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161 auch an Formobstbäumen sich tadeln liessen, so war i selbiges doch zum Theil so unbedeutend, dass es im All gemeinen nicht sehr ins Gewicht fällt. Eine Einsendung | hochstämmiger Stachel- und Johannisbeeren, Freilandvered- ; lungen, verdiente besondere Beachtung. Die ausgestellten Rosen waren in nur mittelmässigen Leistungen vertreten, doch । mag hier, wie schon erwähnt, als entschuldigend das un günstige Sommerwetter von Einfluss gewesen sein Die I abgeschnittenen Rosenblumen waren ebenfalls in unbedeu tenden Sortimenten vorhanden, indess überzeugten wir uns in den Gärtnereien selbst von der gegenwärtig ärmlichen Blüthe- zeit. Reichhaltiger waren die Sortimente von abgeschnit- tenen Sommerblumen, Astern, Georginen, Stiefmütterchen. Freilandstauden u. drgl. Von Zier- und Treibgehölzen waren ebenfalls ausstellungswürdige Gruppen vorhanden, und besonders ein Sortiment der ersteren, vertreten durch neuere und seltenere bunte, wie grüne Gehölzarten ernteten vollen Beifall. Die Kalthauspflanzen waren zum Theil in recht I aussergewöhnlich zahlreichen Einsendungen vorhanden; insbesondere behaupteten blühende Begonien durch ihre ' Vollkommenheit und reiches Farbenspiel ihren Platz. Ihnen folgten Cyclamen, welche durchweg Zeugniss einer vorzüg- | liehen Cultur ablegten. In besonders schönen' Exemplaren waren Hortensien eingegangen und neu für uns war eine Anzahl derselben "in Hochstämmen zu sehen, die durch I ihre starken blüthenreichen Kronen die Augen aller Be- : sucher fesselten. Auch Hydrangea paniculata waren hoch stämmig und und niedrig vorhanden und zeigten besonders die Hochstämme, dass bei einigermassen scharfen Schnitt die Vollkommenheit der Blüthen begünstigt werden kann. Fuchsien und Pelargonien fanden wir in zahlreichen Ein sendungen in theils guter, theils mittelmässiger Cultur vor. Einige Gruppen von Pelarg. peltatum wären als recht schön zu bezeichnen gewesen, wenn die Pflanzen etwas gedrungeneren Wuchs gezeigt hätten. Eine besonders gute Cultur mangelte auch den, zwar reichhaltigen Sortimenten, buntlaubigen Geranien. Artikel wie: Ficus, Orangen, Camellien, Azaleen, Ericen etc. waren in einzelnen, aber guten Einsendungen zu finden. In Teppichbeeten war wirklich vielgeleistet; alle, diesbezüglichen Arbeiten bewiesen Ge schmack und Geschick, welche Thatsache ganz entschieden noch mehr ins Auge gefallen wäre, wenn gerade die far bigen Teppichbeetpflanzen bei etwas sonnenreicherer Witterung eine intensivere Färbung erhalten hätten. Der gute Ge schmack, welchen die Teppichbeete bewiesen, lässt .sich aber auch, wenn wir uns der Halle zuwenden, auf die Bindereien übertragen. Hier sah man wirklich vorzügliche Leistungen, sowohl auf dem Gebiete der Bouquett- und Kranzbinderei, als auch auf dem Gebiete der Staffelei. Wie jetzt vielfach auch bei anderen Ausstellungen, lässt sich auch hier ein wenig Uebernatürliches nicht hinweg leugnen und man muss sich wundern, wenn Aussteller ihre durch weg recht gelungenen Arbeiten durch einzelne Geschmacks verirrungen verunstalten. Hierbei möchte nicht unerwähnt bleiben, dass es sich empfiehlt die Sachen möglichst durch eine Person herstellen zu lassen und nicht so viel Werth auf die Masse der Gegenstände zu legen, denn auffallend wirkt es im mindesten, wenn in einer Collection Gegen stände gleicher Form vertreten sind, die . einen ganz ent gegengesetzten Geschmack erblicken lassen. Der mittlere Raum der Halle war ausschliesslich mit Warmhauspflanzen bestellt und zwar mit recht gut cultivirten Artikeln. Ver schiedene Einsendungen Dracaenen waren in reicher Sorten zahl bei vorzüglicher Cultur vertreten, desgleichen Blatt begonien, Farne und Lycopodium. Ein grösseres Sortiment Croton, in kräftigen wohlgepflegten Pflanzen, nahm die Aufmerksamkeit der Besucher durch das prächtige Farben- spiel der Blätter in Anspruch. Von gemischten Warmhaus pflanzen waren ebenfalls einige recht nennenswerthe Gruppen j zu sehen und eine dieser grössern Gruppe hatte Aufstellung am Giebel der Halle gefunden in deren Mitte die Büste Sr. Majestät des Kaiser Wilhelm II. placirt war. Äusser Gloxinien, Anthurien etc. waren an blühenden Sachen noch eine Einsendung von Nepenthes und eine solche von Eucharis amazonica von Bedeutung, auch die gelb gefüllte Marguerite-Yello Perfection schien für Fachmänner von besonderem Interesse. Während auf der einen Seite der Halle die Binderei Platz gefunden, war die andere für Obst und Obsterzeugnisse bestimmt. Ersteres repräsen- tirte sich durch einige recht ansehnliche Sammlungen güt ausgebildeter Früchte, letztere durch zahlreiche Ein sendungen von Obst- und Beerenobstweinen, Gele etc. Ge müse war ebenfalls in grösseren Sortimenten und guter Ausbildung ausgestellt, da dasselbe zum grossen Theile aus Casseler Gärtnereien stammt, so konnte denselben das Zeug niss einer, vorzüglichen Gemüsecultur ertheilt werden. Von allen anderen Einsendungen verdient eine grössere Anzahl Gartenmöbels und diverse verwandte Gegenstände besonders: hervorgehoben zu werden, während ein Verpflanz wagen uns etwas schwerfällig erschien. Auch Wasserhebewerke, Gewächshäuser, Heizkessel verschiedener Systeme waren vertreten, nur will es uns scheinen, als neigte man hier beim Streben nach Vollkommneren mehr dem Entgegen gesetzteren zu. Ein sogenannter Röhrenkessel, bei wel chem die Flamme direkt an die Wasserrohren schlägt,- mag wohl wenig Feuerung beanspruchen, indess sind diese Rohre auch leichter dem Zerstören durch das Feuer und dem Durchrosten ausgesetzt. In Rücksicht darauf, dass die Warmwasserheizung das Feld zu erobern scheint, wäre es recht angenehm einmal hierüber ein fachmännisches Urtheil zu hören. Was die Vertheilung der Preise anbelangt, so können wir hur kurz hinzufügen, dass, so. viel wir wahrgenommen, dieselbe, trotzdem die Namen der Aussteller gleich von Anfang an angesteckt wurden, eine recht unparteiische und gerechte war. Man hatte sich nicht von Masseneinführungen irre führen lassen, sondern hatte gewissenhaft auch weniger zahlreiche aber gute Collectionen mit den ihnen gebühren den Preisen bedacht. E. Kaiser, Lindenau b. Leipzig. Preise erhielten: (Vorbehältlich etwaiger Irrthümer.) A. Für Gesammtleistungen. Joh. Hördemann, Cassel, eine grosse silberne Staats medaille. Ernst Schade, Cassel, eine grosse bronzene Staats medaille und 50 Mk. Ehrenpreis des Herrn Geh. Com- merzienrath Henschel. Pissler und Bastard, Cassel, eine goldene Medaille und 50 Mk. Ehrenpreis des Herrn Geh. Commerzienrath Henschel. A. Pawlitzky, Cassel, ein Ehren pokal der Stadt Cassel. L. Eubell, Cassel, eine goldene Medaille des Gartenbau-Vereins für Hamburg, Altona u. U. A. Schade, Cassel, Ehrenpreis des Herrn Fabrikant Keerl (ein eleganter Blumentisch). Ausserdem erhielten die Herren J. Knauff, Wehlheiden-Cassel und L. Eubell, Cassel für umsichtige' Anordnung und geschickte Herstellung des Ausstellungs-Terrains je eine goldene Medaille. B. Warmhauspflanzen. H. Hausdorf (Frau Dr. Biedermann), Cassel: 1 grosse silberne Medaille für 1 Sortiment Dracaenen. H. Brautiga n: 1 kl. s. Med. für 1 Gruppe Farne und Ly- copdiaceen, 1 s. Med. und 2 Ehrendiplome für Adiantum cuneatum und Blattbegonien und 1 Teppichbeet von Ly copodium. A. Pawlitzky, Wehlheiden: 1 kl. s. Med. für Adiantum cun. 1 bronc. Staatsmed. für bunte Dracaenen und 1 Ehren diplom für buntblättrige Warmbauspflanzen: Cytisus, Pan danus etc.