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No. 24 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 219 der damaligen Zeit als eine Sehenswürdigkeit. Alle Früh jahr ergoss sich, insbesondere aus Wiesbaden, eine wahre [ Völkerwanderung nach Biebrich, der Sommer-Residenz des ■ Herzogs Adolph, um die „Wintergärten“ zu schauen. Diese alten und unzugänglichen Gewächshäuser sind nun entfernt worden, und dafür grosse, mit allen Mitteln der Technik und nach den Erfahrungen der Neuzeit reich aus gestattete Schauhäuser entstanden. Mit ihren schönen Pflanzenbeständen wird diese neueste Errungenschaft des Palmengartens gewiss ein grosser Anziehungspunkt für Frankfurt und seine Besucher werden. Eine eigenartige Erscheinung. Von Edmund Simon in Dresden A. Von verschiedener Seite wurde mir im vorigen Jahre die Mitteilung, es hätten sich an den Holzsprossen neuer gestrichener Häuser nach etwa 4—6 Monaten eigenartige schwarze Ausschläge gebildet, die man geneigt war, der an gewendeten Farbe zuzuschreiben. Diese Erscheinung interessierte mich in hohem Grade und umsomehr, als mir davon während meiner langjährigen Praxis nie etwas zu Ohren gekommen war. Um der Sache auf den Grund zu gehen, beschloss ich, die Sache an Ort und Stelle zu untersuchen und reiste deshalb nach P. Als ich das betreffende Gewächshaus besuchte, zeigte sich mir ein ganz eigenartiges Bild. An den hölzernen Sprossen zeigten sich inwendig schwarze Flecken, die, unter dem Einfluss der an den Sprossen sich bildenden Tautröpfchen entstanden, genau so aussahen, als wäre Russ damit ver- vermengt gewesen und so herabgeflossen. Der Anstrich hatte lange Zeit, wie mir gesagt wurde und wie ich mich selbst überzeugte, nachgeklebt. Dass der hier verwendete Firnis nicht rein und von normaler Beschaffenheit war, ergab das Nachkleben, aber denselben mit dem Auftreten dieses schwarzen Russtaues in Verbindung zu bringen, wäre gewagt gewesen. Ich erkannte wohl, dass es sich hier um eine eigen artige Pilzbildung handelte, die das Schwarzwerden hervor rief, doch war mir keineswegs klar, wodurch dieselbe ent standen sein und sich so günstig entwickeln konnte. Durch Abschaben sicherte ich mir zunächst genügendes Untersuchungsmaterial für die mikroskopische Prüfung und widmete dann den ganzen Tag dem Besuche der Gewächs häuser einer ganzen Anzahl Gärtnereien, um Aufklärung zu suchen. Schwarze Flecken konnte ich überall ausfindig machen, auch an alten Gewächshäusern, wo selbe dort auf traten, wo das Dach auf die Steinmauern aufstösst. Diese Flecken waren indess nicht so gross, meist auch in Be gleitung von grünen Algen. Endlich kam ich der Lösung der Sache einen Schritt näher, als ich ein Gewächshaus fand, was nur gefirnisst war und die schwarze Russschicht in ganz intensiver Weise zeigte. Dadurch war zunächst der Beweis erbracht, dass die Erscheinung nicht von der Farbe herrührte (was ich allerdings selbst stark bezweifelt hatte). Ich besuchte nun einige Gärtnereien, wo ich wusste, dass dieselben den gleichen Firnis verwendeten wie der Besitzer des gefirnissten Gewächshauses und fand hier den selben russigen Anflug bald stärker, bald schwächer. Diese Beobachtungen liessen allerdings vermuten, dass der benutzte Firnis nicht ganz unschuldig an dem Auftreten der schwarzen Flecken war. Die mikroskopische Untersuchung, die ich nach meiner Rückkehr mit dem gesammelten Material vornahm, liess bei einer 240 fachen Vergrösserung kleine Zellen mit schwarzem Kern, in Form den Hefenzellen ähnlich, erkennen, allerdings verunreinigt durch Schmutz und Farbe. Um Klarheit darüber zu erhalten, ob die unter dem Mikroskop beobachteten Pilzporen, (von Mycelium konnte ich nichts entdecken), die Ursachen der Schwarzfärbung seien, nahm ich eine Reinkultur vor. Ich stellte mir in üblicher Weise einen Nährboden her, der vorher sterilisiert worden war und säete darauf etwas von dem gesammelten Untersuchungs material aus. Obgleich die Kultur bei günstiger Temperatur unter den Glasglocken sich hätte günstig entwickeln können, war von einer Pilzentwickelung nichts zu merken, weshalb ich auf die Idee kam, Harz- und Leinöl mit Wasser auszu schütteln und hiervon etwas auf die Kulturboden zu bringen. Die Wirkung war eine ganz frappante, als schon am andern Morgen sich ein schwarzer Fleck zeigte, der so intensiv zu nahm, dass er bald das ganze Glas mit der gleichen schwarzen Schicht überzog, wie solche sich in den Gewächs häusern gezeigt hatten. Der imperfecte Pilz bildete oben die schwarze Sporenschicht, die auf einem gallertartigen aber farblosen Mycelium sich ausbreitete. Die Entwicklung des Pilzes war demnach von der Ge genwart von Harz und Leinöl abhängig, demnach jeder un reine Firnis geeignet, diese Erscheinung hervorzurufen. Bei 240 facher Vergrösserung zeigten sich lauter Körn chen, teils lose, teils perlenartig zusammenhängend, mit einem, oft auch zwei schwarzen Punkten. Um diesen imperfecten Pilz bestimmen zu lassen, über gab ich das gesammelte trockene Material wie den durch Kultur erhaltenen Pilzrasen, einem guten Pilzkenner, Herrn Oberlehrer Schiller, und dieser stellte fest, dass derselbe der Gattung „Torolla" angehörte. Ob dieser Pilz auch den Pflanzen schädlich werden könne, war nicht festzustellen, immerhin genügte mir schon die so hässliche Missfärbung der Holzsprossen in den Ge wächshäusern, um nach Mitteln und Wegen zu suchen, die das Auftreten dieses Pilzes verhindern und andrerseits den vorhandenen Schmarotzer entfernen sollten. Nach mancherlei Versuchen fand ich in der reinen Kaliseife (die gute alte Schmierseife von gelber Färbung, durchsetzt mit griesartigen Körnchen) ein gutes Mittel auch hierfür. Man knetet in die Schmierseife soviel Schwefel blume hinein, wie selbe aufzunehmen vermag, verdünnt dann mit Wasser bis zur Konsistenz von halbdicker Oelfarbe und überstreicht damit sorgfältig das ganze Holz im Gewächs haus, wo der schwarze Anflug sich zeigt. Nach 24 Stunden wäscht man dann mit Wasser und Bürste ev. unter Benutzung von etwas Sand gut ab, wobei man auch die Fenster gut mit abspült. Der Erfolg ist ein guter und wenn man dann später den Anstrich mit anti septischem reinen Firnis und Farbe wiederholt, ist dem Uebel stand bald gehoben. Da man leicht einen Entwicklungsherd einmal übersehen kann, so wasche man sofort, wenn sich schwarze Flecken zeigen, diese Stelle gut ab. Die reine Kaliseife sollte überhaupt in keiner Gärtnerei fehlen, da selbe ein vorzügliches Mittel gegen niedere pflanz liche Parasiten, den Pflanzen unschädlich ist und durch ihren Kaligehalt sogar noch etwas Düngewert hat. Mischt man zur Kaliseife Tabakstaub und macht sich eine dünne Seifenlösung, so ist dies ein ebenso wirksames wie billiges Mittel gegen Blattläuse, Erdflöhe, rote Spinne. Die obenerwähnte Mischung von Kaliseife mit Schwefel blume dürfte sich gegen Oidium, Peronospera, gegen alle Brandpilze, wie auch gegen Mehltau bewähren, und braucht man seine Zuflucht nicht zu den unter schönen Namen und noch schöneren hohen Preisen angebotenen Präparaten zu nehmen. Mischt man Petroleum zur Kaliseife ev. auch noch etwas Birkenteer, so erhält man eine Emulsion, die in dünner