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Damit nicht wieder viele Collegen hineinfallen, wird es gerathen sein. Nachstehendes bekannt zu geben: Wir waren im Jahre 1886 im August in Wien und und waren neugierig, die grosse Reklame machende Gärtnerei von R. Detsch jun. in Hietzing zu sehen. Wir waren in Hietzing bei verschiedenen Handelsgärtnern, die jedoch Herrn Detsch jun. gar nicht kannten. Im Schlossgarten zu Schönbrunn endlich erfuhren wir, dass Detsch jun. in einer entlegenen Seitengasse hinter dem Schlossgarten wohne. Wir wurden von einem Gehilfen des Schlossgartens bis auf die fragliche Strasse begleitet und ; fanden auch nach vielem Fragen den Herrn Detsch jun. ■ in einem erbärmlichen Hinterhause wohnend, vor sich einen | Haufen „gelbe“ deutsche Annoncenblätter liegend, 'worin er gerade studirte. Ein junger kräftiger Bursche kam her aus und wir hatten die Ehre, den bewussten Herrn Detsch jun. selbst zu begrüssen. Ganz höflich baten wir um die Erlaubniss, seine Gärt nerei besichtigen zu dürfen, was uns Herr Detsch jun. auch gestattete und uns persönlich begleitete. Auf einem kleinen gepachteten Gärtchen stand ein kleines Gewächs haus aus Holz gebaut, worin wir auf der Vorderseite einige Gloxinien erblickten, und auf der Rückseite dieses „Cultur- hauses" stand das Gebilfenbett! Nette Zustände, dachten wir bei uns selbst, wenn man in deutschen Offertenblättern die Annoncen dieses Herrn liesst und dann • Gelegenheit hat, die Gärtnerei (resp. Wildniss) in Augenschein zu nehmen, welcher Contrast! Doch weiter! Das kleine Gärtchen bot sonst nichts als grosse Unordnung. Wir wurden durch eine schmale Thüre geleitet, um auf das andere Grundstück zu gelangen. Dort sah es nicht viel besser aus. Einige Mistbeetkästen in grösster Unordnung, einige Schaaien voll piquirte Erikas, -alsdann einige Sandbeete eingepflanzter Erikas in diversen Sorten in 4" Töpfen; es konnten dies vielleicht im Ganzen 1500 — 2000 Stück sein! Auch auf diesem Grundstück stand ein kleines hölzernes Treibhaus, enthaltend einige Caladien , Beg. Rex und disc. Rex. Im Freien waren noch einige Stauden, Chrysanthe mum, Rosen und hauptsächlich viel Unkraut und Quecken! Das war die berühmte Gärtnerei von R. Detsch jun. mit den pomphaften Reklamen. Der ganze Werth der dort befindlichen Pflanzen-Bestände mochte vielleicht hoch gerechnet 800—1000 Mk. betragen. Befriedigt über dieses „Trauerspiel" gingen wir-, um so schnell als möglich weiterzukommen! Wenn ich von jener Zeit an eine Offerten-Zeitung zu lesen bekam — mit jenen grossartigen Annoncen von R. Detsch jun., vulgo Leister, später A. Herzog (heute Gärtnerei „Am Park“), so verfalle ich in ein leises Murmeln, welches in dem Aus druck gipfelt: Sch L. Z. Zur Ergänzung über R. Detsch-Hietzing b. Wien. Es geht uns weiter die Bestätigung unserer Vermuthung zu, dass die mit A. Herzog in Wien unterzeichneten Erica-Annoncen von der Firma Detsch-Hitzing ausgehen und A. Herzog eine mit Detsch in Verbindung stehende Frauensperson ist, welche, nach dem die Geschäftsvermittelung durch den Gehilfen Leister nicht mehr praktisch erscheint, zur Zeit die Vermittelung besorgt. Die bereits im Handelsblatt bekannt gegebenen Klagen über die Bedienung Detsch machen ein weiteres Eingehen auf diese Firma für Verbandsmitglieder unnöthig und hielten wir nur für unsere Pflicht, unsere Mitglieder auf die verschiedenen Firmenänderungen von Detsch-Hietzingen aufmerksam zu machen. Die Handlungsweise von Detsch wird noch näher dadurch cha- rakterisirt, dass er, nachdem er aus unserem Verbände ausgeschlossen werden musste, seine Anmeldung unter Einsendung des Betrages wieder untet „Leister“ und das letzte Mal unter „A Herzog“, den Namen einer Frauensperson, versuehte. Zur Erwiderung geht uns nachfolgender Brief und Bericht zu, dessen Abdruck wir Folge zu geben uns verpflichtet halten: Berlin, N., Invalidenstr. 2. P. P. Soeben erhielt ich von Freundeshand die Nr. 7 und 8 Ihres Handelsblattes und finde darin einen von Herr Hart mann in Niederlössnitz verfassten Artikel, welcher in Bezug auf meine Vermehrungsmethoden bei Rosen und Primeln Thatsachen entstellt und deshalb geeignet ist, mich als Schwindler hinzustellen. Auf Grund des § 11 des Pressgesetzes ersuche ich Sie, zur Klarstellung der Thatsache beiliegende Berichtigung in die nächste Nummer Ihres geschätzten Blattes aufzunehmen. Mit vorzüglicher Hochachtung Otto Baatz, Kunstgärtner. In Nr. 7 und 8, Seite 62 des Handelsblattes hat es Herrn C. L. Hartmann in Niederlössnitz gefallen, in einem längeren Ar tikel gegen die von mir entdeckten und erprobten Vermehrungsver fahren bei gefüllten Primeln und Rosen, über welche ich gegen Zahlung von 5 Mark genaue Angaben mache, Front zu machen und fühle ich mich deshalb veranlasst, den Behauptungen des ge nannten Herrn entschieden zu begegnen, resp. dieselben zu wider legen. — Wenn Herr Hartmann behauptet, meine 5 Mark kostenden Mittheilungen enthalten nichts Neues, so kommt mir diese Behaup tung mindestens verfrüht vor und ich gebe demselben daher den guten Rath, die Sache doch erst mal „praktisch" zu prüfen und nicht gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten — und dann diese Resultate mit denen der alten Vermehrung bei voller Sonne zu vergleichen, erst dann wird Herr Hartmannn in der Lage sein, ein richtiges und gerechtes Urtheil fällen zu können. Wenn weiter behauptet wird, meine Methode fände schon seit vielen Jahren und sogar noch vor 1881 in Gelen grossen Gärtne- rein Anwendung, so muss ich auch dieses entschieden bestreiten, denn ich habe in meiner 2Ojährigen Praxis vor und nach 1881 viele grosse und besonders Rosen-Gärtnereien des In- und Auslandes ge sehen, aber eine Vermehrung nach meiner Methode nirgends ge funden. Wenn Herr Hartmann bemängelt, dass sich die Angaben über’ mein Verfahren bei der Primelvermehrung nur auf Vermehrung, nicht aber auf die Cultur ausdehnen, so kann ich ihm das damit ausgesprochene Begehren, gleichzeitig mit der Vermehrungsmethode auch eine Culturanweisung in den Kauf zu nehmen, nicht ver denken, da ich aber nur Angaben über Vermehrungsverfahren, nicht aber Culturanweisungen offerire, so versende ich auch nur erstere, bin im Uebrigeu aber stets gern bereit, letztere gegen Portover vergütung zu ertheilen, doch ist ein solcher Wunsch noch nicht an mich ergangen, was sich wohl daraus erklären mag, dass alle Herren Auftraggeber Gärtner waren, die die Vorkultur der Primel kannten. Herr Hartmann sagt weiter, „die Vermehrungsweise der Primel durch Köpfe, Seitentriebe, Blätter mit Augen etc. sei seit Jahr zehnten kein Geheimniss mehr“, er hat also von mir etwas Anderes erwartet, vielleicht eine Vermehrung aus Wurzelenden? Da ich dies aber selbst noch nicht kann, so gebe ich wenigstens die Ver sicherung, dass jeder nach meiner Methode gemachte und behandelte Primelsteckling, ohne die geringste Fäulniss zu zeigen, sieh sehr schnell und kräftig bewurzelt. Dass meine Vermehrungsverfahren, sowohl bei Primeln wie bei Rosen, mit anderen, früher bekannten und häufig angewendeten Methoden einiges gemein haben mögen oder ähnlich sind,- ist sehr richtig, aber dennoch Ist meine.Methode von allen anderen, mir in meiner Praxis vorgekommenen, grundverschieden, und ist in Folge des ihr von mir gegebenen, bestimmten Characters einzig in ihrer Art. Sie ist, bei Primeln und Rosen in Anwendung gebracht, die leistungsfähigste und stehen alle andern, selbst die Vermehrung bei voller Sonne in alter Form, weit hinter ihr zurück. Herr Hartmann findet auch den Preis, 5 Mark, für die Mit- theilung meiner Methoden viel zu hoch, doch das kann ja jeder halten wie er will, von anderer Seite ist mir auch schon gesagt worden, ich gebe meinen Vortheil zu billig ab. Da auch Herrn Hartmann darüber Zweifel aufsteigen, dass diese Errungenschaften mein Eigenthum sind, so theile ich schliess lich noch "mit, dass ich 1881 in der Kunst- und Handelsgärtnerei des Herrn Friedrich Kölsch in Karlsruhe in Baden, wo ich damals conditionirte, die Entdeckung machte und die erste Rosenvermehrung nach meiner neuen Methode mit brillantesten Erfolgen, ohne jeg liche Verluste, vornahm. Probatum est. Berlin N., O. Baatz, Invalidenstr. Nr. 2." Kunstgärtner, früher Obergärtner für Rosenculturen, bei Herrn J. C. Hanisch, Kgl. Sächs. Hoflieferant in Reudnitz-Leipzig.