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Ho. 32. Rixdor-Berlin, den 11. Hugusf 1906. XXi. Jahrgang. Eigentum des Verbandes der Bandeisgärtner Deutschlands. Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des in- und Huslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw." erscheint am Sonnabend jeder Woche. Rbonnementspreis für Richt-Verbandsmitglieder in Deutschland und Oesterreich-Ungarn pro Jahrgang 8 Nh. 50 Pf., für das übrige Husland 10 Nh„ für Verbands-Mitglieder hostenlos. Verantwortlicher Redakteur: F. Johs. Bechmann in Rixdorf-Berlin, Generalsekretär des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Verlag: Verband der Bandeisgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig. Die in Bayern, Württemberg. Baden und Elsass-Lothringen wohnenden Mitglieder des Verbandes werden höflichst und dringend gebeten, die ihnen zugegangenen Wahlkarten für die Wahl eines Ausschussmitgliedes und eines Stellvertreters für Süddeutschland bis zum 15. d. Mts. an die Geschäftsstelle des Verbandes zurücksenden zu wollen. Die gärtnerischen Streik- und Lohnbewegungen. „Der Lenzsturm braust: die Gärtner streiken.“ So oder ähnlich wird das Wort wohl lauten, das in den nächsten Jahren geflügelt werden wird. Die alte Zeit der Friedhofs- | ruhe und Duselei ist, Gott sei Dank, vorüber. Die Periode der Lohnbewegungen hat vor einigen Jahren eingesetzt und ist nun zu einer „ständigen Einrichtnng" geworden. Der j Geduldsfaden der Vertröstungen ist gerrissen, und die Gärtnergehilfen und Gartenarbeiter treten mannhaft für : ihre Rechte ein mit dem Einsätze ihrer ganzen Existenz. I Dieser Errungenschaft der gewerkschaftlichen Erziehung i dürfen wir uns von Herzen freuen; denn sie verbürgt uns i auch die notwendigen Erfolge, sichert uns die Zukunft.“ — I Mit diesen Worten wurde im vergangenen Frühjahr ■ die diesjährige Lohnbewegung in der Allg. Deutsch. Gärtner- Ztg., dem Organ des „gewerkschaftlichen“ Allg. D. G. Vereins, eingeleitet. 13 Lohnbewegungen und 9 Streiks hat es dann nach einer vor einigen Wochen in der genannten Zeitung veröffentlichten Aufstellung gegeben und zwar in folgenden Städten: Berlin und Umgebung, Barmen-Elber feld, Dresden, Elmshorn, Flensburg, Hamburg und Um gegend, Hannover, Mainz, Mannheim, München, Ludwigs hafen, Pforzheim, Remscheid, Solingen, Stuttgart, Ulm, Wiesbaden. Hierzu sind dann später noch einige andere Orte getreten. Wir beabsichtigen nun keineswegs, auf die einzelnen Bewegungen und ihren Verlauf näher einzugehen, es sind | vielmehr Betrachtungen allgemeiner Art, die wir an die selben knüpfen wollen. Dä soll denn zuerst die Seite des Erfolges oder des Nichterfolges berührt werden. Der Allg. D. G. Verein ist zur Zeit, im Gegensatz zu vielen anderen Gewerkschaften, noch nicht gefestigt genug, um sich den Luxus des Eingeständnisses von Nichterfolgen leisten zu können, so etwas leuchtet höchstens einmal ganz verschämt zwischen den Zeilen heraus, im Uebrigen aber bekommen die Massen von den Führern nur von Erfolgen zu hören, wenn die Führer sich nach Art der weiland römischen Auguren auch noch so verständnisinnig dabei anlächeln müssen. So heisst es , in einem. Artikel vom 24. April: „Insgesammt waren bisher 9 Orte von der Bewegung ergriffen und alle Branchen be- I teiligt. Nach vorläufiger Schätzung wurde in diesen Orten | für ca. 2500 Personen ein Jahresmehrverdienst von insge ¬ sammt 200- bis 250 000 Mark erkämpft — (man sieht mit | Kleinigkeiten wird sich nicht abgegeben) — oder im Durch ¬ schnitt für den Einzelnen von 62 bis 156 Mark Mehrlohn pro Jahr.“ Einige Wochen später heisst es: „Wir sind uns schon heute bewusst, dass es uns in diesem Jahre wiederum ge lungen ist, ganz bedeutende Lohnerhöhungen zu erzielen,“ und über das Ergebnis des Berliner Streiks wird berichtet: „Alles in allem genommen ist erreicht, was wir erreichen wollten. Auf der ganzen Linie ist eine Lohnerhöhung errungen, ohne äusserste Kraftanstrengung.“ In einem vorläufigen Gesammtüberblick wird gesagt: „Es wird sich zeigen, dass die Erfolge von 1906 diejenigen von 1905 um vieles überragen. Wir sind also, wie ersichtlich, in gutem Zuge.“