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Leipzig, 1. August 1888. Nr. 15. III. Jahrgang. Organ des Verbands der Handelsgärtner Deutschlands, sowie des Verbands der Gartenbau-Vereine im Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Redaction und Verlag: Otto Mohrmann. Tindenan bei Leipzig, derzeitiger Geschäftsführer des Verbands, an welchen alles für den redactionellen und Anzeigentheil Bestimmte sowie die Mitgliedsanmeldungen zum Verband zu senden sind. Der redaktionelle Theil erscheint am l.u.15. jeden Monats; der separat zur Versendung gelangende Anzeigentheil jeden Sonnabend. Abonnementspreis für den redaktionellen Theil: Preise für den Anzeigentheil: Für Nichtverbandsmitglieder pro Jahrgang 7 M. 50 Pf. Die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum für Verbandsmitglieder ... 20 Pf. Für Verbandsmitglieder „ , gratis. j » » » » » n » Nichtverbandsmitglieder . 30 » Unsere Konkurrenz. Endlich blüht auch uns das Glück im hiesigen Orte durch eine Konkurrenz, welche an Noblesse sehr zu wün schen übrig lässt, unsere Existenzen erschwert zu sehen. Dem hiesigen botanischen Garten scheint es wie vielen Handelsgärtnern zu ergehen, welche nach allen erdenklichen Mitteln greifen, um in den schlechten Zeiten eine Einnahme zu haben; ob diese Mittel sich aber mit der Würde eines botanischen Gartens vertragen, ist eine Sache, welche ich Anderen zu beurtheilen überlasse. Meiner Ansicht nach ist es sehr traurig, dass Institute, welche um der Wissen-, schäft willen gegründet und unterhalten werden, auf einem Wege sich Einnahmen zu verschaffen suchen, welcher streb samen Handelsgärtnern, die ihr Brod sauer genug verdienen müssen, die Existenzen rücksichtslos erschwert, und dies ist hier bei uns in Marburg der Eall. Seit vergangenem Jahre hält der hiesige botanische Garten öffentliche Pflanzen - Auktionen ab! Wenn auch der Umsatz und Erlös bei diesen Auktionen z. Z. noch ein sehr geringer ist (bis jetzt jährlich ca. 500 Mk.), so haben wir hiesigen Handelsgärtner doch keine Bürgschaft, dass man seitens des botanischen Gartens nicht noch grösseres Vergnügen an diesem edlen Erwerb findet und denselben jährlich zu vergrössern sich bemühen wird, denn — der Appetit kommt bekanntlich mit dem Essen. Die Waaren kosten in solchen Gärten ja gewisser massen nichts.zu produziren, denn es sind ausrangirte Sub jekte, welche aus irgend einem Grunde im Wege stehen, oder welche man noch vor der Todesfrist an den Mann bringen will, und — Dumme findet man überall! Derartige Pflanzen, welche man aus irgend einem Grunde gern aus dem hiesigen botanischen Garten hinaus schmeissen will, werden taxirt, eine Auktion anberaumt und unter der Bedingung — unter der Taxe wird nichts abgegeben — beginnt das edle Werk der Auktion. Käufer findet man ja stets, denn Pflanzen aus einem botanischen Garten müssen besser und werthvoller sein als aus einer Handelsgärtnerei. So kamen z. B. 12 ca. dreijährige Latania börbonica, Oinerarien - Sämlinge, junge Caeteen, Adianturn , grosse Posten Rex-Begonien und dergleichen Sachen zur Auktion. Die Preise waren auf der Taxe schon ziemlich hoch ange setzt und das Publikum bot noch höher; z. B. für eine Aralia mit 3—4 kranken Blättern, welche in den meisten Handelsgärtnereien würde weggeworfen worden sein, erzielte der , der Wissenschaft dienende botanisehe Garten noch 1 Mk. 10 Pf. Heil dem botanischen Garten, in welchem Handel und Wissenschaft auf diese Weise blüht! Ebenso auffallend als selbstverständlich ist bei dieser Sache, dass sich jedes Jahr andere Käufer einfinden, denn wer.einmal Lehrgeld gezahlt, kommt nicht gleich wieder. In gleicher Weise originell ist bei uns in Marburg, dass alle für die Königlichen Anlagen erforderlichen Pflan zen, Grassamen u. dgl., sowie Neuanlagen vom Herrn Uni versitätsgärtner besorgt werden, das Instand halten dieser An lagen soll aber ein Gärtner übernehmen— und zu welch schönem Preise!