Volltext Seite (XML)
werden, bestimmt die Winkel von 45 0 durch die Dista linien, indem man voll den vorerwähnten Punkten Linien nach dem Distanzpunkte zieht in der Weise, dass sie die senkrechten, d. h. hier die Augenlinien durchschneiden. Die auf diese Weise gefundenen Schnittpunkte verbindet man durch eine gerade Linie und das Quadrat in seiner perspektivischen Darstellung ist vollendet Nachdem die Schüler durch Uebung in der Konstruktion voll Quadraten verschiedener Grössen und Lagen sich das Verfahren ZU eigen gemacht haben, wird von dem Lehrer auf die Bedeutung eines Massstabes, nach dem gearbeitet wird, auf merksam gemacht und besonders hervorgehoben, dass bei allen perspektivischen Konstruktionen die Masse nur auf der Grundlinie und an der auf derselben senkrecht stehen den Linie festgestellt werden können, alle übrigen Mass verhältnisse jedoch nur durch Konstruktion zu finden sind. Durch allerhand Uebungen wird den Schülern nun klar gemacht, dass mit Hilfe der erläuterten Konstruktion des Quadrates sich alle nur möglichen Flächen in ihrer per spektivischen Erscheinung darstellen lassen, dass jeder Punkt in der perspektivischen Fläche sich genau bestimmen lässt, mich nach Mass aus der geometrischen Fläche übertragen werden kann. Nachdem die Schüler zur Befestigung des vorher er wähnten Grundsatzes auch einen perspektivischen Massstab unfertigen mussten, sind dieselben nach fortgesetzter Uebutig in der Lage, jede beliebige geometrische Fläche in Perspek tive zu übersetzen. Behufs weiterer Entwickelung werden die Schüler darauf hingewiesen, dass aus der Zusammen stellung der Flächen sich die Körper bilden lassen. Durch die Konstruktion von Quadraten, welche senkrecht auf der perspektivischen Fläche gedacht sind, giebt man den Schülern Gelegenheit, durch geeignete Zusammenstellung derselben den Würfel perspektivisch darzustellen und giebt ihn© damit die Grundform der Körper In ihrer perspektivisch' 1 Erscheinung in die Hand und damit auch das Mittel, jed wede andere Körperform perspektivisch darzustellen. Auf Grund der Vorhergegangenen Lehren erhalten die Schüler ausgewählte Aufgaben, welche den gelehrten Stoff befestigen i Und in seiner Anwendung zeigen sollen; man kann z. B. | mit der Konstruktion eines einfachen Mistbeetkastens be- I ginnen und bis zum komplizirten Bau eines Gewächshauses in seiner äussern und innern Ansicht vorgehen. Auch im 2, Jahre wird beim Bauzeichnen den Schülern möglichst viel Anregung zum Denken gegeben; daher wird nicht nach Vorlagen gezeichnet, sondern es werden Aufgaben ge stellt, welche dem Bereiche des Faches entnommen sind; z. B. wird der Grundriss, Aufriss und Durchschnitt eines Frühbeetkastens gezeichnet, dabei wird erläutert, in welcher Weise ein Grundriss, Aufriss und Durchschnitt eines Gegen standes überhaupt dargestellt wird. Dann wird weiter ge gangen zu komplizirten Aufgaben. Ein Vermehrungshaus zu zeichnen bildet z. B. die Aufgabe, und zwar bleibt es jedem Schüler überlassen, die Grösse und Einrichtung nach eigenem Ermessen zu treffen. Bei dieser Gelegenheit stellt es sich oft heraus, dass die Schüler Fragen stellen über Grössen Verhältnisse und Einrichtungen. Diese Fragen I werden vom Lehrer jedoch nur insoweit beantwortet, als der Schüler selbst nicht im Stande ist, durch eigenes Nach denken und eigene Anschauung innerhalb seines Wirkungs kreises sich zu orientiren. Es stellte sich oft als praktisch heraus, auch wenn Anfangs ein falscher Weg von den Schülern eingeschlagen wird, den jungen Leuten vollständig freie Hand zu lassen und erst weiterhin auf geeignete Weise die Unrichtigkeiten der Darstellung des Entwurfs zu rügen, denn dadurch, dass durch den Tadel der Zeich- der zum Nachdenken gezwungen wird, findet er schliesslich doch die Bedingungen, unter denen die Darstellung allein möglich ist, und hierdurch wird manche für das praktische Leben ungemein wichtige Anregung gewonnen. 27 K- Im 3. Schuljahre, beim Planzeichnen, wird ebenfalls das Denken geübt, auch hierbei wird der Schüler zum selbständigen Erfinden angehalten. Als 1. Aufgabe wird das Verlangen an die Schüler gestellt, einen Plan zu einer Handelsgärtnerei zu entwerfen. Da jeder der Schüler in einer solchen thätig ist. so stellt sich bald heraus, dass diese Forderung nicht zu hoch ge griffen ist. Dadurch, dass die Schüler ohne jede weiter gegebene Unterlage genöthigt werden, einen Plan zu ent werfen, sind sie gezwungen, zu überlegen und zu beobach ten, es kommt ihnen meistentheils die Erkenntniss, dass sie viel zu wenig Gelegenheit genommen haben, in ihrem eigenen Wirkungskreise zu beobachten, dass sie gedanken los an Sachen vorübergegangen sind, die für das praktische Leben von grosser Bedeutung sind. Pläne von Garten anlagen landschaftlicher Art werden auch nach gestellten Bedingungen gefertigt; dabei wird die Art und Weise der üblichen Darstellung erläutert. Befähigtere Schüler werden animirt, auch die Pläne als Ganzes aus der Vogelperspektive zu zeichnen, sowie einzelne Partien derselben perspektivisch darzustellen. Bei der verhältnissmässig geringen Zahl der Schüler wird möglichst der Verschiedenheit der Be fähigung Rechnung getragen, und es kommt vor, dass das eigentliche allgemeine Ziel noch überschritten wird. Vorstehendes, soweit es den Lehrplan betrifft. Ich füge nur noch hinzu, dass meiner Ansicht, die Verbreitung dieser hier bestehenden Einrichtung — die Verbindung des Fach- mit dem Fortbildungsschulunterricht, wobei sich mehrere nahe liegende Orte vereinigen könnten, sich sehr zweckmässig für die Ausbildung unserer jungen Leute und zum Nutzen der Principale selbst, sowie zur Ehre unseres Standes gestalten würde. — Gewarnt möchte jedoch werden in den Versprechen sowohl als Anforderungen allzuweit gehen zu wollen. — Die Erläuterung der allgemeinen Gründzüge der Theorie nebst Anführung aus ’ der Praxis gut gewählter Beispiele werden aber auf die, gerade mitten in der Praxis stehenden jungen Leute einen dauernden und bleibenden Eindruck hervorrufen und unsere Lehrlinge zu denkenden Gehilfen zum Segen unseres ganzen Berufs mit heranbilden und eine oft empfundene Lücke ersetzen helfen. Es würde wünschenswerth sein zu erfahren, ob in anderen Orten derartige Bestrebungen schon vielfach in Thätigkeit sind. Bemerkung der Redaktion: Von Nürnberg liegt uns ebenfalls ein Statut für die vom Garten bau-Verei ne Nürn berg zu errichtende Fach-Unterrichts-Curse, an welchen auch Gehilfen theilnehmen können, vor. Der Unterricht zerfällt hiernach in zwei Jahres-Curse und wird ertheilt: Im I. Gurs. Wöchentlich 1 Stunde Botanik. (Therminologie, Pflanzenbestimmen. Excursionen, deutsche Aufsätze.) Wöchtlich 1 Stunde Mathematik. (Rechnen. Geo metrie.) Wöchentlich 1 Stunde Zeichnen, mit besonderer Be rücksichtigung des gärtnerischen Planzeichnens. Wöchentlich 1 StundeBlumen- und Gemüse-Zucht, im Freien und unter Glas (schriftliche Ausarbeitungen.) Im II. Gurs. Wöchentlich 1 Stunde Botanik. (Pflanzen-Physio logie und -Geographie, Pflanzenbestimmen, Exkursionen), deutsche Aufsätze. Wöchentlich 1—2 Stunden Mathematik. (Rechnen, Geometrie, event. auch Stereometrie) dann praktisches Ver messen und Nivelliren. Wöchentlich 1—2 Stunden Planzeichnen und Theorie der Landschaftsgärtnerei,