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Ho. 22. Steglitz»Berlin, den 2. Juni 1906. XXI. Jahrgang. Eigentum des Verbandes der 5andelsgärtner Deutschlands. Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Huslandes. Das „bandelsblatt für den deutschen Gartenbau usw.“ erscheint am Sonnabend jeder Woche. Hbonnementspreis für Richt-Uerbandsmitglieder in Deutschland und Oesterreich-Ungarn pro Jahrgang 8 Mk. 50 PL, für das übrige Husland 10 Uh., für Verbands-Mitglieder kostenlos. Verantwortlicher Redakteur: F. Johs. Bethmann in Steglitz-Berlin, Generalsekretär des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Verlag: Verband der 5andelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band IV, des Genossenschaftsregisters des Königl. Amtsgerichts zu Leipzig. Amtliches Warenverzeichnis und Eilguttarif für Gemüse. ii Am selben Tage, als wir die Konferenz im Reichs schatzamte hatten, wurde die dort behandelte, in voriger No. d. Hdlbl. mitgeteilte Erörterung der Gemüse-Tariffrage auch noch bei einer anderen Behörde verhandelt, von welcher der Vorstand des Verbandes ebenfalls gebeten worden war, ein Gutachten abzugeben, es war dies im Preuss. Landes- Oekonomie-Kollegium. Wir haben bereits in letzter No. erwähnt, dass ein der Eingabe des Verbandes gleiches Ge such um Abänderung des Amtlichen Warenverzeichnisses an das preuss. Landwirtschaftsministerium gelangt sei; das Ministerium hatte diese Eingabe zur Begutachtung an das Landes - Oekonomie - Kollegium weitergegeben, und dieses, welches durch die unsererseits in die Tagesblätter gebrachte Notiz von unserer Eingabe an den Reichskanzler, die gleiche Angelegenheit betreffend, Kenntnis erlangt hatte, hatte den Wunsch ausgesprochen, die Meinung des Verbandes zu hören. Wir konnten den Herren des Landes-Oekonomie- Kollegiums berichten, dass wir hofften, noch am selben Tage im Reichsschatzamt eine glückliche Lösung dieser Frage herbeizuführen, welche Hoffnung ja auch durch die in voriger Nummer mitgeteilten Tatsachen erfüllt worden ist. Äusser vielen anderen interessanten, sich im Laufe der Unterhaltung ergebenden Einzelheiten war uns ganz besonders wertvoll, aus dieser Quelle zu hören, wie die ; Stimmung in holländischen Gemüsezüchterkreisen gegen über dem jetzt geltenden deutschen Zolltarif sein soll. Man hat bekanntlich schon mehrfach versucht, auch zwischen Deutsch land und Holland einen Handelsvertrag abzuschliessen, ein Werk, das bis heute noch nicht über das Stadium unver bindlicher Vorverhandlungen hinausgediehen, wenn nicht selbst dies schon zu viel behauptet ist. Das Bestreben, auch mit den Niederlanden einen Handels vertrag abzuschliessen, ist aber unzweifelhaft in den mass gebenden Kreisen beider Länder vorhanden, und in unserer handelsvertragslustigen Zeit kann man immerhin mit ziem licher Bestimmtheit darauf rechnen, dass es über kurz oder lang zu einer festen Abmachung über die handelspolitischen Beziehungen beider Länder kommen wird. Es wurde uns nun mitgeteilt, dass, diese Möglichkeit vorausgesehen, die holländischen Gemüsezüchter mit der grössten Bestimmtheit darauf rechnen, dass der heutige Zoll für Weiss-, Rot- und Wirsingkohl als „Kompensations objekt“ seitens der deutschen Reichsregierung wieder preis gegeben wird, und dass Holland durch einen etwaigen Handelsvertrag dieselben Begünstigungen erfahren dürfte, wie, um ein neueres Beispiel heranzuziehen, — Schweden mit dem Zoll auf Preisseibeeren. Es wird also ganz not wendig sein, nicht allein für die deutsche Gärtnerei, sondern auch für die deutsche Landwirtschaft, der der Anbau von Kohl im kleinbäuerlichen Interesse ebenso sehr am Herzen liegen sollte, hier beizeiten die Augen aufzutun ! L’appetit vient en mangeant — vielleicht würden dann auch die holländischen Baumschulenbesitzer als ein eben solches „Kompensationsobjekt“ die Rückgängigmachung der Zölle auf Baumschulen- usw. Artikel verlangen 1 Das wäre alles nicht so gefährlich, wenn nicht bekanntermassen unsere liebe Reichsregierung so überaus zartbesaitet wäre, wenn es sich — wenigstens was unsere einheimische Gärtnerei anbe langt — um „Kompensationen“ zu Gunsten anderer Länder und deren „arbeitsamer“ Bevölkerung handelt! Damit diese nicht der Sozialdemokratie anheimfällt! Dieser Grund wurde bekanntlich bei der italienischen Einfuhr von dem ver storbenen Staatssekretär Frh. von Richthofen geltend gemacht! Also, Augen auf; wir werden sie auch auf halten ! Der Hauptzweck der Konferenz im Landes-Oekonomie- Kollegium lag jedoch noch auf einem anderen Gebiete, auf dem der Frachttarife für Gemüse. Die Landwirtschaftskammer für das Herzogtum Anhalt hat an die Ständige Tarifkommission