Volltext Seite (XML)
Standes, die Fernhaltung aller sogenannten Schutzzölle, i wurde ungemein viel Zeit in Anspruch genommen, so dass j unmittelbar nach Beendigung des Vortrages die Versamm lung geschlossen und die weiteren Verhandlungen bis zur nächsten Zusammenkunft, die also in 5 Jahren stattfinden wird, vertagt wurden. Der dritte Punkt, die internationale Verbindung aller Handelsgärtner-Vereinigungen. kam überhaupt nicht zur Verhandlung. Schade! Es war eine hochansehnliche Versammlung erster europäischer Handelsgärtner, Fachmänner von durch gehends hervorragender Bedeutung und weitreichendem ! Einflüsse, die auf Grund getroffener Vereinbarungen För derliches für den gärtnerischen Weltverkehr hätten schaffen : können. Die Gärtnerwittwen-Kasse für Hamburg- Altona und Umgegend. Auf den Grundsatz „Einer für Allo und Alle für Einen" bauen sich immer mehr und mehr Vereinigungen auf, deren Ziele in der Erreichung geschäftlicher oder per sönlicher Sicherstellung des Einzelnen durch einmüthiges Zusammenwirken Mehrerer gipfeln. -— Die Erfolge vieler derartiger Vereinigungen beweisen, welcher Segen durch ernste Verbindung und einmüthiges Bestreben auch gestiftet werden kann. — Eine nachahmenswerthe Vereinigung dieser . Art ist die Gärtner-Wittwenkasse für Hamburg-Altona und Umgegend, über welche Möller’s deutsche Gärtner-Zeitung i wie folgt berichtet: Vor uns hegt der Bericht, die statistische Uebersicht, der Rechnungsabschluss der ersten dreissig Jahre und die 36. Jahresrechnung der Gärtnerwittwen-Kasse für Hamburg- Altona und Umgegend. Es überkommt uns ein Gefühl der Hochachtung für die norddeutschen Fachgenossen, welche । mit eiserner Zähigkeit und nie erkaltendem Eifer das im kleinsten Maassstabe begonnene Wohlthätigkeitswerk auf die | Höhe brachten, auf welcher es jetzt steht. Wahrlich, wenn etwas uns Gärtner aufmuntern kann zu ähnlichen, womög- । lieh die ganze deutsche Gärtnerschaft umfassenden Unter nehmungen, so ist es ein Einblick in die Schriftstücke, in j das stille und doch erfolgreiche Wirken der genannten Kasse! Freilich wird ein ähnlicher Erfolg auch immer nur da zu finden sein, wo die gleiche selbstlose Thätigkeit und dieselbe umsichtige Leitung geübt werden. Es ist für jeden Gärtner interessant-, einen Blick auf die Entstehung, auf das Wachsen und Wirken und auf die Erfolge jener Kasse zu richten. Der jetzige Vorsitzende, Herr F. J. C. Jürgens, entwirft uns in folgenden Worten ein kurzes Lebensbild derselben. „Im Jahre 1851 waren mehrere Gärtner der Um gegend Hamburgs zusammen getreten, um eine Gärtner wittwen-Kasse zu errichten, welche als ein dringendes Be- , dürfniss erkannt worden war, nachdem wiederholt Gärtner- familien durch den Tod des Ernährers in drückende Ver hältnisse geraten waren, die in einzelnen Fällen zu Samm lungen bei den Berufsgenossen gezwungen hatten. Der Ge danke wurde freudig aufgefasst und das Institut am 1. Fe bruar 1852 dadurch in’s Leben gerufen, dass die gewählte Verwaltung eine kleine Summe als Anfangskapital zu sammenlegte und 90 Mitglieder sich derselben anschlossen, welche durch Einkaufsgelder, Beiträge und kleine Samm- Jungen das Grundkapital im Laufe des ersten Jahres.auf 1700 Mark erhöhten. Auch das grössere Publikum brachte dem jungen Institute Wohlwollen und thatkräftige Unter stützung entgegen, so dass im 2. Jahre des Bestehens Ge- ■ schenke im Betrage von JI40 Mark zu verzeichnen waren. Das dadurch bekundete Vertrauen hat die Verwaltung sich zu erhalten gewusst, denn die am 1. Februar 1882 ver öffentlichte dreissigjährige Rechnungslegung konnte den Ge- sammtbetrag der bis dahin empfangenen Geschenke mit zu sammen 32 600 Mark aufführen, womit ein Vermögen von 61 500 Mark zusammengebracht war, obgleich bis dahin 10 700 Mark an Wittwen gezahlt worden waren. Die Kassenordnung bestimmt, dass die Beiträge der Mitglieder und 75 Procent des Grundkapitals jährlich an die berechtigten Wittwen gleichmässig vertheilt werden sollen. In den ersten Jahren betrug das Jahrgeld 180 M. Die Zahl der Wittwen jedoch vergrösserte sich, wodurch jede einzelne Jahreszahlung wesentlich geschmälert wurde. Es war daher vorauszusehen, dass dieses in noch weit grösserem Maasse geschehen müsste, wenn von den zu gleicher Zeit eingetretenen, ungefähr gleichalterigen Mit gliedern eine grössere Zahl Wittwen gleichzeitig jahrgeld berechtigt werden würde, wodurch das Bestehen der Kasse gefährdet erschien. Um einer solchen Gefahr zu begegnen, wurde im Jahre 1863 der sich ursprünglich nur auf 7 M. 20 Pf. belaufende Beitrag der Mitglieder erhöht und hier mit ein Reservefond eingerichtet, um mit demselben ein tretendenfalls den sonstigen Mitteln des Institutes zu Hülfe zu kommen. Die Einrichtung hat sich als richtig bewährt, denn die Jahrgelder, welche bis zum Jahre 1873 auf 75 M. 60 Pf. herabgegangen waren, dann allmählich wieder stiegen, sind mit Hülfe des Reservefonds im Jahre 1882 auf 120 M. jährlich gebracht worden und sollen auf diesem Stande so lange erhalten werden, bis eine weitere Erhöhung möglich wird. Auf Grund der fortgesetzten Wahrschein lichkeits-Berechnungen für die Zukunft, hofft man im Jahre 1892 die Jahrgelder auf 140 M. und im Jahre 1902 auf die beabsichtigte Höhe von 200 M. jährlich zu bringen und festsetzen zu können. Im Jahre 1877, am 25jährigen Stiftungsfeste, ist mit der Wittwenkasse eine Waisenstiftung verbunden worden, welche zu Ehren des Mannes, der ein Vierteljahrhundert an der Spitze des Institutes, gestanden hatte, Kramer's Waisenstiftung benannt wurde. Aus dieser Stiftung wird jeder jahrgeldberechtigten Wittwe ein Jahresbeitrag zur Er ziehung ihrer Kinder, so lange diese im schulpflichtigen Alter sind, gezahlt. Im Jahre 1887 hat dieser Jahres zuschuss 30 M. für jedes Kind betragen. Diese Stiftung leistet insofern vortreffliche Dienste, als sie gerade in den Fällen zu Hülfe kommt, wenn der Tod den Ernährer in jüngeren Jahren ereilt, zu einer Zeit, in welcher gewöhn lich anderweitige Ersparnisse noch nicht gemacht werden konnten, und äusser der Wittwe auch noch eine Reihe von noch nicht erwerbsfähigen Kindern hinterblieben sind. Durch die für die Waisenstiftung erforderliche Erhöhung der Beiträge sind diese nunmehr auf 14 M. 40 Pf. jähr lich für jedes Mitglied festgestellt, und da diese auch in monatlichen Beiträgen bezahlt werden können, so dürften dieselben als nicht zu hoch und leicht zu beschaffen be zeichnet werden können. Nach dem 36. Jahresabschluss hatte das Institut, am 1. Februar 1888 eine Mitgliederzahl von 113, sowie 26 Wittwen, von welchen jede ein Jahrgeld von 120 M. bezieht, und 5 Kinder, für welche die Wittwe einen Jahres zuschuss von 30 M. für jedes Kind empfängt. Das Grund kapital hatte eine Höhe von 58 786 M. 17 Pf. erreicht, der Reservefond 14 079 M. 95 Pf. und Kramer’s Waisenstiftung 3829 M. 58 Pf., womit das Gesammtvermögen des Insti tuts am 1. Februar d. J. auf 76 495 M. 70 Pf. gekommen war.“ Auf diesen aller Achtung werthen Erfolg des mit so kleinen Mitteln begonnenen Unternehmens und dessen segensreiche Wirksamkeit haben wir aufmerksam machen und damit die Anregung zur Gründung ähnlicher Institute geben wollen. Diejenigen, welche sich für die Einrichtung