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Kelch- und Blumenblättern vorhandenen 6 Staubgefässe, sowie der zweifächerige Fruchtknoten mit 10 und mehr Samenknospen, sich sämmtlich zu gefärbten Blumenblättern zurückbilden. In der That entspricht die Zahl der Blumen blätter in den gefüllten Blüthen annähernd der Gesammt- zahl der zu solcher Rückbildung vorhandenen Organ-An lagen. Bei der Auszählung der Blumenblätter einer An zahl gefüllter Blüthen ergaben sich Schwankungen von 47 bis 66 Blumenblättern. Die Samenzahl in einer reifen Schote schwankt zwischen 30 und 45 (nicht alle Samen knospen gelangen zur Ausbildung). Rechnen wir nun die Kelch- und Blumenblätter, Staub- und Fruchtblätter nebst Samenknospen zusammen, so erhalten wir 46—61 Blatt organe. Die „Füllblätter“ vermehren sich jedoch nach und nach an der Spitze der langsam vorschreitenden Vegetations- axe, und ihre Zahl kann daher eine grössere werden, als wenn der geschlossene Fruchtknoten Samenknospen gebildet hätte. Das Gefülltblühen der Levkoje ist eine Art „Durch wachs“; die Blüthenaxe kann 2—3 Centimeter läng werden, bleibt jedoch stets kürzer, als die Columella in normaler Entwickelung zur Frucht sich strecken würde. Wir nannten das Gefülltblühen eine Rückbildung. Was uns aus ästhetischem Gesichtspunkte und dem Gärtner im Handelsinteresse als ein anzustrebendes Ziel erscheint: die Hervorbringung gefüllter Blumen, ist aus dem Gesichts punkte objectiver Naturbetrachtung ein Rückgang compli- cirter in einfache Organe, d. i. eine Verkümmerung, welche zugleich die Fortpflanzungsfähigkeit aufhebt und damit die Fortexistenz der Gattung bedroht. Es scheint nun eine specifische Eigenthümlichkeit jeder der zahlreichen cultivirten Levkojen-Sorten zu sein, mehr oder weniger Pflanzen mit gefüllten Blüthen hervorzu- bringen. Es kommen Sorten vor. welche ausschliesslich einfache Blüthen tragen, man mag sie behandeln wie man will. Dahin gehört nach unseren Beobachtungen die No. 11 „dunkelblutrothe, grossblättrige Sommer-Levkoje mit Lackblatt“. Unter den Versuchssorten war sie die einzige solchen Verhaltens, und wurde desshalb bei der Erörterung der Blühverhältnisse äusser Betrachtung gelassen. Sie ist noch nicht culturreif. Andererseits hat man einzelne hoch- (>dle Levkojensorten schon vollständig wieder aus den Katalogen verschwinden gesehen, weil schliesslich keine Pflanze mehr fruchtbar blühte, mithin die Form, mangeln der Samenbildung halber, erlöschen musste! Der Gärtner hat es nun einigermassen in der Hand, in der Levkojenzucht willkürlich gefüllte oder einfache Blumen zu erziehen, je nachdem er Verkaufsblumen oder Samen zu gewinnen wünscht. Es sind einfach die zuerst auflaufenden Pflänzchen, als wahrscheinlich gefüllt blühende, gesondert auszupflanzen : je früher sie keimten, desto besser!*) Andererseits wird der Samenzüchter die spät gekeimten Pflänzchen auswählen, um eine grössere Anzahl fruchtbarer Pflanzen zu erhalten. Welcher Vortheil hieraus bei der Zücht der Winterlevkojen erwächst, bedarf nur ange- deutet zu werden. Es ist z. B. unnöthig, den Raum des Winterquartiers zu verschwenden an Töpfe, welche voraus sichtlich nur einfache Blüthen tragen werden. Dass aber unsere Beobachtungen auch für Winterlevkojen (wahr- scheinlich auch für andere Gartenblumen) zutreffen, hoffen wir im Sommer 1888 an den zu diesem Zweck im Sommer’ 1887 angesetzten Versuchsreihen, zu erörtern. Obige Mittheilungen bedürfen der praktischen Prüfung. Wir wünschen und hoffen, dass solche vieler orts erfolgen wird, wollen jedoch darauf hinweisen, dass für diese Prüfung weder die halbwilden, starr einfach *) Auch unsere Versuche hätten muthmasslich noch präg nantere Resultate geliefert, wenn wir anstatt des 2.—3. und 9.- 10. Tages die am 1. oder 2. und am 11. oder 12. Tage auflaufenden Pflänzchen zum Vergleich gewählt hätten. In dieser Richtung werden wir im Sommer 1888 weiter arbeiten. blühenden, wie unsere No. 11. noch auch bereits überbildete Sorten mit vorherrschend gefüllten Blüthen gewählt werden sollten, vielmehr solche Sorten, welche durch längere Cultur bereits zur Bildung einer etwa gleichen Procentzahl gefüllter und einfacher Blüthen hingeführt, einen gewissen biegsamen, plastischen Charakter angenommen haben, der sie der ex perimentellen Behandlung zur Erforschung naturgesetzlicher Beziehungen zugänglich macht. Ausgezeichnet dürften sich hierzu Sorten, wie unsere No. 12, „braunviolette grossbl. Sommerlevkoje mit Lackblatt“, empfehlen. II. Haupt-V ersammlu ng des Verbandes der Gartenbau -Vereine im Königreiche Sachsen. abgehalten am 6. Februar 1888 in Dresden. Restaurant Kneist. (Protokollauszug.) (Fortsetzung und Schluss.) Auf Antrag von Merker wird die Kommission sofort gewählt und besteht aus den Mitgliedern: Seidel sen.-Striesen b. Dresden, 'Weissbach-Striesen b. Dresden, Direktor Bouche- Dresden, Mossdorf-Lindenau b. Leipzig, Michel-Zittau, Ber tram-Blasewitz b. Dresden und Mohrmann-Lindenau b. Leipzig. Auch wird beschlossen, dass die Commission be fugt sein soll erforderlichen Falls sich aus dem Verbands mitgliederkreise zu erweitern - und finden hiermit die An träge 6a, 7 und 8 (siehe Tagesordnung in Nummer 3) ihre Erledigung. Antrag 9 wird, als aus Versehen auf die Tagesord nung gebracht, vom Garten-Direktor Krause, Vorsitzender der Gartenbaugesellschaft Flora, zurückgezogen. Zu Antrag 6 b verliest der Vorsitzende Weissbach das von dem Kuratorium der Bautzner Obst- und Gartenbau- Schule an das König], Ministerium des Innern gerichtete Gesuch (siehe Nummer 3 des Handelsblattes). Brugger - Bautzen, als Direktor der betr. Lehranstalt, motivirt den Antrag durch das der Direktion der Lehr anstalt geäusserte Bedürfniss, dass, insbesondere nach dem Eingehen der Röthaer Anstalt, für die Gärtner eine Schule zur Ausbildung erforderlich sei, welche weiter ginge wie die Fortbildungsschulen und an ein akademisches Institut noch nicht heranreiche; also eine Mittelschule wie sie Bautzen habe. Gärtner und Landwirthe könnten in vielen Fächern, wie: Botanik, Physik, Chemie etc., zusammen ausgebildet werden und könne man somit nicht behaupten, dass die Verbindung der landwirthschaftlichen Schule mit der Garten bauschule nicht mehr zeitgemäss sei. Für einzelne Special fächer wären natürlich Fachleute nothwendig und diese anzustellen sei geplant. . Hieran anschliessend geht Direktor Brugger - Bautzen zum Beweise der Leistungsfähigkeit der Bautzner Anstalt noch näher auf die Unterrichtsfächer ein und bittet zuletzt um Unterstützung des Antrages, welcher einen Beschluss der Versammlung herbeiführen soll „über die Zweckmässig keit der von dem Verwaltungsrathe der landwirthschaft- liehen Lehranstalt und der Obst- und Gartenbauschule in Bautzen hohen Orts beantragten Erweiterung der Letzteren.“ Mohrmann-Lindenau erwähnt hierzu, dass den heute auf der Tagesordnung stehenden Anträgen vorwiegend die theo retische Ausbildung des Gärtners zu Grunde liege und man somit darauf schliessen könne, dass diese Bestrebung als eine im Berufskreise ernst gefühlte und als nothwendig an erkannte betrachtet werde. Durch die grössere Aufmerksam keit. welche man fier theoretischen Ausbildung widmen wolle, glaube man tüchtige Lehrlinge und Gehülfen heranz-