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-> 118 -- Referent v. Biedermann: Herr August May stellte den Antrag, der Kreisverein wolle dahin wirken, dass der Nutzen der landwirthschaftlichen Baumschule mehr unserer Lausitz als aussersächsi sehen Gemeinden zu gute komme, da Sachsen allein alle Zuschüsse trägt. Der Antragsteller sagt in seiner Begründung, dass er zu diesem Antrag be wogen worden sei, als er bei einem Besuch der Obstbaum schule zu Bautzen auf Befragen zur Antwort erhalten habe, ein grosser Theil der Obstbäume würde nach Oesterreich verkauft werden. Da er nun aus Vorträgen und aus Zeitschriften er sehen habe, wie grossen Nutzen z, B. in Süddeutschland die Gemeinden aus der Obstbaumzucht hätten, so möchte er gleiche Vortheile auch den Gemeinden der Oberlausitz verschafft wissen. Was zunächst den Verkauf der Obstbäume nach Oester reich anbelangt, so ist es doch selbstverständlich, dass eine so grosse Baumschule, wie die unsrige, welche jährlich 25,000 Stück (!) Obstbäume abzugeben habe und deren Be stehen hauptsächlich durch den Verkauf (!) bedingt sei, nicht warten könne, bis die Gemeinden aus der Nähe kommen, sondern die Waare absetzen müsse, sobald sich Gelegen heit biete (!). Bei fester Bestellung seitens lausitzer Gemein den wird sicher diesen der Vorkauf gelassen. Herr May schlägt ferner vor, der Kreisverein solle sich mit den Amts hauptmannschaften ins Einvernehmen setzen, damit letztere die Gemeinden zur Bepflanzung der Gemeindestrassen mit ‘Obstbäumen 1) veranlassen. Letzteres ist früher geschehen, da sich aber die Bepflanzung der Strassen mit Obstbäumen nicht befehlen lasse,, vielfach ohne Erfolg. Es wird sich daher empfehlen, die Amtshauptmannschaften zu ersuchen, durch Schreiben an die Gemeinden auf die grossen Vor theile der Bepflanzung der Strassen mit Obstbäumen hin- zuweisen 2 ), wobei der Kreisverein vielleicht noch in Aus sicht zu stellen hätte, dass bei Abnahme grösserer Mengen i Obstbäume durch Lausitzer Gemeinden denselben bei Ab nahme von mindestens 100 Stück ein Rabatt von 20 Pro- | zent gewährt werde. Es würde ein solcher Rabatt wohl einen Theil der Beihülfe bilden, welche der Antragsteller zur Erreichung seines Zieles ebenfalls fordert. Diese Ver günstigung könnte noch durch baare Zuschüsse des Kreis vereins erhöht werden. Wie mir mitgetheilt wurde, ist eine Herabsetzung der Preise der Obstbäume für nächstes Jahr zu erwarten 8 ), was i die Kauflust seitens der Gemeinden umsomehr erregen dürfte, als die Preise vielfach für zu hoch gelten 1 ). Ich beartrage daher, der Kreisverein wolle beschliessen: ■ 1. An' die Königlichen Amtshauptmannschaften das Gesuch zu richten, dieselben wollen die' Gemeinden zur Bepflanzung der öffentlichen | Wege mit Obstbäumen auffordern; 2. in den nächsten Voranschlag eine Summe einzustellen zum Zwecke der Unterstützung j von Gemeinden zur Ausführung von Obst- i anpflanz ungen 5 ); 3. eine Mittheilung an Gemeinden und land- wirthschaftliche Vereine zu erlassen, worin ; denselben der grosse Nutzen der Obstpflan zungen vor Augen geführt wird. v. Prosch: Es geschieht schon sehr viel zur Förde rung des Obstbaues; ein misslicher Umstand ist es aber, B. d. R. 1) Aus den Anlagen der Gartenbauschulen? 2) Und insbesondere auf die Baumschulen der Berufshandels gärtner behufs Deckung des Bedarfs aufmerksam zu machen. 3) Bei den jetzigen Preisen wirklich sehr erfreulich zu hören! 4) Eine derartige Ansicht kann nur auf mangelndem Verstand- niss für die Sache beruhen. 5) Gerade diesen Antrag, welcher sich um die thatsächliche Unterstützung handelt, hat man auf sich beruhen lassen! dass das Obst nicht mit Vortheil verkauft werden kann. Man wird dahin zu wirken haben, dass eine bessere Ver- werthung des Obstes möglich ist 6 ). Prof. Heiden. Die Klage, dass unsere schönen Obst bäume ins Ausland gehen, hört man häufig, auch dass die Bäume zu theuer seien. Thatsache ist, dass die Leute für Obstbäume nicht viel ausgeben wollen und lieber billiges aber schlechtes Material auf dem Markte kaufen. (Sehr richtig!) Die Gemeinde Hochkirch habe eine Obstanlage gemacht und die Bäume dazu aus der Obst- und Garten bauschule bezogen, die Anlage stehe prachtvoll und werde bald reichen Ertrag geben. Der Kreissekretär (Direktor Brugger-Bautzen): Die Preise der Obstbäume aus der Obst- und Gartenbauschule seien in Ansehung der Qualität sogar sehr billig 7 ). Man müsse in Rücksicht ziehen, wie viel Arbeit diese Bäume brauchen, damit sie ein so reiches Wurzel werk erlangen, dass ihr Fortkommen auchunter den ungünstigsten Verhältnissen gesichert sei, damit sie ferner einen kräftigen Stamm mit schöner Krone erhalten. Ebenso müsse auf die Richtigkeit der Sorten die grösste Sorgfalt verwendet werden. Dass die Bäume nach Oesterreich schon seit mehreren Jahren, Abgang finden, sei ein Zeichen, dass man die Qualität der Bäume anderwärts mehr schätze als hier. Was die gehörte Klage über man gelnde Verwerthung des Obstes betrifft, sei zu bemerken, dass noch vor 10 Jahren der Scheffel Wirthschaftsobst zu 80 Pf. bis 1 Mk. zu haben gewesen sei, während in den letzten Jahren der Gentner mit 3—4 Mk. bezahlt wurde, was dem Umstand zuzuschreiben sei, dass eine grössere Zahl von Geschäften entstanden ist, welche die Verarbei tung des Obstes betreiben und dass Obstprodukte, weil zu erlangen, auch mehr begehrt werden. Die Landwirthe müssten, wenn sie für Obst Absatz finden wollten, das selbe selbst ernten und zu Markt bringen, ähnlich wie dies auch bei anderen landwirthschaftlichen Produkten der Fall sei. Die Geschäfte, welche sich mit Herstellung von Obst wein beschäftigen, können sich nicht mit der Obsternte befassen. Der Vorsitzende empfiehlt den Antrag 1 zur An nahme; Antrag 2 decke sich mit einem Antrag, der im Obstbauverein Bautzen* gestellt worden nnd z. Z. noch in Verhandlung sich befinde, also hier in Wegfall kommen könne; Antrag 3 sei warm zu unterstützen. Von Pomm- ritz sind ihm Mittheilungen aus der Wirthschaftsrechnung zugekommen, wonach auf diesem nur 201 Acker grossen Gute die Erträgnisse der letzten zehn Jahre im Durch schnitt 440 Mk. betragen haben nebst einem durchschnitt lichen weiteren Beitrag von 40 Mk. für Beeren aus dem Garten. Es sei dies ein Erträgniss, welches Sicher Beach tung verdiene. Hähnel: Es handle sich hauptsächlich darum, Ab satz für die in unserer (!) Baumschule gezogenen Bäume zu schaffen und dahin zu wirken, dass dieses vorzügliche Material möglichst unsern Gemeinden nützlich werde 8 ). Die Baumschulverwaltung habe sich nach dieser Richtung hin alle Mühe gegeben 9 ). Es befinden sich Anlagen in der Lausitz, die wirklich zur Nachahmung aufmuntern können; er nenne die zu Hochkirch, Oehna, sowie die des Herrn Oekonomierath Steiger in Kleinbautzen. 6) Würde weit mehr den Aufgaben staatlich unterstützter, Insti tute entsprechen, als die Sucht durch Konkurrenz den Baumschulen betrieb den Berufshandelsgärtnern zu erschweren. 7) Hierbei ist nicht äusser Acht zu lassen, dass alle derartigen Anstalten noch der Beihilfe billiger Arbeitskräfte (Gartenbauschüler) und der pekuniären Unterstützung für den Betrieb geniessen; wie stehen sich demgegenüber aber die Produktionskosten für den Be rufshandelsgärtner ? 8) Wodurch den steuerzahlenden Berufshandelsgärtnern die Existenz möglichst erschwert wird! 9) Und macht den Berufshandelsgärtnern das Leben ziemlich sauer!