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439 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. dazu seine Gründe haben! Bedenkt man weiter, dass dann, wenn die Firma reell und gut liefern und auch Gewinn e.- zielen will, sie an Preis Würdigkeit den Detaillisten nicht übertreffen kann, da doch das Publikum früher nur durch die scheinbare Billigkeit der P e t e r s e i m’sehen Offerten angelockt wurde, bei der neuen Firma aber finden wird, dass es gleiche Ware für das gleiche Geld am Platze kaufen kann, denn unsere Kollegen, welche ein Lokal-Geschäft be treiben, stellen doch auch billigste Preise. Der ganze Gründungsprospekt macht auf mich den Eindruck, dass es sich dabei vor allen Dingen darum handelt, gewissen Gläubigern der falliten Firma eine Aussicht zu bieten, ihre Forderungen retten zu können. Ueber die bybridisierung von Rosen. Vortrag von Rob. Türke-Meissen gehalten in der Gruppe Coswig und Umgegend. Jeder Mensch, der in das Schaffen und Walten der Natur eingreift, hat ein besonderes Ziel im Auge, es schweben ihm Ideale vor, die zu erreichen ihm meist versagt bleiben. Die Natur lässt sich vieles ablauschen, aber nichts abzwingen, bei Gegensätzen ruft sie uns ein gebieterisches Halt! entgegen. Dieses Halt hat wohl am meisten der Rosenneuheitenzüchter erfahren, er kann die Gesetze der Natur nicht nach seinem Willen leiten und regeln; wenn dies möglich wäre, hätten wir schon längst eine himmelblaue Rose, oder eine schwarze, mit feurigen Ueberschlägen. Ja, die Ziele der Rosenzüchter gehen weit; warum sollten wir in unseren Parks und An lagen nicht auch Rosen in solcher Härte, von so mächtigem Wuchs wie die stärksten Ziersträucher, dabei immerblühend und in den reichsten Farben, besitzen ? Der Anfang dazu ist gemacht; wir haben in C. F. Meyer und anderen Dr. Müller sehen Neuheiten verschiedener Kreuzungen, welche im Rosar zu Sangerhausen ausgepflanzt sind, ein Geschenk erhalten von dem unermüdlichen Forscher und Kenner in Weingarten, welches jeden Züchter in Erstaunen setzt. Man sollte einmal zur Rosenblüte in Sangerhausen sein und die Dr. Müller sehen Rosensträucher sehen; wie orientalische Schmetterlinge wiegen sich die herrlich gefärbten Blumen auf ihren langen Stielen, eine märchen hafte Pracht. Ich besitze durch gütige Erlaubnis einige der seltenen Exemplare, welche bei mir zu sehen sind. Man wird hieraus ersehen, dass schon sehr gute Fortschritte in der deutschen Rosenzucht gemacht worden sind. Die Rose lässt sich ja durch verschiedene Methoden vermehren, und zwar, ist die Vermehrung eine geschlecht liche, so sind die aus Samen gewonnenen Erzeugnisse konstant, oder eine ungeschlechtliche, so sind die Abarten, die Sports, veränderlich. Wohl selten zeigt ein Zierstrauch so grosse Neigung zur Abänderung, wie die Rose, diese Verschieden heit bezieht sich nicht nur auf die Färbung der Blumen, sondern der ganze Charakter verändert sich, es entwickeln sich oft aus ein und derselben Samenkapsel mehrere ein ander fremde Typen. Zu einem erfolgreichen Vorgehen bei der Hybridisation ist vor allen Dingen die genaue Kenntnis der Mutterrosen erforderlich, man kann nicht zwei feste Typen mit einander befruchten, wenn eine Farbe auf die andere vererbt werden soll. Es lassen sich verschiedene Sorten ihrer Farbe fast ganz berauben, andere hingegen drängen ihre Farbe und ihren Habitus überall auf, eine dieser festen Typen ist M: Niel, überall wird man seinen Charakter und seine Farbe sehen, und doch ist bis heute noch kein Sämling entstanden, welcher der Mutter gleich kam, trotz der unend lichen Versuche. Will nun ein Züchter einige Sorten auf Samenansatz, Zahl der Keimkörner und vor allen Dingen auf Keimfähig keit derselben erproben, so müssen die betr. Sorten sich No. 48 : selbst überlassen werden ; setzt nun die eine oder die andere Pflanze willig Früchte an, so nehme man sie das nächste Jahr zur Zucht, man wolle sich aber niemals mit sterilen Sorten, wie La France, Malmaison, Maman Cochet usw. ein- lassen, dies ist schade um die Zeit, ich habe dies mit La France 10 Jahre lang versucht. Auch suche man nicht ausschliess lich mit erstklassigen Sorten zu hybridisieren, denn die schönsten Eltein bringen oft die hässlichsten Kinder zur Welt. Das Studium der Elternrosen ist eine eigentümliche Sache, es ist hierbei ein Gefühl vorhanden, welches wohl nie einem Dritten erläutert werden kann ; es soll kein Geheimnis sein, aber es bleibt auch unausgesprochen. Ich habe das selbe schon immer verfolgt, sobald ich einen derartigen Vortrag las. Hat ein Züchter schon einige Jahre gearbeitet, so besitzt er auch einige Sämlinge, welche er gern zur Zucht weiter benutzt. Pern et-Duc her benutzt meist seine eigenen Sämlinge, von diesen befruchtet er gleich einige 1000 einer Kreuzung. Jeder Züchter sollte nach Möglichkeit die genaue Ab- stammmung angeben zu weiterem Studium, statt dessen werden oft die unmöglichsten Elternrosen angegeben, damit das Kind gleich einen guten Namen hat. Geheimniskrämerei ist hier nicht am Platze, es kann ein Züchter wohl unzählige Male die Befruchtung derselben Klasse vornehmen, es wird doch nicht ein ähnlicher Sämling entstehen, wie einer, welcher als erstklassig derselben. Befruchtung entstammte. Ich hatte einmal von einem General Jayueminot-^XAneh. alle Früchte gesammelt, es gingen ca. 100 Sämlinge auf, aber es waren nicht zwei ganz gleiche dabei, darum muss sich der Züchter auf gut Glück verlassen, nachdem alle Vorbedingungen er füllt sind. Der Züchter ändert oft seine Pläne, in der Hauptsache richtet er sich nach dem Markt; heute stehen wir im Zeichen der dunklen Theehybriden, und, es muss zugestanden werden, es sind schon einige gute Sachen dabei, hoffen wir auf noch bessere deutsche Zucht. Es sollte aber auch nicht so schnell der Stab über eine Neuheit gebrochen werden, man sollte alle neuen Sorten zu Standpflanzen machen, erst dann kann ein Urteil abgegeben werden. Viele jetzt sehr gute Sorten sind erst später zur vollen Würdigung gelangt, so z. B. eine unserer besten Schnittrosen, Mad. Abel Chatenay. Ich will nun versuchen, die Befruchtung zu erläutern, zwar weiss ich, dass ich nichts Neues sagen kann, denn jeder hat doch schon vielleicht einige Versuche mit ver schiedenen Pflanzen vorgenommen. Also mit der Auswahl der Sorten, welche Samen tragen sollen, ist man fertig, die nötigen Gegenstände wie Pinzette, Lupe, Pinsel, Gläser, Schachteln, Düten, Stecknadeln und Staniol sind vorhanden, und wir begeben uns frühmorgens um 5 Uhr an die betr. Mutterpflanzen ; nachdem die Blumen, welche an diesem Tage aufblühen werden, untersucht sind, wer den vorsichtig die Blumenblätter auseinander gebogen und die festesten, noch zusammengeballten, herausgedreht, der Stempel und die Staubfäden liegen nun frei vor uns. Die erste Arbeit ist das Untersuchen, wieweit der Pollen reif ist, sind schon einige Körnchen heruntergefallen, so müssen diese auf alle Fälle entfernt werden, damit beim Erscheinen der Sonne keine Selbstbefruchtung eintritt, der Blütenstaub ist nicht zeugungsfähig, so lange ihn keine Sonne beschienen hat; ich habe mit gutem Erfolg, ohne Nachteil sogar die dtempel mit Wasser abgewaschen, nach anderer Lesart sollte gar kein Wasser die Stempel berühren. Nun wurden die Anteren oder Pollenträger herausge zogen, die Rosenblüte ist also nun kastriert, nur das mütter liche ist stehen geblieben; die Blumenblätter werden nun wieder lose zusammengesteckt, und man wartet nun einige Stunden Sonnenschein ab, es kann aber auch zugleich der Pollen der jetzt behandelten Rose zur Bestäubung aufgehoben werden, zu diesem Zweck haben wir ja Schachteln mitgebracht. Nun geht es zur anderen Rose usw. Dieselbe Arbeit; mittlerweile