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->- 38 -< bilden, welche auch später als berufene Kräfte in die Reihe der Handelsgärtner eintreten könnten. Die Unterstützung der Fachfortbildungsschulen sei zu diesem Zwecke bereits beschlossene Sache und komme dieser Beschluss mehr den Lehrlingen zugute; einem akademischen Institute, zum Zwecke einer höheren theoretischen Ausbildung habe man ebenfalls im Princip zugestimmt und eine Kommission mit den weiteren Vorschlägen betraut. Eine, zwischen beiden so gedachten Anstalten stehende Mittelschule, insbesondere für Gehülfen denen der Besuch einer Hochschule nicht möglich sei, sei es, welche zur Vervollkommnung auf dem Gebiete des gärtnerischen Unterrichtswesens nun noch als wünschenswerth bezeichnet werde. Nach der' Aussprache des Herrn Direktor Brugger über die Bautzner Anstalt könne man annehmen, dass eine im vorerwähnten Sinne geplante mittlere Ausbildung an der Bautzner Anstalt er reicht werden könne, einer solchen Annahme widersprechen aber die praktischen Erfahrungen, welche die Handels gärtner in den meisten Fällen mit den Zöglingen derartiger Anstalten gemacht hätten. Diese bis jetzt nicht befriedigt habenden Resultate seien hauptsächlich auf die Organisation dieser Lehranstalten, wie Rötha und Bautzen, zurück zu führen und beruhten darauf, dass man in diesen Anstalten die praktische und theoretische Ausbildung der Zöglinge zugleich verbinde und dadurch nach keiner Richtung hin etwas Vollständiges erreiche. Die gleichzeitig praktische und theoretische Ausbildung der in dem Beruf noch voll ständig uneingeweihten jungen Leute sei ein Unding, da weder die darauf verwendete Zeit noch die körperliche und geistige Kraft der jungen Leute für diese umfangreichen Aufgaben genügten und die Nothwendigkeit einer theore tischen Ausbildung von den, kaum der Schule entrückten jungen Leuten noch nicht genügend begriffen würde, des halb der Besuch dieser Anstalten auch meist nicht aus freier Wahl hervorginge, sondern eine Folge der elterlichen Bestimmung sei, welch letztere auf die vielsagenden Pro spekte dieser Anstalten zurückzuführen sind. Das, was man in den Anstalten erreichen wollte, könnte man weit einfacher, besser und billiger durch die Fachfortbildungsschulen bei unseren Lehrlingen erreichen. Für Lehrlinge sei in erster Linie die praktische Ausbildung in ihrem vollen Umfange die Hauptsache und diese erhalten sie nur, wenn sie sich mitten in der Praxis befinden; kommt man diesen jungen Leuten dann nebenbei noch mit etwas theoretischem Unterricht zur Hülfe, wobei insbesondere gut gewählte Beispiele aus der Praxis die Auffassung erleich tern, so wird das Nachdenken über die in der Praxis aus zuführenden Arbeiten geweckt, die Praxis aber nicht so störend unterbrochen, andererseits jedoch ein Hinweis für die Strebsamen und Begabteren geboten, wo die Erweiterung einer vollkommeneren - Ausbildung zu suchen ist. Die Praxis bleibt bei der Ausbildung in einer Handelsgärtnerei aber von früh bis Abend immer die Hauptsache und geht in Fleisch und Blut über, während in den Anstalten bei des, Theorie wie Praxis, nach Lage der Sache immer nur halb betrieben werden könne. Darauf sei auch die Thatsache zurückzuführen, dass man zum grössten Theil in den so organisirten Anstalten nur in beiden Bezieh ungen halb ausgebildete, aber oft ziemlich eingebildete Elemente erziehe, welche für die Praxis dann für lange Zeit untauglich seien und — wie die Erfahrungen gelehrt haben — auch von den Handelsgärtnern ungern verwendet würden. Würden sich diese Anstalten eine ernste theore tische Ausbildung allein zu ihrer Aufgabe gemacht und eine tüchtige Ausbildung in der Praxis als Vorbedingung für den Besuch der Anstalt gefordert haben, so würde die Wirksamkeit dieser Anstalten schon längst eine segens reiche gewesen sein. Durch die Verwendung der Zöglinge aber in dem mit den Anstalten stets verbundenen handels gärtnerischen Betriebe würden die jungen Leute meist ihren Zweck verfehlen und nach Lage der Sache weder in der Theorie noch in der Praxis so vorwärts kommen, wie man es in Rücksicht auf darauf verwendete Zeit und Geld zu fordern berechtigt wäre. Der handelsgärtnerische Betrieb dieser Anstalten, zu dessen lohnender Durchführung die Zöglinge in erster Linie benutzt würden, sei entschieden zu verurtheilen, zumal sich die Konkurrenz derselben, wie insbesondere die Röthaer Anstalt in Folge der ihr zu Theil gewordenen Protektion bewiesen habe, für die Handelsgärtner sehr gefahrvoll ge staltet und deren Existenzen geradezu bedroht habe. Redner könne sich nicht für Unterstützung von Instituten erwär men, welche unter dem Vorwand einer höheren gärtne rischen Ausbildung nur eine gefahrvolle Konkurrenz für die Handelsgärtner bilden, gegen welche, wie die Erfah rungen vorliegen, schwer anzukämpfen sei, er bitte somit die Versammlung die Zweckmässigkeit der Erweiterung der Bautzner Anstalt in Folge ihrer jetzigen Organisation und handelsgärtnerischen Thätigkeit entschieden zu verneinen. Bertram betont ebenfalls, dass Bautzen auf die ge schäftliche Seite zu grosses Gewicht lege. Denn eine Obstbaumschule von ca. 8 Hectar, welche nach allen Regeln der Kunst handelsgärtnerisch betrieben wird, sei doch für eine Gärtnerlehranstalt nicht erforderlich, geschweige für eine landwirthschaftliche Schule. Einige Delegirten der Flora, unter welchen er sich befunden habe, hätten die dortige. Anstalt besucht und zwar als landwirthschaftliche Schule für vortrefflich , für die Ausbildung der Gärtner aber für unzulänglich befunden. Wenn auch die jungen Gärtner an dem Unterrichte in den verschiedenen Zweigen der Naturwissenschaft, in welchen die Landwirthe Unter richt erhalten, theilnehmen, so werden die hauptsächlichsten Fächer, die dem Gärtner nützlich sind und mit dem Garten bau und der Gartenbaukunst in naher Beziehung stehen (als Planzeichnen, Feldmessen, Landschaftsgärtnerei), ganz nebensächlich betrieben. Auch die Erweiterung der Garten bauschule in der geplanten Weise würde keine Wand lung zum Besseren schaffen. Weder könne dies durch Er richtung eines Gewächshauses, in welchem Versuche ange stellt werden sollen, mit denen man den jungen Gärtner ganz verschonen und ihm lieber Positives bieten sollte, er reicht werden, noch mit der Anstellung eines sogen, wissen schaftlich gebildeten Gartenbaulehrers, über dessen Erfordernisse noch nicht völlige Klarheit herrschen dürfte, denn es möchte bei der heutigen Ausbildung der einzelnen Zweige der Gärtnerei sich wohl Niemand unterfangen sich für so perfect zu halten, um in mehreren, geschweige denn in allen Fächern der Gärtnerei mit Erfolg unterrichten zu können. Unpraktisch sei auch die Abhaltung des Unter richts nur in zwei- oder dreimaligen Winterkursen. Er befürworte die Unterstützung nur insoweit, als sie der Landwirthschaft zugute komme. Sollte indess mit den be antragten Mitteln der handelsgärtnerische Betrieb noch er weitert werden, so müssten die Gärtner mit allen Kräften dagegen auftreten. Director Brugger verwahrt sich gegen die Anführung, dass die Bautzner Anstalt mit öffentlichen Mitteln arbeite, man verwende nur eigenes und geliehenes Geld. Das Unter nehmen müsse handelsgärtnerisch betrieben werden und man arbeite mit vollem Rechte schon deshalb auf einen Ueberschuss hin, damit die jungen Leute auch lernen wie man wirthschaften muss, um existiren zu können. Die verwendeten Arbeitskräfte würden bezahlt und gut be zahlt. Er verwahre sich ferner entschieden gegen den Vor wurf, dass die Bautzner Anstalt Halbwisser in die Welt sende, dafür bürge der Lektionsplan, der strikte durchge führt werde. Davon könne sich die Versammlung gelegent lich der Prüfung selbst überzeugen. Bertram kann nicht zugeben, dass die Bautzner Schule so ganz ohne öffentliche Zuschüsse gegründet sei, da doch