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Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. No. 10 dann eine sehr lebhafte Debatte über die Ursachen der augen blicklichen Geschäftsflaue im Kleinhandel, welcher, wie allgemein zugegeben wurde, eine starke Beschäftigung im Fabrikbetrieb und Grosshandel gegenüberstehe. Bei Punkt VI wurde nach langer Verhandlung der Antrag des Herrn Dammers, auf Kosten des Verbandes Plakate drucken zu lassen gegen das Petersei m’sche Geschäftsgebahren, und diese durch die Gruppen verteilen zu lassen, abgelehnt, dagegen wurde der Antrag des Herrn Brill, in den Tageszeitungen vor Bestellungen beiPeterseim zu warnen, angenommen. Nach kurzer Pause wurde dann der ein geschobene Punkt IV a, Angebot und Nachfrage, erledigt und dabei die eingegangenen Offerten und Gesuche verlesen. Hierauf wurde der zurückgestellte Punkt II, Wahl der Vertreter, vor genommen, um die Stimmzettel gemeinschaftlich einzusenden und wurde gleich Punkt VII, Stellung von Anträgen zur Haupt versammlung, mit erledigt, indem der Obmann darauf hinwies, dass es die Hauptaufgabe der Hauptversammlung sei, das in Danzig angenommene Statut nochmals zu beraten und zu ge nehmigen, dass man daher davon absehen könne, Anträge zu stellen, er werde aber das neue Statut in der nächsten Versamm lung zur Beratung stellen, um zu sehen, ob Verbesserungsanträge beliebt werden. Punkt V, Besprechung der Gärtnereistatistik, wurde wegen vorgerückter Zeit auf die nächste Versammlung verschoben. Bei Punkt VI, Anträge und Anregungen, wurde durch die Herren Biermann und Meissner Klage darüber geführt, dass bei Beratung des Lohntarifs in der Dezembersitzung ein Vertreter der Arbeitnehmer, Herr Kaul, geduldet worden sei. Der Vorsitzende erwiderte, er habe in jener Versammlung : hierauf aufmerksam gemacht und gefragt, ob gegen die Anwesen heit des Herrn Kaul jemand Einspruch erhebe, was nicht ge schehen sei, selbst nicht von Seiten des Herrn Biermann. Herr Arends stellte schliesslich den Antrag, dass Herr Wieler, ; der Material gegen 1 Ierrn Kaul in Händen haben sollte, dieses in der nächsten Versammlung mitteilen solle. Herr Wieler aber erwiderte, es seien seine persönlichen Angelegenheiten, welche für die Versammlung kein Interesse hätten und nicht zur Aufklärung beitragen könnten. Es ist bedauerlich, dass 3/4 Stunden Zeit durch solche nutzlosen Redereien in Anspruch genommen wurden. Die nächste Versammlung soll am 18. März in Elber feld stattfinden. Der Vorsitzende, Herr Steen, der während der Versammlung öfter erklärt hatte, dass er nur bis 8 Uhr Zeit habe, wollte um 81/4 Uhr die Versammlung schliessen, da die Tagesordnung erschöpft war, es wurden aber aus der Versamm lung Wünsche laut, weiter zu tagen, worauf der Obmann erklärte, er habe nichts dagegen, wenn die Versammlung ohne Vorstand bleibe, er würde dann in der nächsten Sitzung sein Amt nieder legen. lieber den weiteren Verlauf der ohne Leitung gebliebenen Versammlung sind mir Mitteilungen nicht gemacht worden. Zur Aufnahme meldete sich Herr A u g. Rotthaus, Handelsgärtner, Cronenberg-Neuenhof, Post Hahnerberg, Elberfeld. Der Obmann: W. Steen. Verbandsgruppe Oberlausitz. Sitzung vom 11. Febr. 1906 in Löbau, im Reichsadler (eingegangen am 24. Februar). Um 4 Uhr wird die Versammlung durch den Obmann Herrn Ernst Mülle r-Görlitz eröffnet und zeigte sich eine Beteiligung von 33 Herren. Als Gast und Referent war laut Tagesordnung Herr Ziegenbai g-Dresden anwesend. Derselbe sprach über das Thema: 1. Haben wir einen Verband nötig? 2. Was bezweckt derselbe? 3. Was ist bisher durch ihn erreicht worden. 4. Welches sind seine Aufgaben ? Um die Notwendigkeit eines Zusammen schlusses zu beweisen, bemerkt Referent, dass unser Beruf, wie ja allgemein bekannt, als ein Streitobjekt zwischen Gewerbe und Landwirtschaft steht. Eine Entscheidung für die eine oder andere Seite ist aber ohne einen Zusammenschluss zu einer mass gebenden Körperschaft kaum zu ermöglichen, da die einzelnen Betriebe so grundverschieden von einander sind als nur denkbar. Der Einzelne kann aber niemals mit genügend ins Gewicht fallender Stimme sich an massgebender Stelle bemerkbar machen, um Aenderungen bei getroffenen Verfügungen, oder in, oft den ganzen Beruf direkt schädigenden, Erlässen herbeizuführen. Ganz anders aber liegt die Sache, wo eine bedeutende Vereinigung von Berufsgenossen mit einer bedeutenden Stimmenzahl mit dem Wunsche nach Abänderung irgend einer Verfügung hervortritt. Derartige grosse Vereinigungen können nicht übergangen werden. Den besten Beweis dafür finden wir im Bund der Landwirte. Nur kraft ihrer Vereinigung ist es ihnen möglich geworden, in der Gesetzgebung eine nicht zu unterschätzende, den Beruf schützende Stimme zu erreichen! Ist dieses Beispiel nicht der Nacheiferung wert? — Im deutschen Reiche haben wir nicht weniger als 30—40 000 gärtnerische Betriebe, treten diese in ihrer Mehrzahl zusammen, so ist die Macht, welche dadurch erreicht wird, wohl ausreichend, die Gesetzgebung für den eigenen Beruf mehr zu interessieren. Was bezweckt der Verband? Ein guter Teil der Beantwortung dieses Punktes liegt ja schon im Vor stehenden ausgeführt. Es gehört auch weiter dazu, vor Allem einen gesunden Geschäftsverkehr herbeizuführen. Es ist nur an das Verbot des Hausierhandels mit Bäumen und Sträuchern zu denken, welches durch den Verband bereits erreicht worden ist. Die Bemühungen betr. eines Wildschadengesetzes sind leider vorläufig nicht zur Annahme gekommen. Eine Regelung, bezw. Eingriffe in die Fragen der Zollangelegenheiten sind von hoher Bedeutung. Schutz der Mitglieder gegen unsichere Besteller von Waren, sowie eine genaue Information durch das Handelsblatt von der sozialen Lage des Berufs ist weiter notwendig. Ein Hauptaugenmerk ist jedoch auch noch darauf gerichtet, in der Gesetzgebung eine massgebende Stimme zu erreichen, etwa so, dass der Verband als eine, die gesamten deutschen Gärtner ver tretende Korporation anzusehen ist. Für das Königreich Sachsen wird bereits eine derartige Vertretung bald in Tätig keit treten. Auch ist gegen den oft so schädigenden Auktions schwindel erfolgreich vorgegangen worden, welcher früher mit holländischen Coniferen, mit Lorbeern usw. betrieben wurde. Ferner ist den Hof- usw. Gärtnereien, welche oft Handel treiben, die Portofreiheit für gewerbliche Zwecke entzogen worden. Des gleichen wurde durch den Verband auf die Aenderung der Anfangs bei Einführung der Sonntagsruhe unzweckmässig fest gesetzten Verkaufsstunden eingewirkt. Nachdem Redner im vor stehenden das bisherige Wirken des Verbandes besprochen, so dehnte sich das Thema nun auf die augenblickliche Lage, sowie auf das vorgesehene Arbeitsfeld aus. Er bedauerte, dass durch den Krause ’schen Protest dem Verbände nur Zeit, Ruhe und Geld verloren geht, da nunmehr noch eine Hauptversammlung einberufen werden muss, um diesen Zustand endgültig zu be seitigen. Redner geht sodann näher auf das neue Statut ein und beleuchtet die mannigfaltigen Vorteile desselben. Nach der neuen Organisation erwartet man u. A., dass die Tagesordnung der Hauptversammlungen bedeutend leichter und kürzer wird. Dafür sollen jedoch Autoritäten gewonnen werden, um Vorträge zu halten, über welche dann in den Gruppen berichtet werden kann. Eine Einrichtung, welche nur von 10 % der Mitglieder benutzt wurde und einen der besten Kunden am Ausland hatte, soll fallen, es ist die Auskunftsstelle. Dafür soll aber ein Ab kommen mit einem guten Auskunftsbureau getroffen werden, welches den Mitgliedern Ermässigung gewährt. Auch an eine Regelung des Ausstellungswesens denkt man heranzutreten, um der Ausstellungswut zu begegnen, da der Gärtner nur zu oft in folge zu geringer Gegenleistungen das Opfer für die anderen Unternehmer wird. Hierbei soll auf ein geeignetes Preisgericht ebenfalls eingewirkt werden. Der Hauptvorstand wird sich gegebenen Falles auch bemühen, den deutschen Gartenbau an die Stelle zu bringen, die ihm gebührt. Auch zur Gehilfenbe wegung muss der Verband energisch Stellung nehmen. Ein ferner wichtiger Punkt ist die Regelung der Eisenbahntarife und Ein wirkung auf Einführung geheizter Waggons, besonders wichtig für den Versand blühender Pflanzen. Auch hofft Redner, dass die in diesem Jahre von Preussen veranstaltete Gärtner-Berufs zählung geeignete Momente bietet, den Hebel anzusetzen, um für das Wohl unseres Berufes etwas zu tun. Hiermit schloss Vortragender, nachdem er reichlich 1 Stunde gesprochen. Mit reichem Beifall und lautem Bravo dankte die Versammlung. Darauf folgte eine Pause. Bei der sich nun entspinnenden Debatte trat Herr R e i n h o 1 d-Lauban für Verbreitung des Handelsblattes an Nichtmitglieder ein, doch ist solches infolge zu hoher Kosten nicht durchzuführen. Dann wurde noch über eine Weise der Beitragsleistung nach dem abgeänderten Statut gesprochen. Herr Jung k-Löbau wünscht ein Rabattsystem ein geführt zu sehen, doch wird bedeutet, dass mit Nettopreisen ein besseres Arbeiten ist, und unsere Preise überhaupt wohl niedrig genug sind. Auch wünscht derselbe für Mitglieder einen Kredit auf 3 Monate, doch wird dem entgegengehalten, dass die Mitglied schaft doch keine Garantie für Zahlungsfähigkeit bietet, sondern jeder Mitglied werden kann, der den Anforderungen des Statuts entspricht. Vielmehr sind die Genossenschaftseinkäufe zu berücksichtigen. Betreffs der Wünsche nach einer Witwen- und Waisenkasse wi. ! erwidert, dass dazu so bedeutende Mittel erforderlich sind, dass deren Einführung für unserenVerband zur Zeit noch nicht möglich. Hierauf kommt das Protokoll der vorigen Bautzener Sitzung zur Verlesung und wird anstandslos angenommen. Einige lokale Klagen werden dahin beant- wortet, dass bei Pfuschertum in der Landschaftsgärtnerei eine Aufklärung des Publikums unter Nennung der Namen der an sässigen Landschafter und Bezugnahme auf den Verband am zweckmässigsten ist. Einem privatim arbeitenden Stadtgärtner das Handwerk zu legen, glaubt man am besten durch Petitionen an die zuständige Behörde und Bekanntmachung in den Lokal zeitungen zu erreichen. Betreffs der bereits vorgeschlagenen und veröffentlichten Vertreter zur Hauptversammlung werden noch empfohlen die Herren Schindle r-Görlitz und H e n t s ch-Löbau. Ferner teilt Herr P ö t s c h k e-Bautzen noch mit, von der Handels und Gewerbckammer-Dresden eine Zuschrift erhalten zu haben. Derselbe soll von den ortsangesessenen Gärtnern mitteilen, wie weit sie der Gewerbesteuer unterliegen. Im Anschluss daran gibt Mitglied Schor s-Moys eine Erklärung darüber, wann der Betrieb ein landwirtschaftlicher, und wann er ein Handelsbetrieb ist. Infolge Agitation traten heute wieder 6 Herren dem Ver-