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-> 182 K Die Zeit wird wohl nicht mehr fern sein, wo diese Examina auch in der gärtnerischen Welt ihre gebührende Beachtung finden, vornehmlich wenn sie vor einer staat lichen Commission abgelegt werden, und wo bei-einer Anstellung die geprüften und diplomirten Gärtner vorge zogen worden. Der Besuch, resp. die Auswahl der Collegien wäre auf der Hochschule den Schülern freizustellen, nur haben sie im Anfang des Semesters eine entsprechende Anzahl von Collegien zu belegen und bei der Meldung zum Examen darüber den erforderlichen Nachweis zu füh ren. Im Uebrigen wären sie den landwirthschaft- lichen Hörern gleichzustellen. Auf der Gartenbauschule ist dagegen der Besuch der Stunden für die Schüler obligatorisch zu machen und ein Dispens von einzelnen Unterrichtsfächern nur mit Genehmigung des Directors zu ertheilen. Ein Internat wäre vielleicht besser zu vermeiden, denn wenn es auch unleugbar Vortheile bietet, so sind doch seine Nachtheile bedeutender. Die Schüler befinden sich vornehmlich, wenn die vorherige 3jährige praktische Ausbildung durchgeführt ist, ja auch schon in einem Alter, das eine fortwährende Aufsicht unnöthig macht. Wir versuchen im Nachstehenden noch eine- ungefähre Berechnung des Kostenaufwandes für so gedachte Anstalten aufzustellen: Provisorischer Kosten-V oranschlag. A. Gartenbauschule. Regelmässige Ausgaben: 1. Lehrergehalte: Director . . 3500 Mk., steigt alle 5 Jahre um 300 Mk. 1. Lehreri .n K o 2 ( • 2400 „ „ „ 5 „ „ 200 „ "• » J 3. „ und zugl. Secretär 2100 „ „ „ 3 „ „150 „ 10400 Mk. 2. Lokalmiethe: 2 Schulzimmer > 1 Bibliothek l 2000 Mk. 1 Büreau J Lehrer wohnungen 1000 „ 3000 Mk. 3. Vervollständigung der Samm lungen und Bibliothek . . 500 Mk. 3. Regie- und allgemeine Unkosten: Hausmeister, Heizung, Reinigung etc. . . 1700 Mk. pro Jahr Summa 15600 Mk. Ab 40 Schüler ä 100 Mk. Schulgeld 4000 „ Bliebe jährliche Subvention 11600 Mk. Einmalige Unkosten: 1. Für Einrichtung der Schule: Bänke, Tische, Schränke, Katheder etc. etc. . 5000 Mk. 2. Kür Anschaffung der Samm ¬ lungen: Geräthe und Apparate etc. etc. 5000 „ Summa 10000 Mk. B. Hochschule. Wäre am Besten, vorläufig in Verbindung mit einer bereits bestehenden landwirthschaftlichen Hochschule, botani schem Institut od. dergl. zu errichten, da dort ja bereits die Docenten für die allgemeinen Fächer, sowie eine Anzahl Sammlungen vorhanden sind. Es wären also nur 2 oder 3 Docenten für speciell gärtnerische Fächer aufzustellen, nebst einigen speciell gärt nerischen Sammlungen. Der Durchschnittsgehalt eines solchen Docenten wäre auf etwa 3500 Mk. festzustellen, ohne freie Wohnung. Auch fänden sich gewiss an solchen Orten, die zur Errichtung einer gärtnerischen Hochschule in’s Äuge ge fasst werden könnten, eine Anzahl tüchtige Landschafts-, Hof- und Handelsgärtner, die gewissermaassen als Privat docenten gegen eine gewisse jährliche entsprechende Ent schädigung fungiren würden, wodurch die Hochschule eine Anzahl tüchtiger Lehrkräfte ohne besonders hohe Unkosten gewinnen würde. Ein kleiner Versuchsgarten dürfte auch nicht fehlen, doch sollte er nicht von den Schülern, sondern von Ge hilfen resp. Arbeitern bebaut werden, ebenso wie auf den landwirthschaftlichen Schulen öder in botani schen Gärten. Als Hochschule würde für Deutschland vorläufig eine vollständig ausreichen, wenn sie eben mit den nöthi- gen Mitteln genügend ausgestattet wäre, während dagegen von Gartenbauschulen, je nach Bedürfniss, mehrere errichtet werden müssten. Der schon öfters erhobene Einwand, wohin mit allen diesen — nun aber praktisch, wie theoretisch ordentlich ausgebildeten — Gärtnern, ist ganz hinfällig, wenn man bedenkt, wie viele Stellungen für Gärtner es giebt in Hof-, Staats-, Communal- und Privatdiensten, als Handelsgärtner etc. etc., deren jetzige Inhaber entweder vielfach ihr Wissen sich mühsam und mit vielen Kosten auf privatem Wege erwerben mussten, oder aber überhaupt keine theoretische Ausbildung besitzen, oder schliesslich — was das Schlimmste ist — gar keine Gärtner sind, sondern von anderen Be rufen zur Gärtnerei übergetreten sind, da vielfach noch die Meinung vertreten ist, als -gehörten dazu nur einige,prak tische Handgriffe. Wenn auch viele und gerade ältere Gärtner diese Ausführungen nicht gelten lassen wollen und sie bekäm pfen mit dem Hinweis, dass auch sie ohne theoretische Ausbildung tüchtige Gärtnes geworden sind, so geben wir ihnen dieses sehr gern zu, mit aller Hochachtung ihrer Leistungen, möchten ihnen aber auch vorhalten, dass die Zeit sich geändert hat und gewaltig vorgeschritten ist, dass heutzutage Praxis allein nicht mehr ausreicht und dass wir Gärtner uns an den Staat wenden müssen, um ebenso wie andere Gewerbe seine Beihilfe zur billigen und doch erfolgreichen Ausbildung unserer Gehilfen und Lehrlinge anzurufen. Was die vorhandenen wenigen Staats-Anstalten schon geleistet haben, das erkennen wir ja gern und stets an, aber es sind eben im Verhältniss zu der Bedeutung des deutschen Gartenbaues viel zu wenige, und um diese Bedeutung im In- und Auslande nicht nur zu erhalten, sondern noch zu erhöhen, und dem deutschen Gärtner den Ruhm im In- und Auslände zu bewahren, dass er in allen Sätteln gerecht sei, darum lasst uns gemeinsam und einig die Hilfe des Staates anrufen zur Unterstützung und Aufbesserung unserer fachlichen Lehranstalten. Ein ehemaliger Gartenbaulehrer. Zur Unfallgefahr. Bei der Theilnahme, welche Jeder der Unfallgefahr im Berufe entgegenbringen muss, ist es zweifellos interessant von diesbezüglichen Angaben Kenntniss zu erhalten. Wir bringen im Nachstehenden einen Artikel aus der „Leipziger Zeitung“ zum Abdruck, welcher ein Bild der in den König reichen Preussen und Sachsen vorgekommenen Unfälle giebt. Genannte Zeitung schreibt hierüber in No. 228 vom 29. September d. J.: Es giebt keinen Zufall — das sollten diejenigen, die sich erhaben dünken über den kindlichen Glauben an eine göttliche Weltordnung, doch wenigstens aus jener trockenen