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Anerkennung Abstand genommen werden musste. Diese Erscheinung fiel allgemein umsomehr auf, als geeignete Terrains und schöne Rasenflächen in passendster Weise vorhanden waren. Wenn Jemand, der sonst vielleicht in diesem so hervorragenden und beliebten Zweige der Kunst gärtnerei ausgestellt haben würde, eine Concurrenz der ,,Flora“ selbst oder ihrer vorderen Blumenparterreanlagen befürchtet hat, so können wir nachträglich die Versicherung geben, dass er diesen Wettstreit ruhig aufnehmen konnte, denn das, was die Flora selbst zu ihrem eigenen Jubiläum, auf ihrem sonst so eindrucksvollen Entre geleistet hat, ent spricht in keiner Beziehung der Aufgabe, die sie sich selbst gestellt hat: „den Gartenbau zu heben, die Gartenbaukunst zu fördern und tüchtige Fachmänner heranzubilden“ am allerwenigsten bei einem Jubelfeste, und wir können ver sichern , dass über diese schwache Leistung und über die Zumuthung, sie für Geld anzusehen, eine allgemeine Ent rüstung herrschte; denn nicht einmal der gute Wille, über haupt etwas leisten zu wollen, war bemerkbar. Auch in Freiland-Florblumen waren fast keine Bewer ber, und die wenigen Gruppen verschwanden auf den wei ten leeren Rasenflächen. Georginen fingen erst zu blühen an. Geranien, mit denen man die wirkungsvollsten und belebendsten Effekte zu erzielen vermag, waren kaum vor handen. Verbenen, Zinnien, Fuchsien. Cellosien, Begonien, Gladiolen, Lilien. Astern und wie diese herrlichen und schönen Sommer- und Herbstgewächse alle heissen mögen, sie waren nicht vertreten. Und was fehlte ausserdem noch Alles, was man sonst auf grossen Gartenbau-Ausstellungen zu sehen gewohnt ist! Nur eine Abtheilung der Ausstellung sei noch rüh mend hervorgehoben, und das war die Binderei. Diese war sogar musterhaft vertreten und liess auch für Cöln und Umgegend erkennen, dass der Kunstsinn in diesen Arbeiten gleichen Fortschritt mit den anderen Grossstädten bekundet. Dass neben vorzüglichen Arbeiten auch Gegenstände in ba rocken Imitationen in Form von Thiergestalten und sonsti gen unsinnigen Verkörperungen zur Schau gestellt waren, soll nicht unerwähnt bleiben. Zum grössten Leidwesen Aller konnten leider die vor züglichen Einsendungen nicht in entsprechendem Maasse prämiirt werden; die für Bindereien ausgesetzten Preise waren an Zahl zu wenig und an Werth zu gering. Und von den ausgesetzten Geldpreisen im Betrage von 22,000 Mark wurde nichts verabreicht, konnte auch nichts mehr verabreicht werden, weil das Comitc selbst diese Gelder bereits für Neubauten und Neuanlagen, die auf ihrem eig nen Grund und Boden, zu ihrem eigenen Nutz und From men ausgeführt wurden, bestimmt hatte. Diese Idee war eine Schmach, für die Preisrichter eine tiefe Beleidigung ihrer Person und einer so glänzenden Ausstellungsleitung gewiss unwürdig. Solche Dinge und noch viele andere duurften sich unter keinen Umständen ereignen. sie hätten, wie bei anderen Ausstellungen, gewissenhaft vermieden werden müssen. Abgesehen nun von noch einigen Betheiligungen ganz geringen Umfanges blieb nicht nur die Gesammt-Ausstel- lung hinter den Erwartungen Aller zurück, sondern machte in ihrem ganzen Umfange ein klägliches Fiasko. Ja, man fühlt sich zu dem berechtigten Ausspruche gezwungen, dass wohl noch nie und nirgends bei einer so riesig ausposaun ten internationalen Gartenbau-Ausstellung eine so abfällige Kritik gefällt werden musste, wie hier. Der Gartenbau und die Gartenbaukunst' stehen heute auf so mächtig entwickelter und hervorragender Stufe, dass sie für sich allein den Wettkampf mit allen Industriekunst zweigen aufzunehmen vermögen; wir erinnern hier nur an die grossen Ausstellungen in Hamburg, Erfurt, Berlin, Dresden, Wien, Belgien und England. Alle diese Ausstel lungen haben nicht nur der Kunst gedient, sie haben auch der land- und gartonbautreibenden Bevölkerung, sie haben dem gesammten Lande Segen und Nutzen gebracht. Für sten, Regierungen, Städte, hervorragende Private und Lan des-Verschönerungsvereine wenden dem Gartenbaubetriebe ihre Sympathien zu und zollen demselben ihre höchste An erkennung, welche nicht nur zu erhalten, sondern sorgsam weiter zu fördern das Bestreben zunächst der allerbethei- ligtsten Kreise bleiben muss. Ausstellungen sollen in erster Linie dazu dienen, diese Bestrebungen zu verallgemeinern, sie sollen die Liebe für den Gartenbau, sie sollen die Kunst im ästhetischen Sinne fordern helfen. Wenn aber, wie das in Cöln der Fall ist , die Garten bau-Ausstellung nur das Mittel zum Zweck bildet, damit sie der „Retter aus Nöthen“ für die Gartenbau-Gesellschaft „Flora“ wird, und wenn fer ner Gartenbau-Ausstellungen so herabgewürdigt werden, wie das wiederum in Cöln erlebt wird, dass grosse Ver gnügungsplätze mit Varit-Theater, Schaubuden, in denen Riesendamen sich produciren, Schiesshallen und dergleichen Allotria geschaffen werden, denen man von Seiten der be treffenden Leitung viel höhere Gunst erwiesen hat, als der ausgeschriebenen internationalen Gartenbau-Ausstellung, dann gehen wir mit der gesammten Horticultur zurück statt vor wärts. Wir verkennen keineswegs die vorgeführten Leistungen auf dem‘Gebiete der Industrie, der Gartenarchitektur und Ornamentik, der Gartengeräthe, der Herbar-, Käfer- und Schmetterlingssammlungen, der Gartenliteratur, der Bienen zucht u. a. m.; wir meinen nur, wenn eine internationale Gartenbau-Ausstellung ausgeschrieben wird, so muss auch Sorge dafür getragen werden, dass sie für alle Welt sich würdig zeigen kann und nicht wie hier als Aushängeschild für ganz andere, theils niedrige Zwecke betrachtet wird. Das ehrt weder die Flora-Gesellschaft, noch die Leitung derselben, und wir dürfen hoffen, dass dies die letzte inter nationale Gartenbau- Ausstellung gewesen, welche die „Gar- tenbaugesellschaft Flora" zum Nachtheil ihrer selbst und zur Unehre des vaterländischen Gartenbaues unternom men hat. Gartenbau-Ausstellung zu Sagan vom 8.—13. September 1888. Am 8. September d. J. wurde unter reger Betheiligung die von dem Gärtner-Verein der Städte Sagan, Sorau und Sprottau nebst Umgegend veranstaltete „Gartenbau-Aus stellung“ und im Anschluss daran eine Ausstellung des Saganer Bienenzüchter-V ereins, sowie von Gewerbtreibenden in, auf Gärtnerei Bezug habenden Artikeln, durch den hohen Protector des Unternehmens, den Herzog von Sagan und Valancay eröffnet. Die Ausstellung war wider Er warten glänzend ausgefallen und wurde dies von compe- tenten Fachleuten durchweg bestätigt. Der Besuch war daher trotz des wenig günstigen Wetters für die Aus steller sehr befriedigend und vom Publikum wurde es be dauert, als am 13. September der Schluss der Ausstellung erfolgte. Die betheiligten Gärtner haben durch die Ausstellung gezeigt, dass sie in ihrem Fach etwas Tüchtiges zu leisten verstehen, wenn auch der Hauptantheil dem herzoglichen Schlossgarten und dem Vorsitzenden des Vereins, Handels gärtner F. Schmidt-Sagan, zufällt. Als Ausstellungs-Räume waren die Säle und Zimmer des Schützenhauses sowie der dazugehörige parkartige Garten, die bereitwilligst zur Verfügung gestellt worden waren, sehr geeignet. Der grösste Saal enthielt nur Warm hauspflanzen , der Nebensaal und ein Zimmer- die Binde reien und die übrigen Zimmer die Früchte und Bienen- zucht-Geräthe und Producte. Die nicht im Saale unterzu-