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-> 67 - in dieser-für den gelammten Gartenbau hochwichtigen An gelegenheit endlich herbeizuführen. Wie eine jede Neuerung von vornherein mit miss trauischen Augen angesehen und bemängelt wird, so kann und muss eine Angelegenheit von so einschneidender Be deutung für die Verhältnisse des Gartenbaues, wie es die Ausbildung des jungen Gärtners auf einer Hochschule und die sich daraus folgernden weiteren Ziele und die Stellung desselben sein werden, eben ganz besonders Gelegenheit zu Betrachtungen und Folgerungen geben, es werden Bedenken aller Art. gegen die Errichtung einer solchen Hochschule und die damit verbundenen höheren Ziele wie bisher, so auch in der Folge nicht ausbleiben. Man darf mm nicht etwa meinen,, dass diejenigen, welche sich gegen solche Neuerung aussprechen,' Unrecht damit thun, im Gegentheil wird durch den sich daraus ergebenden regeren Meinungs austausch eine Klärung in der Sache selber herbeigeführt, welche nur gut geheissen werden kann, denn in der Regel wird durch das Gegenarbeiten gegen eine gute Sache diese um so eher ihrem Ziele zugeführt. So möge denn auch zum Segen und Heile des Gartenbaues aus diesem für und gegen die Errichtung einer Hochschule geführten Austausche diese selber recht bald als Errungenschaft langgehegter W ünsche hervorgehen. Nicht allein, dass durch eine solche Einrichtung der Gärtner auf eine höhere Bildungsstufe’ gehoben wird, der selbe auch als solcher in der Gesellschaft eine geachtete, den übrigen Künsten und Wissenschaften gleichberechtigte Stellung zugewiesen erhält, wird eine solche Einrichtung noch mehr von Bedeutung für die gesammte Gärtnerei werden, da sich, dadurch veranlasst, auch die Bildung des Gärtners im allgemeinen heben wird und diese sich dann auch in gewerblicher Beziehung den übrigen Gewerben gleichberechtigt zur Seite stellen dürfen. Es werden, ist erst eine Hochschule vorhanden, die auf einer solchen aus gebildeten Gärtner sich in ihren Stellungen zu den mancher lei Arbeiten auch nach solchen Gärtnern umsehen, welche einen besseren Bildungsgrad, als wir ihn heute finden, be sitzen. ' Aber nicht allein diese werden es sein, welche ein solches Verlangen stellen, auch die grösseren Handels- Etablissements , ja selbst Privatleute werden im eigenen Interesse sich diesem Beispiele gerne anschliessen. Hier durch bedingt, muss aber der Sporn aller derjenigen jungen Leute, welche sich dem gärtnerischen Berufe widmen wollen, ähnlich wie auch in anderen Fächern, nach einer besseren Ausbildung wachgerufen werden, wozu auf mancherlei be stehenden Schulen ja die beste Gelegenheit geboten ist, und damit wird dann auch zugleich die Selbstachtung, die jetzt dem Gärtner leider noch ganz fehlt, sicherlich gewonnen werden. Bevor ich auf den Gegenstand selber, d. h. zur Aus bildung des Gärtners auf einer Hochschule und die damit im Zusammenhänge stehenden weiteren Schritte näher ein gehe und meine diesbezüglichen Ansichten darüber äussern möchte, will ich zunächst hier an dieser Stelle noch einmal jenen Bericht in der Hochschulfrage aus der Monatsschrift, Jahrg. 1876, S. 544, wie ihn seiner Zeit der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preussischen Staaten durch einen besonderen Ausschuss hat ausarbeiten und auf Beschluss dieses Vereins vom 26. September 1876 den Königlich preussischen Herren Ministern für die land- wirthschaftlichen Angelegenheiten und für die geistlichen etc. Angelegenheiten hat vorlegen lassen, zur Kenntniss bringen, in der Voraussetzung, dass vielen dieser nicht mehr zugegen ist, andere ihn überhaupt nicht kennen, auch aus dem Grunde, als meine zum Theil sehr abweichenden Ansichten davon einen leichten Vergleich für die eine oder andere Ansicht gestatten. Der Bericht lautet: Bericht des Ausschusses des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preussischen Staaten zur Prüfung der Frage wegen Errichtung einer Hochschule für Gartenbau in Berlin. Unmittelbar nach der Bildung des Vereins zur Be förderung des Gartenbaues in den Königl. preussischen Staaten, vor nunmehr einem halben Jahrhundert, wurde von Mit gliedern desselben, unter denen sich ausgezeichnete Männer der Wissenschaft sowohl als des Gartenbaues befanden, die Frage in Berathung gezogen, vermittelst welcher Mittel der Gartenbau und die Gartenkunst überhaupt, inbesondere die allgemeine Landesverschönerung, am erfolgreichsten zu fördern sei, und dahin entschieden, dass dieses sicher nur geschehen könne durch anregendes Beispiel und durch Gelegenheit zur Aneignung gründlicher theoretisch-praktischer Ausbildung für angehende Gärtner.' Die Errichtung der Gärtner-Lehranstalt und Landes-Baumschule zu Potsdam, welche die Staatsregie rung hierauf durchführte, sollte demgemäss dem nächsten Bedürfnisse entsprechen. Der Ausschuss konnte bei der ihm gestellten Aufgabe keinen Anlass erblicken zu einer näheren Untersuchung darüber, ob diese beiden Institute den an sie geknüpften Er wartungen voll entsprochen haben; jedenfalls muss von der Gärtner-Lehranstalt zugegeben werden, dass sie ihren Zweck erfüllte, nämlich jungen Leuten mit der Schulbildung eines Obertertianers Gelegenheit zu geben, sich ein den mitge brachten Kenntnissen und Fähigkeiten entsprechendes Maass gärtnerischer Ausbildung anzueignen, was auch lange Zeit genügte. Aber das Maass desjenigen, was bei dem gegen wärtigen Standpunkte des Gartenbaues und der Gartenkunst der angehende Gärtner sich zeitig und gründlich anzueignen hat, um in den verschiedenen Lagen und Aemtern wirklich fördernd auf dem weiten Gebiete des Gartenbaues und der Gartenkunst zu wirken, wird durch den Umfang des Unter richts an der Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam und an den inzwischen ins Leben gerufenen pomologischen Instituten keineswegs geboten; es kann dieses Mass notwendiger wissen schaftlicher und künstlerischer Ausbildung dem angehenden Gärtner jetzt überhaupt nicht dargeboten werden, sobald er von der Schule nicht mit dem Zeugnisse der Reife abgegangen ist. Wie der Umfang des Unterrichts an jedem Bildungs institute bemessen sein muss nach der Befähigung der Schüler, und in den unteren Klassen das nicht gelehrt werden kann, was die Schüler der oberen Klassen mit Leichtigkeit sich aneignen: so kann auch den Eleven der jetzt bestehen den Gartenbauschulen nur ein gewisses, aber nicht hinreichen des Maass wissenschaftlicher Belehrung geboten werden, und muss der Lehrstoff eine Begrenzung erfahren, welche vieles wissenswerthe, ja nothwendig- sich anzueignende von dem Unterricht ausschliesst. Dass die in Potsdam bestehende Gärtner-Lehranstalt nur dem damaligen dringenden Bedürfnisse genügen könne, aber durchaus nicht dazu angethan sei, alles das zu bieten, was zur wissenschaftlichen Ausbildung des Gärtners über haupt nothwendig, um ihn zu den einflussreichen und ver- antwortlicheren gärtnerischen Stellungen zu befähigen, wurde schon von ihren Begründern erkannt; deswegen galt es, die durch eine gediegene Vorbildung und durch hervorragende Leistungen in der Anstalt sich besonders auszeichnenden Eleven zu weiterem wissenschaftlichen Studium anzuregen und sie zu unterstützen, indem man ihnen die Berechtigung zum Besuche der Universität nach beendigtem Studium in der Anstalt bewirkte; auch wurde durch Verabreichung nam hafter Prämien auf die beste Lösung wissenschaftlicher oder künstlerischer Konkurrenzarbeiten in der höheren Abtheilung der Anstalt auf die weitere Förderung der befähigteren Kräfte hingewirkt. Aber man stund davon ab, ein höheres Maass der Vor-