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145 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau nsw. No. 13 weis ist für die Nützlichkeit einmütigen Zusammen haltens, aber auch für uner schrockenes, flottes Eintreten für eine Sache, wo es not tat! Wir hoffen, jetzt Ruhe zu haben, sonst! se Die Zollbehandlung der Forstpflanzen. Die „Deutsche Tages-Zeitung“ schreibt zu dieser An gelegenheit: „lieber die Zollbehandlung der Forstpflanzen ist eine neue Verfügung ergangen, durch die fast sämtliche Wünsche erfüllt worden sind, die von den deutschen Handelsgärtnern gehegt und auch von uns vertreten wurden. Wir begrüssen diese Abänderung mit besonderer Befriedigung und beglück wünschen den Verband der Handelsgärtner Deutschlands zu diesem Erfolge, der hauptsächlich seiner Umsicht und kraft vollen Tätigkeit zu danken ist. Die zuständigen Regierungs stellen haben ihrerseits bewiesen, dass sie berechtigten For derungen und Wünschen zugänglich sind. Wir glauben uns in der- Annahme nicht zu täuschen, dass die Erfüllung des Wunsches in diesem Falle mit auf das Eingreifen des Reichs kanzlers zurückzuführen ist.“ Der Hauptschriftleiter des genannten Blattes, Dr. Georg Oertel, hat, wie bei so.vielen früheren Gelegenheiten, auch bei dieser Sache wieder bewiesen, dass die Interessen der Gärtnerei einen warmen Vertreter in ihm besitzen, er ist nach der Absendung unserer Eingabe an den Reichskanzler in seinem Blatte nachhaltig und bereitwilligst für unsere Wünsche eingetreten. * Ueberfüllung im Gärtnerberuf. Unter der hier genannten Ueberschrift versendet der „Allgem. Deutsche Gärtnerverein“ seit kurzem einen voll ständig tendenziös gehaltenen Artikel an die Zeitungen, der natürlich den Zweck verfolgt, junge Leute von der Erlernung des Gärtnerberufs abzuhalten. In ganz einseitiger Weise werden Ergebnisse der preussischen gärtnerei-statistischen Erhebung zu Grunde gelegt, um aus diesen eine Ueberfüllung I in unserem Berufe — scheinbar — nachzuweisen. Wenn wir, wie wir hierbei bemerken wollen, die allgemeinen Er- । gebnisse dieser Erhebung noch nicht eingehender behandelt haben, so ist lediglich das umfangreiche Material, welches uns die Hauptversammlung gebracht hat, und das auch jetzt noch den Raum des ohnehin schon erheblich verstärkten Textteils des Handelsblattes stark in Anspruch nimmt, die Ursache ; nach Bewältigung desselben werden wir selbstver ständlich ausführlich auf diese Ergebnisse eingehen. Wir bitten nun heute die verehrl. Mitglieder, uns von dem Erscheinen des betreff. Artikels in jedem einzelnen I Fall Kenntnis zu geben, damit wir den betr. Zeitungen eine Erwiderung zusenden können. Den Mitgliedern werden | Exemplare dieser Erwiderung auf Wunsch auch von der Geschäftsstelle zugesandt und bitten wir, dieselben verlangen zu wollen. * E I Die Bindekunstausstellung des Vereins der Blumengeschäftsinhaber E. U. zu Berlin. Es war ein entzückendes Bild, welches sich den Blicken I auf obiger Ausstellung darbot, besonders die als Kaiserin- Spenden gedachten Gegenstände, die Tafeln, und ganz be- j sonders die äusser Wettbewerb gestellte Sonderschau der | Firma J. C. Schmidt - Berlin weckten die Bewunderung der Besucher. Aber auch die Leistungen in den übrigen Abteilungen müssen durchweg als erstklassige angesprochen werden, wenigstens dort, wo sie sich in den Grenzen natür lichen Empfindens hielten. Leider sah man auch auf dieser Ausstellung wieder so viele Gegenstände, die dieses Empfinden vermissen liessen, besonders unter den zu verschiedenen festlichen Gelegenheiten zu spendenden Phantasiestücken. Die Zusammenstellungen und Ausputze wirkten oft unnatür lich und unschön, ähnliches kann man von einigen Tafel dekorationen sagen, besonders dort, wo man ohne Verständ nis sich im lieben Biedermeier- oder auch Jugendstil geübt hatte. Genialität und Lächerlichkeit gingen hier oftmals Hand in Hand; ein Tisch glich z. B. einer Grabstätte mit 3 wohlgepflegten Hügeln, und andere Tische schön aufgetakelten Dreimastschoonern. An anderer Stelle waren wiederum krüppel hafte Pflanzen — z. B. ein sich nach allen Richtungen reckendes Ageratum, eine traurige Staphylea u. a. — als japanische Pflanzenarrangements dem staunenden Auge vor geführt, eine Irisschale und eine Vase mit Cydonia gefielen dagegen allgemein, weil sie natürlich, ohne gekünsteltem Beiwerk, wirkten. Doch — wenden wir uns lieblicheren Bildern zu, vor erst den schon erwähnten Darbietungen der Firma J. C. Schmidt, dem Speisesaal im fürstlichen Hochzeitshause. Vornehm in der Aufmachung, der intimen Wirkung, und vornehm im Pflanzen- und Blumenmaterial verdiente er diese Bezeichnung mit vollster Berechtigung. Die Sachen stellten eine Klasse für- sich dar, nichts reichte von der übrigen Ausstellung an sie heran, vom einfachen Bauernstrauss aus Anemonen bis zum raffiniert fein abgetönten Tafelschmuck aus Cattleyen, Prunus und The Bride-Rosen war alles ohne Tadel, und alles war, ausgenommen Anemonen und Nelken, aus deutschem Material gearbeitet. Von Rosen sah man Liberty^ Niel, Brunner, The Bride, Mermet und John Laing in höchster Vollendung. Wie schon auf früheren Ausstellungen hatte diese Firma auch hier wieder viele Azalea mollis verwendet, ausserdem Caladien, die mit einem Wandgobelin wunderbar harmonierten, Clivien, Prunus und [ Riesencalla (Nicolaii'). Es würde zu weit führen, alles ein gehend zu besprechen, der Raum unseres Blattes würde nicht ausreichen. Im Nebenraume hatte H. Fassbender ein Gegen stück, den Trauungssaal, geschaffen; ebenfalls äusser Wett- I bewerb, hatte er seine Aufgabe in vornehmer Weise zu lösen gesucht, leider liess das Arrangement die rechte Ruhe ver missen. An den anderen Ausstellungsobjekten waren leider noch nicht die Firmenschilder angebracht, — um die Preisrichter nicht zu beeinflussen ! ! ! — und können wir also auch die einzelnen Aussteller nicht nennen. Ueber die bedeutendsten haben wir uns ja nachträglich informiert und seien hier in erster Linie Heinrich Krüger und Theodor Hübner genannt. Beide hatten nur peinlich sauber ge arbeitete Sachen ausgestellt, ersterer u. a. zwei prachtvolle Orchideenschaustücke, eins aus Dendrobien, Oncidien, Odonto- glossum, Phalaenopsis und Cymbidium, und eins in der Hauptsache aus Cattleya Trianae, ferner eine einfache, aber wirksame Tafeldekoration aus Prunus und Testout, eine Crimson Rambler-Lim])e, einen Clivienkorb, einen bepflanzten Korb mit Testout-Rosen, eine Druschki- und eine Anthurium- Vase. Was dieser Darbietung einen besonderen Wert ver leiht, ist der, dass das Material meist aus eigener Gärtnerei stammt. Th. Hübner batte ebenfalls einige Orchideen schaustücke gestellt ; das kleinere, ein Tischchen mit einer zierlichen Schneeballschale und hineingestellten zarten Orchideen, war u. E. eines der reizvollsten Objekte der ganzen Ausstellung — die Jury scheint freilich anderer Meinung gewesen zu sein. Wenn man die Bewertung dieser Huldigungsgegenstände betrachtet, kommt einem unwillkür lich der Gedanke, dass man wohl in erster Linie die Kost barkeit des Materials berücksichtigte, weniger den künst-