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> 28 - Wöchentlich 1 Stunde Obst- und Gehölzzucht in ihrem ganzen Umfange, schriftliche Ausarbeitungen hierzu und freie Vorträge. Monatlich 1 Stun de B u c h f ü h r u n g. Zu den botanischen Exkursionen, welche an Sonn oder Feiertagen stattzufinden haben, werden mehrere Stun den verwendet. Die Unterrichts-Curse beginnen mit dem Anfang des Schuljahres (Mitte September). Alljährlich nach Abschluss der Unterrichts-Curse hat eine Prüfung der Zöglinge stattzufinden', mit welcher eine Auflage von schriftlichen und zeichnerischen Prüfungsarbei ten zu verbinden ist. Die Kosten dieses Fachunterrichts trägt ebenfalls in der Hauptsache der Gartenbau-Verein in Nürnberg. Berichtigung. Zur Klarstellung des Artikels „Die Faschule für Gärtnerlehrlinge zu Lindenau bei Leipzig“, ist zu bemerken, dass daselbst nicht 20, sondern nur 5—7 junge Leute jährlich als Lehrlinge fertig ausgebildet werden und ihr Lehrverhältniss verlassen. Herannahende Umwandlungen im Industriebetriebe. (Leipziger Tageblatt v. 2. Februar 1888.) Noch ehe unser Jahrhundert zu Ende geht, werden sich im Erwerbsleben der Nationen gewaltige Umwand lungen vollzogen haben, zu denen namentlich die Technik und die Wirthschaftswissenschaften beitragen werden. Der Schwerpunkt des Fortschritts wird in der Neugewinnung und Ersparung von Kräften und in der richtigen Leitung von Natur- und Menschenkräften liegen. Wind- und Wasser kräfte hat mau seit Jahrtausenden im Dienste der Industrie verwerthet. Erst der Gegenwart war es vorbehalten, auch Dampf, Gas und Elektricität als Krafterzeuger zu benutzen. Da kommen nun die Naturforscher und Techniker und eröffnen uns die Aussicht, dass auch die atmosphärische Luft, sei es nun durch Hochdruck oder durch Tiefdruck als Kraftträger und Krafterzeuger in umfassender Weise verwendet werden wird. Die Aufgabe der Zukunft besteht in der Herstellung grosser Centralstationen, von denen aus bewegende Kräfte ausgesendet werden. Zu diesen bewe genden Kräften soll nun künftig auch noch die atmosphä rische Luft hinzutreten. Professor Reuleaux hat am 28. Januar vor einem zahl reich versammelten Publikum in der Gehe-Stiftung zu Dres den einen fesselnden Vortrag über diese herannahenden Umwandlungen gehalten. Das industrielle Gepräge unserer Zeit — so führte Redner aus — sei der Kampf des Kleingewerbes mit dem Kapital, ein Kampf, der mit ungleichen Mitteln geführt werde, und in welchem das Kleingewerbe zu erliegen drohe. Immer weitere Gebiete, auf welchem das Kleingewerbe bis her heimisch gewesen, werden von dem Kapital diesem streitig gemacht, und manche Handwerkerfamilie schaue bang auf zu ihrem Ernährer, welcher durch diesen schein bar unaufhaltsamen Prozess dem zersetzenden politischen Parteitreiben in die Arme getrieben werde. Aber dennoch sei weder theoretisch noch praktisch der Gegensatz des Kapitals zum Kleingewerbe ein absoluter, im Gegentheil das Kapital sei nur die Wirkung der Arbeit und es nähere sich auch den Bedürfnissen des Kleingewerbes, sobald ihm die Wege gezeigt würden. Bereits vor 15 Jahren hat Reuleaux ausgeführt, dass durch kleine Kraftmaschinen ein erhöhter Wettbewerb des Kleingewerbes mit den Grossbetrieben möglich sei. Beson ders wichtig geworden ist der sogenannte Otto’sche Gas motor, dessen bahnbrechende volkswirthschaftliche Bedeu tung darin bestehe, dass er seine Kraft von einem Zentral punkt, in der Regel aus einer städtischen Leitung bezieht. Diese Kraft wird übergeleitet auf die Werkstattmaschinen der kleinen Gewerbetreibenden. Die ökonomische Trag weite eines solchen Verfahrens konnte nicht lange unbe kannt bleiben. Es folgten in Zürich. London, New-York. Philadelphia Versuche mit der Verwendung der Wassei kraft aus städtischen Wasserleitungen. Jedoch haben die selben wegen der Schwankungen der Kraft und wegen des Kraftverlustes keine grossen Erfolge aufgezeigt. Die Ver wendung der Elektricität. an welche man jetzt zunächst denken könnte, ist ebenfalls noch nicht genügend sicher gestellt. Dagegen sind — wie Reuleaux ausführte — mit der Benutzung der atmosphärischen Luft als Kraftträger in Paris und neuerdings in Birmingham Versuche von durch greifendem Erfolge gemacht. In Birmingham — bemerkt er ’— sei bereits ein Centralkrafterzeuger in der Stärke von 30 000 Pferdekräften angelegt. Durch ein Röhrennetz werde die Kraft an die einzelnen kleinen Gewerbetreibenden ver theilt, aber dadurch, dass es möglich wäre, 3 bis 4 Atmo sphären Druck zu erzeugen, sei die Kraft auch für den Grossbetrieb von der hervorragendsten Bedeutnng. Der Verbrauch der Kraft sei durch Luftmesser kontrollirbar. Die Vortheile dieser Kraftfabrikation springen in die Augen, zahlreiche Dampfkessel mit Oefen und Schornsteinen fallen weg, die Verunreinigung der Luft mit Russ und Dampf höre auf. Concessionen zu neuen Anlagen seien nicht mehr nöthig. Hier zeige sich also das Grosskapital dem Klein gewerbe freundlich. Es werde die Aufgabe des nächsten Vierteljahrhunderts sein, das Princip der Centralisation der Krafterzeugung und der Vertheilung dieser Kraft an die Gewerbetreibenden in die Praxis zu übersetzen. Das Hand werk werde sich mit den Arbeitsmaschinen, zu deren billi ger Herstellung das Kapital sich drängen werde, rasch be freunden. Die Innungen aber könnten, statt sich über fade Formalitäten herumzuzanken, zu Vorschussbanken für Ar beitsmaschinen der Handwerker werden. Mit den Segnun gen der Maschine werde wieder frischer Muth das Klein gewerbe beleben und es konkurrenzfähig machen mit dem Kapital. Die Haupt-Versammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands in diesem Jahre in Cassel. Als ich im Herbst vorigen Jahres in der zu Hamburg tagenden Hauptversammlung des Verbandes der Handels- gärtner Deutschlands für dieses Jahr zu gleichem Zweck, im Einverständniss meiner Casseler Kollegen, Cassel in Vorschlag brachte, that ich es unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, dass wir nicht verpflichtet waren, hiermit eine Gartenbau-Ausstellung verbinden zu müssen, indem wir wenigen, in Cassel und nächster Umgegend, dem Verbände angehörenden Gärtner, uns nicht stark genug fühlten, etwas Grösseres dieser Art zu unternehmen und wir auch nicht wissen konnten, ob wir auf eine Unterstützung in diesem Sinne, seitens des Vereins zur Beförderung des Garten baues in Cassel, rechnen durften. Kurz nach meiner Rückkunft von Hamburg, brachte ich dann die Sache in einer Sitzung genannten Vereins zur Sprache und wurde die von mir gemachte Mittheilung über die für dies Jahr in Cassel geplante Verbandsver- Sammlung nicht nur allseitig freudigst begrüsst, sondern auch gleichzeitig der Wunsch ausgesprochen, alles aufzu bieten, um bei dieser Gelegenheit eine Garten bau-Ausstel lung zu Stande zu bringen. Was konnte wohl angenehmer berühren als ein so wohlgemeintes zum Ausdruck gebrachtes Entgegenkommen,