen, feurigdunkelrosa mit silberweisser Rückseite. Die Neuheit ist 1904 entstanden und habe ich derselben den Namen: Schivester Elfriede Haertel gegeben. Es sind gegen 60 Exemplare vorhanden und stehen in Blüte, Schmiedefeld b. Breslau. J. Haertel.