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Nr. 1. Leipzig, 1. Januar 1888. III. Jahrgang. Organ des Verbands der Handelsgärtner Deutschlands, herausgegeben unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Redaction und Expedition: Otto Mohrmann, Lindenau bei Leipzig, derzeitiger Geschäftsführer des Verbands, an welchen alles für den redactioneilen und Inseratentheil Bestimmte sowie die Mitgliedsanmeldungen zum Verband zu senden sind. Der redaktionelle Theil erscheint am 1. u. 15. jeden Monats; der separat zurVersendung gelangende Inseratentheil jeden Sonnabend. Abonnementspreis für den redaktionelten Theil; Preise für den Inseratentheil; Für Nichtverbandsmitglieder pro Jahrgang 7 M. 50 Pf. Die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum für Verbandsmitglieder ... 20 Pf. Für Verbandsmitglieder „ „ gratis. „ „ ,, „ » „ ,, Nichtverbandsmitglieder . 30 „ Mitthei Jungen aus der gärtnerischen Abthei- । lung der pflanzenphysiologischen Versuchs- Station zu Tharand. i. Anweisung zur künstlichen Düngung der Topfgewächse. Von . Professor Dr. F. Nobbe. Mehrfache Anfragen aus gärtnerischen Kreisen , welche ein desfallsiges Bedürfniss anzudeuten scheinen, veranlassen uns, im Folgenden der Frage der. künstlichen Düngung von Zimmer- und Topfpflanzen ein Wort zu widmen. Sehr weniger Bodenstoffe bedarf die Pflanze, um sich voll und kräftig auszugestalten. In reinem Wasser, in ganz unfruchtbarem Sande wachsen die landwirthschaftlichen Cultur- pflanzen, bei übrigens sachgemässer Behandlung, vom Samen bis zur Fruchtreife normal und schön heran, wenn ihren Wurzeln, neben Wasser, kleine Mengen folgender acht che mischen Elemente in richtigem Mischungsverhältniss darge boten werden: Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Chlor, Schwefel, Phosphor, Stickstoff. Den Kohlenstoff, dessen sie für ihre organischen Bil dungen bedarf, bezieht die Pflanze durch ihre grünen Organe aus der unerschöpflichen Atmosphäre. Keines der genannten Elemente darf im Boden fehlen; keines kann durch ein anderes vertreten werden, da jedem derselben eine besondere pflanzliche Lebensfunktion obliegt. Die Abwesenheit ein es dieser „Nährstoffe“ hat krank hafte Erscheinungen oder das Erlöschen jedweder Lebensthätig- keit zur Folge. Die übrigen im Boden vorhandenen chemischen Elemente, welche die Pflanze in sich mit aufnimmt, sind ent weder völlig gleichgültiger Ballast (Natrium, Mangan), oder, in irgend grösseren Mengen eintretend, Gifte (Lithium, Kupfer, Arsen, Blei etc.), oder endlich von einem gewissen äussern Nutzen, wie z. B. der Kiesel (Silicium), welcher sich, mit dem Wasser emporgeführt, in den Aussenwänden der Ober hautzellen ablagernd die Pflanze in einen schützenden, feinen Panzer einhüllt, zugleich allerdings dem Wachsthum der Or gane bisweilen vorzeitig Schranken setzt. Auch in den humosen Erdmischungen, welche der Gärtner für jeden seiner Pfleglinge in sorgfältiger Anpassung zusammenstellt, sind obige acht Nährstoffe’ das Wesent liche. Was sonst noch für die Zweckmässigkeit einer Erd mischung massgebend ist, bezieht sich mehr auf physika lische und mechanische Gesichtspunkte: den Wurzeln soll ein ihrer Ausbreitung günstiges Bette, und durch Verwesung der Humusbestandtheile, durch dunkle Farbe, ein warmer Fuss bereitet, überhaupt den natürlichen Eigenthümlichkeiten der Wohnstätten jeder Gattung Rechnung getragen werden. Da neben enthalten die Erdmischungen in der Regel, wenn nicht die Töpfe zu klein genommen werden, eine ausreichende Menge der mineralischen Nährstoffe. In einer vorherrschend sandigen Bodenmischung, oder bei der aus anderen Gründen gerechtfertigten Wahl kleinerer Töpfe, oder auch wenn man in gewissen Bildungsrichtungen ein Uebriges erreichen möchte, kann unter Umständen ein