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C. Petrick-Gent. Zur Erwiderung auf die Erwiderung des Herrn Gaucher in voriger Nummer. Die Herausforderung des Herrn Gaucher in seiner Er widerung auf die Entgegnung des Herrn v. Uslar veran lasst uns dieser Angelegenheit noch einige Zeilen zu wid- wen, obgleich wir fast mit Widerwillen an die Besprechung dieser Sache gehen. Mit Widerwillen deshalb, weil wir principiell möglicherweise auf Parteistreitigkeiten hinaus laufende Auseinandersetzungen im Interesse des Friedens innerhalb des Verbandes gern vermeiden wollen und weil wir insbesondere alle diejenigen Artikel, welche geeignet sein könnten zu persönlichen Reibereien Veranlassung zu Massen von Orchideen auf irgend einer Ausstellung ge- | sehen. — Welchen bedeutenden Fortschritt man in der Orchideenkultur gemacht hat, kenne ich aus eigner Er fahrung. Als ich vor 12 Jahren nach Gent kam, gab es nur drei Geschäfte wo man einige Dutzend Orchideen con- servirte (die damalige Behandlung kann man mit kultiviren nicht bezeichnen) und heute findet man dieselben fast in jeder Gärtnerei, in vielen sogar ganze Häusern voll und alle Pflanzen in der besten Kultur. Für die neueste, in Gent noch nicht ausgestellt ge wesene Orchidee erhielt Jules Heye-Leysen, ein bekannter Orchideen-Liebhaber, den ersten Preis für ein Cypripedium Laivrenceanum var. Heyeanum. Es ist dieses eine durch Zufall entstandene Hybride oder 1 Varietät. Man fand sie unter einer Parthie Laicrenceamvm, welche im Jahre 1885 importirt wurde. Die Blume ist grünlich weiss und sehr effectvoll. Wie es scheint hat man bereits an mehreren ! Orten dieselbe Varietät unter importirten Pflanzen ge funden. Der Kuriosität wegen sei hier noch erwähnt, dass der selbe Liebhaber (Jules Heye) vor einiger Zeit ein Cypri pedium var. Houttei bei einem hiesigen Handelsgärtner Jules De Cock um 2500 Frs. kaufte und wenige Wochen ; nachher wurden für dieselbe Pflanze 7500 Frs. geboten. Der erste Besitzer dieses Kleinods war Louis van Houtte, von welchem sie Jules de Cock voriges Jahr um 20 Frs. kaufte. Der Ursprung dieser Pflanze lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Allem Anscheine nach stammt sie aus London von Veitch & Sohn, woselbst man schon vor Jahren Oypr. kreutzte oder befruchtete und dieselben auf die Erde anderer Cypripedium aussäete; sehr leicht ist es deshalb möglich, dass eine solche Pflanze mit einigen Säm lingen aus Versehen mit an van Houtte verkauft wurde. Die Stammeltern sind jedenfalls dieselben wie von Cypr. Dauthüri da letztere Sorte auf dieselbe Weise und zu gleicher Zeit mit Gypr. rau, Houttei nach Gent gekom men ist. Die Liebhaberei für Cypripedium hat im letzten Jahre sehr zugenommen, in Folge dessen sind die Preise der selben und besonders der Hybriden ganz bedeutend ge stiegen. ja sehr oft werden die Pflanzen sozusagen mit Gold aufgewogen. Die höchste Auszeichnung "für Orchideen, eine goldene Ehrenpreismünzen von Ihrer- Majestät der Königin. wurde Herrn Peeters aus Brüssel zuertheilt. Herrlich war diese Gruppe, der Preis folglich auch wohl verdient. Es würde zu weit führen, jede einzelne Pflanze zu be schreiben, ich -will aber doch einige der besten anführen. Cymbidium Lowianum mit mehreren meterlangen Blüthen- stengeln, Cattleya Skinneri, ancethystina, Trianai, Mossiae, Mendeli, sowie ein schönes Exemplar von C. citrina mit citronengelben Blumen. Eine sehr auffallende Farbe und von sehr guter Wir kung in der Sammlung waren Ada aurantiaca, Lycaste Skinneri , sowie die noch sehr seltene L. Skinneri alba, mit reinen weissen Blüthen. Die zierlichen Masdevallien waren der vorgeschrittenen Jahreszeit wegen weniger ver treten, jedoch fand man M. Lindeni mit violetten Blumen, tovarensis, reinweiss, ignea und Veitchi. Cypripedium da gegen waren sehr zahlreich und von sehr guter Auswahl in dieser Sammlung vertreten, auch ein guter Theil sehr werthvolier Sorten, wie: Cypr. Schroederoe splendens, Mrs. Canham, Wallnertianum, Sallieri, Measureanum, Doyauum, Irapeanum etc. Oncidium concolor mit bläulicher Blüthe, Marchallia- num, Sarcodes, Vanda suavis, die herrliche Phalaenopsis Schilleriana und grandiflora. Odontoglossum Alemndrae, lioexli, gloriosum, Ed- irardii, hybriduni luteopurpurenm, Pescatori, rexillariüm. Diese Letztere darf man mit Recht als eine der schönsten Orchideen bezeichnen. Dendrobium Ai nsworthi, densiflorum, lutiolam. Wur- dianum, Epidendrum atropurpureum. Sehr schön waren Laelia purpurata und purp. alba. Den dritten Preis, eine goldene Preismünze im Werthe von 1000 Frs. erhielten E. Vervaet & Co. (Der zweite Preis kam nicht zur Vertheilung.) Sehr viele, bereits oben erwähnte Sorten waren auch hier vertreten. Nennenswerth sind folgende: Anguloa Clowesi, Cochlioda rosea, Miltonia vexilla- rium, Miltonia lioexli, Dendrobium Jamesicum, Laelia elegans, Phalaenopsis Sanderiana, Masdevallia Shuttleworthi. James Broy, ein Genter Liebhaber, erhielt den ersten Preis für eine Sammlung von 50 Orchideen. In dieser Gruppe war es ein Exemplar der Odontoglossum Harrya- num, welches die Aufmerksamkeit der Liebhaber und Kenner erregte. Es ist dieses eine dankbar blühende Neuheit mit vio letten Blumen. Die Kultur derselben ist dieselbe wio bei Abrandrae,-nm scheint sie einen etwas wärmeren Standort zu lieben. Den zweiten Preis in derselben Bewerbung er hielt Vervaet und Co. und den dritten Preis L. Desniet Duvivier. Für die Gruppe von 30 Orchideen (Bewerbung unter Liebhabern), der erste Preis, eine goldene Preismünze im Werthe von 200 Frs. an J. Heye-Leysen in Gent. Welche Pracht-Exemplare von Laelia purpurata, Catleya brianae, speeiosissima, Warneri, Dendrobium densiflorum, Odon toglossum sceptrum, Oncidium Kramerianum, Aerides Fieldingi, Celogyne Semoineana etc.’ Es ist unmöglich, die besten Sachen aufzuführen, denn schön und tadellos waren sie -alle. Den zweiten Preis in dieser Bewerbung erhielt Ma dame Block aus Brüssel und den dritten Preis Moens aus Lede. In der gleichen Bewerbung zwischen Handelsgärtnern Aug. van Geert den ersten Preis, eine goldene Preismünze von 200 Fres., den zweiten Preis, eine goldene Medaille im Werthe von 100 Frs. erhielt Ad. d’Haene. Einige recht hübsche Sachen waren in der Gruppe von Aug. van Geert vertreten; z. B. ein schönes Exem plar der zierlichen Angraecum articulatum, mit feinem rispenartigen Blüthenstengel, Dendrochilum glumaceum, mit wohlriechenden Blumen. Obgleich die Blumen wenig auf fallend sind, so verdient diese Species in jeder Sammlung kultivirt zu werden. Der angenehme Wohlgeruch, wovon eine einzige Pflanze das ganze Haus erfüllt, macht diese Sorte zum Liebling der Damen. In der Collection von Ad. d’Haene sind zu erwähnen ALiltonia cuculata, Vanda coeruleum, suavis, Trixpermum Berkleyi, Oncidium bictoriense sowie ein Riesenexemplar von Cattleya citrina.