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176 K- Kiepe. Geschnittene Rosen lieferten Buntzel-Niederschön- weide und Görms-Potsdam, beide Sammlungen schön und ausstellungswürdig. Ferner war der deutsche Strauss ver treten, aber —welche Monstra! Es sind wohl Minnesträuss chen aus der Reckenzeit? Warum müssen auf Ausstellun gen solch’ enorme Dimensionen gezeigt werden, wo wir im täglichen Leben bescheidene schöne Formen wählen?! Ar beiten wir nicht für das Leben? Warum zeigt man nicht einmal, was man in der Bindekunst en miniature leistet? Was die Obstausstellung betraf, so waren Matthieu- Charlottenburg undBuntzel-Niederschönweide die Matadore; herrliche Sortimente, in welchen die Birnen, den Verhält nissen dieses Jahres entsprechend, auffallend vertreten waren. Matthieu hatte ebenfalls gutes Topfobst ausgestellt und Buntzel sogar noch fruchtbeladene Beerenhochstämme. Gehen wir vom Obst zum Gemüse, so fielen besonders die Treibgurken des Herrn Leid-Arnstadt, sowie auch dessen Zwiebel- und Kartoffelsortimente auf. Die Apothekerpflanzenprodukte der Blankenburger Rieselfelder zeigten uns einen neuen, noch zu wenig aus genutzten Erwerbszweig, und wenn wir von Ausstellungen lernen Sollen, so giebt es gerade hier gute Gelegenheit. Ueberhaupt boten die Rieselculturen Berlins auf der Aus stellung ein sehr lehrreiches Feld. Die Verschiedenheit be rieselter und unherieselter Weiden z. B. trat uns gleich beim Eingänge der Ausstellung entgegen. Hier lagen auch die wenigen ausgestellten Freilandgemüse, bei denen Herr Moncorps-Hohen-Schönhausen seinen Gegner, Herrn Brunow- Pankow doch noch etwas schlägt. Sein Sellerie war für September grossartig. Blumenkohl war aber bei beiden an scheinend lose. Es ist eben märkischer Sand, worauf er gewachsen. Die wenigen ausgestellten Baumschulartikel, Stamm- rosen, Obstbäume waren durchgehends gute Handels- waare' und ist auch hier die Rieselcultur concurrenzfähig. Lorberg-Berlin, Buntzel-Niederschönweide und Görms-Pots- dam lieferten ihre Produkte, Buntzel auch blühende „5000 Dollar-Rosen Im Allgemeinen bot die Charlottenburger Ausstellung also ein befriedigendes Bild dessen , was die wenigen ver tretenen Firmen liefern können; dass aber mir so wenige Firmen vertraten waren, liegt entweder in der Lauheit der kleineren Handelsgärtner, oder in der Ausstellungsmüdig- keit, da eine die andere treibt und — eine der anderen gleicht! — Neuheiten sah man aus Berlin keine, die nennenswerth wäre. Aus Leipzig war ein buntes Adiantum gesandt „Adiantum cuneatum variegatum" (Kersten-Lindenau); es gehört aber ein gutes Auge dazu, die Panachirung zu ent decken und es wird erneuter Sporenaussaat bedürfen, um vielleicht grössere Farbencontraste zu erzielen. Es scheint die Specialistenmanie den Sinn für neue Einführungen etwas abzuschwächen. Ob dies der rechte Weg ist, will ich nicht untersuchen, doch hegt in Flora’s Reich für den Gärtner noch mancher ungehobene Schatz, der vielleicht später eine werthvolle Specialität abgeben könnte. Th. Lange, Berlin. Gartenbau-Ausstellung in Cöln vom 4. August bis. 19. September 1888. Wir entnehmen der Frankfurter Zeitung Nr. 256 fol- genden Bericht , welchen wir, in Rücksicht auf sein sach liches und ausführlicheres Eingehen der Pflanzenausstellung, zur Ergänzung und Klarstellung des früher Erwähnten i gern bekannt geben möchten. Genannte Zeitung berichtet: Von einem süddeutschen Fachmanne wird uns ge schrieben: Zur Feier des 25jährigen Bestehens der Garten bau-Gesellschaft Flora zu Köln veranstaltete dieselbe eine internationale Gartenbau-Ausstellung. Das erste Programm für dieselbe, das zur Betheiligung und zum Wettstreite auf forderte, erschien erst im Anfänge dieses Jahres, im Juni folgte dann ein Nachtrag'. Für die Bedeutung eines solchen Unternehmens kamen diese Bekanntmachungen viel zu spät. Das Programm sowohl wie namentlich der Nachtrag sind, wir können es nicht anders sagen, mit Sorgfalt und sehr verlockend für Aussteller ausgearbeitet, wie sie auch für die Preisbewerbungen die glänzendsten Verheissungen ent halten. Trotzdem aber wurde der „Flora-Jubiläums-Aus- Stellung“ kein grosses Vertrauen entgegengebracht, wenig- stens nicht in denjenigen Kreisen, die in erster Linie be rufen sind solchen Veranstaltungen den Stempel der Gross artigkeit aufzudrücken. Die gärtnerische Fachpresse war dem Unternehmen von vornherein nichts weniger als hold gesinnt, sie fusste dabei wohl auf die beiden früheren Flora- Ausstellungen, die in den Jahren 1865 und 1875 statt- fanden und welche ebenfalls der Mängel viele und unlieb- same Abweichungen vom eigentlichen Hauptzweck in mancherlei Art enthalten haben sollen. So kam der 4. August und mit ihm der Tag- der Er öffnung des 'grossen internationalen Wettstreites auf dem friedlichsten aller Gebiete, der schönen Gartenkunst. Zur Beurtheilung der concurrirenden Gegenstände waren 129 Preisrichter geladen, von denen etwa 90 erschienen waren. Diese theilton sich in 14 Sektionen und konnten nach er folgter . Constituirung ihres undankbaren Amtes walten, so fern eben die einzelnen Abtheilungen als geordnet anzu sehen waren. Das war aber leider, wie bei so vielen Aus stellungen, auch hier nicht überall der Fall, wie der Vor- 'sitzende selbst constatiren musste. Wir wollen jedoch daraus keinen Tadel für das Ausstellungs-Comitde ableiten, denn es gehört ja nachgerade zur Gewohnheit, Ausstellungen unfertig zu eröffnen, und das Publikum muss sich wohl oder übel an das Unfertige gewöhnen. Wir anerkennen gewiss, auch die Leistungen eines Comites, die Mühe ge planter Vorbereitungen und die nicht minder beschwerliche der Ausführung. Aber in einem Punkte ergibt sich alle mal eine grosse Unbequemlichkeit und zwar in Sachen der Jury. Pflichtgemäss erscheinen diese, oft weit hergereisten Männer und - da sollte man ihnen nicht zumuthen, ihres Amtes vielleicht erst nach 8 . Tagen walten zu können. Auch in Cöln waren Vertreter aus Petersburg, London, Valencia, Breslau, Paris, Belgien, Dresden, Berlin, Hamburg etc. erschienen, welche mit vollstem Recht das an sie gestellte Ansinnen als taktlos zurückwiesen. Vielen Preisrichter- Sektionen wurde ihr Amt aber ausserdem noch sehr er schwert, da ihnen nicht einmal ein Führer noch sonst irgend welche wünschenswerthe Direktion an die Hand gegeben war, in dieser Beziehung liess die Organisation sehr zu wünschen übrig. Gehen wir nun zu der eigentlichen Ausstellung über, so bot dieselbe — wir haben hier immer nur die aus geschriebene internationale J ubiläums-Gartenbau-Ausstellung im Auge — nichts Ueberraschendes, im Gegentheil, die zahlreich erschienenen Fachmänner, Garten- und Blumen freunde waren enttäuscht durch die geringen Leistungen und Schaustellungen,- welche hier die Gartenbaukunst in ternational vertreten sollen. Wir stehen nicht an zu be haupten : wenn nicht noch im letzten Augenblick einige hervorragende belgische Firmen sich betheiligt haben wür den und wenn nicht die Handelsgärtnerei-Exportfirma L. Winter in Bordighera mit über 300 Exemplaren an Palmen, Dasylirion, Roezlia, Agaven u. a. m. vertreten ge wesen wäre, so hätte man von „international" überhaupt nicht reden können. Die Schweiz, Frankreich, Oesterreich- Ungarn , England und die übrigen europäischen Staaten