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-> 188 -- liegen könne, einzelnen Gewerbebetrieben ohne wesentlichen wirthschaftlichen Nutzen Nachtheile zu bereiten. Warnecke-Altona hebt hervor, dass der von Beck mann gestellte Antrag seinen grossen Werth habe und die staatlichen und privaten Concurrenzen, welche uns schwer schädigten, schon vielfach Gegenstand der Erörterung in Handelsgärtnerkreisen gewesen seien. Diese Zustände seien jedoch in Rücksicht auf unsere Gesetzgebung und Gewerbe- freiheit nicht zu inhibiren, da jeder seine Garten- und Handelsprodukte nach Belieben verkaufen könne. Der Staat als solcher trete jedoch nicht als Concurrent auf, son- derii es seien die diesbezüglichen Unternehmungen von Seiten der Communen, auch theilweise königliche und fürst liche Hofgärtnereien. Die hier in Betracht kommenden Institute seien meist gebildet — (besonders bei Anpflan zungen von Obst- und fruchttragenden Bäumen und Sträu chern) —, um dem Grossen - Ganzen einen Vortheil zu bringen, und nicht, um den einzelnen Gärtner zu schä digen. — Da Letzteres jedoch der Fall sei. ohne dass der Zweck erreicht würde weiteren Kreisen einen Nutzen zu schaffen, so müsse man in dieser Beziehung Material zu sam meln suchen und die Unkosten der Betriebe solcher Institute, sowie die Unrentabilität und den Schaden derselben nach zuweisen suchen. — Nur durch derartige Beweise könne man klarlegen, dass Schaden anstatt Nutzen verursacht werde und dass man das, was bezweckt wird, nicht er reiche , wohl aber ein thätigr Erwerbszweig geschädigt werde. — In diesem Sinne bittet Redner den Antrag zu unterstützen und auf diese Weise das statistische Material herbeizuschaffen. Ueber die Schädigung der in Rede stehenden Institute spricht sich hierauf Müller-Langsur aus, ebenso Engel mann-Zerbst, und erwähnt letzterer, dass man in seinem Kreise den Antrag Beckmann’s mit grosser Freude begrüsst habe und man sehnlichst wünscht, dass in diesen Verhält nissen einmal Wandel geschaffen werde. Die verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen erleichterten jedoch den in Rede stehenden Concurrenzen ihr Auftreten und seien einem Entgegenarbeiten gerade dadurch viel Schwierigkeiten in den Weg gelegt. In Anhalt sei man sich bereits schlüssig geworden , sich mit einer diesbezüglichen Petition an den Landtag zu wenden und habe man auch bereits Beweis material dazu gesammelt. In dortigen Kreisen gebe, es sogar Staatsbeamte, weiche Gärten für Privatleute anlegten, und'dadurch schädigend auf den reellen Gärtnereibetrieb einwirkten: ebenso Forstbaumschulen , die ihre Artikel oft zu wahren Schleuderpreisen verkaufen, z. B. Pinus Strobus (1 Mtr. hoch) für 20 Pfge. das Stück etc. Redner befür wortet warm, den Antrag zu unterstützen. Möller-Erfurt bemerkt, dass einer der Redner den Staat in gewisser Beziehung in Schutz genommen und ge sagt habe, man dürfe es dem Staate nicht verdenken, wenn er den Segen des Obstbaues in jene Gegenden trage, wo die Obstcultur noch darniederliege. Das klinge ja sehr schön, hätte aber doch eine sehr bedenkliche Kehrseite. — Man möge doch dort einmal nachfragen, wo der Segen der staatlichen Obstbauförderung sich ergossen, dann würde man auf Verhältnisse treffen, die Jeden bestimmen müssten, dem vorliegenden Anträge zuzustimmen. Es sei ja kein Zweifel, dass der Staat die besten Absichten habe, aber auf dem Wege der Ausführung wurde nur allzuviel gesündigt. Es sei geradezu unverantwortlich, wie oft in der unver nünftigsten Weise öffentliche Mittel ohne irgend welchen Nutzen vergeudet würden. Die Ansichten der mit der Ver wendung bezw. Vertheilung solcher Summen betrauten Be- amten seien meistens die denkbar verkehrtesten, kämen leider aber schliesslich doch durchgehends zur Ausführung, weil der Gegendruck der öffentlichen Meinung der Fach- kreise bisjetzt gefehlt habe. In der Provinz Hannover habe man z. B. die Baumschulbesitzer zusammen berufen, um über Förderung des Obstbaues durch die Begründung von Lehrer-Baumschulen mit Staatshilfe zu berathen. Trotzdem die versammelten Fachmänner sich Mann für Mann in ent schiedenster Weise dagegen ausgesprochen, habe der die Versammlung leitende Beamte schliesslich doch das Ergeb niss der Verhandlungen , entgegen allen ausgesprochenen Meinungen, dahin Zusammengefasst: dass die allgemeine Ansicht der Begründung von Lehrer-Baumschulen zugeneigt sei! Ja, ein zweiter Beamtei' habe später pri vatim einem Baumschulbesitzer, der nachdrücklich gegen den staatlich unterstützten, ja erst hervorgerufenen Baum schulbetrieb der Lehrer gesprochen, gesagt: „Reden Sie, so viel Sie wollen! das Geld ist einmal bewilligt und wird verwandt?“ — Nach solchen, leider nicht vereinzelt da stehenden Vorkommnissen müsse man doch sagen, dass solcherart für Förderung des Obstbaues verausgabte Gelder so gut wie weggeworfen sind, denn wenn man allenthalben dort, wo man einer Gegend den Segen des Obstbaues theil- haftig werden lassen will, immer wieder mit den aller äussersten Anfängen: mit der Begründung von Baumschulen durch unkundige Leute beginnen wolle, dann komme man überhaupt nicht vorwärts. Die Misserfolge solches künst lich hervorgerufenen Lehrer-Baumschulbetriebes seien doch bekannt, warum gehe man denn immer wieder auf dieselben zurück? Es-seien Unsummen, die Jahr um Jahr für der gleichen längst als erfolglos erkannte Experimente vergeudet würden! Wenn man für diese Summen die pflanzfertigen Obstbäume aus zuverlässigen Baumschulen entnommen hätte, dann würde man grosse Erfolge zu verzeichnen haben, so aber habe man nichts erreicht. Wenn man Berufs-Baum schulgärtnern vorher eine bestimmte Anzahl Obstbäume in bestimmten Sorten in Auftraggebe, dann könnten jene ihren Betrieb darnach einrichten und derartigen sicheren Aufträgen, für die sie den Bestimmungszweck genau ken nen, eine grössere Sorgfalt zuwenden und schliesslich auch noch billiger ausführen. Mit einem solchen Vorgehen würde man zum Ziele kommen und den Handelsgärtnern, wie auch dem Obstbaue nutzen. Aber leider sei es schwer,’wenn nicht unmöglich, die Behörden hierfür zu bewegen. In der Rheinprovinz hätten z. B. 60,000 Mk. für Ersatz erfrorener Obstbäume zur Verfügung gestanden, und hier sei ein sol cher Vorschlag von fachmännischer Seite gemacht worden. Mit welcher vollständigen Erfolglosigkeit, darüber könnten ja die aus der Rheinprovinz anwesenden Herren Mitthei- Jungen machen. — Kurz, die Fälle der nutzlosen Vergeu dung von öffentlichen Mitteln für angebliche Förderung des Obstbaues seien zahllose. Es wäre nun nicht etwa nur erwünscht, über den Handelsbetrieb öffentlicher Institute unterrichtet zu sein. sondern auch zu erfahren, wo die Gelder bleiben, die aus Staats-, überhaupt aus öffentlichen Mitteln für die Errichtung, bezw. Unterstützung von Pro- .vinzial-, Gemeinde-, Lehrer-, Vereins- u. s. w. Baumschulen verausgabt werden und was diese solcherart unterhaltenen Betriebe dem Obstbaue nutzen. Redner beantragt eine da hin gehende Ergänzung des Beckmann’schen Antrages, des sen Annahme er empfiehlt. (Bravo.) A. Reuter in Firma Dahs, Reuter & Co., Jüngsfeld b. Oberpleis (Rheinprovinz) spricht sich auf Grund seiner persönlichen Erfahrungen wie folgt aus: Meine Herren! Ich bin in der Lage, über die Verhältnisse in der Rheinprovinz einige sonderbare Züge schildern zu können, wie man dort den Handels gärtnern resp. Baumschulbesitzern in den Weg kommt. Ob dies Verfahren der Regierung geeignet ist, den dort sehr damiederliegenden Obstbau zu heben, will ich dahingestellt sein lassen. Zunächst betrifft der Zweifel, welchen ich hege, die zwangsmässige Anlage von Baum schulen an allen Schulorten mit ganz oder theilweise länd licher Bevölkerung. Die königl. Regierung zu Cöln veröffentlichte unterm