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theils aus Mangel an Mitteln, theils aus anderen Gründen nur zwei Jahre auf seine wissenschaftliche Ausbildung ver wenden kann oder will. Derselbe würde sich während zweier Studienjahre die Qualifikation eines den jetzigen Anforderungen allseitig genügenden Obergärtners erwerben und nach be standener Prüfung ein dahinlautendes Diplom fordern können. Diejenigen, welche sich für den höheren- gärtnerischen Verwaltungsdienst auszubilden beabsichtigten, haben ebenfalls diese Prüfung zu bestehen, um zum letzten Kursus zugelassen zu weiden. Gleichfalls wünschte man diejenigen zum zweiten Kursus zugelassen zu sehen, welche anderswo die erforderliche wissen schaftliche Ausbildung sich erworben haben und behufs ihrer Zulassung dieses Examen bei der Anstalt ablegen. Die Frage, ob es zweckmässig oder überhaupt zulässig sei, auch Hospitanten den Zutritt zu den Vorlesungen auf der Anstalt zu gestatten, wurde in durchaus zustimmendem Sinne entschieden, denn auch auf der Universität ist gebildeten jungen Leuten in gewissen Fächern das Hospitiren gestattet, und werden nicht wenige gebildete Gärtner das Bedürfniss zur Erweiterung ihrer Kenntnisse in einzelnen Zweigen des Gartenwesens fühlen, wozu man ihnen den Zutritt zur Hoch schule gegen die bei Zulassung von Hospitanten an Akademien üblichen Bedingungen gestatten solle. (Schluss folgt.) Erwiderung auf die „Entgegnung“ des Herrn B. v. Uslar. Motto: Mensch ärgere Dich nicht! In Nr. 6 vom 15. März dieser Zeitschrift beschäftigt sich Herr B. v. Uslar mit einem Artikel, den ich in dem von mir herausgegebenen „Praktischen Obstbaumzüchter" aufnahm und worin ich meinem Bedauern darüber Aus- druck gab, dass der Verband der Handelsgärtner Deutsch lands sich der projectirten Schutzzölle auf gärtnerische Er zeugnisse so warm annimmt und andere Fragen, welche für die Verbesserung der jetzigen Lage der Handelsgärt nereien weit, mehr beitragen könnten als die Schutzzölle es zu thun vermögen, mehr oder weniger vernachlässigt. Da kaum angenommen werden kann, dass alle Mit glieder des Verbandes auch zugleich Abonnenten meiner Zeitschrift sind, ist die Entgegnung des Herrn v. Uslar schwerlich an dem richtigen Platze angebracht und glaube, dass, statt im „Handelsblatt“ es meine Zeitschrift ist, in welche er dieselbe hätte aufnehmen lassen sollen, oder, wenn er meinen Artikel anderweitig kritisiren wollte, hätte er zur besseren Verständigung und Beweise seiner Unpar teilichkeit denselben wörtlich aufnehmen und erst dann seine Bemerkungen folgen lassen sollen. Durch ein solches Vorgehen wären die Leser des Handelsblattes im Klaren gewesen, sie hätten zwischen meinen und seinen An schauungen urtheilen können, was, wie die Sache nunmehr liegt, nicht der Fall war und auch nicht der Fall sein konnte. — Ich habe gewiss nichts dagegen, wenn Artikel „für“ und „gegen“ Zölle im Verbandsorgan Aufnahme finden, diese Frage muss, wie jede andere, genau ventilirt werden, ich glaube aber, dass der Ausschuss des Verbandes zunächst besser gethan hätte, zu dieser Frage nicht Stellung zu nehmen und zwar deshalb nicht, weil sie entschieden als noch nicht spruchreif anzusehen ist. Ich gab mir die Mühe, einen ziemlich umfangreichen Artikel gegen die Zölle auf gärtnerische Erzeugnisse zu schreiben und sandte denselben an den Verband mit der Bitte, ihn rechtzeitig im ..Handelsblatt“ zu veröffentlichen. Dies geschah am 1. Februar, am 10. desselben Monats wurde er mir zurückgesandt mit dem Bemerken, dass er in dieser Fassung nicht aufgenommen werden könne, weil er Aergerniss erregen würde..— Mensch ärgere dich nicht! — Zum Belehren, und nicht um zu gefallen hatte ich diesen Artikel verfasst, er vertritt meinen Standpunkt und wenn dieser mein Standpunkt ein unrichtiger ist, wäre es Niemand angenehmer’ als mir selber, wenn man mich eines besseren belehrt hätte. — Vorhaben zu unterstützen, die ich als -grossen Krebsschaden ansehe, habe ich nicht die Fähigkeit und es liegt mir auch sehr fern nach dieser Fähigkeit zu streben. — Durch die Nichtannahme meines sachlich gehaltenen Artikels musste ich nothgedrungen der Ueberzeugung werden, dass die Leitung des Verbandes lieber „für“ als gegen die Zölle seinen Einfluss geltend macht und in dieser Neigung erblicke ich eine von mir nicht erwartete Parteilichkeit, die mich um so mehr über raschen musste, als im Jahre 1886 der Verband gegen diese Zölle war und diesbezügliche Artikel gerne aufnahm. Diese Umkehr und namentlich der Umstand, dass der Ver band meinen Artikel ohne Kürzungen — ohne dass ich ihn abgerahmt hätte — aufzunehmen nicht gewillt war, veranlasste mich den von Herrn v. Uslar kritisirten Artikel zu fassen und in meiner Zeitschrift zu veröffentlichen, was ich nicht gethan haben würde, wenn mir — wie ich als Mitglied des Verbandes zuversichtlich erwartete — das „Handelsblatt“ zur Verfügung gestanden hätte. Dass ein solches Vorgehen zur Vermehrung der Mitarbeiterschaft nicht beiträgt, dürfte selbst' Herrn v. Uslar einleuchten.*) Es ist richtig, dass Rom nicht in einem Tage erbaut wurde, allein nicht minder richtig dürfte es sein, dass, wenn statt mit dem Fundamente man mit dem Blitzableiter begonnen hätte, die „heilige“ Stadt nicht entstanden wäre. Wenn alle brennenden Fragen erledigt und alle grossen Uebel beseitigt wären, dann wäre es immer noch Zeit, sich mit den kleinen, nur wenige Gärtner schädigenden Uebel zu beschäftigen. So zahlreich die Hamburger Versammlung auch be sucht gewesen ist, war sie es doch nicht in dem Maasse. um glauben zu können, dass seine Tendenzen der Mehr zahl der deutschen Gärtner bezw. der Mehrzahl der Mit glieder des Verbandes entpreehen und gerade weil die Inte ressen und selbst die Mitglieder unseres Verbandes ver- hältnissmässig sehr schwach vertreten waren, bin ich der Ansicht , dass der Verband die Zollangelegenheit bis auf Weiteres als unreif hätte ansehen sollen. Man wird mir wahrscheinlich widerholt erwiedern wollen, dass jeder ..in der denkbar objeetivsten Weise eingeläden worden ist“, ich will einer solchen Erwiderung zuvorkommen und sagen: wenn jedes Mitglied in der Nähe von Hamburg seinen Wohnsitz gehabt hätte, wenn die Stellung und die Mittel allen Mitgliedern gestatten würden solchen Verhandlungen beizuwohnen, wären sie wohl ziemlich vollzählig erschie nen, denn das Anhören und selbst das Reden ist oft an genehmer als die Verrichtung der gärtnerischen Arbeiten. Wäre die Entfernung zwischen Stuttgart und Hamburg dieselbe wie von Hildesheim, dann wäre ich gewiss nach Hamburg gefahren, da dies aber nicht so ist, habe ich das gethan, was Herr v. Uslar wahrscheinlich auch thun würde, wenn der Verband je seine Versammlung in Stuttgart halten sollte. Derartige Versammlungen sind erfahrungsgemäss vor- wiegend durch die Mitglieder der Umgebung des Versamm lungsortes besucht und sie sollten sieh deswegen nicht mit Beschlüssen befassen, welche das ganze Vaterland an gehen. Diese meine Anschauung wird durch die Entgegnung des Herrn v. Uslar insofern bestätigt, als er sagt: „Wenn nun in der letzten Zeit ein Thema häufiger behandelt ist z. B. Eingangszölle auf gärtnerische Artikel, so liegt der *) Erwähnter Artikel ist nicht der, welcher unter „Schutzzoll oder Freihandel“ in dieser Zeitschrift Aufnahme fand. N. Gau eher.