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Erzgebirgischer Volksfreund : 26.03.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-193503260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19350326
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19350326
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1935
-
Monat
1935-03
- Tag 1935-03-26
-
Monat
1935-03
-
Jahr
1935
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 26.03.1935
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Flandin r»fi -te Franzosen zur Einigkeit aus. Sein Vorbild lft Sowjekrutzland. Pari», 26. März. Ministerpräsident Flandin hielt gestern abend eine Rundfunkansprache, in der er u. a. ausführte: „Man hat Ihnen anaekündtgt, daß ich eine große politische Rede halten werde. Ich fürchte, daß Sie eine Enttäuschung erleben werben: Die Stunde der Gegenwart scheint wir «ehr Taten »orzuschreiben al» Reden. Aber die Semeindewahle« werden in sechs Wochen stattsinben, und bis dahin wird Frank- reich von einem Redeschwall widerhallen. Wenn die Worte des Regierungschef» im Lande einigen Kredit haben, so würde ich gern unterstreichen, daß dl« politische« Kämpfe «och nie so unangebracht gewesen sind wie heute. MaN wird sagen, wieder ein Aufruf zur Union, ja gewiß, wieder ein Aufruf und sogar ein kräftiger Aufruf zur Einigung. Gewöhnlich fügen die- jenigen, die einen solchen Aufruf lancieren, eine lange Reihe von Gefahren hinzu, die das Volk bedrohen. Seit dem Kriege haben sie mit Recht bald die äußere Gefahr, bald die innere Gefahr unter mehrfachen Formen anführen können. Es wäre mir nicht schwer, ei« ebenso schwarze» Bild von der Gegenwart zu zeichnen, aber ich bleibe ei» hartnäckiger Optimist. Wenn Frankreich Vertrauen in sich selbst hätte, würde über die Hälfte der Gefahren, von denen es sich bedroht fühlt, von selbst ausgeschaltet sein. Dolle« wir Vertraue« i« ««sere Stärke fasse«! Sie ist viel größer, als Sie sich durch die Brille eines gewissen Pessimismus vorstellen, der vielleicht im übrigen nicht immer auf reine Vaterlandsliebe zurückzuführen ist. Ich hätte keine große Sorge, wenn es sich nur um unsere mate- riellen Kräfte handeln würde. Denn es ist nicht wahr, daß soviel Milliarden, die für die Landesverteidigung seit 15 Jahren ausgegeben worden sind, nur vergeblich vergeudet würden. Ich würde auch nur wenig beunruhigt sein, hinsicht lich unserer moralischen Kräfte. Die Vaterlandsliebe ist in der Seele der Franzosen tief verwurzelt. Der Pazifismus, auf den sich einige berufen, und die Friedensliebe würden morgen ebensowenig wie gestern einem Auffruf zu de« Waffen für Vie Verteidigung de» Lande» widerstehen. Sorge bereitet mir, daß das Ausland unser eigenes Schlechtmachen ernst nehmen könnte. Die Geschichte wiederholt sich nicht immer in gleicher Weise. Das gebe ich zu. Aber glauben Sie, daß der Krieg uns aufgezwungen (?) worden wäre, wenn wir im Jahre 1913 und 1914 nicht das Beispiel entfesselter politischer Leiden schaften und tiefer Entzweiung unter uns gegeben hätten? Glauben Sie, daß vor 1870 die heftige Propaganda gegen das damalige Regime die Invasion (!) und die Niederlage nicht vorbereitet hätten? Wollen wir uns also in acht nehme« im Hinblick auf die Jahre 1935 und 1936! Schon vor zehn Jahren hat Mussolini erklärt, daß sie die entscheidende« Jahre für den Friede« darstellen. Wir wollen also um des Vaterlandes Willen nicht den Schein einer hilflosen Mannschaft auf einem treibenden Schiff geben. Wenn die Republik den Krieg 1914 hat ertragen müssen, so ist sie wenigstens siegreich aus ihm her vorgegangen, und heute wie gestern hat sie verstanden, eine ganze Reihe von Freunden und Bundesgenossen um sich zu scharen, deren Zahl mein hervorragender Mitarbeiter Laval glücklicher, und nützlicherweise vermehrt. Indem er ihre Zu- sammenarbeit entwickelt, weiß er, daß sie mit uns den Frieden Europas garantieren. Gewiß wird niemand ernsthaft be haupten können, daß alles in unseren Einrichtungen voll- kommen ist. Aber es trifft nicht zu, daß alles schlecht ist, und daß folglich ein Wechsel des Regimes erforderlich ist. Der Weg ist schwer. Aber trotzdem zanken sich die Reisenden. Jeder hat seinen Plan: Erinnert Sie das nicht auch an bittere geschicht- liche Ereignisse? Wenn ich Ihnen einen Ratschlag geben kann bevor Sie zu den Wahlen schreiten, so ist es der: Hüten Sie sich vor dem Geist des Schlechtmachens und der Disziplinlosigkeit. Um auf zubauen, muß man Vertrauen in die Zukunft haben und ver stehen, das vorhandene Material zu verwenden. Hinsichtlich der Gemeindewahlen wird Ihre Wahl sehr schnell getroffen sein, wenn Sie sich dabei an das Beispiel der von mir ge führten Regierung halten, nämlich, die Union derer, die die Republik nicht von Frankreich trennen. Welches Volk gibt uns im übrigen eine gleiche Lehre der Vaterlandsliebe als das Volk, das in dem Glauben, in seiner Integrität bedroht zu sein, mit Hingabe seine rote Armee feiert und mit gerechtem Stolz immer mehr Milliarde« kür seine Landesverteidigung opfert? Die Jugend, bas weiß ich, weil ich sie liebe, hat weder ihren Glauben an die Tugend der Vaterlandsliebe als das Volk, das in dem Glauben, in seiner Die Jugend hat keine Lehren von denjenigen anzunehmen, die die Arbeitslosigkeit und den Krieg als ein unvermeidliches Uebel geduldet haben. Der Ministerpräsident schloß: Die ungläubigen Demagogen und Gewinnler sollen schweigen, vorwärts morgen für die Republik und Frankreich! Paris, 25. März. Außenminister Laval hat beschlossen, seine Moskauer Reise erst nach dem Zusammentritt des Völker- bundsrates anzutreten. Man rechnet damit, daß er gegen den 20. April nach Moskau abreist. * * * Neue Hetzrede Herrlols» Paris, 25. März. Minister Herriothat in einer Rede bei einem Festessen die Erhöhung der Dienstzeit begründet. Die französische Regierung treibe eine Derteidigungspolitik. Deutschlands Heer habe sich immer vergrößert, während Frank reichs Heer infolge der Auswirkungen des Geburtenausfalles der Kriegsjahre auf die Hälfte zusammenschmelze und nicht mehr zur Verteidigung ausreiche. Herriot widmete einen weh mütigen Satz dem Gedanken, daß gerade die Söhne der gefal- lenen Frontkämpfer eine längere Militärdienstzeit auf sich nehmen müßten. Er stellte die Frage, welcher Festungsgürtel an der französisch-schweizerischen Grenze vorhanden sei, wenn die Neutralität der Schweiz verletzt werde. Die Einführung der Wehrpflicht in Deutschland habe ihn keineswegs über rascht, und er habe im Grunde genommen eine klare Lage lieber, denn jetzt wisse Frankreich Bescheid. Man sei Deutsch land viel zu sehr nachgelaufen (l). Selbst wenn ein Land Grund zur Beschwerde habe, dürfe es nicht einen internatio- nalen Vertrag „zerreißen*. Zum Schluß nahm Herriot das Verdienst für sich in Anspruch, die Aufnahme der Sowjet» in den Völkerbund vorbereitet zu haben. Pari», 26. März. „Populaire" will wisse«, daß der heute zusammentretende Ministerrat Über eine» großen Staate, kredit zur Deckung der erhöhten Militärausgabe« bei der Bank von Frankreich Beschluß fassen werde. „Gazetta Polska" über da» Verhältnis England-Frankreich. Warschau, 26. März. „Gazetta Polska" schreibt in einem Bericht aus England, die letzten Tage hätten infolge des selbständigen Vorgehens Englands einen Schatten auf die französisch-englischen Beziehungen geworfen. Für England be- stehe die engnsch-französische Entente lediglich für den Kriegs fall, nicht aber, soweit es um die Methoden des Friedensauf baues gehe. Hier ändere sich die Grundlinie der englischen Politik nicht, die immer gegen das Uebergewicht irgendeiner europäischen Großmacht oder eines Blockes sich wende, der den anderen Staaten seinen Willen diktiere und letzten Endes zu kriegerischen Katastrophen führen würde. Wenn man in Frank reich die Entente richtiger einschätze, hätte man sich viele pein- liche Ueberraschungen ersparen können. Die „lateinische Solwaritüi". Mailand, 26. März. „EorierredellaSera" über schreibt seinen Leitartikel mit den Worten: „Einig bleiben!*, und weist darauf hin, daß die Haltung der einzelnen Staaten aus taktischen und innerpolitischen Erwägungen und aus Gründen des Temperaments verschieden sei, daß aber der Hintergrund ihrer Beziehungen immer der gleiche geblieben sei, nämlich die Notwendigkeit, gegenüber etwaigen Bedrohungen einen euro päischen Friedensblock aufrechtzuerhalten. Die Westmächte und Italien hätten nicht die Absicht, Deutschland für immer in einen moralisch und auch militärisch untergeordneten Zustand zu halten. Etwaige Zugeständnisse würden nicht wegen, sondern trotz des deutschen Handstreiches gemacht werden. Da» RL- stu«g»problem bild« mit andere« Problemen, nämlich mit dem Ostpakt und der Frage der Nichteinmischung Deutschlands in den Donanraum, eine unzertrennbare Einheit. Wenn in dieser Hinsicht keine Einigung zustande komme, so bestehe keine Klar heit über die Bedeutung der deutschen Aufrüstung. Sie bleibe dann notwendigerweise bedrohlich und unerträglich (!!). Die italienisch-französische Freundschaft sei durch den deutschen Handstreich nur noch fester geworden, was bedeute, daß 85 Mil- none» bewaffneter Lateiner (I!) entschlossen seien, ihre Frei heit und ihre Zivilisation zu verteidigen. Sie hätten auch Freunde, auf die sie zählen können. Die sranzvstsche Seerüslung. Pari», 26. März. Di« Kammer nahm gestern mit 458 gegen 123 Stimmen das Flott«»bauprogram« 1935 an. Dar- nach werden 1985 ein Linienschiff und zwei Torpedoboote, so wie zu einem späteren Zeitpunkt ein zweites Linienschiff auf Kiel gelegt. Dazu werden zunächst 1064 Millionen Franken (etwa 180 Mill. RM.) bewilligt. In der Aussprache erklärte der Abg. Bouesse, daß die großen, gut gepanzerten und vor Luftangriffen geschützten Kreuzen erforderlich seien, um die Verbindungen Frankreich» mit seinen Kolonien zu gewähr leisten. Der Redner empfahl ferner die Ausstattung von Flugzeugen mit Geschützen zu 7,5 cm. — Der linksgerichtete Abg. Roynoud warf der Regierung vor, eine durch die Ereig nisse überholte Vorlage eingebracht zu haben. Müßte nicht Deutschland durch seine Erfindungen Frankreich viel größere Sorgen bereiten? — Der Kriegsmarineminister Pletri be merkte in einem Zwischenruf: „Die .Deutschland* erregte viel mehr Aufsehen, solange man sie nicht kannte, al» jetzt, nach dem man sie kennt* — Roynoud erwiderte, daß das jetzt auf Kiel zu legende Linienschiff erst nach vier Jahren und da» zweite, das ebenfalls 785 Millionen Franken kosten werde, 1940 fertig sein solle. Warum würden so hohe Ausgaben nicht für dringendere Erfordernisse verwandt? Es sei viel leicht nicht zweckentsprechend, daß Frankreich sich auf die Ab- rüstungskonserenz begebe und dabei den Eindruck erwecke, daß es von vornherein an sie nicht glaube. Was werde die Re gierung tun, wenn Deutschland den Bau dieser Schlachtschiffe zum Vorwand nehmen würde, um ein Schiff zu bauen, das jegliche Erwartungen übertreffe? Die Kammer verabschiedete mit 451 gegen 11 Stimmen den Gesetzesvorschlag über die Organisierung der passive« Luft verteidigung, wonach der Staat 99 v. H. der Kosten für den Bau von bomben, und gassicheren Unterständen trägt, während die Gemeinden sich mit 1 v. H. zu beteiligen haben. Verschie dene Redner unterstrichen die Notwendigkeit der Anlage einer größeren Anzahl von Unterstanden. Die Gesamtausgaben wer den auf etwa vier Milliarden Franken geschätzt. In der Be- gründung des Gesetzes wird auf die Maßnahmen hingewiesen, die in Rußland und Deutschland zum Schutze der Zivilbevölke rung gegen Gasangriffe getroffen worden seien. Die Welt wisse, daß Frankreich niemals einen Krieg erklären werbe. Man müsse aber leider mit der Möglichkeit rechnen, angegriffen zu werden. Der ehemalige Luftfahrtminister Pierre Eot wies daraf hin, daß die aktive Verteidigung die einzig wirksame sei. Daher müsse die gesamte aktive Verteidigung in der Hand des Luftfahrtministeriums zusammengefaßt werden. Allgemeine Wehrpflicht in Oesterreich und Angern? Wien, 26. März. Bundeskanzler Schuschnigg hielt gestern bei einem Bezirksappell der Vaterländischen Front eine Rede, in der er di« Gleichberechtigung für Oesterreich forderte und dabei sagte: Diese Stunde fällt in eine Zeit, in der die Welt mit Spannung geladen ist. Es ist wahrhaft furchtbar zu sehen, daß kein Menschenalter vergangen ist seit dem großen Erleben jener Generation, der die Mehrzahl von uns angehörten, und schon wieder geht die bange Frage durch die Welt und beun- ruhigt in Europa fast in allen Sprachen die Gemüter: Krieg oder Frieden (?I). Aus diesem Grunde ist es eine Selbstver ständlichkeit, die bereits in der großen Welt ihr Echo gefunden hat, daß auch unser Oesterreich die Gleichberechtigung aller Völker für sich fordert und für sich durchsetzt. „New Dort Herold* meldet aus Genf, Oe st erreich habe die Regierungen der interessierten Mächte benachrichtigt, daß es di« Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wünsche. Oesterreich würde dann ein Heer von rund 100000 Mann erhalten, wäh- rend der Friedensvertrag ihm 30000 Mann zugesteht. Auch die ungarische Regierung soll beabsichtigen, die allge meine Wehrpflicht wieder einzuführen. * Budapest, 25. März. In einer Wählerversammlung der Partei der nationalen Einheit erklärte Ministerpräsident SÜmbö», di« europäische Lage betrachte er als außerordentlich schwierig, weil jene, die Lie europäische Krise lösen wollten, nicht den Kern der Frage suchten, sondern auf taktischer Grund- läge immer daran dächten, wie man andere Nationen knebeln könne. Derjenige, der die europäische Frage wirklich lösen wolle, soll die Ungerechtigkeiten «nd Demütigungen be. fettigen, die den sogenannten besiegten Staaten auferlegt wor- den seien. Deutchland habe die Gleichberechtigung verlangt und, nachdem sie hm nicht gewährt worden sei, Kat es sich selbst diese Gleichberechtigung unter Berufung' auf seine Souverä nität gegeben. Ungar« kö««e Deutschland ans diesem Weg« nicht fotze», «eil Ungar» al* Mitglied de» Völkerbünde» da» gleiche Ansuchen vor den Völkerbund bringe« werde. Wir hoffen, fuhr Gömbös fort, daß wir, gestützt aus unsere italie. «ischen Freunde (!) und auf alle jene, die sich auch bisher als unsere Freunde erwiesen haben, das Ziel erreichen werden. Ungarn will in internationaler Beziehung seine Interessen auch vom wirtschaftspolitischen Gesichtspunkt aus vertreten. „Vorsichtiger Optimismus." Rothermere für «ine« Dreibund England-Deutschland- Frankreich. London, 26. März. „Daily Mail* erhebt Ein- spruch gegen de» Sedanke« des Abschlnffe» irgendeines Paktes zwischen der britischen Regierung und Moskau und erklärt, eine Einkreisunaspolitik, die von mancher Seite be fürwortet «erde, würde Europa keine Sicherheit geben. * London, 25. März. Ueber die deutsch-englische» Vespre- chungen in Berlin veröffentlichen die Blatter ausführliche Berichte ihrer Korrespondenten. Da über den Verlauf vorerst nur wenig berichtet werden kann beschränken sich die Blätter auf die Wiedergabe von Aeußerlichkeiten, wobei die freundliche Begrüßung hervorgehoben wird, die den englischen Gästen in allen Kreisen zuteilgeworden ist. Nach einer Reuter-Meldung wird in britischen amtlichen Kreisen ein vorsichttger Opttmis- mus zur Schau getragen. Einer der britischen Derhandlungs- teilnehmer habe erklärt, die Aufgabe bestehe nicht darin, Dor- schläge abzulehnen oder Zugeständnisse zu machen, sondern Informationen zu erhalten. Man ziehe es daher vor, nicht von Verhandlungen, sondern von Unterhaltungen zu sprechen. Die „Evening News" nennt den Ostpatt die unbekannte Größe der Berliner Konferenz. Es sei anzunehmen, daß nicht nur die englischen Gäste sich über die deutsche Politik, sondern auch die deutschen Gastgeber über die englische Europapolitik zu unterrichten suchten. Diese Politik, so schreibt das Rother- mere-Blatt, sei weit nebelhafter als die deutsche und eine Quelle allgemeiner Unsicherheit. Es sei nur zu verständlich, wenn sich Deutschland jedem Abkommen widersetze, da» von dem guten Willen Sowjetrußlands abhänge. Da« einzige ver- nünftige Ziel, das zurzeit erreicht «erden könne, sei ein Drei bund zwischen Frankreich, Großbrttaunie« und Deutschland, denn diese drei Länder hätten keine entgegengesetzte« Zitter- essen. „Warum", so fragt das Blatt, „sollen die Aussichten einer gütlichen Verständigung durch «in Hineinziehen Sowjet- rußlands oder irgendeines anderen Oststaates verdorben wer- den? Deutschlands Beziehungen zu feinen östlichen Nachbarn sind seine Angelegenheit. Die „Evening News* wider- spricht zum Schluß entschieden der Auffassung, als ob Deutsch- land aus unvernünftigen oder überspannten Forderungen be- stehe. Auch der liberale „Star" wendet sich gegen die De- hauptung, daß die deutschen Ansprüche und die Haltung Eng lands und seiner früheren Verbündeten unversöhnlich seien. An anderer Stelle schreibt das Blatt, daß die Entrüstung über die deutsche Aufrüstung seltsam sei, denn der Duce selbst habe noch vor einem Jahr Deutschland ermutigt, eine Armee von 300000 Mann zu fordern. „Times" schreibt: Wenn Hitler seine britischen Besucher und durch sie die übrige Welt überzeugt, daß eine verstärkte Armee wirklich nur dazu be stimmt ist, ihm die Gleichheit der Rechtsstellung und Gleichheit der Verhandlungen mit anderen Ländern zu geben und nicht für aggressive Zwecke verwendet werden soll, dann mag Europa an der Schwelle einer Aera stehen, in der Aenderungen ohne Gewaltanwendung vorgenommen werden können. * * Was Frankreich gerne sehen möchte. Paris, 26. März. Berlin steht im Vordergrund der Betrachtungen der Blätter, die nicht ohne Gehässigkeiten die verschiedensten Mutmaßungen Über de» angeblichen Inhalt der Besprechungen zwischen dem Reichskanzler und Sir Joh» Simo» und Ede» anstelle». Die französischen Zeitungen weisen übereinstimmend darauf hin, daß dl« Stimmung am Montag mittag in Berlin auch in englischen Kreise» optimistisch sei. Sie beschränken sich aber im übrigen darauf, auf die Tatsache hi^uweisen, daß der Führer schon am Montag vormittag den Besprechungen beigewoknt hat. Was bestimmte französische Kreise als Ergebnis der deutsch-englischen Besprechungen am liebsten sehen möchten, darüber gibt der „Temps" Aufschluß, der schreibt, es gebe nur eines, um Deutschland zu ernstem Nachdenken zu zwingen, und das wäre, es vor die Alternattve zn stellen, zwischen luter- nationaler Zusammenarbeit und der wirtschaftlichen sowie der politischen Isolierung zu wählen. Man müsse sich mit Recht fragen, ob die Methode Mussolinis, die darin bestehe, sich bei Verhandlungen auf eine effektive Macht zu stützen, nicht die geeignetste sei, um nützliche und dauerhafte Ergebnisse zu erzielen. Nach einer Havasmeldung vom heutigen Dienstag bestehe hinsichtlich des Wiedereintritts Deutschlands in den Völker bund bei den Berliner Verhandlungen die einzige Schwierig- keit in der Beschwerde der französischen Regierung und man frage sich, wie man diese Spitze beseitigen könne. Hinsichtlich der Rüstungen zu Lande und in der Luft scheine Deutschland folgenden Standpunkt zu vertreten: Deutschland sei gezwun- gen, sich einen Sicherheitskoeffizienten zu verschaffen, der der Gefahr entspreche, der Deutschland ausgesetzt sei. Die Fort- schritte de» Flugwesens setzten Deutschland der Gefahr von Luftangriffen von allen Seiten hex aus. Die bestehenden oder in Vorbereitung befindlichen Bündnisse zwängen Deutschland auf diese Gefahren Rücksicht zu nehmen. — Journal* schreibt: Berlin stelle London Moskau entgegen. Der schlimmste Feh ler den Frankreich machen könnt«, wäre, sich den Anschein zu geben, al» ob e» Moskau London entgegenstelle. Heute wür den Sir John Simon und Eden Hitler und Neur«h antwor- ten. Die Schlacht sei im Gange. Die Deutschen täten so, al»
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