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würfe zu befreien, dass sie mehr erzielen könnten, wenn sie diesen Umstand ernster ins Auge fassten, derselbe ist aber, wo er auftritt, vielfach nur eine Folge .des viel und billig Produziren wollens, gezwungen durch die Massen angebote aus unseren Culturen klimatisch günstigeren Staaten. — Im Allgemeinen darf unserer Handelsgärtnerei die An erkennung nicht vorenthalten werden, dass sie seit einer ziemlichen Reihe von Jahren sich aller wissenschaftlichen und praktischen Fortschritte der Neuzeit b.mächtigt hat und eine weitere Steigerung der Erträge mit dieser alleinigen Hilfe nur noch in sehr bescheidenen Grenzen erreichbar sein wird, anderenfalls aber mit einem Aufwand von Kosten verbunden sein würde, welche in keinem Ver hältnisse zum Resultate stände. — Was also die Abnahme der Ausfuhr unserer Produkte nach dem Auslände betrifft, so dürfte dieselbe durch einen Schutzzoll auf Produkte von climatisch begünstigteren Staaten nur wenig Verminderung erfahren, da unsere Absatzgebiete bei einem Schutzzoll kaum in Betracht kommen; was die qualitative Steigerung unserer Culturen durch erhöhten Aufwand und Aneignung wissenschaftlicher und praktischer Fortschritte und daraus freihändlerisch gehoffter Rentabilität betrifft, so dürfte auch dieses nur einen sehr mässigen Theil des Preisfalles unserer Produkte durch den durch erforderlich werdenden erhöhten Kostenaufwand balanciren. Unzweifelhaft steht aber fest, dass durch die Billig keit gewisser Produkte einer Schleuderkonkurrenz Thür und Thor geöffnet worden ist, deren traurige Folgen immer mehr und mehr fühlbar werden. An diesem Uebelstande trägt die aus climatisch begünstigten Staaten stammende Konkurrenz mit Schuld. Wird diesen dorther stammenden Produkten durch einen vernünftigen Schutzzoll ein höherer Preis auferlegt, so wird derselbe nicht nur dem Staate allein zu gute kommen, sondern sich für die gesammte deutsche Handelsgärtnerei als nutzvoll erwiesen und theil weis ein Mittel sein die jetzt herrschenden Zustände mit bessern zu helfen. Die deutsche Handelsgärtnerei wird durch die Erhöhung der Preise wieder in die Konkurrenz eintreten können und den eventuellen Ausfall ausländischer Produkte durch eigne Erzeugnisse voll und ganz decken. Ein grosser Theil desjenigen-Materials, welches jetzt der deutsche Handelsgärtner fast gar nicht verwenden kann, wird sich wieder umsetzen und zu Gelde machen lassen; eine Vorschrift der Preise für inländische Produkte, her vorgerufen durch den niedrigen Preis der ausländischen Waare wird in Wegfall kommen und ein eventuell ein tretender Mangel an der jetzt modernen Verkaufswaare wird durch bisher entwerthete inländische Erzeugnisse, welche der deutsche Handelsgärtner aus Mangel an Renta bilität vernachlässigen musste, gedeckt werden Die Kul turen feinerer Schnittblumen wie Orchideen, die Treiberei von Stauden, Sträuchern, diverser Zwiebeln u. dergl. wird nicht nur wegen ihren höheren Ansprüchen an Kostenauf wand als Liebhaberei von Einzelnen betrieben werden, sondern sich zum lohnenden Erwerbszweig gestalten und der Umsatz an Topfpflanzen sich wieder steigern. Man kann nur mit Freuden begrüssen, dass die Ham burger Coliegen diese Bestrebung eines Schutzzolles ernst lich wieder angebahnt haben und muss dankbar sein, dass unser Vorstand sich zur Leitung dieser Bestrebung ver standen hat. Hierbei darf man sich jedoch nicht der Illusion hin geben, dass eine Umwandlung der jetzigen Zustände in kurzer Zeit und auf einmal geschaffen werden könne. Zur Erreichung dieses Zieles gehört Zeit und ruhige Ueber- legung. Diese Bestrebung, welche schon so viel mal ge scheitert ist, fordert eine ruhige und sachgemässe Behand lung und dass dieselbe von unserem Vorstand ängestrebt wird, beweisst mir die Wahl der erweiterten Schutzzoll commission. Nach den Schreibereien und Bemerkungen in anderen Blättern konnte man fürchten, dass unser Vorstand, welcher eine mehr freihändlerische Richtung in Hamburg vertreten haben soll, sich seine Stellung als leitender Theil der Com mission zu nutze machen werde. Diese Befürchtung wurde für mich hinfällig, als ich die durch den Vorstand ge wählte Erweiterung dieser Commission erfuhr, welche Col- legen betrifft, welche sich in Hamburg durch ihre Aus sprache bei der Versammlung als eifrige Bestreber unseres Schutzzolles gekennzeichnet haben. Innerhalb der Zusammensetzung einer so gebildeten Commission muss und wird eine objective Behandlung der ganzen Frage zu Stande kommen und wir können mit Ver trauen auf die weitere Fortführung dieser Angelegenheit blicken. Nichtsdestoweniger kann ich nicht unterlassen, meine Meinung noch dahin auszusprechen, dass auch bei Er reichung eines Schutzzolles, wie mancher jetzt allen anderen Verbandsbestrebungen leider noch fern stehender College vielleicht glaubt, noch lange kein Universalmittel zur voll ständigen Besserung unserer Handelsverhältnisse geschaffen wird. Zu einer solchen Besserung muss noch ungeheuer viel durch uns selbst geschehen. Schauen wir uns um in dem Kreise des Verbandes, so sind (laut letztem Bericht des Handelsblattes) 900 Personen doch beschämend wenig für einen Verband deutscher Handelsgärtner und gerade viele von denen fehlen noch im Bunde, welche jetzt mit einem Schlage durch die Anstrengungen unseres Vorstandes auf einmal eine Besserung ihrer Lage herbeigeführt haben wollen, ohne bisher weder als Mitglied, noch sonst auf eine andere Weise unseren Vorstand in seinen Bemühungen unterstützt zu haben. Hier komme ich an dem Punkte an, dass durch einen Schutzzoll allein nicht ein Universalmittel für unsere Miss stände geschaffen werden kann, sondern Selbsthülfe mit eintreten muss. Die Schleuderkonkurrenz und der unrentable Betrieb, Geschäftsschädigungen und mangelnder Absatz sind viel fach Uebelstände aus unserem eigenen Lager hervorgegangen. Bessern wir uns selbst, so bessern sich auch unsere Ver hältnisse, nie und nimmer werden sie sich aber für den jenigen bessern, welcher die Hülfe nur ausserhalb sucht. Beseitigen wir die Schleuderkonkurrenz und unreelle Bedienung im eigenen Lande und viel wird uns geholfen sein. Unser Vorstand hat uns ein Handelsblatt geboten, welches viel zur Besserung dieser Verhältnisse beitragen könnte. Wo bleibt die Unterstützung desselben? wo die Unter stützung des redaktionellen Theiles, welcher ein Bindeglied unter den deutschen Handelsgärtnern bilden soll und jedem seine Ansichten und Vorschläge, Wünsche uns Willens äusserungen unpartheiisch aussprechen lässt. Wer seit der Herausgabe des Handelsblattes so auf merksam wie ich einen Vergleich zwischen den Verbands anzeigen und anderen Offertenblättern gezogen hat und mit Zuhilfenahme unserer Verbandsmitgliedsliste beobach tete , welche Unterstützung selbst Mitglieder fortgesetzt anderen Privatblättern zu Theil werden lassen, der wird mir zustimmen müssen, dass kein ernstlicher Wille überall vorhanden ist , unsere Zustände aus uns heraus selbst zu bessern. Dass ein derartiger Gedanke auch den eifrigsten Vertreter unseres Berufs, nach und nach in seinen persön lichen Bemühungen erlahmen lassen muss, könnte Niemand befremden. Werden wir uns in erster Linie darüber klar, dass nur mit unserem Dazuthun eine Aenderung unserer Verhältnisse möglich ist und ohne dasselbe all und jede einzelne persönliche Anstrengung und Aufopferung erfolg los bleiben und entmuthigen muss. Ein wirthschaftlicher Krebschaden ist ebenfalls der I Creditmissbrauch im geschäftlichen Verkehr und mit Freuden