Volltext Seite (XML)
mehr und mehr Gewicht und Ansehen verschaffen müsse, sei kürzlich erst wiederholt ausgedrückt, und müssten alle Mitglieder dabei helfen, dieses Ziel immer mehr zu er reichen. Aber der Verband müsse dahin streben, dass man ihn auch im Ausland mehr achten und berücksichtigen lerne, wenn dort einmal internationale Kongresse und Aus stellungen stattfänden. Es sei ja im Vorjahre schon ein mal ein dahingehender Versuch aus Anlass der internationalen Ausstellung in Paris gemacht worden, doch sei derselbe resultatlos verlaufen. Wie oft sei es schon vorgekommen, dass man im Auslande die Vertreter der deutschen Gärtnerei als Nullen behandelt hätte, es sei daher auch eine Aufgabe des Verbandes, das Ansehen wenigstens der deutschen Handelsgärtner und ihres an erster Stelle stehenden Zu sammenschlusses zu erhöhen und zu stärken, und dazu ge- ' höre auch eine Vertretung bei solchen Anlässen, die auch die Interessen und die Vorteile der deutschen Handels- j gärtner berühiten. Dieses Ansehen muss natürlich eine { erhebliche Einbusse erleiden, wenn solche Entgleisungen I vorkommen, wie das leider auf der letzten Ausstellung in Paris mit der sogenannten deutschen Bindereiausstellung der Fall war, dieser unwürdige Vorfall habe die deutsche Gärtnerei in ihrer Gesamtheit geschädigt, und werde es längerer Zeit bedürfen, um diese Scharte wieder auszuwetzen. Man beriet weiter über die etwaige Stellung, die der ! Verband bezw. seine Leitung zu den im vorigen Jahre in ; Darmstadt beschlossenen deutschen Gärtner tagen einnehmen solle; da aber die nächste derartige Veranstaltung voraussichtlich erst in das Jahr 1907 fällt, wurde die Er ledigung dieser Frage als nicht so brennend betrachtet. Eine eingehende Erörterung erfuhr die Angelegenheit der gärtnerischen Schiedsgerichte. Es ist verschiedentlich der Wunsch ausgesprochen worden, hier von Seiten des Vorstandes einen einheitlichen, für ganz Deutschland geltenden Entwurf aufgestellt zu sehen, man verschliesst sich jedoch demgegenüber im Ausschuss nicht der Ueberzeugung, dass ein solcher Wunsch schwer durch führbar sei. Die Verhältnisse sind eben nicht überall die gleichen, und Abweichungen werden schon mitunter durch lokale oder provinzielle besondere Umstände unausbleiblich sein. Trotzdem soll der Versuch gemacht werden, wenigstens die Hauptgrundsätze einheitlich aufzustellen, und wird der Vor stand bereits in seiner nächsten Sitzung hierzu den Anfang machen. Diese dann bei der Allgemeinheit durchzuführen und sie zu allgemein anerkannten zu machen, wird um so leichter sein, je ausgedehnter die Zugehörigkeit zum Ver bände in die Wagschale geworfen werden kann. An und I für sich wurde eine durchweg eingeführte Einrichtung von Schiedsgerichten als ein soziales Bedürfnis empfunden, man solle aber auf der anderen Seite auch nicht die Schwierig keiten verkennen, die einer einheitlichen Durchführung dieses Programms entgegenstehen. In einzelnen gärt nerischen Mittelpunkten, wie z. B. in Dresden, stehen heute an der Stelle von Schiedsgerichten feste Abmachungen über , eine Anzahl von Handelsgebräuchen, zu deren Aufrecht- i erhaltung sich, durch jahrelange Erfahrungen aus der | Praxis veranlasst, die meisten Firmen verpflichtet haben, । und deren Einführung sich im Laufe der Zeit als notwendig ; herausgestellt hat. So sind dort z. B. Einheitspreise für die aus Körben mit Zubehör usw. bestehende Verpackung aufgestellt, bestimmte Berechnungen für die Anfuhren der Ware zur Bahn usw. Ebenfalls ist die Zahlungsweise bei den Fakturen an bestimmte Fristen gebunden, wenn auch hierbei natürlich durch jahrelangen Geschäftsverkehr Aus nahmen nicht ausgeschlossen werden dürfen. Für die Be nutzung von Tabletten bei gepackten Waggonladungen sind auch Einheitspreise festgestellt. Die vielfach üblich ge- ' wesene Zugabe abzuschaffen, ist weiter vereinbart worden, und können Zuwiderhandelnde zu einer Konventionalstrafe herangezogen werden. Sämtliche Firmen benutzen bei der Ausstellung der Fakturen usw. einheitliche Stempel, und die 1 ganze Behandlung aller dieser Angelegenheiten liegt in den Händen eines Ausschusses für Handelsinteressen, der zur Zeit von der Kgl. Gartenbau-Gesellschaft „Flora“ ernannt , wird. Dieser Ausschuss vertritt auch in vielen Fragen ge wissermassen die Stelle eines Schiedsgerichtes. Es konnte nicht fehlen, dass auch das in Danzig schon vielfach erörterte Thema der Wohlfahrtseinrlch- t n n gen innerhalb unseres Verbandes auch vom Aus schuss wieder angeschnitten wurde, wird doch mit Becht gerade die Schaffung derartiger Einrichtungen als von der allergrössten Werbekraft für unseren Verband bezeichnet. Auf diesem Gebiete gerade den kleineren Gärtnern gegen über etwas zu leisten, war der einmütige Wunsch aller An wesenden. Als Hauptvorbedingung hierzu wurde aber erst einmal die Annahme des neuen Statuts bezeichnet, ist erst dieses in Kraft getreten, so wird sich nicht nur innerhalb der Landes- und Provinzial-Verbände, sondern auch von der Zentralstelle aus ganz anders arbeiten lassen, wie dies bisher möglich war. Die Mitglieder dürfen überzeugt sein, dass gerade dieser Frage die ungeteilteste Aufmerksamkeit und das eifrigste Interesse seitens der Verbandsleitung ent gegengebracht werden wird. Eine der brennendsten Tagesfragen ist zur Zeit die Gehilfenbewegung und der event. Abschluss von Tarifverträge n. So sehr die Zweckmässigkeit der letzteren auch bedingt eingesehen werden musste, so ist doch die Auffassung vorherrschend, dass hierfür die örtlichen bezw. provinziellen Interessen in erster Linie als massgebend anerkannt werden müssen, und dass eine ein heitliche Einführung von Tarifverträgen vor der Hand als aussichtslos bezeichnet werden muss. Man stellt sich auf den Standpunkt, dass über berechtigte Forderungen seitens der Arbeitnehmer wohl mit diesen verhandelt werden könne, dass aber den in der Mehrzahl erhobenen unberech tigten Forderungen mit Entschiedenheit entgegen getreten werden müsse, selbst auf die Gefahr hin, eine Lohnbe wegung hervorzurufen. Die Arbeitnehmer, ganz besonders die im Allgemeinen deutschen Gärtner Verein organisierten, haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn in Folge der vielfach weit über das Ziel hinausschiessenden Agitation und Stellungnahme den Arbeitgebern gegenüber, bei letzteren nur wenig Gegenliebe für ein Verhandeln mit ihnen überhaupt vorhanden ist, und dass letzteres sogar in den meisten Fällen zurückgewiesen werden wird, einer sogenannten „Kraftprobe“ wird man in den Kreisen der Arbeitgeber mit völliger Ruhe entgegensehen. Am 1. März sollen die neuen Handelsverträge in Kraft treten. Es wird übereinstimmend auf das tiefste bedauert, dass sich die Reichsregierung über die Ausführungs bestimmungen zu diesen Verträgen bisher vollständig in Schweigen gehüllt hat, wenigstens wissen wir über diese Bestimmungen zu den einzelnen gärtnerischen Positionen bisher noch nichts, und dahingehende verschiedentlich gemachte Anfragen haben keinen Erfolg gehabt. Es sollen diese Aus führungsanweisungen, sowie das auch jetzt noch Veränderungen unterliegende statistische Warenverzeichnis ja demnächst der Oeffentlichkeit übergeben werden, aber es ist höchst bedauer lich, dass man über diese Anordnungen erst in der letzten Minute unterrichtet werden soll. Wie wichtig gerade für unsere Verhältnisse die Art und Weise der Zollbehandlung werden wird, geht schon daraus hervor, dass man ja noch garnicht weiss, wie die Abgrenzung von Topf- und Ballen- Pflanzen, z. B. bei der Einfuhr ausBelgien, gehandhabt werden wird, und was z. B. bei der Einfuhr nach Oesterreich-Ungarn unter blühenden Pflanzen zu verstehen ist. Es wird als ein grosser Fehler empfunden, dass von Seiten der Reichsregierung bei der Beratung über alle diese Fragen anscheinend viel zu wenig Wert auf das Urteil von Männern aus der Praxis ge legt worden ist, und man sieht schon voraus, dass mit dem Inkrafttreten der neuen Handelsverträge eine Fülle von Reklamationen den ausführenden Beamten sowie den deutschen