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No. 11. Berlin, 1. Juni 1894. IX. Jahrgang. Eigenthum des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Organ des Gartenbau-Verbandes für das Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung der hervorragendsten Fachmänner des In- und Auslandes. Das „Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc.“ erscheint am i. und 15. jeden Monats. Abonnementspreis für Nicht- Verbandsmitglieder pro Jahrgang 7 Mk. 50 Pf.; für Verbandsmitglieder kostenlos. Redaktion: 0. Junge, Steglitz-Berlin, Geschäftsführer des Verbandes der Handels gärtner Deutschlands. Verlag: Verband der Handelsgärtner Deutschlands, eingetragen auf Seite 179, Band VT, des Genossenschaftsregisters des Kgl. Amtsgerichts zu Leipzig. Bekanntmachung. Die ordentliche Hauptversammlung des Verbandes findet in diesem Jahre am 10. August und ff. in Magdeburg statt. Anträge, welche auf dieser Hauptversammlung zur Verhandlung kommen sollen, müssen so zeitig eingereicht werden, dass, sie vor der Versammlung zweimal im Handelsblatte veröffentlicht werden können. Leipzig, 31. Mai 1894. Der Vorstand des Verlbandes der Handelsgärtner Deutschlands. C. van der Smissen, Vorsitzender. Ueber Preise in der Gärtnerei. In einer der letzten Nummern dieses Blattes befindet sich ein Artikel: „Ein unerhörter Preisunterschied“, welcher recht drastisch durch Beispiel darthut, wie sehr ver schieden, ja verlockend die Preise auf dem Gärtnermarkte sich bewegen. Schreiber dieses nimmt hierauf Veran lassung, auch etwas über die Preisverschiedenheit mitzu- theilen, und will versuchen, durch eingehendere Betrach tung diesem allgemeinen Uebelstande näher zu treten und zugleich Winke angeben, wie die grossen Preisunter schiede als Nachtheil der Gärtnerei möglichst gesteuert werden können. Ich kam vor einiger Zeit in eine Handelsgärtnerei und kaufte neben einigen anderen Pflanzen auch 2 Gold lack, die ich, obwohl ich sie noch in Menge selbst hatte, augenblicklich brauchte, und es sich nicht lohnte, die zwei Pflanzen extra zu holen. Aber wie staunte ich, als durch schnittlich der Preis 25 Pf. per Stück sein sollte. Als ich Betreffenden die verhältnissmässige Höhe des Preises, zumal einem Geschäftskollegen gegenüber, vor Augen hielt, bekam ich schliesslich die zwei Goldlack zu einem annehmbaren Preise. Tags darauf etwa hielt in einer Strasse Düsseldorfs eine Hammer Gemüsegärtnerin (aus Hamm, einem Vororte Düsseldorfs), die neben einigen Milchkannen besonders ihr sogenanntes Dreirad mit Stief mütterchen, Goldlack, Nelken und Bellis gefüllt hatte, welche sehr wahrscheinlich auf der Strasse veräussert werden sollten. Aha, dachte ich, die kommt mir mal recht. Ich lenkte meine Schritte darauf hin und meine erste-Frage war: „Was kosten die Goldlack?“ das Stück 8 Pf.“ war die Antwort, „und die Nelken?“ „6 und 8 Pf. das Stück, Stiefmütterchen das Dutzend 40 Pf.“, alles schöne Pflanzen“, meinte die Verkäuferin und stände mir das Aussuchen frei. „Wollen Sie sich nicht welche mit nehmen? Auch kann ich Ihnen die Pflanzen schicken“, meinte weiter die verkaufslustige Händlerin. Meine Ant wort war, dass ich augenblicklich keine Pflanzen brauchen könne, ich mich vielmehr nur nach den Preisen erkundigen wolle, und mich bis später empfahl. Weitere Worte vernahm ich nicht, doch darf ich annehmen, dass ein miss trauischer oder gar verwünschter Blick auf meinem Rücken haftete. Zu erwähnen ist, dass die Pflanzen den Preisen entsprechend wirklich schön waren; nur war ein Fehler der, dass Goldlack und Nelken, wie auch Stiefmütterchen theilweise nicht ein bischen Ballen hatten. Es ist den Düsseldorfer Gärtnern bekannt, dass die Hammer Ge müsebauer, wie auch andere Gemüsezüchter der Um gegend Düsseldorfs, besonders im Frühjahre den Düssel dorfer Markt mit Blumen fast überschwemmen und dem Handelsgärtner am Platze eine empfindliche Konkurrenz bereiten, da erstere die Waare oft genug zu Spottpreisen losschlagen, was gerade für den Handelsgärtner in der Stadt sehr nachtheilige Folgen hat, da dieser doch nicht zu Preisen verkaufen kann, die für den Gemüsebauer der Aussenorte noch gewinnbringend sind. Hierin lässt sich vorläufig noch nichts thun, so lange besonders unter den Handelsgärtnern die nöthige Einigkeit mangelt. Aber verderben die Gemüsebauern in der billigen Veräusserung der Florblumen dem Handelsgärtner das Geschäft, so sind jene Goldlack, die einem Handelsgärtner zu 25 Pf. ange boten wurden, entschieden zu theuer. Da ist der Düssel-