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Der Obstbau in Preussen. Laut einer Mittheilung in der Gartenflora, Heft 20, Jahrg. 1888, hat der Obstbau in Preussen nach dem Be richt des Ministers für Landwirthschaft, Domainen und Forsten über Preussens landwirthschaftliche Verwaltung in den Jahren 1884, 1885, 1886, 1887 *) im Laufe der Be richtsperiode erhöhte Aufmerksamkeit auf sich, gezogen und sichtliche Fortschritte gemacht, obwohl die letzten vier Jahre diesem Kulturzweige nicht gerade günstig waren. Keines dieser Jahre brachte eine in allen Sorten befrie digende Ernte: die Erträge des Jahres 1884 waren durch weg sehr gering, das Jahr 1885 dagegen brachte viel Kern obst, aber wenig Steinobst, umgekehrt waren 1886 Pflaumen und Kirschen mehr gewachsen, während Aepfel und Birnen sparsam waren, und die Obsternte des Jahres 1887 war wiederum in allen Sorten recht mangelhaft. In den Jahren 1881 und 1883 hatten wir sehr reiche Obsternten; in beiden Jahren fielen die Preise auf ein Mi nimum, in manchen Landestheilen waren die Früchte gar nicht zu verwerthen, und ein beträchtlicher Theil verfaulte auf den Bäumen oder wurde zu Viehfutter verwendet. Zwischen beiden lag das obstarme Jahr 1882, in welchem die Preise des meist vom Auslande bezogenen Obstes rasch bis zu einer ungewöhnlichen Höhe stiegen, ohne dass eine Ausgleichung mit dem Vorjahre erkennbar wurde und ohne dass die heimischen Obstzüchter, die wenig verkäufliche Waare anzubieten hatten, davon pofitirten. Solche Er fahrungen, welche auch während der Berichtsperiode nicht ausblieben, sind nicht geeignet, die Lust und Liebe zur Obstbaumzucht zu fördern und sie zeigen, wie wichtig es ist, eine vielseitigere Verwerthung und bessere Konser- virung des Obstes anzubahnen. Zu derselben Erwägung führt auch ein Blick auf un sere Einführverhältnisse. Seit dem Beginn dieser Berichts periode hat die Einfuhr frischen und getrockneten Obstes sehr beträchtlich zugenommen, die Ausfuhr aber abge nommen. Die Zahlen, welche die nachstehende.. Tabelle für die Einfuhr ergiebt, sind, soweit bekannt, noch in keinem Jahre' erreicht. Von der Einfuhr kamen in direktem Bezüge Oesterreich-U: ngarn 1887 D.-Ctr. frisches Obst . 639 500 getrocknetes Obst 197 793 1886 1885 D.-Ctr. D.-Ctr. 642 683 506 468 173 144 180 499 aus Rechnet man den Werth eines Doppelcentners für frisches Obst auf 20 Mk., für getrocknetes auf 30 Mk., so würde die Mehr-Einfuhr des Jahres 1887 eine Summe von über 27 Millionen Mark repräsentiren. Diesen Verhältnissen gegenüber war während der Be richtsperiode das Bestreben dahin gerichtet, die Bevölkerung über die Mittel aufzuklären, welche einzig und allein im Stande sind, unsere Obstbaumzucht zu heben: eine bessere, den klimatischen Verhältnissen des einzelnen Landestheiles entsprechende Auswahl der Sorten, eine sorgfältigere Pflege des Obstbaumes und eine Vereinigung der Producenten oder Errichtung von industriellen Anlagen zur besseren Konservierung und vielseitigeren Verwerthung des Obstes. Von einer befriedigenden Lösung der Frage der Obst- verwerthung hängt der wirthschaftliche Nutzen des Obst baues in erster Linie ab. Die den Producenten vortheil- hafteste Art der Verwerthung des Obstes ist die Veräusse rung in frischem Zustande, soweit das Obst aber in frischem Zustande nicht verwerthet werden kann oder zum Genuss in diesem Zustande nicht wohl geeignet ist, müssen die Früchte zu haltbaren Nahrungs- oder Genussmitteln umge arbeitet werden und auf diesem verhältnissmässig noch neuen Gebiete sind aus den Berichtsjahren erhebliche Fort schritte zu verzeichnen. Auch der Herstellung von Wein aus Beerenfrüchten ist in jüngster Zeit erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet worden und es ist gelungen, aus den bei der Gartenkultur gewonnenen Früchten und aus Waldbeeren gesunde und ! wohlschmeckende Weine zu erzielen, ein Erfolg, welcher — wenn nachhaltig — die Kultur des Beerenobstes zu : einer nutzbringenden zu machen verspricht. Frisches Obst (mit Ausschluss von Weinbeeren und Südfrüchten), zollfrei 1887 1886 D.-Ctr. D.-Ctr. Einfuhr . . . . 1 037 172 973 906 Ausfuhr . . . 127 179 190 775 Mehr-Einfuhr . 909 993 783 131 1885 1884 D.-Ctr. D.-Ctr. Einfuhr . / . 703 857 627 482 Ausfuhr . . . 260 353 302 866 Mehr-Einfuhr 443 604 324 626 Obst, getrocknet und Südfrüchten). Zoll '(mit Ausschluss von Weinbeeren 4 Mk. pro D.-Ctr. 1887 1886 D.-Ctr. D.-Ctr. Einfuhr . . . 314 345 280 949 Ausfuhr . . . 2 720 2 608 Mehr-Einfuhr 311625 278 341 1885 1884 D.-Ctr. D.-Ctr. Einfuhr . . ■ 252 916 218 223 Ausfuhr . . . 2 430 3 243 Mehr-Einfuhr . 250 486 214 980 ’ *) Verlag von Paul Parey in Berlin. Weinbau in Frankreich. Der französische Ackerbauminister Viette ist von seiner Rundreise durch die weinbauenden Departements Frankreichs zurückgekehrt und hat über dieselbe dem Mi- nisterrath Bericht erstattet. Nach dem deutschen Reichs- etc. Anzeiger wird darüber den französischen Blättern mit- getheilt: »Der Minister besuchte die Weinpflanzungen des Hörault, des Gard und der Gironde: er machte hierbei in Kürze folgende Bemerkungen: Das Unterwassersetzen der Weinberge giebt ausgezeichnete Erfolge, die Wiederher stellung durch Pfropfen auf amerikanische Pflanzen hat die ! Probe bestanden. Der Erfolg dieser Methode ist eine fest- i stehende Thatsache und der Versuch ausschlaggebend. Die ; auf die amerikanische gepfropfte französische Pflanze ge- : winnt an Frühreife und liefert, ohne an Feinheit zu ver lieren, selbst im Medoc bedeutendere Mengen. Nach langem Herumtappen hat man es fertig gebracht, eine Weinpflan- züng in drei Jahren wieder herzustellen, wenn die noth wendigen Vorbereitungen gemacht worden sind. Man hat in gewissen Gegenden der Gironde, in Cadillac .beispiels weise, beobachtet, dass man für das Pfropfen werthvollere Arten, Abarten des Medoc, verwenden kann, die ohne di rekte Pflanzung in jener Gegend nicht fortgekommen wären. ' Im Herault ist die Wiederherstellung fast ganz beendet und im Gard schreitet sie rasch vor. Die in Sand ge pflanzten Weinstöckc, die der Phylloxera widerstehen, be decken grosse Flächen und machen an den Ufern des Gar don und in der Umgebung von Aigues-Mortes grosse Fort-